Linderbach

Ortsteil der Stadt Erfurt

Linderbach ist ein Ortsteil der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt.

Linderbach
Landeshauptstadt Erfurt
Koordinaten: 50° 59′ N, 11° 6′ OKoordinaten: 50° 58′ 44″ N, 11° 5′ 59″ O
Höhe: 210 m ü. NN
Fläche: 3,12 km²
Einwohner: 946 (31. Dez. 2021)
Bevölkerungsdichte: 303 Einwohner/km²
Eingemeindung: 14. März 1974
Eingemeindet nach: Linderbach-Azmannsdorf
Postleitzahl: 99098
Vorwahl: 0361
Karte
Lage von Linderbach in Erfurt
Dorfkirche (Lage→)
Dorfkirche (Lage→)

Geografie Bearbeiten

Linderbach liegt etwa vier Kilometer östlich der Erfurter Altstadt. Die Umgebung ist landwirtschaftliche Nutzfläche und nahezu waldfrei. Das Dorf liegt am Linderbach, einem Nebenfluss der Gramme, in den im Ort der Petersbach einmündet. Nachbarorte sind Erfurt im Westen, Azmannsdorf im Norden, Hochstedt und Mönchenholzhausen im Osten sowie Büßleben und Urbich im Süden.

Geschichte Bearbeiten

Linderbach ist jünger als die meisten Orte der Umgebung, es wurde erst 1104 erstmals urkundlich erwähnt. Im Güterverzeichnis des Erfurter Petersklosters hieß der Ort Linderbeche. 1343 wurde Linderbach von den Grafen von Gleichen mit der Grafschaft Vieselbach an die Stadt Erfurt verkauft. In der Folgezeit wurde es ein Küchendorf Erfurts. In Linderbach gab es auch ein Klostergut des Erfurter Martinsstifts. Im 15. Jahrhundert teilten die Stadträte die Besitzungen Erfurts in sieben Vogteien (vergleichbar mit heutigen Gemeinden) auf, wobei Linderbach der Vogtei Kerspleben zugeordnet wurde. 1706 kam es bei einer Verwaltungsreform zum Erfurter Amt Azmannsdorf. Im Rahmen der Säkularisation wurde Kurmainz, zu dem Erfurt gehörte, 1802 aufgelöst. Erfurt und die umliegenden Gegenden wurden preußisch. Allerdings wurde auf dem Wiener Kongress 1815 beschlossen, einige östlich von Erfurt gelegene Dörfer einschließlich Linderbach dem Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (Amt Vieselbach) anzugliedern. Somit gehörte Linderbach von 1922 bis 1945 zum Landkreis Weimar, während Erfurt preußisch blieb. Die Staatsgrenze zwischen Weimar bzw. später Thüringen und Preußen verlief unmittelbar westlich von Linderbach, woran ein erhaltener Grenzstein an der Weimarischen Straße erinnert. 1952 kam das Dorf zum Kreis Erfurt-Land im Bezirk Erfurt. Mit der Gemeindefusion 1974 entstand Linderbach-Azmannsdorf. Diese Gemeinde bestand bis zur Eingemeindung nach Erfurt 1994.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr 1843 1910 1939 1995 2000 2005 2010 2012 2016 2020 2021
Einwohner 161[1] 250[2] 485[3] 570 801 793 781 833[4] 875[5] 932[6] 946[7]
  • Der stetige Bevölkerungszuwachs der letzten Jahre ist vor allem auf den Neubau von Wohngebieten im Norden von Linderbach zurückzuführen.

Wirtschaft und Verkehr Bearbeiten

 
Ortsverwaltung
 
Kriegerdenkmal
 
Notstein zur Erinnerung an die Dürre 1893

Bei Linderbach liegen zwei der größten Gewerbeflächen der Stadt Erfurt. Im Westen befindet sich der „Businesspark Neuschmidtstedt“ und im Osten das Güterverkehrszentrum Vieselbach.

Linderbach liegt an der Schnittstelle zweier Schnellstraßen: der Bundesstraße 7 Erfurt–Weimar in West-Ost-Richtung und der Erfurter Osttangente (A71-Dreieck Erfurt-Nord–A4-AS Erfurt-Ost). Landstraßen gibt es nach Büßleben und Azmannsdorf.

An den ÖPNV ist Linderbach über die Stadtbusse 51 (Hochheim–Erfurt–Linderbach–Windischholzhausen) und 52 (Niederzimmern–Linderbach–Erfurt) sowie den Regionalbus 153 (Erfurt–Linderbach–Klettbach) angebunden.

Seit Juni 2009 verbindet ein Rad- und Fußweg Linderbach mit Azmannsdorf, 250.000 Euro wurden durch die Stadt Erfurt in die 530 m lange Distanz investiert.[8]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Kirche Unserer lieben Frauen (Linderbach): sie weist im nordwestlichen Bereich noch romanische Bestandteile auf, das Langhaus hochgotische. Der Altar stammt aus der Zeit um 1500, das Innere ist reich an Schnitzwerk. Die Schultze-Orgel wird auf die Mitte des 19. Jahrhunderts datiert.
  • Kriegerdenkmal (1914–1918) mit einem verbauten Waidstein vor der Kirche.
  • Linderbacher Notstein: er erinnert an die außerordentliche Trockenheit mit ihren Folgen in Linderbach und der ganzen Region im Jahre 1893. Der Gedenkstein auf dem Anger (heute: Edmund-Schaefer-Platz) wurde in restauriertem Zustand am 25. November 2010 der Öffentlichkeit feierlich übergeben. Der Linderbacher Bürgerverein hatte sich dafür eingesetzt und auch die meisten Mittel aufgebracht.
  • Lindenbestandener Anger

Literatur Bearbeiten

Linderbacher Bürgerheft. 900 Jahre Linderbach. Hrsg.: Festkomitee Linderbach. Druck: Fehldruck Erfurt, 2004

Weblinks Bearbeiten

Commons: Linderbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Johann Friedrich Kratzsch: Lexicon der sämmtlichen Ortschaften der Deutschen Bundesstaaten. Naumburg, 1843.
  2. Uli Schubert: Landkreis Erfurt. Linderbach. In: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900. Abgerufen am 30. Mai 2023 (Einwohner 1. Dezember 1910).
  3. Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Weimar. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 30. Mai 2023.
  4. Stadtteil - Linderbach. (Memento vom 19. Dezember 2013 im Internet Archive) Bevölkerung mit Hauptwohnsitz am 31. Dezember 2012. In: Stadtverwaltung Erfurt.
  5. Stadtteil - Linderbach. (Memento vom 25. Januar 2017 im Internet Archive) Bevölkerung mit Hauptwohnsitz am 31. Dezember 2016. In: Stadtverwaltung Erfurt.
  6. Erfurter Statistik, Daten und Fakten 2021. (PDF; 607 kb) Landeshauptstadt Erfurt, Stadtverwaltung, 30. April 2021, abgerufen am 14. April 2023 (Bevölkerung der Stadtteile mit Stand 31. Dezember 2020).
  7. Stadtteil - Linderbach. (Memento vom 2. März 2023 im Internet Archive) Bevölkerung mit Hauptwohnsitz am 31. Dezember 2021. In: Stadtverwaltung Erfurt.
  8. „Neuer Radweg“, Thüringische Landeszeitung, 18. Juni 2009