Limacus

Gattung der Familie Schnegel (Limacidae)

Limacus ist eine Gattung (oder Untergattung) der Nacktschnecken-Familie der Schnegel (Limacidae) aus der Unterordnung der Landlungenschnecken (Stylommatophora). Sie wurde früher meist als Untergattung von Limax oder als Synonym von Limax angesehen. In vielen neueren Arbeiten wird sie nun als eigene Gattung aufgefasst, in anderen Arbeiten als Untergattung von Limax. Die Gattung umfasst derzeit nur zwei Arten, die ursprünglich wohl auf Südeuropa beschränkt waren. Inzwischen ist aber eine der beiden Arten anthropogen nahezu weltweit verschleppt worden und kann dort als Neozoe beträchtliche Schäden an Kultur- und Gartenpflanzen anrichten.

Limacus

Bierschnegel (Limacus flavus)

Systematik
Ordnung: Lungenschnecken (Pulmonata)
Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Überfamilie: Limacoidea
Familie: Schnegel (Limacidae)
Unterfamilie: Limacinae
Gattung: Limacus
Wissenschaftlicher Name
Limacus
Lehmann, 1864

Merkmale Bearbeiten

Die beiden Vertreter der Gattung Limacus werden erwachsen etwa 7 bis 13 cm lang und sind vergleichsweise schlank. Der Kiel ist kurz und nur undeutlich ausgebildet. Die Farbe ist variabel, jedoch herrschen Gelbtöne bis Grüntöne vor. Das Farbmuster besteht aus unregelmäßig, nicht in Reihen oder Gruppen angeordneten, dunkleren Flecken. Der Darm weist drei Schlingen auf, von denen die 3. Schlinge sehr kurz ist. Die beiden Arten der Gattung besitzen zudem einen langen Blinddarm (im Gegensatz zu anderen Gattungen der Schnegel). Die Bursa copulatorix hat eine Verbindung zum Eileiter (nicht zum Penis wie bei den anderen Gattungen der Limacinae). Der Penis ist kürzer als die halbe Körperlänge. Prostata und Uterus, beide eng aneinanderliegend, ziehen sich fast bis zum Atrium, wo sie sich nicht weit entfernt von der Albumindrüse vereinen. Der Spermovidukt ist daher sehr kurz.

Geographische Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise Bearbeiten

Das Verbreitungsgebiet der beiden Arten war ursprünglich wahrscheinlich auf Süd- und Westeuropa beschränkt. Inzwischen ist zumindest der Bierschnegel anthropogen nicht nur europaweit verschleppt, sondern weltweit in gemäßigte Klimabereiche. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet ist daher nur sehr schwer abzugrenzen. Der früher als Kulturfolger des Menschen in Kellern häufige Bierschnegel ist heute aufgrund der besseren Lagerung von Lebensmittelvorräten selten geworden, in einigen Regionen ist er sogar vom Aussterben bedroht. Die beiden Arten fressen totes, selten auch frisches Pflanzenmaterial.

Taxonomie Bearbeiten

Das Taxon wurde 1864 von Rudolf Lehmann erstmals wissenschaftlich beschrieben[1]. Einzige Art der neuen Gattung war Limacus breckworthianus, eine vermeintlich neue Art aus „Breckworth“ (Ort ließ sich nicht lokalisieren), Bundesstaat Victoria, Australien. Später stellte sich heraus, dass diese Art ein jüngeres Synonym von Limacus flavus (Linnaeus, 1758) (Bierschnegel) ist, eine bereits damals nach Australien verschleppte europäische Art. Meist wurde Limacus als Untergattung von Limax angesehen oder als jüngeres Synonym von Limax. Heute wird Limacus teils als eigenständige Gattung innerhalb der Unterfamilie Limacinae gewertet[2][3], teils als Untergattung von Limax[4].

Derzeit werden nur zwei Arten (sicher) zur Gattung gestellt:

Zwei weitere Arten sind unsicher. Sie werden von Evans (1986)[5] als gute Arten bewertet, dagegen verwirft Wiktor (2001)[6] sie als jüngere Synonyme von Limacus maculatus:

  • Limacus pseudoflavus Evans, 1978
  • Limacus grossui Lupu, 1971[7]

Belege Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Klaus Bogon: Landschnecken Biologie, Ökologie, Biotopschutz. 404 S., Natur Verlag, Augsburg 1990 ISBN 3-89440-002-1
  • Rosina Fechter und Gerhard Falkner: Weichtiere. 287 S., Mosaik-Verlag, München 1990 (Steinbachs Naturführer 10) ISBN 3-570-03414-3
  • Jürgen H. Jungbluth und Dietrich von Knorre: Trivialnamen der Land- und Süßwassermollusken Deutschlands (Gastropoda et Bivalvia). Mollusca, 26(1): 105–156, Dresden 2008 ISSN 1864-5127 PDF
  • Michael P. Kerney, R. A. D. Cameron & Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. 384 S., Paul Parey, Hamburg & Berlin 1983 ISBN 3-490-17918-8
  • Anatolij A. Schileyko: Treatise on Recent Terrestrial Pulmonate Molluscs Part 11 Trigonochlamydidae, Papillodermidae, Vitrinidae, Limacidae, Bielziidae, Agriolimacidae, Boettgerillidae, Camaenidae. Ruthenica, Supplement 2(11): 1467–1626, Moskau 2003 ISSN 0136-0027
  • Andrzej Wiktor: Die Nacktschnecken Polens. 182 S., Monografie Fauny Polski, Polska Akademia Nauk Zakład Zoologii Systematycznej i Doświadczalnej, Warschau & Kraków 1973.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Rudolf Lehmann: Neue Nacktschnecke aus Australien. Malakozoologische Blätter, 11: 145-149, Cassel 1864 Online bei Biodiversity Heritage Library.
  2. Fauna Europaea - Limacus
  3. Molluscs of Central Europe - Genus Limacus
  4. AnimalBase - Limacus
  5. N. J. Evans, N. J. 1986: The Status of Limax maculatus (Kaleniczenko 1851), Limax Grossui Lupu 1970, and Limaxpseudoflavus Evans 1978 (Gastropoda, Limacidae). Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia, 138(2): 576-588, Philadelphia Stable URL.
  6. Wiktor, Andrzej 2001: Fauna Graeciae. VIII. The slugs of Greece (Arionidae, Milacidae, Limacidae, Agriolimacidae - Gastropoda, Stylommatophora). 240 S., Natural History Museum of Crete & Hellenic Zoologic Society, Iraklio, Kreta (S. 86/7)
  7. Lupu, D. 1970: Contribution à l'étude des limacides de Roumanie. Travaux du Muséum d'Histoire Naturelle 'Grigore Antipa' 10: 61-71, Bucureşti.

Weblinks Bearbeiten