Liga für Völkerfreundschaft

Verband in der Deutschen Demokratischen Republik

Die Liga für Völkerfreundschaft war eine Dachorganisation von Freundschaftsgesellschaften und -komitees in der DDR. Im Juni 1990 wurde sie umgebildet in den Verein Liga für Völkerverständigung, Interessenverband von Gesellschaften für Zusammenarbeit und Freundschaft mit anderen Ländern und Völkern, der sich im April 1992 auflöste.

Geschichte Bearbeiten

Älteste Freundschaftsgesellschaften in der SBZ bzw. der DDR waren die im Juni 1947 gegründete Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft und die im August 1948 gegründete Hellmut-von-Gerlach-Gesellschaft.

Am 7. Juni 1952 wurden alle bestehenden Freundschaftsgesellschaften in der DDR in der Dachorganisation Gesellschaft für kulturelle Verbindungen mit dem Ausland vereint. Aus ihr ging am 15. Dezember 1961 die Liga für Völkerfreundschaft hervor.

Präsidenten, Generalsekretäre und Bezirkskomitees Bearbeiten

Präsidenten

Generalsekretäre

Bezirkskomitees[1]

Die Bezirkskomitees bestanden in jedem Bezirk der DDR, die hauptamtlichen Mitarbeiter waren dem Rat des Bezirkes unterstellt. Durch diese Komitees, denen zwischen 15 und 20 ehrenamtliche Mitglieder angehörten, erfolgte die Gewinnung der Referenten und Gesprächspartner für die im Bezirk vorgesehenen Begegnungen mit ausländischen Freundschaftsgesellschaften und -Komitees, sowie die Auswahl der gewünschten Besichtigungsobjekte. Darüber hinaus organisierten die Bezirkskomitees Begegnungen und Gespräche mit Reisegruppen, die über das Reisebüro der DDR einreisten und neben ihrem Besichtigungsprogramm Informationen über politische Fragen wünschten. Von Januar bis September 1989 fanden solche Begegnungen mit 234 Gruppen und 3900 Teilnehmern statt. Als Vorsitzende der Bezirkskomitees fungierten beispielsweise:

Freundschaftsgesellschaften und -komitees Bearbeiten

Gemäß ihrer Aufgabe, das internationale Ansehen der DDR mit dem Ziel zu befördern, die völkerrechtliche Anerkennung der DDR und die Herstellung diplomatischer Beziehungen zu allen Staaten zu erreichen, war die positive Darstellung der Entwicklung der DDR die wohl wichtigste Seite der Arbeit der nationalen Freundschaftsgesellschaften und -komitees. Dabei wurde davon ausgegangen, dass dies glaubwürdiger von den ausländischen Sympathisanten der DDR erfolgen kann, als von der DDR selbst oder ihren „Gesandten“. Die Bildung der nationalen Freundschaftsgesellschaften und -komitees wurde daher durch die Staatsführung vielfältig unterstützt. Die Palette reichte von gezielten Einladungen zu DDR-Aufenthalten, regelmäßigen – mindestens jährlichen – Zusammenkünften mit den Präsidenten und Generalsekretären, die Entwicklung einer umfangreichen Delegationsarbeit sowie die Versorgung mit Ausstellungen, Filmen und Publikationen[3].

Zuletzt (1987) waren in der Liga 48 Freundschaftsgesellschaften organisiert.[4]

Beispiele für Freundschaftsgesellschaften und -komitees, die in der Liga zusammengefasst waren:

  • Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft
  • Freundschaftsgesellschaft DDR-Schweden
  • Freundschaftsgesellschaft DDR-Arabische Länder
  • Freundschaftsgesellschaft DDR-Afrika
  • Freundschaftsgesellschaft DDR-Lateinamerika
  • Freundschaftsgesellschaft DDR-Südostasien
  • Freundschaftskomitee DDR-Indien
  • DDR-Komitee für Freundschaft mit dem palästinensischen Volk
  • Freundschaftskomitee DDR-USA
  • Freundschaftskomitee DDR-Großbritannien
  • Freundschaftskomitee DDR-Frankreich
  • Freundschaftsgesellschaft DDR-Belgien
  • Freundschaftsgesellschaft DDR-Polen
  • Freundschaftsgesellschaft DDR-Japan
  • Freundschaftsgesellschaft DDR-Italien
  • Komitee Kanada-DDR (Canada-GDR Committee), seit 1976

Die jeweiligen Freundschaftsgesellschaften wurden regelmäßig auf der Grundlage entsprechender Vereinbarungen tätig. So schloss die Liga für Völkerfreundschaft mit der Gesellschaft Italien-DDR 1979 eine solche Vereinbarung, die für die die ostdeutsche Seite durch den Präsidenten der Freundschaftsgesellschaft DDR-Italien Heinrich Toeplitz und für die Gesellschaft Italien-DDR durch deren Präsidentin, die Senatorin Tullia Romagnoli Carrettoni unterzeichnet wurde. Inhalt der Vereinbarung war zum Beispiel in Ziffer 3, dass die Gesellschaft Italien-DDR die kommerziellen Gastspiele der Dresdner Philharmonie vom 5. bis 15. Oktober 1979 und des Dresdner Kreuzchores vom 8. bis 21. Oktober 1979 in Italien zu jeweils einem Konzert im Rahmen der „Woche der DDR“ nutzen durfte. Die Freundschaftsgesellschaft DDR-Italien verpflichtete sich unter Ziffer 1.1, eine Studiendelegation vom 6. bis 13. Juli 1979 zum Thema „Architektur und Städtebau in der DDR“ sowie unter Ziffer 1.4 eine Studiendelegation christlicher Persönlichkeiten vom 4. bis 11. Mai 1979 zum Thema „Stellung, Verantwortung und Beitrag der Christen für die sozialistische Gesellschaft in der DDR“ zu empfangen.[5]

Die Gesellschaft Italien-DDR bildete darüber hinaus mit einem Gründungskongress am 11. Dezember 1984 im Palazzo Braschi ein eigenes Komitee Rom. Am Gründungskongress nahmen 80 Personen teil, darunter neben Mitgliedern der IKP auch Sozialisten, Christdemokraten, Gewerkschafter und Parteilose. Für das Ostberliner Bezirkskomitee war dessen Vorsitzender Karl-Heinz Röder anwesend, der in seinem Reisebericht an den Generalsekretär der Liga für Völkerfreundschaft Horst Brasch u. a. auch festhielt, dass mehrere Redner ihren Unmut darüber äußerten, dass es in der DDR Beschränkungen der Demokratie gebe. Der Bericht Röders gibt auch eine Diskussion bei der Wahl der Komiteemitglieder darüber wieder, ob auch in Italien lebende ausländische Bürger Mitglied des Komitees Rom werden könnten. Diese Frage war von anwesenden Bundesbürgern gestellt worden, die in Rom arbeiteten. Unter Hinweis auf das Statut der Freundschaftsgesellschaft Italien-DDR sei dann darauf hingewiesen worden, dass nur italienische Staatsbürger Mitglied werden, interessierte ausländische Bürger aber mitarbeiten könnten. Das neu gewählte Komitee umfasste sodann 20 Mitglieder, darunter neben Kommunisten auch Sozialisten und Christdemokraten.[6]

Literatur Bearbeiten

  • Gerhard Kasper, Bernhard Köcher: Die Liga für Völkerfreundschaft der DDR 1961-1990. AGEF, Berlin 2003

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Gerhard Kasper, Bernhard Köcher: Die Liga für Völkerfreundschaft der DDR 1961-1990. AGEF, Berlin 2003, Seite 42ff.
  2. Gerhard Kasper, Bernhard Köcher: Die Liga für Völkerfreundschaft der DDR 1961-1990. AGEF, Berlin 2003, Seite 42ff.
  3. Gerhard Kasper, Bernhard Köcher: Die Liga für Völkerfreundschaft der DDR 1961-1990. AGEF, Berlin 2003, Seite 26ff.
  4. Rezension des Buches Verordnete Völkerfreundschaft. Das Wirken der Freundschaftsgesellschaft DDR-Großbritannien und der Britain-GDR-Society - Möglichkeiten und Grenzen. (Memento vom 28. Juni 2007 im Internet Archive)
  5. Gerhard Kasper, Bernhard Köcher: Die Liga für Völkerfreundschaft der DDR 1961-1990. AGEF, Berlin 2003, Seite 161ff.
  6. Reisebericht von Karl-Heinz Röder über die Dienstreise nach Rom/Italien (08.-12.Dezember 1984) an Horst Brasch vom 17. Dezember 1984, in: Gerhard Kasper, Bernhard Köcher: Die Liga für Völkerfreundschaft der DDR 1961-1990. AGEF, Berlin 2003, Seite 165