Leopold Ullstein

deutscher Verleger, Begründer des Ullstein-Verlages

Leopold Ullstein (* 6. September 1826 in Fürth; † 4. Dezember 1899 in Berlin) war ein deutscher Verleger.

Leopold Ullstein;
Porträt von Oskar Begas, 1882

Leben Bearbeiten

Leopold Ullstein wurde zunächst im väterlichen Betrieb, einer Papiergroßhandlung in Fürth, ausgebildet und übernahm mit seinen Brüdern 1847 das Geschäft. Die Papiergroßhandlung wurde in den 1850er Jahren nach Leipzig verlegt. Nach Streitigkeiten unter den Ullstein-Brüdern zog sich Leopold aus dem Familienunternehmen zurück und gründete 1855 in Berlin seine eigene Papiergroßhandlung. Ebenfalls 1871 trat er der Gesellschaft der Freunde bei. Von 1871 bis 1877 war er in der Berliner Stadtverordnetenversammlung politisch tätig.

Bereits am 14. Juli 1877 gründete Ullstein zusammen mit Josef Neißer einen Verlag, der seinen Namen erhielt und in der Zimmerstraße in Berlin ansässig war.[1]

Außerdem erwarb er das Neue Berliner Tagblatt.[2], die Druckerei Stahl und Aßmann sowie die Berliner Zeitung (B.Z.). Im Jahr 1894 ging die 1892 gegründete Berliner Illustrirte Zeitung in sein Eigentum über, die er zur bedeutendsten deutschen Wochenzeitung fortentwickelte.

Für liberale und Bismarck-kritische Politik war der Ullstein-Verlag das Sprachrohr seiner Zeit. Innovationen machten das Unternehmen erfolgreich. Mit Der heitere Fridolin erschien die erste deutsche Kinderzeitschrift, populär waren Modezeitschriften mit dem Slogan „Sei sparsam Brigitte, nimm Ullstein-Schnitte“. Die Berliner Zeitung bot eine Mittagsausgabe an, und der Verlag besaß zeitweise die schnellsten Rotationspressen weltweit. Die in Deutschland neben der Frankfurter Zeitung und dem Berliner Tageblatt international relevante Vossische Zeitung gehörte seit 1914 ebenfalls zum Ullstein-Verlag. Direkte Konkurrenten auf dem Berliner und deutschen Zeitungsmarkt waren für Leopold Ullstein die Verleger August Scherl und Rudolf Mosse.

Ullstein starb 1899 als erfolgreicher, angesehener Zeitungsverleger. Sein Verlag beschäftigte zu diesem Zeitpunkt 1600 Mitarbeiter, seine Söhne führten das Geschäft fort und gründeten 1903 den Ullstein Buchverlag sowie 1919 den Propyläen Verlag. Ullstein hatte fünf Söhne: Hans, Louis, Franz, Rudolf und Hermann Ullstein. Franz war mit Rosa Goldschmidt, der Exfrau Ernst Gräfenbergs, verheiratet. In dritter Ehe heiratete sie Armin Wolrad Graf von Waldeck. Unter dem Namen Rosie Waldeck wurde sie als Schriftstellerin bekannt.

 
Grabstätte

Ullstein wurde auf dem jüdischen Friedhof Berlin Schönhauser Allee im Feld E, GA bestattet.

Ehrungen Bearbeiten

Die Ullsteinstraße und danach der U-Bahnhof Ullsteinstraße in Berlin-Tempelhof tragen seinen Namen ebenso wie eine Berufsschule in Berlin-Wilmersdorf und eine Realschule in Fürth.

Literatur Bearbeiten

  • Ellen Fischer: Leopold Ullstein (1826–1899). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Verlag Dokumentation, Pullach bei München 1975, ISBN 3-7940-3604-4, S. 163–171.
  • Peter de Mendelssohn: Zeitungsstadt Berlin. Menschen und Mächte in der Geschichte der deutschen Presse Berlin. Ullstein, Berlin 1959 (Überarbeitete und erweiterte Auflage. Ullstein, Frankfurt am Main/ Berlin/ Wien 1982, ISBN 3-550-07496-4).
  • Sten Nadolny: Ullsteinroman. Roman. Ullstein, München 2003, ISBN 3-550-08414-5 (Taschenbuchausgabe: (= Ullstein 26986). Ullstein, Berlin 2009, ISBN 978-3-548-26986-3), (Belletristische Darstellung, – Rezensionen bei perlentaucher.de).
  • Volker Titel: Bürgersinn und jüdische Lebenswelt: Ullsteins Fürther Wurzeln. In: David Oels, Ute Schneider (Hrsg.): Der ganze Verlag ist einfach eine Bonbonniere. Ullstein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. De Gruyter, Berlin/ München/ Boston 2015, ISBN 978-3-11-033721-1, S. 365–387.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Leopold Ullstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ullstein & Cie, Zeitungsverlag und Buchdruckerei, Inh. Leop. Ullstein und Jos. Neißer. In: Berliner Adreßbuch, 1878, I, S. 949.
  2. Berlin-Kalender 1997 (14. Juni) Luisenstädtischer Bildungsverein, 1997, ISBN 3-89542-089-1. S. 136.