Leithaprodersdorf

Gemeinde im Bezirk Eisenstadt-Umgebung, Burgenland

Leithaprodersdorf (kroatisch Mađarski Proderštof, ungarisch Lajtapordány)[1] ist eine Gemeinde mit 1217 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) im Burgenland im Bezirk Eisenstadt-Umgebung in Österreich. Die Gemeinde liegt an der niederösterreichischen Landesgrenze, wo der Schwesterort Deutsch Brodersdorf anschließt (siehe Bild Lage des Badhauses).

Leithaprodersdorf
Wappen Österreichkarte
Wappen von Leithaprodersdorf
Leithaprodersdorf (Österreich)
Leithaprodersdorf (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Burgenland
Politischer Bezirk: Eisenstadt-Umgebung
Kfz-Kennzeichen: EU
Fläche: 18,95 km²
Koordinaten: 47° 56′ N, 16° 29′ OKoordinaten: 47° 56′ 16″ N, 16° 28′ 43″ O
Höhe: 196 m ü. A.
Einwohner: 1.217 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 64 Einw. pro km²
Postleitzahl: 2443
Vorwahl: 02255
Gemeindekennziffer: 1 03 06
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Gemeindeverwaltung von LeithaprodersdorfSchulgasse 1
2443Leithaprodersdorf
Website: www.leithaprodersdorf.at
Politik
Bürgermeister: Martin Radatz (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2022)
(19 Mitglieder)
16
3
16 
Insgesamt 19 Sitze
Lage von Leithaprodersdorf im Bezirk Eisenstadt-Umgebung
Lage der Gemeinde Leithaprodersdorf im Bezirk Eisenstadt-Umgebung (anklickbare Karte)Breitenbrunn am Neusiedler SeeDonnerskirchenGroßhöfleinHornsteinKlingenbachLeithaprodersdorfLorettoMörbisch am SeeMüllendorfNeufeld an der LeithaOggau am Neusiedler SeeOslipPurbach am Neusiedler SeeSankt Margarethen im BurgenlandSchützen am GebirgeSiegendorfSteinbrunnStotzingTrausdorf an der WulkaWimpassing an der LeithaWulkaprodersdorfZagersdorfZillingtalEisenstadtRustBurgenland
Lage der Gemeinde Leithaprodersdorf im Bezirk Eisenstadt-Umgebung (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Römisch-katholische Pfarrkirche im Ortszentrum
Römisch-katholische Pfarrkirche im Ortszentrum
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Geografie Bearbeiten

Die Gemeinde liegt im nördlichen Burgenland an der Grenze zu Niederösterreich nahe der Landeshauptstadt Eisenstadt.

Gemeindegliederung Bearbeiten

Leithaprodersdorf ist einzige Katastralgemeinde sowie einzige Ortschaft (Dorf) in der Gemeinde.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Weigelsdorf Seibersdorf (Gem., Bez. Baden, )

Deutsch Brodersdorf (Gem. Seibersdorf, NÖ)

Pottendorf (Gem., Bez. Baden, )   Au am Leithaberge (Gem., Bez. Bruck a.d.L., )
Wampersdorf (Gem. Pottendorf, NÖ)


Hornstein (Gem.)
Loretto (Gem.)
Stotzing (Gem.)
 
Der Ort Stotzing liegt hinter Loretto, das Gemeindegebiet grenzt aber an zwei Stellen an.

Geschichte Bearbeiten

Vor Christi Geburt war das Gebiet Teil des keltischen Königreiches Noricum und gehörte zur Umgebung der keltischen Höhensiedlung Burg auf dem Schwarzenbacher Burgberg.

Später unter den Römern lag das heutige Leithaprodersdorf dann in der Provinz Pannonia. Ältere Funde belegen von Aktivitäten schon seinerzeit. In römischer Zeit war das Gemeindegebiet von Leithaprodersdorf dicht besiedelt. Zwei große Gutshöfe und ein Wachturm (Burgus) sowie die zugehörigen Gräberfelder mit Grabsteinen sind durch Ausgrabungen seit dem vorigen Jahrhundert benannt. Die Namen Maguricius, Ussuro, Ucco, Cenomarus, Gnatila sowie Octo, Aurelia Valla und Aurelia Florentina belegen die keltisch-römische Mischbevölkerung des 1. bis 3. Jahrhunderts. Aus der Frühgeschichte stammt ein Bestattungsplatz der Awaren aus dem 8. Jahrhundert beim Annenkreuz.

Das bedeutendste, noch heute sichtbare Bodendenkmal am Ortsrand von Leithaprodersdorf ist das G’schlößl, eine mittelalterliche, aus drei konzentrisch umlaufenden Gräben und Wällen bestehende Wasserburg. Sie wurde im 13. Jahrhundert auf den Ruinen des römischen Wachturmes zur Sicherung des Leithaüberganges errichtet. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg 1232.[2]

Bereits in den 1860er Jahren scheint in der Presse das Bade-Etablissement in Leitha-Prodersdorf auf.[3] Noch Jahrzehnte nach 1900 war Bad Prodersdorf (bisweilen: Bad Brodersdorf) als Ortsbezeichnung bekannt. Sie nahm Bezug auf die als Heil- und Thermalbad ausgebauten, bis 26 Grad Celsius warmen Quellen[4] an der heutigen Adresse Badgasse 49.[5] Das Bad, für dessen mittelbares bahntechnisches Erreichen die Stationen Ebreichsdorf, Weigelsdorf und Unterwaltersdorf genannt wurden, war als Tagesausflugsziel populär, unter anderem bei Wiener Radfahrvereinen.[6]

Der Ort gehörte wie das gesamte Burgenland bis 1920/21 zum Königreich Ungarn (Deutsch-Westungarn), wurde Ungarisch Prodersdorf genannt, und war wichtiger Grenzübergang zu Deutsch Brodersdorf im Erzherzogtum Österreich bzw. Kronland Österreich unter der Enns. Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Ortsname Lajtapordány verwendet werden. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn in den Verträgen von St. Germain und Trianon 1919 Österreich zugesprochen. Der Ort gehört seit 1921 zum neu gegründeten Bundesland Burgenland (siehe auch Geschichte des Burgenlandes).

1982 feierte die Gemeinde 750 Jahre ihres Bestehens, verbunden mit der Erhebung zum Markt.[7]

Mit 1. Jänner 1990 wurden die bis dahin zur Marktgemeinde Leithaprodersdorf gehörenden Katastralgemeinden bzw. Ortschaften Loretto sowie Stotzing abgetrennt, und Leithaprodersdorf wurde als neue Gemeinde geschaffen.[8]

Heute sind Leithaprodersdorf und Deutsch Brodersdorf vollständig zu einer Siedlungseinheit verwachsen.

Forschungen haben ergeben, das Leithaprodersdorf als der älteste benannte Ort des Burgenlandes bezeichnet werden kann. Der Name stammt von Lithaha mit der Präposition super Sconibrunno, auf deutsch oberhalb des schönen Brunnens aus dem Jahr 833.[9]

 
Lage des Badhauses Bad Prodersdorf/Brodersdorf (1872)

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Katholische Pfarrkirche Leithaprodersdorf: Die Kirche ist ein Neubau aus dem Jahr 1680 an der Stelle einer ehemaligen Kapelle. Im Zuge der Türkenkriege 1683 wurde die Kirche gebrandschatzt und 1696 erneuert.
  • Östlich des Ortes befinden sich die Reste einer mittelalterlichen Wehranlage mit ihrem noch heute sichtbaren Wall-Graben-System. Das Gschlößl ist eine aus drei konzentrisch umlaufenden Gräben und Wällen bestehende Wasserburg.
  • Die ehemalige mittelalterliche Pfarrkirche zum Heiligen Stephan Martyr wurde südwestlich des Ortes am „Berg“ errichtet, und wird heute Bergkirche oder auch Pfefferbüchsel genannt; im Mittelalter diente sie als Zufluchtsort. 1683 wurde sie jedoch zerstört, 1907 restauriert und zu einer Kapelle umgebaut. Im Jahr 1972 fand eine Außenrenovierung statt. In der Turmkapelle wurden 1975 gotische Freskenreste festgestellt.
  • Im Leithagebirge, in einiger Entfernung vom Ort (südwestlich der zu Loretto gehörenden Esterházyschen Waldrandsiedlung) liegt die nach 1683 im Andenken an die Türken- und Kuruzzenkriege errichtete Dreifaltigkeitskapelle, die unter Denkmalschutz steht.

Politik Bearbeiten

Gemeinderat Bearbeiten

Gemeinderatswahl 2022
 %
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
84,22
(+7,45)
15,78
(+1,22)
n. k.
(−8,66)
LPLA1
2017

2022


Der Gemeinderat umfasst aufgrund der Wahlberechtigten[10] insgesamt 19 Mitglieder.

Ergebnisse der Gemeinderatswahlen seit 1997
Partei 2022[11] 2017[12] 2012[13] 2007[14] 2002[15] 1997[15]
Sti. % M. Sti. % M. Sti. % M. Sti. % M. Sti. % M. Sti. % M.
ÖVP 710 84,22 16 638 76,77 15 604 71,65 14 578 73,07 11 556 71,01 11 531 81,44 13
SPÖ 133 15,78 3 121 14,56 3 176 20,88 4 213 26,93 4 227 28,99 4 121 18,56 2
LPLA1 nicht kandidiert 72 8,66 1 63 7,47 1 nicht kandidiert nicht kandidiert nicht kandidiert
Wahlberechtigte 1087 1021 1005 950 911 839
Wahlbeteiligung 80,77 % 86,09 % 87,66 % 89,47 % 91,44 % 86,65 %
A1 
Liste Paul

Gemeindevorstand Bearbeiten

Neben Bürgermeister Martin Radatz (ÖVP) und Vizebürgermeister Horst Blümel (ÖVP) gehören weiters die geschäftsführenden Gemeinderäte Josef Eder (ÖVP), Georg Menitz (ÖVP) und Birgit Ulrichshofer (ÖVP) dem Gemeindevorstand an.[16]

Bürgermeister Bearbeiten

Bürgermeister ist Martin Radatz (ÖVP), der 2007 die Nachfolge von Matthias Heinschink (ÖVP) antrat. Bei der Bürgermeisterdirektwahl 2017 wurde Radatz mit 73,13 % in seinem Amt bestätigt. Seine beiden Mitbewerber Karl Matthias Posch (SPÖ) und Josef Paul Trapichler (Liste Paul) kamen über 15,93 % bzw. 10,94 % nicht hinaus.[12]

Bei der Wahl 2022 erhielt Martin Radatz als einziger Kandidat 77,70 Prozent der abgegebenen Stimmen und blieb damit Bürgermeister von Leithaprodersdorf.[11]

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Alexander Seracsin (Fundbericht), Herbert Mitscha-Märheim (Bearb.): Der Awarenfriedhof von Leithaprodersdorf. Burgenländisches Landesmuseum, Eisenstadt 1957, OBV.
  • 750 Jahre Leithaprodersdorf 1232–1982. Festschrift anläßlich des 750-Jahr-Jubiläums und der Erhebung zur Marktgemeinde 21. bis 29. August 1982. Marktgemeinde Leithaprodersdorf, Leithaprodersdorf 1982, OBV.
  • Sonja-Ulrike Prochaska: Zur mittelalterlichen Wasserburg von Leithaprodersdorf (politischer Bezirk Eisenstadt, Burgenland) und ein Beitrag zur Wieder-/Weiterverwendung römischer Bauten im Mittelalter. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 1994, OBV.
  • Martin Siffert: Flurnamenbuch Leithaprodersdorf. Urschrift des Leithaprodersdorfer Flurnamenbuches. Abweichender Titel: Die Leithaprodersdorfer Flurnamen in ihrem historischen, geographischen und sprachgeschichtlichen Umfeld. Gemeinde Leithaprodersdorf, Leithaprodersdorf 2008, OBV.
  • Bundesdenkmalamt, Franz Sauer, Nikolaus Hofer, Marita Holzner (Beiträge): Leithaprodersdorf von der Frühbronzezeit zum Mittelalter. Berger, Horn 2011, OBV.
  • Hannah Lzicar: Das Gräberfeld Leithaprodersdorf, Burgenland. Master-Arbeit. Universität Wien, Wien 2013, OBV. – Volltext online (PDF; 21 MB).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Leithaprodersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Erwin Schranz (Hrsg.): Orts-, Fluss- und Flurnamen im burgenländisch-pannonischen Raum. Burgenländisch-Hianzische Gesellschaft, Oberschützen 2008, S. 84.
  2. Karl Ulbrich: Das „Gschlößl“ von Leithaprodersdorf. In: Burgenländische Heimatblätter. Nr. 19/1957, Eisenstadt 1957, OBV, S. 104–112 (zobodat.at [PDF]).
  3. Verpachtung des Bade-Etablissements in Leitha-Prodersdorf. In: Wiener Zeitung, Nr. 207/1866, 22. August 1866, S. 494, unten rechts (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  4. Eine Heilquelle vom Alt-Großbauern der „Röthelstoaner“ erschlossen. In: Grazer Volksblatt, Abend-Ausgabe, Nr. 56/1911 (XLIV. Jahrgang), 4. Februar 1911, S. 3 Mitte (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gre
  5. Zur Scheune. Die Location (Memento des Originals vom 10. November 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zurscheune.at. In: Arabelle Kamler (Red.): zurscheune.at, abgerufen am 8. November 2017.
  6. Notizen. (…) „Die Wanderer“. In: Allgemeine Sport-Zeitung, Jahrgang 1883, 26. Juli 1883, Nr. 39/1883 (IV. Jahrgang), S. 633, Mitte oben (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/asz
    Allgemeine Sport-Nachrichten. (…) Radfahrsport. (…) Gemeinschaftliche Ausflüge. (…) Wiener Radfahr-Club „Wanderlust“. In: Deutsches Volksblatt / Deutsches Volksblatt. Radikales Mittelstandsorgan / Telegraf. Radikales Mittelstandsorgan / Deutsches Volksblatt. Tageszeitung für christliche deutsche Politik, Morgen-Ausgabe, Nr. 3397/1898 (X. Jahrgang), 18. Juni 1898, S. 12 (unpaginiert), Spalte 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dvb
  7. 750 Jahre Leithaprodersdorf 1232–1982.
  8. 53. Verordnung der Burgenländischen Landesregierung vom 18. Oktober 1989 über die Trennung der Marktgemeinde Leithaprodersdorf. In: Landesgesetzblatt für das Burgenland, Jahrgang 1989, LGBl 1989/53, S. 267 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lgb
  9. Leithaprodersdorf: Offiziell ältester Ort auf ORF Burgenland vom 26. September 2016, abgerufen am 26. September 2016.
  10. RIS – Kundmachung über die Wiederverlautbarung der Burgenländischen Gemeindeordnung – Landesrecht konsolidiert Burgenland, Fassung vom 24.07.2018. Abgerufen am 24. Juli 2018.
  11. a b Gemeinderatswahlen 2022-10-02. Land Burgenland, abgerufen am 28. Oktober 2022.
  12. a b Land Burgenland: Wahlergebnis Leithaprodersdorf 2017 (abgerufen am 13. Dezember 2017)
  13. Land Burgenland: Wahlergebnis Leithaprodersdorf 2012 (abgerufen am 13. Dezember 2017)
  14. Land Burgenland: Wahlergebnis Leithaprodersdorf 2007 (abgerufen am 13. Dezember 2017)
  15. a b Land Burgenland: Wahlergebnis Leithaprodersdorf 2002 (abgerufen am 13. Dezember 2017)
  16. Marktgemeinde Leithaprodersdorf: Gemeinderäte (Memento des Originals vom 13. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.leithaprodersdorf.at (abgerufen am 13. Dezember 2017)