Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1991/Weitsprung der Männer

Der Weitsprung der Männer bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1991 wurde am 29. und 30. August 1991 im Olympiastadion der japanischen Hauptstadt Tokio ausgetragen.

3. Leichtathletik-Weltmeisterschaften
Disziplin Weitsprung
Geschlecht Männer
Teilnehmer 43 Athleten aus 33 Ländern
Austragungsort Japan Tokio
Wettkampfort Olympiastadion
Wettkampfphase 29. August (Qualifikation)
30. August (Finale)
Medaillengewinner
Goldmedaille Mike Powell (Vereinigte Staaten USA)
Silbermedaille Carl Lewis (Vereinigte Staaten USA)
Bronzemedaille Larry Myricks (Vereinigte Staaten USA)
Das Olympiastadion in Tokio im Jahr 2008

In diesem Wettbewerb verzeichneten die US-amerikanischen Weitspringer einen Dreifacherfolg. Weltmeister wurde der Olympiazweite von 1988 Mike Powell. Er gewann vor dem klar favorisierten weltbesten Weitspringer der letzten Jahre Carl Lewis, der unter anderem zweifacher Weitsprung-Olympiasieger (1984/1988) war und bei beiden bisherigen WM-Austragungen den Weitsprung gewonnen hatte. Hier in Tokio war Lewis bereits Weltmeister mit Weltrekord über 100 Meter geworden und siegte später noch mit der US-Sprintstaffel. Bronze ging an den Olympiadritten von 1988 Larry Myricks.

Historischer Wettbewerb Bearbeiten

Dieser Weitsprung-Wettbewerb ging als das „spannendste und hochklassigste Weitsprung-Duell“[1] in die Sportgeschichte ein.

Die beiden besten Springer dieses Tages steigerten sich in bis dahin ungekannte Leistungsbereiche. Seit 1968 war Bob Beamons Weltrekord mit 8,90 m völlig unangetastet geblieben. Der seit vielen Jahren weltbeste Weitspringer Carl Lewis, der über 100 Meter bei diesen Weltmeisterschaften bereits Weltrekord gelaufen war, schaffte nun hier in Tokio das scheinbar Unmögliche und übertraf Beamons Weite – wenn auch mit zu starker Windunterstützung. Aber trotz dieser Meisterleistung gewann Lewis diesen Wettbewerb nicht. Mit Mike Powell sprang ein Konkurrent noch weiter, stellte mit 8,95 m einen neuen Weltrekord auf und wurde Weltmeister. Das änderte allerdings nichts daran, dass Lewis, der 1984 und 1988 bereits zweimal Weitsprungolympiasieger war, auch bei den beiden kommenden Olympischen Spielen 1992 und 1996 unter anderem jeweils die Weitsprung-Goldmedaille gewann und damit vierfacher Weitsprungolympiasieger wurde.

Rekorde / Bestleistungen Bearbeiten

Bestehende Rekorde / Bestleistungen Bearbeiten

Weltrekord 8,90 m Vereinigte Staaten  Bob Beamon OS 1968 in Mexiko-Stadt, Mexiko 18. Oktober 1968[2]
Weltmeisterschaftsrekord 8,67 m Vereinigte Staaten  Carl Lewis WM 1987 in Rom, Italien 5. September 1987
Weltjahresbestleistung 8,67 m New York City, USA 15. Juni 1991

Rekordverbesserungen Bearbeiten

Der bestehende WM-Rekord wurde zweimal verbessert:

Carl Lewis übertraf mit seinen Versuchen drei (8,83 m) und vier (8,91 m) seine Weite aus dem ersten Durchgang, diese Sprünge waren jedoch wegen zu starker Windunterstützung nicht bestenlistenreif.

Mike Powell stellte mit seinem Siegessprung gleichzeitig einen neuen Weltrekord auf.

Windbedingungen Bearbeiten

In den folgenden Ergebnisübersichten sind die Windbedingungen zu den jeweils besten Sprüngen benannt. Der erlaubte Grenzwert liegt bei zwei Metern pro Sekunde. Bei stärkerer Windunterstützung wird die Weite für den Wettkampf gewertet, findet jedoch keinen Eingang in Rekord- und Bestenlisten.

Legende Bearbeiten

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
x ungültig
w Wind zu stark für die Aufnahme der Leistung in eine Rekord- oder Bestenliste

Qualifikation Bearbeiten

29. August 1991, 16:10 Uhr

43 Teilnehmer traten in zwei Gruppen zur Qualifikationsrunde an. Die Qualifikationsweite für den direkten Finaleinzug betrug 8,05 m. Sieben Athleten übertrafen diese Marke (hellblau unterlegt). Das Finalfeld wurde mit den fünf nächstplatzierten Sportlern auf zwölf Springer aufgefüllt. Allerdings gab es auf dem zwölften Rang zwei Athleten mit demselben Resultat. Beide waren zur Teilnahme am Finale berechtigt, sodass sich neben den sieben direkt qualifizierten Teilnehmern sogar sechs Weitspringer über ihre Weite für das Finale qualifizierten (hellgrün unterlegt). Für die Finalteilnahme mussten schließlich 8,01 m erbracht werden.

Gruppe A Bearbeiten

 
Frans Maas schied mit 7,71 m in der Qualifikation aus
Platz Name Nation Resultat (m) / Wind (m/s)
1 Carl Lewis Vereinigte Staaten  USA 8,56 / +0,8
2 Chen Zunrong China Volksrepublik  Volksrepublik China 8,05 / +2,3
3 André Müller Deutschland  Deutschland 8,04 / +2,4
4 Jaime Jefferson Kuba  Kuba 8,04 / +1,7
5 Giovanni Evangelisti Italien  Italien 8,03 / +1,5
6 George Ogbeide Nigeria  Nigeria 8,02 / +0,3
7 Wladimir Otschkan Sowjetunion  Sowjetunion 8,01 / +0,4
8 David Culbert Australien  Australien 8,01 / k. A.
9 Edrick Floréal Kanada  Kanada 7,95 / +0,5
10 Mark Forsythe Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 7,95 / −0,2
11 Jesús Oliván Spanien  Spanien 7,94 / k. A.
12 Milan Gombala Tschechoslowakei  Tschechoslowakei 7,89 / +0,2
13 James Sabulei Kenia  Kenia 7,86 / +1,1
14 Paulo de Oliveira Brasilien 1968  Brasilien 7,78 / +1,2
15 Badara Mbengue Senegal  Senegal 7,75 / +0,7
16 Iwan Stojanow Bulgarien  Bulgarien 7,73 / +0,6
17 Frans Maas Niederlande  Niederlande 7,71 / +0,7
18 Lotfi Khaida Algerien  Algerien 7,68 / +0,4
19 Jonathan Moyle Neuseeland  Neuseeland 7,52 / +0,1
20 François Reteno Gabun  Gabun 7,15 / +1,5
21 Khalid Ahmed Mousa Sudan  Sudan 6,58 / +1,2
NM Hitoshi Shimo Japan 1870  Japan ogV

Gruppe B Bearbeiten

Platz Name Nation Resultat (m) / Wind (m/s)
1 Dietmar Haaf Deutschland  Deutschland 8,21 / +0,8
2 Larry Myricks Vereinigte Staaten  USA 8,20 / k. A.
3 Mike Powell Vereinigte Staaten  USA 8,19 / +0,1
4 Konstandinos Koukodimos Griechenland  Griechenland 8,12 / +0,7
5 Bogdan Tudor Rumänien  Rumänien 8,05 / +0,5
6 Robert Emmijan Sowjetunion  Sowjetunion 8,00 / +0,8
7 Ian James Kanada  Kanada 7,94 / +1,0
8 Fausto Frigerio Italien  Italien 7,88 / +0,9
9 Jarmo Karna Finnland  Finnland 7,79 / +0,6
10 Ángel Hernández Spanien  Spanien 7,75 / −0,3
11 Huang Geng China Volksrepublik  Volksrepublik China 7,69 / −0,2
12 Krassimir Mintschew Bulgarien  Bulgarien 7,62 / +1,2
13 Csaba Almási Ungarn  Ungarn 7,62 / +0,4
14 Mattias Sunneborn Schweden  Schweden 7,61 / +0,8
15 Murat Ayaydin Turkei  Türkei 7,57 / +0,5
16 Franck Zio Burkina Faso  Burkina Faso 7,50 / +0,3
17 Saeed Musabbah Ali Vereinigte Arabische Emirate  Vereinigte Arabische Emirate 7,05 / +0,3
18 Kareem Streete-Thompson Cayman Islands 1958  Cayman Islands 6,99 / +0,3
NM Dmitri Bagrjanow Sowjetunion  Sowjetunion ogV
Borut Bilač Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik  Jugoslawien
Craig Hepburn Bahamas  Bahamas

Finale Bearbeiten

30. August 1991, 17:30 Uhr

Rang Name Nation Resultat (m)
Wind (m/s)
1. Versuch
(m)
2. Versuch
(m)
3. Versuch
(m)
4. Versuch
(m)
5. Versuch
(m)
6. Versuch
(m)
1 Mike Powell Vereinigte Staaten  USA 8,95 / +0,3 WR 7,85 8,54 8,29 8,95 WR
2 Carl Lewis Vereinigte Staaten  USA 8,91 / +2,9 8,68 CR 8,83w 8,91w 8,87 8,84
3 Larry Myricks Vereinigte Staaten  USA 8,42 / +0,8 8,20 8,41 8,42
4 Dietmar Haaf Deutschland  Deutschland 8,22 / +3,3 8,01 8,22w 8,05w
5 Bogdan Tudor Rumänien  Rumänien 8,06 / +2,7 7,85 8,00 8,06
6 David Culbert Australien  Australien 8,02 / +1,9 7,53 8,02 7,57 7,60
7 Giovanni Evangelisti Italien  Italien 8,01 / +0,7 7,97 7,96 8,01 7,99
8 Wladimir Otschkan Sowjetunion  Sowjetunion 7,99 / +2,1 7,99w 5,89
9 Jaime Jefferson Kuba  Kuba 7,94 / −0,5 Ablauf in den Quellen
nicht aufgelistet
nicht im Finale der
besten acht Springer
10 André Müller Deutschland  Deutschland 7,94 / +3,1
11 Chen Zunrong China Volksrepublik  Volksrepublik China 7,92 / +0,5
12 Konstandinos Koukodimos Griechenland  Griechenland 7,92 / −1,5
13 George Ogbeide Nigeria  Nigeria 7,78 / +0,8

Videolinks Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Mark Butler (Hrsg.): IAAF World Championships Beijing 2015. Statistics Handbook. Monaco 2015, IAAF Media & Public Relations Department, S. 153 (online: Beijing-2015-Statistics-Handbook auf iaaf-ebooks.s3.amazonaws.com)

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten

  1. Frank Bachner: Und der König steht im Schatten, in: tagesspiegel.de, 13. August 2009, abgerufen am 25. April 2020
  2. Athletics – Progression of outdoor world records, Long jump – Men, sport-record.de, abgerufen am 11. Februar 2022