Lavinskyit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung K(Li,Cu)Cu6[(OH)2|Si4O11]2[3] und ist damit chemisch gesehen ein Kalium-Kupfer-Silikat mit zusätzlichen Hydroxidionen. Da in natürlichen Lavinskyitproben allerdings stets ein Teil des Kupfers durch Lithium vertreten (substituiert) ist, sind diese beiden Elemente durch runde Klammern vom Rest der Formel abgetrennt, jedoch steht dieser Anteil immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals.

Lavinskyit
Lavinskyit aus der Wessels Mine, Hotazel, Kalahari-Manganfelder, Provinz Nordkap, Südafrika (Gesamtgröße: 3 cm × 2 cm × 1,7 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2012-028[1]

IMA-Symbol

Lvs[2]

Chemische Formel K(Li,Cu)Cu6[(OH)2|Si4O11]2[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)

VIII/F.05-020
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m
Raumgruppe Pcnb (Nr. 60, Stellung 6)Vorlage:Raumgruppe/60.6
Gitterparameter a = 19,046(2) Å; b = 20,377(2) Å; c = 5,2497(6) Å[4]
Formeleinheiten Z = 4[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,61(3); berechnet: 3,62[4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}
Bruch; Tenazität spröde
Farbe hellblau
Strichfarbe blassblau
Transparenz durchsichtig
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,675(1)[4]
nβ = 1,686(1)[4]
nγ = 1,715(1)[4]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 64(2)°[4]

Lavinskyit ist durchsichtig und entwickelt hellblaue, tafelige Kristalle mit glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen.

Etymologie und Geschichte Bearbeiten

Entdeckt wurde Lavinskyit in der Wessels Mine bei Hotazel in der Manganlagerstätte der Kalahari in Südafrika und beschrieben 2012 durch Hexiong Yang, Robert T. Downs, Stanley H. Evans, William W. Pinch und Marcus J. Origlieri. Benannt wurde das Mineral nach dem Mineralsammler und Inhaber des Mineralien-Handelsunternehmens „The Arkenstone“ Robert Matthew „Rob“ Lavinsky (* 1972).[5]

Typmaterial des Minerals wird im Mineralmuseum der University of Arizona (Katalog-Nr. 19335) und im „RRUFF Project“ (Ablage R120057) aufbewahrt. Das Holotypmaterial gehört zur Sammlung von William W. Pinch.

Klassifikation Bearbeiten

Lavinskyit wurde erst 2012 als eigenständiges Mineral von der International Mineralogical Association (IMA) anerkannt und publiziert. Eine genaue Gruppen-Zuordnung in der 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik, deren letzte Aktualisierung mit der Veröffentlichung der IMA-Liste der Mineralnamen 2009 vorgenommen wurde,[6] ist daher bisher nicht bekannt.

Aufgrund seiner strukturellen Verwandtschaft mit Plancheit und Shattuckit[4] wird Lavinskyit aber vermutlich ebenfalls in die Abteilung der Ketten- und Bandsilikate und dort in die Ketten- und Bandsilikate mit 2-periodischen Einfachketten Si2O6; mit zusätzlich O, OH, H2O; Pyroxen-verwandte Minerale (System-Nr. 9.DB.) eingeordnet.

Kristallstruktur Bearbeiten

Lavinskyit kristallisiert isotyp mit Plancheit im orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Pcnb (Raumgruppen-Nr. 60, Stellung 6)Vorlage:Raumgruppe/60.6 mit den Gitterparametern a = 19,046(2) Å; b = 20,377(2) Å und c = 5,2497 Å sowie Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Bildung und Fundorte Bearbeiten

Der bisher einzige bekannte Fundort von Lavinskyit ist seine Typlokalität Wessels Mine in der südafrikanischen Kalahari,[7] wo er vergesellschaftet mit den ebenfalls dort erstmals entdeckten Mineralen Wesselsit und Scottyit (IMA 2012-027)[8] sowie mit Pektolith, Richterit und Sugilith auftritt.[4]

Als weiterer Fundort wird zwar die Grube „N’Chwaning II“ bei Kuruman genannt, allerdings wurde der Fund bisher nicht bestätigt.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • P. A. Williams, F. Hatert, M. Pasero, S. J. Mills: IMA Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) Newsletter 14, New minerals and nomenclature modifications approved in 2012. In: Mineralogical Magazine. Band 76, 2012, S. 1281–1288 (englisch, rruff.info [PDF; 96 kB; abgerufen am 14. März 2022]).
  • Hexiong Yang, Robert T. Downs, Stanley H. Evans, William W. Pinch: Lavinskyite, K(Li,Cu)Cu6(Si4O11)2(OH)4, isotypic with plancheite, a new mineral from the Wessels mine, Kalahari Manganese Fields, South Africa. In: American Mineralogist. Band 99, 2014, S. 525–530 (englisch, geo.arizona.edu [PDF; 2,0 MB; abgerufen am 14. März 2022]).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Lavinskyite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
  4. a b c d e f g h i Hexiong Yang, Robert T. Downs, Stanley H. Evans, William W. Pinch: Lavinskyite, K(Li,Cu)Cu6(Si4O11)2(OH)4, isotypic with plancheite, a new mineral from the Wessels mine, Kalahari Manganese Fields, South Africa. In: American Mineralogist. Band 99, 2014, S. 525–530 (englisch, geo.arizona.edu [PDF; 2,0 MB; abgerufen am 14. März 2022]).
  5. Biographical & Label Archive: Rob Lavinsky. The Mineralogical Record, abgerufen am 14. März 2022.
  6. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 14. März 2022 (englisch).
  7. Lavinskyite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 14. März 2022 (englisch).
  8. Wessels Mine, Hotazel, Kalahari manganese field, Northern Cape Province, South Africa. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 14. März 2022 (englisch).