Flugplatz Finsterwalde/Schacksdorf

Flugplatz in Brandenburg

Der Flugplatz Finsterwalde/Schacksdorf (ICAO-Code: EDUS) ist ein Sonderlandeplatz für die allgemeine Luftfahrt und ehemaliger Militärflugplatz der Luftwaffe der Wehrmacht und der sowjetischen Luftstreitkräfte südöstlich von Finsterwalde in Brandenburg. Er wird für Werks- und Geschäftsflugverkehr genutzt, alljährlich findet hier eines der größten Hot-Rod-Rennen Deutschlands und die Niederlausitzmesse statt.

Flugplatz Finsterwalde/Schacksdorf
Finsterwalde/ Schacksdorf (Brandenburg)
Finsterwalde/
Schacksdorf (Brandenburg)
Finsterwalde/
Schacksdorf
Lokalisierung von Brandenburg in Deutschland
Kenndaten
ICAO-Code EDUS
Flugplatztyp Sonderlandeplatz
Koordinaten

51° 36′ 27″ N, 13° 44′ 17″ OKoordinaten: 51° 36′ 27″ N, 13° 44′ 17″ O

Höhe über MSL 122 m (399 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 3 km südöstlich von Finsterwalde
Straße L 62
Bahn Lichterfeld-Schacksdorf
Basisdaten
Eröffnung Wiedereröffnung 1999
Betreiber Wirtschaftsförderungs-
gesellschaft Lausitzflugplatz Finsterwalde
Start- und Landebahnen
09/27 1200 m × 30 m Beton
09/27 885 m × 40 m Gras

Zulassung und Flugzeuge Bearbeiten

Der Flugplatz ist für alle Hubschrauber, Motorsegler, Segelflugzeuge, Ballone und Luftschiffe, Regionalverkehrs- und Zubringerflugzeuge bis 14.000 kg maximalem Abfluggewicht erlaubt. Auf der Grasbahn dürfen nur Flugzeuge bis 2.000 kg landen.

Geschichte Bearbeiten

 
Der Tower heute mit Fliegercafé
 
Vorfeld vor Halle 1

Der Flugplatz wurde 1935 als Fliegerhorst Finsterwalde mit der Einrichtung einer Fliegerhorstkommandantur eröffnet.

 
Dornier Do 23 '32+626', II./KG 153, 6. Staffel, Finsterwalde, 1936/37

Auf ihm waren ab 1939 die FFS C Finsterwalde (Flugzeugführerschule) und ab 1943 die LNS Halle/Saale (Luftwaffennachrichtenschule) stationiert. Die folgende Tabelle zeigt eine Auflistung ausgesuchter fliegender aktiver Einheiten (ohne Schul- und Ergänzungsverbände) der Luftwaffe die hier zwischen 1935 und 1945 stationiert waren.[1]

Von Bis Einheit Ausrüstung
Oktober 1935 April 1939 II./KG 153 (II. Gruppe des Kampfgeschwaders 153) Junkers Ju 52
Dornier Do 23
Junkers Ju 86
Dornier Do 17 Z
Mai 1939 Mai 1939 II./KG 3 Dornier Do 17 Z
Februar 1944 September 1944 I./KG 200
September 1944 Oktober 1944 Stab, II./JG 300 (Stab und II. Gruppe des Jagdgeschwaders 300) Focke-Wulf Fw 190 A
September 1944 September 1944 II./JG 27 Messerschmitt Bf 109 G
Oktober 1944 Oktober 1944 II./JG 5 Messerschmitt Bf 109 G
Oktober 1944 November 1944 IV./JG 4 Messerschmitt Bf 109 G
Januar 1945 Januar 1945 Stab, II., III./SG 2 (Stab, II. und III. Gruppe des Schlachtgeschwaders 2) Focke-Wulf Fw 190 A
Januar 1945 Februar 1945 I./JG 301 Focke-Wulf Fw 190 A
Focke-Wulf Ta 152 H
Februar 1945 April 1945 III./TG 3 Junkers Ju 52
 
Sowjetische MiG-23UB in Finsterwalde

Am 21. April 1945 erfolgte die Besetzung durch die Rote Armee, die den Platz unter Einbeziehung der deutschen Struktur übernahm und bis zum Abzug der sowjetischen Truppen im Jahre 1993 nutzte. 1951/52 erfolgte ein erster Ausbau, unter anderem wurde eine befestigte Start- und Landebahn von zunächst 2050 m Länge angelegt. In den 1960er Jahren wurde der Flugplatz erweitert, die Start- und Landebahn wurde verlängert, Flugzeugdeckungen errichtet und die Infrastruktur vergrößert. Bis 1956 waren in Finsterwalde verschiedene Schlacht- und Bombenfliegereinheiten stationiert. Von diesem Zeitpunkt wurde das 559. Jagdbombenfliegerregiment[2] (16. Luftarmee) Hauptnutzer. Es flog hauptsächlich MiG-17- und Su-7-Jagdflugzeuge-/Jagdbomber. Später erfolgte die Umrüstung auf MiG-27.

Vermutlich im Jahr 1962 wurde auf dem Flugplatzgelände das Sonderwaffenlager Finsterwalde für nukleare Abwurfmunition errichtet. Es bestand im Kern aus einem zwei-etagigen, monolithischen Lagerbunker vom Typ Basalt.[3][4] Im Mai 1993 übergaben die sowjetischen Truppen das Areal an die deutschen Behörden. Das Flugplatzgelände war neben den Hangars und Bunkern mit Schwimmbad, Bahnhof, Casino und Feuerwache ausgerüstet, sie wurden stillgelegt. Die Hangars und der Tower blieben im Zuge der Sanierung von 1999 bis 2003 erhalten.

Die Betonbahn wurde während der Sanierung des Flugplatzes von 2400 auf 1200 Meter verkürzt.

Heutige Nutzung Bearbeiten

 
Hot Rod Rennen (2010)

In einzelnen Hangars befinden sich ein Luftsportverein und die Flugzeugwerft Aircraft Maintenance & Consulting GmbH (AM&C). Sie wartet und repariert Flugzeuge bis 5000 kg und bildet unter anderem an einer ausgemusterten Transall C-160 Techniker aus.[5] Die Hardened Aircraft Shelter sind teilweise ungenutzt oder dienen als Abstellräume. Im Jahr 2011 siedelte sich unter anderem die Air Tempelhof hier an, die mit Charterflügen den Raum Berlin-Dresden-Leipzig-Cottbus bedient.[6]

Im Tower befindet sich neben mietbaren Büroräumen ein Fliegercafé.[7] Neben dem Hot-Rod Treffen findet jährlich die Niederlausitzmesse für Verbraucher im September statt.[8][9] Am Flugplatz stehen außerdem fünfgeschossige, fast unbewohnte Wohnblöcke.

Literatur Bearbeiten

  • Stefan Büttner: Rote Plätze. Russische Militärflugplätze Deutschland 1945–1994. Fliegerhorste–Aerodrome–Militärbrachen. Aerolit, Berlin 2007, ISBN 978-3-935525-11-4.
  • Jürgen Zapf: Flugplätze der Luftwaffe 1934–1945 – und was davon übrig blieb. Band 1: Berlin & Brandenburg. VDM, Zweibrücken 2001, ISBN 3-925480-52-8.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Lausitzflugplatz Finsterwalde/Schacksdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935-45 Germany (1937 Borders). S. 177–179. abgerufen am 15. September 2014.
  2. Sowjetische Truppen in Deutschland 1945 bis 1994, Gedenkalbum, Ausgabe Moskau, Verlag «Junge Garde», 1994, ISBN 5-235-02221-1, S. 21.
  3. GSSD Sonderwaffenlager Finsterwalde
  4. Sonderwaffenlager Finsterwalde, 2952 RTB WWS
  5. Finsterwalde hebt ab. auf: lr-online.de, 16. Dezember 2005.
  6. Von Finsterwalde in die ganze Welt. auf: lr-online.de, 14. Dezember 2011.
  7. Tower-Café im neuen Glanz. auf: lr-online.de, 6. August 2011.
  8. 18. Niederlausitzmesse in Finsterwalde am Freitag eröffnet. auf: lr-online.de, 18. September 2010.
  9. Niederlausitzmesse 2012. auf: messen.de