Langensalzwedel

Ortsteil von Tangermünde

Langensalzwedel ist eine Ortschaft und ein Ortsteil der Stadt Tangermünde im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[2]

Langensalzwedel
Koordinaten: 52° 35′ N, 11° 57′ OKoordinaten: 52° 34′ 56″ N, 11° 56′ 33″ O
Höhe: 30 m ü. NHN
Fläche: 6,91 km²
Einwohner: 169 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 24 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2010
Postleitzahl: 39590
Vorwahl: 039322
Langensalzwedel (Sachsen-Anhalt)
Langensalzwedel (Sachsen-Anhalt)

Lage von Langensalzwedel in Sachsen-Anhalt

Kirche zu Langensalzwedel (Oktober 2018)

Geographie Bearbeiten

Langensalzwedel, ein nach Osten erweitertes Straßendorf mit Kirche,[3] liegt am Südostrand der Altmark, zwischen den Städten Stendal und Tangermünde. Das linke Elbufer ist etwa 4 Kilometer entfernt.[4]

Nachbarorte sind Charlottenhof im Nordwesten, Staffelde im Nordosten, Hämerten im Osten, Tangermünde im Südosten und Miltern im Süden.[4]

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter bis 20. Jahrhundert Bearbeiten

Das Dorf wurde im Jahre 1318 als villa Langensoltwedele erwähnt,[5] als Markgraf Waldemar die Schenkung seines Ritters Gerhard von Kerkow an die Stendaler Nikolaikirche bestätigte.[6] 1344 hieß der Ort Soltwedel minori.[7] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Longa Soltwedel und Longensoltwedel aufgeführt.[8] Es umfasste 17 Hufen, davon eine Pfarrhufe, 1½ Hufen waren wüst. 1428 belehnte Markgraf Johann die Familie von Schwarzkopf mit Höfen in langenn salcwedel.[9] Weitere Nennungen sind 1540 langen soltwedel und longa soltwedl,[10] 1687 Langen Saltzwedell[3] und 1804 Dorf, Gut und Freihof Langen Salzwedel mit Windmühle und Krug.[11]

Im Mittelalter hatten der Dom[6] und die St. Marienkirche in Stendal Einkünfte in Langensalzwedel.[12][10]

Es gab früher zwei Rittergüter im Ort. Eines stand in der heutigen Salzstraße 3 und gehörte bis 1599 der Familie von Buchholz und anschließend der Familie von Köckte. Das andere Gut in der heutigen Salzstraße 6 gehörte seit etwa 1472 der Familie von Köckte, die auch das Patronatsrecht über die Kirche hatte. Nach dem Aussterben dieser Familie im Jahre 1614 fiel ihr Besitz an den Kurfürsten zurück. Der Hofjägermeister Hans Jakob von Rohtt wurde 1620 mit den beiden Gütern der Familie Köckte belehnt. Dieses von Rohttsche Rittergut wurde 1817 dismembriert und befand sich danach im Besitz von 18 Ackerleuten und Kossathen.[10][3][12][13]

Früher stand an der Kirchenmauer ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Es zeigte im oberen Teil das Relief eines verwundeten Soldaten und war von einem eisernen Kreuz gekrönt. Nach 1945 es wurde abgerissen. Heute ist nur noch der Sockel zu erkennen.[14]

Herkunft des Ortsnamens Bearbeiten

Heinrich Sültmann meint der Name 1318 langensoltwedele, 1375 longa soltwedel, 1540 langen soltwedel, geht vermutlich auf die Stadt Salzwedel zurück, wo die alte Salzstraße von Lüneburg nach Magdeburg den Jeetzefluß durchzog.[15][16] Andere Autoren meinen der Name könnte auch ein Bestimmungswort der Bodenbeschaffenheit enthalten, „wedel“ bedeutet dann „Quelle“,[12] also Salzquelle. Jürgen Udolph erläuterte, dass in den -wedel-Namen, ein germanisches Wort für „Furt“ enthalten ist.[17]

Eingemeindungen Bearbeiten

Ursprünglich gehörte das Dorf Langensalzwedel zum Tangermündeschen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Kanton Tangermünde auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte die Gemeinde ab 1816 zum Kreis Stendal, dem späteren Landkreis Stendal.[3] Ab 25. Juli 1952 gehörte Langensalzwedel zum Kreis Stendal. Schließlich kam die Gemeinde am 1. Juli 1994 zum Landkreis Stendal.[18]

Bis zum 31. Dezember 2009 war Langensalzwedel eine selbständige Gemeinde und gehörte der jetzt aufgelösten Verwaltungsgemeinschaft Tangermünde an.

Durch einen Gebietsänderungsvertrag beschloss der Gemeinderat der Gemeinde Langensalzwedel am 9. Juni 2009, dass die Gemeinde Langensalzwedel in die Stadt Tangermünde eingemeindet wird. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[19]

Nach Eingemeindung der bisher selbstständigen Gemeinde Langensalzwedel wurde Langensalzwedel Ortsteil der Stadt Tangermünde. Für die eingemeindete Gemeinde wurde die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. der Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die eingemeindete Gemeinde Langensalzwedel und künftige Ortsteil Langensalzwedel wurden zur Ortschaft der aufnehmenden Stadt Tangermünde. In der eingemeindeten Gemeinde und nunmehrigen Ortschaft Langensalzwedel wurde ein Ortschaftsrat mit anfangs neun Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1734 110
1772 071
1790 151
1798 158
1801 147
1818 138
Jahr Einwohner
1840 194
1864 193
1871 219
1885 229
1892 [00]224[10]
1895 226
Jahr Einwohner
1900 [00]215[10]
1905 200
1910 [00]215[10]
1925 196
1939 158
1946 306
Jahr Einwohner
1964 191
1871 177
1981 184
1993 184
2000 [00]188[20]
2006 186
Jahr Einwohner
2010 179[21]
2014 178[20]
2015 179[20]
2019 171[22]
2020 176[21]
2021 181[21]
Jahr Einwohner
2022 [0]175[1]
2023 [0]169[1]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006:[3]

Religion Bearbeiten

 
Kirche von Norden

Politik Bearbeiten

Bürgermeister Bearbeiten

Seit der Wahl im Jahre 2019 ist Gordon Albrecht Ortsbürgermeister der Ortschaft.[27]

Der letzte Bürgermeister der Gemeinde Langensalzwedel war Jens Malzahn. Bis 2019 war Hans Schulze Ortsbürgermeister.

Ortschaftsrat Bearbeiten

Bei der Ortschaftsratswahl am 26. Mai 2019 stellte sich die „Wählergemeinschaft Langensalzwedel“ zur Wahl. Sie erreichte alle 8 möglichen Sitze.[28]

Gewählt wurden 4 Ortschaftsrätinnen und 4 Ortschaftsräte.[28] Gordon Albrecht wurde zum Ortsbürgermeister gewählt.[27]

Die Wahlbeteiligung betrug 73,3 Prozent.[29]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Östlicher Ortseingang mit Dorfteich
  • Die evangelische Dorfkirche Langensalzwedel ist ein vierteiliger Feldsteinbau aus dem 12. Jahrhundert.[30]
  • Die Kirche steht inmitten des Ortsfriedhofs.
  • Neben dem Dorfteich wurde im Sommer 2020 Schild aufgestellt, das Besucher in „Dudeldei“ begrüßt. Das ist der in der Gegend auch übliche Name für das Dorf. Manche nennen es auch liebevoll „Langendudeldei“.
  • Die Kiesgrube nördlich von Langensalzwedel ist mit einem Schilfgürtel umgebener Baggersee. Der Kiesabbau ist teilweise noch in Betrieb.[31]

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

Das Dorf Langensalzwedel liegt im Einzugsbereich der Städte Stendal und Tangermünde. An der Gemeinde führt die Bundesstraße 188 vorbei, die hier zweispurig ausgebaut ist. Im benachbarten Stendal bestehen überregionale Bahnanschlüsse (nach Wolfsburg, Berlin sowie nach Magdeburg, Schwerin).

Es verkehren Linienbusse und Rufbusse von stendalbus.[32]

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Hans-Georg Schlegel (* 1922 in Langensalzwedel; † 2012 in Berlin), bekannt als „Briefmarkenpapst“, bedeutender Briefmarkenhändler und -prüfer[33]

Literatur Bearbeiten

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1892–1897, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 113 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 298, 55. Langensalzwedel (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Langensalzwedel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Anke Hoffmeister: Noch weniger Geburten. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker (E-Paper). 4. Januar 2024, DNB 1002381223, S. 18.
  2. Stadt Tangermünde: Hauptsatzung der Stadt Tangermünde. 4. Dezember 2019, §15 Ortschaftsverfassung (tangermuende.de [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 18. Dezember 2020]).
  3. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1892–1897, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  4. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 66–67 (Digitalisat).
  6. a b Christian Popp: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Halberstadt 1. Das Stift St. Nikolaus in Stendal (= Germania Sacra, Neue Folge. Band 49). S. 190–191 (Digitalisat).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 496, Nr. LXIII (Digitalisat).
  8. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 349–350.
  9. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 472 (Digitalisat).
  10. a b c d e f Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 113 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  11. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 281 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D303~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. a b c Entstehungsgeschichte Langensalzwedel. In: tangermuende.de. Abgerufen am 29. Dezember 2020.
  13. J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 298, 55. Langensalzwedel (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  14. Langensalzwedel, Stadt Tangermünde, Landkreis Stendal. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. Oktober 2019, abgerufen am 1. Oktober 2022.
  15. Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 3). Hopfer, 1933, DNB 362544441, S. 132–134.
  16. nach Friedrich Hoßfeld: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Stendal. In: Altmärkische Tageszeitung. Juli 1932, ZDB-ID 2511766-X, Beilage „Die Altmärkische Heimat“.
  17. Marco Hertzfeld: Henning, Mertens & Co. auffallend altmärkisch. In: Altmark Zeitung. 31. März 2016 (az-online.de [abgerufen am 20. Dezember 2020]).
  18. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 343.
  19. Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zwischen Stadt Tangermünde und der Gemeinde Langensalzwedel. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 19, 9. September 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 249–251 (landkreis-stendal.de [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 18. Dezember 2020]).
  20. a b c Anke Hoffmeister: Entwicklung der Einwohnerzahlen in der Stadt Tangermünde. In: Stendaler Volksstimme. 14. Januar 2016, S. 19.
  21. a b c Anke Hoffmeister: Stadt registriert 468 Neu-Tangermünder. In: Stendaler Volksstimme. 8. Januar 2022, S. 18.
  22. Anke Hoffmeister: Stadt registriert ein Plus von 36. In: Stendaler Volksstimme. 11. Januar 2020, S. 20.
  23. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 116 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  24. Pfarrbereich Tangermünde. In: ekmd.de. Abgerufen am 8. April 2023.
  25. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 17 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  26. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 30. Dezember 2020.
  27. a b Stadt Tangermünde: Aus den Ortschaften. In: Amts- und Informationsblatt Tangermünde. 15. August 2019, S. 10 (wittich.de [PDF]).
  28. a b Stadt Tangermünde: Ergebnis der Wahlen der Ortschaftsräte 2019 (Sitzzuteilung). 31. Mai 2019 (tangermuende.de [PDF; 23 kB; abgerufen am 18. Dezember 2020]).
  29. Anke Hoffmeister: Kleinster Ort mit größtem Rat. In: Stendaler Volksstimme. 29. Mai 2019, S. 21.
  30. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 292.
  31. Muting GmbH: Landschaftsplan Verwaltungsgemeinschaft „Tangermünde“. Magdeburg 2007, S. 88 (b-plan-services.de [PDF; 3,0 MB; abgerufen am 25. Dezember 2020]).
  32. Fahrplan der Linie 920. In: Stendalbus. Abgerufen am 18. April 2021.
  33. Hans-Georg Schlegel 1922-2012. Deutsche Briefmarken-Zeitung