Langenau (Brand-Erbisdorf)

Gemeindeteil der Stadt Brand-Erbisdorf

Langenau ist ein Ortsteil der Großen Kreisstadt Brand-Erbisdorf in Sachsen. Er wurde am 1. April 2002 eingemeindet. Seitdem bildet Langenau mit seinen ehemaligen Ortsteilen Gränitz und Oberreichenbach einen von zwei Ortschaften der Stadt Brand-Erbisdorf.

Langenau
Große Kreisstadt Brand-Erbisdorf
Koordinaten: 50° 50′ N, 13° 18′ OKoordinaten: 50° 50′ 11″ N, 13° 17′ 47″ O
Höhe: 489 (420–591) m
Fläche: 16,41 km²
Einwohner: 2012 (9. Mai 2011)
Bevölkerungsdichte: 123 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 2002
Postleitzahl: 09618
Vorwahl: 037322
Langenau (Sachsen)
Langenau (Sachsen)

Lage von Langenau in Sachsen

Geografie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Langenau liegt etwa 3 km südwestlich von Brand-Erbisdorf. Im Süden des Ortes entspringt in einer Höhe von etwa 525 m NN die Große Striegis. Höchste Erhebung um Langenau ist mit ca. 596 m NN der Tännicht am Südrand der Gemarkung. Auf ihm befindet sich eine 1868 errichtete Vermessungssäule der Königlich-Sächsischen Triangulation. Das Striegistal an der Nordgrenze liegt in einer Höhe um 420 m NN.

Das Tal der Großen Striegis bildet die „lange Au“, an deren Rändern im 12. Jahrhundert sich die Bauerngüter bildeten und in deren Verlauf im Tal später die Häuslerstellen und die Dorfstraße entstanden.

Nachbarorte Bearbeiten

Oberreichenbach Himmelsfürst Brand-Erbisdorf
 
Kleinhartmannsdorf Gränitz Großhartmannsdorf

Geschichte Bearbeiten

 
Kirche
 
Renaissanceportal vom zerstörten Herrenhaus Niederlangenau an der Kirche
 
Ehem. Rittergut OberLangenau, Herrenhaus 2015

Der Name Langenau leitet sich von einer langen Aue, einem langgestreckten Bach- und Wiesengrund ab.[1] Die erste Erwähnung von Langenau erfolgte im Jahr 1185 in einer Grenzurkunde des meißnischen Markgrafen Otto dem Reichen.

Der Erbauer der Meißener Albrechtsburg, Arnold von Westfalen, heiratete im 15. Jahrhundert Margarethe Rülcke und erwarb aus dem Besitz seiner Schwäger das Rittergut Langenau. Später fiel es wieder an die adelige Familie Rülcke zurück. Vom 18. Jahrhundert bis zur Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit bestand der Ort aus den zwei amtssässigen Rittergütern (Grundherrschaften) Oberlangenau[2][3] und Niederlangenau.[4][5] Besitzer der Grundherrschaften waren u. a. die Familien Rülke (Rülcke, Rulecke, Rülicke u. ä.), von Hartitzsch, Griebe und von Tettau. Spätere Rittergutsbesitzer waren die Familien Griebe, Rudolph, Braun, von Oehlschlägel und von Hopffgarten. Ab 1618 werden beide Orte genannt, welche die Kirche und Schule – zentral gelegen – gemeinsam nutzten.

Der Dreißigjährige Krieg hinterließ im Ort gewaltige Wunden, sowohl während der Quartiernahme des kaiserlichen Generalwachtmeisters Heinrich Holk 1632 im benachbarten Linda, als auch bei den beiden vergeblichen Belagerungen des nahe gelegenen Freibergs durch die Schweden 1638 und 1642/43. Im Siebenjährigen Krieg tobte 1762 die Schlacht bei Freiberg ganz in der Nähe. Während der Befreiungskriege gegen die Napoleonische Fremdherrschaft lagerten vor der Völkerschlacht 1813 kurzzeitig 12.000 Franzosen unmittelbar neben dem Ort.

 
Rathaus

Nach der Übernahme der Gerichtsbarkeit durch den sächsischen Staat im Jahre 1856 wurden die beiden bis dahin dem Kreisamt Freiberg unterstellten Gemeinden dem neu gegründeten Gerichtsamt Brand zugeschlagen. Ab 1875 gehörten Ober- und Niederlangenau zur Amtshauptmannschaft Freiberg.[6] Am 1. Juli 1905 schlossen sich Oberlangenau und Niederlangenau zur Gemeinde Langenau zusammen.

Mit der zweiten Kreisreform in der DDR kam Langenau im Jahr 1952 zum Kreis Brand-Erbisdorf im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt). In DDR-Zeiten war der Ort zudem Schauplatz des jährlichen Radrennens Rund um Langenau. 15. Januar 1970 wurde Gränitz[7] und am 1. Januar 1993 Oberreichenbach nach Langenau eingemeindet. Mit der Auflösung des sächsischen Landkreises Brand-Erbisdorf kam Langenau im Jahr 1994 zum Landkreis Freiberg. Mehrere Jahre war Langenau mit seinen Ortsteilen Gränitz und Oberreichenbach die größte Gemeinde im einstigen Landkreis Freiberg, bevor es am 1. April 2002 als Ortsteil und Ortschaft der Großen Kreisstadt Brand-Erbisdorf angegliedert wurde,[8] mit der es seit 2008 zum Landkreis Mittelsachsen gehört.

Wirtschaftsentwicklung Bearbeiten

Langenau war bereits von der Besiedlung her ein ausgesprochen landwirtschaftlich ausgerichtetes Waldhufendorf. Die landwirtschaftliche Prägung hat der Ort nie verloren. Mit der Ausdehnung des Bergbaus im Freiberg-Brander Erzrevier ließen sich ab dem 16. Jahrhundert auch Bergleute als Häusler nieder. Der Bau der Nebenbahnlinie Freiberg–Langenau brachte gegen Ende des 19. Jahrhunderts mehrere einzelne Industrieansiedlungen (Düngemittel, Holzwaren, Möbel), die insbesondere mit Stilllegung des Bergbaus 1913 gefördert wurden.

In Langenau befand sich die Zentralen Betriebsschule des Lichtspielwesens (ZBdL) der DDR. Hier wurden Facharbeiter und Meister für Filmwiedergabetechnik ausgebildet.

Entwicklung der Einwohnerzahl Bearbeiten

Jahr Einwohnerzahl[9][10][11]
1551 61 besessene Mann, 123 Inwohner
1764 37 besessene Mann, 74 Häusler, 60 ¼ Hufen
18341 848
18342 959
18711 1277
18712 1411
Jahr Einwohnerzahl
18901 1513
18902 1486
1910 2583
1925 2453
1939 2695
1946 2685
Jahr Einwohnerzahl
1950 2771
1964 2748
19903 2553
20004 2553
20115 2012
1 
Niederlangenau
2 
Oberlangenau
3 
mit Gränitz
4 
mit Gränitz und Oberreichenbach
5 
Zensus vom 9. Mai 2011 ohne andere Ortsteile

Kultur Bearbeiten

Vereine Bearbeiten

In Langenau entfaltet sich traditionell ein reiches Vereinsleben. Seit über 100 Jahren ist die Freiwillige Feuerwehr in Langenau eine wichtige Einrichtung, die neben ihrer Hauptaufgabe als Sicherheitsgarant für die Bevölkerung ihren Mitgliedern Kommunikation und kulturelle Betätigung bot und bietet. Im Jahr 1998 ging aus ihr der Verein „Historische Feuerwehr Langenau Erzgebirge e.V.“ hervor. Große Tradition hat das Gesangswesen. 2008 konnte das Jubiläum „150 Jahre Männergesangsverein“ begangen werden. 2009 feierte der gemischte Chor sein 25-jähriges Bestehen. Seit 1999 arbeitet der „Heimatverein 1185 Langenau e.V.“ die Ortsgeschichte auf und hat sich zu einem wichtigen Faktor kulturell-gesellschaftlicher Arbeit im Ort entwickelt. Er hält die Fäden für die Vorbereitung der 825-Jahr-Feier des Ortes (12.–20. Juni 2010) in der Hand. Der „Schützenverein 1844 Langenau e.V.“ gründete sich 1996 neu. Zu den weiteren Vereinen gehören heute der Heimatverein, der Turnverein, der „SV Fortuna Langenau e.V.“, der Seniorenverein „Striegistal“, der Landfrauenverein, der Klöppelverein, der Eisenbahnverein, der Gartenverein, der Männergesangverein 'Harmonie', der Kaninchenzüchterverein und der Hundesportverein.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Kirche

Hauptsehenswürdigkeit des Ortes ist die in der Kirche befindliche geschnitzte Kanzel, die als „Friedenskanzel“ das Stifterehepaar Braun mit einer Bergparade, die für den zu Ende gegangenen Bergbau steht und mit Bauern des Ortes sowie mit heimkehrenden Soldaten in ihrem gemeinsamen Hoffen auf das Ende des Ersten Weltkrieges zeigt. Es ist das Hauptwerk des aus Langenau stammenden Holzschnitzers Ernst Dagobert Kaltofen. Sehenswert ist auch das Eingangsportal der Kirche in Form einer spätmittelalterlichen Sandsteinplastik. Sie stammt aus dem nach dem Zweiten Weltkrieg geschleiften Rittergut Niederlangenau. Die links und rechts dargestellten Figuren werden verschiedentlich mit Arnold von Westfalen und seiner Frau Margarete in Verbindung gebracht. In der Umgebung der Kirche befindet sich eine Gruppe älterer Fachwerkhäuser.

Der gepflegte Gutspark von Niederlangenau lädt mit seinem malerischen Teich zu einem kleinen Spaziergang ein. Eine jüngere Attraktion ist die 2008 rekonstruierte Kursächsische Ganzmeilensäule, welche den einstigen Verlauf der ehemaligen Poststraße Silberwagenweg von Annaberg nach Freiberg durch Langenau belegt.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Ansässige Unternehmen Bearbeiten

Heute sind hier mehrere Agrarunternehmen, ein Unternehmen im ländlichen Service-Bereich und ein Unternehmen im Umweltdienste-Bereich als Hauptarbeitgeber ansässig.

Verkehr Bearbeiten

 
Bahnhof Langenau (Sachs), Gleisseite (2016)

In den Jahren 1890 bis 1997 war Langenau Endpunkt der Nebenbahn Brand-Erbisdorf–Langenau.

Durch den Ort führt die Staatsstraße 235.

Persönlichkeiten Bearbeiten

In Langenau wurde der erzgebirgische Holzschnitzer Ernst Kaltofen (1841–1922) geboren. Dem Bergmannsberuf entstammend schnitzte er sehr lebend wirkende Figuren und Reliefs mit einer bemerkenswerten Tiefenwirkung. Die Themen entlehnte er meist mit dem Bergbau.

Richard von Oehlschlägel (1834–1895), Besitzer des Rittergutes Oberlangenau, gehörte als konservativer Politiker von 1871 bis 1894 dem Sächsischen Landtag an und war Vorsitzender des Landeskulturrats. Sein Vater, „Premier-Lieutenant und Adjutant“ Carl August von Oehlschlägel (1796–1859), erwarb 1849/52 das Rittergut und ein weiteres Anwesen in Oberlangenau und war 1833–1859 Postmeister in Tharandt.

Der Schriftsteller Rainer Maria Rilke (1875–1926) wählte wegen der Namensverwandtschaft mit den Rülkes (Rülke-Rilke) den im Türkenkrieg im 16. Jahrhundert gefallenen Christoph Rülke zur Hauptfigur seiner Erzählung „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“.

Karl Gottlob Wolf (1808–nach 1855), der in Langenau geborene Bergmann war ein Pionier des Steinkohlenbergbaus im Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenrevier.

Literatur Bearbeiten

  • H.-D. Dohrmann, R. Siegel: 100 Jahre im Dienst für die Gemeinschaft. Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Langenau/Erzgebirge 1907–2007. – Hist. Feuerwehr Langenau e. V. (Hrsg.), Langenau/ Nossen 2007.
  • H. Neumann, R. Siegel, H. Walter: Langenau im Wandel der Zeit. Häuserchronik eines Waldhufendorfes im Erzgebirge. Druck- und Verlagsgesellschaft, Marienberg 2007, ISBN 978-3-931770-56-3.
  • K. Walter, B. Seifert, S. Pilz: Wohnen am alten Bergsteig – Von der AWG zur Wohnungsgenossenschaft „Glückauf“ Langenau e.G. 50 Jahre im Rückblick. Wohngenossenschaft „Glückauf“ Langenau e.G., Langenau 2004, OCLC 699324805

Weblinks Bearbeiten

Commons: Langenau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ernst Eichler, Hans Walther (Hrsg.): Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. Band I, Berlin 2001, ISBN 3-05-003728-8, S. 558.
  2. Das Rittergut Oberlangenau auf www.sachsens-schloesser.de
  3. Das Rittergut Oberlangenau auf www.architektur-blicklicht.de
  4. Das Rittergut Niederlangenau auf www.sachsens-schloesser.de
  5. Das Rittergut Niederlangenau auf www.architektur-blicklicht.de
  6. Die Amtshauptmannschaft Freiberg im Gemeindeverzeichnis 1900
  7. Gränitz auf gov.genealogy.net
  8. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2002
  9. Vgl. Langenau im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  10. Vgl. Niederlangenau im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  11. Vgl. Oberlangenau im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen