Löllingit

Mineral aus der Markasit-Löllingit Gruppe

Löllingit, auch veraltet als Arseneisen[4] oder Arsenikalkies[4], seltener unter seiner chemischen Bezeichnung Eisenarsenid bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung FeAs2 und entwickelt entweder prismatische Kristalle oder massige Aggregate von silberweißer Farbe, die an der Luft nach einiger Zeit grau anlaufen. Der frische Mineralbruch hat jedoch eine hellere Farbe als der ansonsten ähnliche Arsenopyrit.

Löllingit
Löllingit aus der Franklin Mine, Sussex County, New Jersey, USA
(Größe ~ 2,5 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

[1]

Andere Namen
  • Arseneisen
  • Arsenikalkies
Chemische Formel FeAs2
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze – Metall:Schwefel (Selen,Tellur) < 1:1
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/D.23
II/D.23-010

2.EB.15a
02.12.02.09
Ähnliche Minerale Arsenopyrit (Arsenkies), Gersdorffit
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal 2/m 2/m 2/m[2]
Raumgruppe (Nr.) Pnnm[3] (Nr. 58)
Gitterparameter a = 5,243 Å; b = 5,978 Å; c = 2,9783 Å[3][2]
Formeleinheiten Z = 2[3][2]
Zwillingsbildung überwiegend verzwillingt nach {011}, auch Drillinge
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5 bis 5,5
Dichte (g/cm3) 7,0 bis 7,4
Spaltbarkeit deutlich nach (001)
Bruch; Tenazität uneben, spröde
Farbe silberweiß, grau anlaufend
Strichfarbe grau bis schwarz
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz
Magnetismus vor dem Lötrohr schwer zu einer magnetischen Kugel schmelzend
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale im frischen Bruch deutlich heller als Arsenopyrit

Etymologie und Geschichte Bearbeiten

Löllingit wurde nach seiner Typlokalität (erster Fundort) Lölling in Kärnten benannt. Erstmals gefunden und beschrieben wurde es 1845 durch Wilhelm Ritter von Haidinger.

Klassifikation Bearbeiten

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Löllingit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel, Selen, Tellur < 1 : 1“, wo er zusammen mit Mineralen Costibit, Nisbit, Oenit, Rammelsbergit, Safflorit und Seinäjokit die Löllingitgruppe mit der System-Nr. II/D.22 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Löllingit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Metallsulfide mit Metall (M) : Schwefel (S) ≤ 1 : 2“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhältnis und den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : S = 1 : 2, mit Fe, Co, Ni, PGE usw.“ zu finden ist, wo es zusammen mit Alloclasit, Anduoit, Klinosafflorit, Costibit, Krutovit, Nisbit, Oenit, Omeiit, Paracostibit, Pararammelsbergit, Rammelsbergit und Safflorit die „Löllingitgruppe“ mit der System-Nr. 2.EB.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Löllingit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Markasit, Ferroselit, Frohbergit, Hastit, Mattagamit, Kullerudit, Omeiit, Anduoit, Seinäjokit, Safflorit, Rammelsbergit und Nisbit in der „Markasitgruppe (Orthorhombisch: Pnnm)“ mit der System-Nr. 02.12.02 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Selenide und Telluride – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=1:2“ zu finden.

Modifikationen und Varietäten Bearbeiten

Als Glaukopyrit wird eine cobalthaltige Varietät des Löllingit bezeichnet.[5] Es besteht eine Mischbarkeit mit dem Safflorit, CoAs2[6] Allerdings ist diese Mischbarkeit nicht vollständig. Ebenfalls kann Eisen teilweise gegen Nickel ausgetauscht werden und Arsen gegen Schwefel.[7]

Bildung und Fundorte Bearbeiten

 
Derber Löllingit aus der Nine Mile Mine, Broken Hill, Yancowinna County, New South Wales, Australien (Größe: 4,6 × 3,2 cm)
 
Buntfarbig angelaufener Löllingit aus Hebron, Oxford Co., Maine, USA (Größe: 2 cm)

Löllingit bildet sich entweder in magmatischen Gesteinen wie Pegmatit oder als Nebenbestandteil in hydrothermalen Erzgängen. Begleitet wird es unter anderem von Calcit, Nickelin, Pharmakosiderit, Siderit, Skutterudit und Bismut.

Als eher seltene Mineralbildung kann Löllingit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Als bekannt gelten bisher rund 580 Fundorte.[5] Neben seiner Typlokalität Lölling trat das Mineral in Österreich unter anderem noch an mehreren Orten am Hüttenberger Erzberg, bei Sankt Martin am Silberberg, an der Saualpe und am Markogel in Kärnten; am Schlossberg bei Gloggnitz in Niederösterreich; im Gasteinertal und am Rotgüldensee in Salzburg sowie am Semmering Basis Tunnel (Semmering-Pass) bei Dürrhof, an den Vetternspitzen und an der Zinkwand in den Schladminger Tauern auf.

In Deutschland fand sich Löllingit vor allem im Schwarzwald (Wittichen, Oberwolfach), im Spessart (Hartkoppe, Schöllkrippen), im Bayerischen Wald, im Odenwald, im Harz (Rammelsberg, Sankt Andreasberg), im Siegerland, im Erzgebirge und im Vogtland.

In der Schweiz konnte das Mineral bisher nur im Kanton Wallis gefunden werden, genauer bei Ayer (Val d’Anniviers), Saint-Luc VS, Pipjitälli und Salanfe gefunden werden.

Weitere Fundorte sind unter anderem in Ägypten, Australien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Finnland, Frankreich, Georgien, Ghana, Griechenland, Grönland, Guinea, Indien, Iran, Irland, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kirgisistan, Korea, Kosovo, der Demokratischen Republik Kongo, Marokko, Mexiko, der Mongolei, Namibia, Norwegen, Pakistan, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, der Slowakei, Spanien, Südafrika, Tschechien, Tadschikistan, der Ukraine, Ungarn im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[8]

Auch in Gesteinsproben vom Ostpazifischen Rücken konnte Löllingit nachgewiesen werden.[8]

Kristallstruktur Bearbeiten

 
Struktur von Löllingit, _ As 0 _ Fe[3]

Löllingit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Pnnm (Raumgruppen-Nr. 58)Vorlage:Raumgruppe/58 mit den Gitterparametern a = 5,243 Å, b = 5,978 Å und c = 2,9783 Å[3] sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle[2].

Verwendung Bearbeiten

Löllingit dient als Rohstoff zur Gewinnung von Arsen.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. vollständige überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer Verlag, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 40.
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 47 (Dörfler Natur).
  • Thomas Drapela: Auflichtoptische Untersuchungen an den rhombischen Mineralien Markasit (FeS2) und Löllingit (FeAs2). Dissertation an der Universität Wien, Wien, 1990

Weblinks Bearbeiten

Commons: Löllingite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c Webmineral – Lollingite (englisch)
  3. a b c d American Mineralogist Crystal Structure Database – Lollingite
  4. a b Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 176, 265.
  5. a b Mindat – Glaucopyrite (englisch)
  6. John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Löllingite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 60,3 kB)
  7. Skage R. Hem, Emil Makovicky: The system Fe–Co–Ni–As–S. II. phase relations in the (Fe,Co,Ni)As1,5S0,5 section at 650° and 500°C, in: The Canadian Mineralogist, Band 42 (2004), S. 63–86 (PDF 1,6 MB)
  8. a b Mindat – Localities for Löllingite