Kutterfisch ist ein 1964 gegründetes Fischfang-, Fischverarbeitungs- und Fischvermarktungsunternehmen mit Sitz in Cuxhaven und Zweigbetrieb in Sassnitz. Kutterfisch betreibt Kleine Hochseefischerei.

Kutterfisch
Rechtsform GmbH
Gründung 1964
Sitz Cuxhaven
Leitung Kai-Arne Schmidt
Mitarbeiterzahl 115
Umsatz 34 Mio. Euro (2017)
Branche Fischfang-Reederei, Fischverarbeitung, Fischhandel
Website www.kutterfisch.de
Bianca (NC 312)
Iris (NC 300)
J. von Cölln (NC 308)
Susanne (NC 120)
Westbank (SAS 110)
Die neue Iris (NC 302)
Seewolf (NC 309)

Gründung und Geschichte Bearbeiten

Gegründet wurde das Unternehmen am 8. Dezember 1964 als genossenschaftlicher Verarbeitungsbetrieb der Erzeugergemeinschaft Nordsee eG und hieß zunächst Kutterfisch – Verwertung Finkenwerder – Lübecker Bucht GmbH. Ziel der Gründung war es, durch gemeinsamen Einkauf und gemeinsame Vermarktung das Absatzrisiko der einzelnen Fischer in der Kleinen Hochseefischerei zu reduzieren. Kutterfisch nahm den Fischern die angelandeten Fänge ab, die bei den Fischauktionen nicht zu einem Mindestpreis vom Großhandel aufgekauft wurden.

Im Laufe der Jahre wechselten mehrfach die Gesellschafter und 1986 der Name des Unternehmens: Im Dezember 1966 traten die Kutterfisch eGmbH Cuxhaven und die Fischergenossenschaft Schlutup bei, im August 1978 übernahm die Fischergenossenschaft Maasholm die Anteile der Kutterfisch eGmbH Cuxhaven und 1973 wurden die Fischverwertung Kieler Förde eG sowie die Fischergenossenschaft Fehmarn Gesellschafter von Kutterfisch. Die nächsten Änderungen wurden ab 1986 vorgenommen: Im Januar des Jahres trat die Kutterfisch Cuxhaven eG wieder ein, im Februar änderte das Unternehmen seinen Namen in Kutterfisch Cuxhaven eG. Mit dem Austritt der Ostseegemeinschaften Maasholm, Kiel, Heiligenhafen, Fehmarn und Travemünde verlegte Kutterfisch den Unternehmenssitz nach Cuxhaven. Im Januar 1993 verschmolzen nach Eintritt der Bremerhavener Kutterfischer eG die drei Genossenschaften zur Erzeugergemeinschaft Nordsee eG. Kutterfisch ist eine 100%ige-Tochter dieser Erzeugergemeinschaft.[1][2]

Struktur und Betrieb von Kutterfisch Bearbeiten

Das Unternehmen gliedert sich in die Kutterfisch-Zentrale GmbH mit Sitz in Cuxhaven und den Tochtergesellschaften Salz- und Trockenfisch GmbH, die Kutter- und Küstenfisch Rügen in Sassnitz sowie die 1992 gegründete Ausrüsterfirma Cux-Trawl in Cuxhaven.[3][4] 1998 begann Kutterfisch, eine eigene Fischfangflotte aufzubauen; Stand 2020 bestand die Flotte aus zehn Großkuttern für die Kleine Hochseefischerei, die alle unter deutscher Flagge fahren und in Cuxhaven sowie Sassnitz ihre Heimathäfen haben.

Die Fangebiete der Nordseekutter reichen in der mittleren Nordsee von Südnorwegen über die Färöer-Inseln bis Island, die der Sassnitzer Kutter liegen in der gesamten Ostsee. Die Dauer einer Fangreise in der Nordsee liegt bei sechs bis acht Tagen, in der Ostsee bei ein bis zwei Tagen, jeder Kutter fährt 35 bis 40 Mal pro Jahr zum Fang aus. Gefangen werden in der Nordsee vor allem Schollen, Seelachs und Sprotten, in der Ostsee Dorsche, Hering und ebenfalls Sprotten. Die Gesamtfangmenge betrug 2016 rund 14.200 Tonnen und 2017 rund 14.900 Tonnen Fisch.[5][6][1]

Die Anlandung der Fänge erfolgt in der Nordsee im dänischen Hanstholm mit Weitertransport nach Cuxhaven oder direkt in Cuxhaven zur Weiterverarbeitung. In der Ostsee erfolgt die Anlandung bei der Tochterfirma Kutter- und Küstenfisch in Sassnitz. Dort wird der Fang in firmeneigene Lastwagen verladen und an Verarbeitungsbetriebe, Kunden oder Auktionsplätze ausgeliefert. In Cuxhaven betreibt Kutterfisch einen der größten Verarbeitungsbetriebe für Frischfisch in Deutschland. Dort werden pro Jahr ca. 4500 Tonnen Fisch filetiert. Etwa 40 Prozent der Fänge vermarktet Kutterfisch selbst in den firmeneigenen Verkaufsstellen in Cuxhaven und Sassnitz, rund 60 Prozent gehen an den Großhandel.[1][7]

Zur Mitarbeiterzahl macht das Unternehmen unterschiedliche Angaben: Für 2016 und 2017 nennt es 95 Mitarbeiter, davon 55 an Bord der Kutter, die einen Umsatz von 32 bzw. 34 Millionen Euro erwirtschafteten, gleichzeitig wurde die Anzahl von 250 Mitarbeitern genannt, die rund 80 Millionen Euro Umsatz erzielten.[8]

Nachhaltigkeit Bearbeiten

Die Aspekte Überfischung, Nachhaltigkeit in der Fischerei und Umweltschutz auf dem Meer sind für das Unternehmen von großer Bedeutung. Hintergründe ist auch das Verbraucherverhalten, durch das nicht zertifizierte Fänge kaum mehr auf dem deutschen Markt absetzbar sind.[9] Daher hat Kutterfisch 2008 den Weg vom Fang über Verarbeitung bis zum Verkauf dokumentieren sowie kontrollierbar nachvollziehbar überprüfen lassen, und erhielt vom Marine Stewardship Council das MSC-Siegel für Seelachs 2008 und für Hering 2015. Darüber hinaus ist Kutterfisch 2017 mit dem Bio-Siegel Naturland zertifiziert worden.

Als weiteren Schritt unterstützt Kutterfisch als Unternehmen das Projekt „Stopp Discard“, bei der Beifänge nicht mehr über Bord geworfen werden, da die Fische meist schon tot sind. Beifänge sollen grundsätzlich deutlich reduziert werden. Kutterfisch erreicht dies durch größere Maschenweiten, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen. Gleichzeitig hat das Unternehmen die Hälfte der Kutter mit Kameras ausgerüstet, um den Beifang bzw. dessen Entsorgung zu dokumentieren und fordert ein Verbot illegaler sowie undokumentierter Fischerei.[10]

Schiffe der Kutterfisch-Reederei Bearbeiten

Bis Mai 2020 aktive Schiffe Bearbeiten

Name Baujahr Bauwerft Länge / Breite Vermessung Anmerkungen
Antares (SAS 211) 1985 Lübbe Voss, Westerende-Kirchloog 20,54 / 6,20 132 BRZ 2018 in Fahrt bei Kutterfisch.[11][12]
Christin-Bettina (SAS 111) 1983 25,05 / 6,25 152 BRZ 2018 in Fahrt bei Kutterfisch.[11][12]
Seewolf (NC 309) 1985 Siegholdwerft, Bremerhaven 30,34 / 7,80 261 BRZ 2018 in Fahrt bei Kutterfisch.[11][12][13][14]
J. von Cölln (NC 308) 1987 Sietas, Hamburg 40,26 / 8,48 459 2002 bei Bredo in Bremerhaven verlängert. 2018 in Fahrt bei Kutterfisch, soll 2019[veraltet] durch einen Neubau ersetzt und verkauft werden.[11][12][15]
Westbank (SAS 110) 1990 Lübbe Voss, Westerende-Kirchloog 19,40 / 6,30 107 BRZ 2002 bei Bredo in Bremerhaven verlängert. 2018 in Fahrt bei Kutterfisch.[11][12][16]
Viktoria (NC 315) 2004 Karstensens Skibsværft, Skagen 37,05 / 10,0 507 BRZ 2018 in Fahrt bei Kutterfisch.[12][17]
Janne Kristin, (NC 333) 2018 Nodosa, Marín, Spanien 35,0 / 10,0 680 BRZ
Iris (NC 302) 2019 35,0 / 10,0 680 BRZ Die beiden Neubauten ersetzten 2018/2019 die vier Kutter Bianca, Susanne, Iris und J. von Cölln.[18][19][18][19]
Bleibtreu (SH 1) 1992 Visser, Den Helder, Niederlande 23,99 / 6,70 167 BRZ

Ehemalige Schiffe Bearbeiten

Name Baujahr Bauwerft Länge / Breite Vermessung Anmerkungen
Blaurobbe (SAS 308) 1958/1959 Elbewerft Boizenburg, Boizenburg 26,45 / 6,70 133 BRZ Nur bei Schumann erwähnt: Dauer der Zugehörigkeit zu Kutterfisch unklar, ggf. Verwechslung mit Blauwal?[11]
Susanne (NC 120) 1983 MWB, Bremerhaven 40,09 / 9,60 492 BRZ 2002 bei Bredo in Bremerhaven verlängert. 2018 in Fahrt bei Kutterfisch, wurde 2019 durch einen Neubau ersetzt und verkauft werden.[11][12][20]
Iris (NC 300) 1983 34,80 / 9,60 425 BRZ 2018 in Fahrt bei Kutterfisch, 2019 verkauft nach Huelva (Afrika), dort weiterhin in der Fischerei.[11][12][21][22]
Bianca (NC 312) 1988 Mützelfeldtwerft, Cuxhaven 40,22 / 8,50 455 BRZ 2018 in Fahrt bei Kutterfisch, 2019 durch einen Neubau ersetzt und verkauft.[11][12][23][24]
Blauwal (SAS 295) 1958 Elbewerft Boizenburg, Boizenburg 26,45 / 6,71 126 BRZ 2018 bei Kutterfisch in Fahrt.[11][12][25]
2021 Abbruch in Grenaa.[26]

Literatur Bearbeiten

  • Nik Schumann: Cuxhaven, die Große Hochseefischerei und der Seefischmarkt. Verlag August Rauschenplat, Cuxhaven 2008, ISBN 3-935519-29-X.
  • kutter. Jubiläumsausgabe 50 Jahre Kutterfisch. (Kundenmagazin der Kutterfisch-Zentrale), Cuxhaven 2014 (Online-Version als PDF).
  • Hans-Peter Rodenberg: See in Not. Die größte Nahrungsquelle des Planeten: eine Bestandsaufnahme. Marebuchverlag, Hamburg 2004, ISBN 3-936384-49-5.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kutterfisch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten Bearbeiten

  1. a b c Schumann, S. 229.
  2. Kutterfisch: Geschichte
  3. vgl. Webseite von „Cux-Trawl“
  4. vgl. auch: Kutterfisch-Kundenmagazin. S. 14f.
  5. Kutterfisch: Fanggebiete
  6. Nachhaltigkeitsbericht. S. 6.
  7. Kutterfisch: Verarbeitung
  8. Nachhaltigkeitsbericht. S. 5 versus Cuxhavener Nachrichten vom 31. Oktober 2015
  9. Norddeutscher Rundfunk 23. August 2018: Ostsee-Hering verliert MSC-Nachhaltigkeitssiegel
  10. Nachhaltigkeitsbericht. S. 9–15.
  11. a b c d e f g h i j Schumann, S. 228.
  12. a b c d e f g h i j Kutterfisch: Schiffe und Mannschaften, kutterfisch.de
  13. Fischerhäfen in Europa: NC 309
  14. Reinhart Schmelzkopf: Schiffe und Cuxhaven. Wilhelm Heidsiek Verlag, Cuxhaven 2012, ISBN 978-3-935459-23-5, S. 24.
  15. Fischerhäfen in Europa: NC 308
  16. Fischerhäfen in Europa: SAS 110
  17. Fischerhäfen in Europa: NC 315
  18. a b Täglicher Hafenbericht 7. September 2018: „Janne-Kristin“ vor Fertigstellung
  19. a b Neues Schiff für Kutterfisch-Flotte. In: Kutterfisch. 22. November 2018.
  20. Fischerhäfen in Europa: NC 120
  21. Fischerhäfen in Europa: BX 775
  22. Zweiter Neubau für Kutterfisch-Zentrale. Abgerufen am 5. November 2019 (deutsch).
  23. Fischerhäfen in Europa: NC 312
  24. Nik Schumann: Mützelfeldtwerft. Verlag August Rauschenplat, Cuxhaven 2015, ISBN 936619-44-3-5, S. 122.
  25. Fischerhäfen in Europa: SAS 295
  26. 20 Betriebe wollen Fischkutter abwracken. 24. August 2021, abgerufen am 1. Dezember 2021.