Kurt Holm

österreichisch-deutscher Soziologe und Sozialforscher

Kurt Holm (* 1935 in Heilbronn) ist ein österreichisch-deutscher Soziologe und Sozialforscher.

Kurt Holm (2015)

Leben und Wirken Bearbeiten

Kurt Holm machte (nach Abitur 1954) eine kaufmännische Lehre und arbeitete bis 1957 als Kaufmannsgehilfe. Von 1957 bis 1959 begann er zunächst ein Studium der damals neuen Studienrichtung Sozialwirtschaft an der Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Nürnberg und wechselte dann 1959 an die Freie Universität Berlin, wo er das damals dort neu eingerichtete Studium der Soziologie abschloss (Diplom 1960, Doktorat 1967). Hier studierte er u. a. bei Renate Mayntz und entwickelte seinen seitherigen wissenschaftlichen Schwerpunkt: Methoden der Empirischen Sozialforschung. Kurt Holm wirkte dann auch ab 1963 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der FU Berlin (Lehrstuhl Renate Mayntz).[1]

Er habilitierte sich in Berlin 1970 für das Fach „Soziologie“ mit einer Arbeit „Verteilung und Konflikt“ (s. Holm 1970a). 1972 wurde Kurt Holm (als Nachfolger des Linzer Gründungsprofessors Erich Bodzenta, der 1971 einen Ruf an die Universität Wien annahm) an die damalige „Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften“ in Linz berufen, wo er 33 Jahre lang (bis zu seiner Emeritierung 2004) den Lehrstuhl und das Fach Empirische Sozialforschung innehatte bzw. vertrat.

Wissenschaftliche Arbeitsschwerpunkte Bearbeiten

Kurt Holm hat sich im Laufe seiner wissenschaftlichen Laufbahn schwerpunktmäßig folgenden Themen gewidmet:

Konkrete inhaltliche Themen der Soziologie

Hier arbeitete Holm zu Fragen der der Soziologischen Theorie, wie (Macht oder Konflikt, s. z. B. Holm 1968a, Holm 1969c, Holm 1970a), der Pädagogischen bzw. Bildungssoziologie (s. Holm 1973a, Holm 1973b), und der Politischen Soziologie (Wahlforschung; s. B. Holm 1987b).

Mitwirkung an den österr. Sozialen Surveys 1986 und 1993

Der Soziale Survey Österreich (SSÖ) ist Teil eines internationalen Umfrageprogramms (International Social Survey Programme-ISSP) zur Beobachtung des Wandels von Einstellungen und Wertorientierungen in der Bevölkerung verschiedener Länder. Der SSÖ wurde bislang sechs Mal – in den Jahren 1986, 1993, 2003, 2016, 2018 und 2021 – durchgeführt. Kurt Holm war im Leitungsteam der SSÖ 1986 und 1993 (siehe Holm 1987a).

Methoden der Empirischen Sozialforschung

Kurt Holm ist Ko-Autor eines bis heute wichtigen Lehrbuchs zu Methoden der Empirischen Sozialforschung (Holm 1969a, E-Book 2013), das auch ins Englische, Spanische und Polnische übersetzt wurde und immer noch als Standardwerk gilt. Er konzentrierte sich dann auf das Thema der standardisierten Umfrageforschung und entwickelte hier Ansätze zu Skalen und Indizes (Holm 1970b), zur Theorie der Frage (Holm 1974a) und zur Theorie der Fragebatterie (Holm 1974b). Sein 6-bändiges Lehrbuch zu allen Fragen der Umfrageforschung („Die Befragung“, Holm 1975a, Holm 1975b, Holm 1976a, Holm 1976b, Holm 1977, Holm 1979) geht nicht nur auf die Erhebungsmethoden, sondern auch ausführlich auf verschiedene Auswertungsmethoden für Umfragedaten ein, und ist bis heute ein viel zitiertes und wesentliches Hauptwerk zur Empirischen Sozialforschung.

Entwicklung eines umfassenden Programms zur Auswertung von empirischen Daten (ALMO)

Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit in den letzten Jahrzehnten ist die Entwicklung eines umfassenden Statistik-Softwareprogrammes (ALMO) zur Auswertung von Umfragedaten, das auch komplexe Verfahren, wie Faktorenanalyse, Clusteranalyse, Latente Klassenanalyse, Wählerstromanalyse oder Multidimensionale Skalierung enthält. ALMO ist vergleichbar mit anderen umfassenden Software-Paketen zur Datenauswertung, wie SPSS oder P-STAT.

Publikationen (Auswahl) Bearbeiten

Kurt Holm hat 25 wissenschaftliche Bücher als Autor, Co-Autor, Herausgeber oder Co-Herausgeber, sowie ca. 75 Beiträge in Fachzeitschriften oder Sammelbänden veröffentlicht. Hier wird eine Auswahl von 30 der mehr als 100 Publikationen dargestellt. Dazu gibt es mehr als 40 sog. „Handbücher“ zu dem von ihm entwickelten Statistik-Programm ALMO.

Bücher Bearbeiten

Artikel und Buchbeiträge Bearbeiten

  • Stabilität, Wandel und Konflikt. Versuch einer soziologischen Verteilungstheorie, in: Soziale Welt, ISSN 0038-6073, 19. Jg. (1968) H. 3/4, S. 217–239.
  • Der Intra-Rollenkonflikt des Werkmeisters, in: Dieter Claessens (Hg.): Rolle und Macht, Juventa Verlag, München 1968, ISBN 3-7799-0137-4 (= ISBN der 3. Auflage 1974), S. 78–89.
  • Theorie sozialer Konflikte, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, ISSN 0023-2653, 21. Jg. (1969), S. 201–213.
  • Gültigkeit von Skalen und Indizes, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, ISSN 0023-2653, 22. Jg. (1970), S. 693–714.
  • Zuverlässigkeit von Skalen und Indizes, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, ISSN 0023-2653, 22. Jg. (1970), S. 356–386.
  • Lehrerverhalten und Beliebtheit der Schüler, in Holm 1973a, S. 353–383.
  • Theorie der Frage, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, ISSN 0023-2653, 26. Jg. (1974), S. 91–114.
  • Theorie der Fragebatterie, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, ISSN 0023-2653, 26. Jg. (1974), S. 316–341.
  • Sozialstruktur, politische Grundorientierungen und Parteipräferenz, in: Holm 1987a, S. 191–216.
  • (mit Eva Cyba, Max Haller, Wolfgang Schulz und Karl H. Müller): Der Soziale Survey 1993 im Überblick
  • 1996c: Wandel politischer Einstellungen, S. 221–240.

ALMO-Programme und Handbücher Bearbeiten

Kurt Holm publizierte 2000–2021 (tw. mit anderen) ALMO-Software-Pakete und ALMO-Handbücher, zuerst im Eigenverlag Institut für Soziologie, Universität Linz (bis 2004) und dann im Eigenverlag Kurt Holm[2] Leonding (ab 2004).

ALMO-Handbücher „Typ I“ (analog) Bearbeiten

Hier wurden als Ergänzung der verschiedenen ALMO-Software-Pakete ab 2000 38 detaillierte Handbücher (tw. mit anderen Autoren) zunächst gedruckt bzw. dann digital im PDF-Format publiziert und laufend aktualisiert, welche in jeweils aktueller Version bis heute auch einzeln auf der ALMO-homepage zum Download kostenlos zur Verfügung stehen.[3]

ALMO Software-Pakete mit integrierten Handbüchern Typ II (digital) Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. vgl. zur frühen Biographie Kurt Holms das Interview von Lisa Nimmervoll mit Kurt Holm anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Soziologie in Linz“, s. Johann Bacher (Soziologe), Martina Beham–Rabanser, Alfred Grausgruber und Ursula Rami (Hg.): Quo vadis Soziologie? Tagungsdokumentation 50 Jahre Soziologie, Trauner Verlag, Linz 2017, ISBN 978-3-99062-187-5, S. 29–30.
  2. homepage der ALMO-Statistik, abgefragt am 21. März 2022.
  3. Almo Handbücher, abgerufen am 20. April 2023.