Die Kurden in ihrem traditionellen Siedlungsgebiet und in der Diaspora bevorzugen wie andere ethnische Gruppen auch ein Medienangebot in einer Sprache, die sie verstehen und welche aus ihrer Herkunftsregion Kurdistan berichten.

Der kurdischstämmige Intellektuelle Abdullah Cevdet

Geschichte Bearbeiten

Die kurdische Sprache hatte aufgrund einer fehlenden historischen kurdischen Eigenstaatlichkeit nicht die Möglichkeit, eine eigene reiche Schriftkultur zu entwickeln. Auch wenn Werke wie das Liebesepos Mem û Zîn des Gelehrten Ehmedê Xanî das kurdische Bewusstsein für eine eigenständige Literalität bestärkt haben dürften, so basierte die kurdische Sprache eher auf mündlichen Überlieferungen. Dies ist auch dem Umstand geschuldet, dass aufgrund der linguistischen, territorialen und kulturellen Zerrissenheit des kurdischen Volkes nie ein einheitliches kurdisches Bildungswesen entstehen konnte. Diese linguistische Zersplitterung des kurdischen Volkes erlaubte auch die Entstehung von voneinander unterschiedlichen Schriftsystemen in den jeweiligen Herkunftsländern: Während Kurden in der Türkei, in Syrien und in Armenien seit der Entwicklung des Kurmandschi-Alphabets in den 1930er Jahren hauptsächlich in lateinischer Schrift schreiben, nutzen Kurden im Irak und dem Iran größtenteils das mit arabischen Buchstaben geschriebene Sorani-Alphabet. Ihren Anfang nahmen moderne kurdischsprachige Publikationen im Osmanischen Reich, das den Großteil des kurdischen Siedlungsgebietes umfasste. So wurde die erste kurdischsprachige Zeitschrift mit dem Namen "Kurdistan" im Jahr 1898 in Kairo herausgegeben. Insbesondere osmanische kurdische Intellektuelle wie der Arzt und Poet Abdullah Cevdet, der geistliche Führer Said Nursi sowie die Schriftsteller Süreyya Bedirxan und Celadet Ali Bedirxan bemühten sich um die Etablierung eines kurdischen Bildungswesens. Ein Wunsch, der nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches auch in den Nachfolgestaaten auf dem kurdischen Siedlungsgebiet nicht erfüllt werden konnte.

Die dem Osmanischen Reich folgenden Nationalstaaten wie die arabischen Staaten Syrien und der Irak oder die moderne Türkei waren nicht an einer Förderung der kurdischen Kultur interessiert. Im Gegenteil war die kurdische Sprache in allen Staaten starken Repressionen ausgesetzt. Dies erklärt auch, warum das Exil und die kurdische Diaspora schon immer eine überragende Rolle für kurdische Veröffentlichungen gespielt hat. In der Geschichte der kurdischen Publikationen war es bisweilen über Jahrzehnte hinweg nur im Ausland möglich zu schreiben. Lange war es für die Kurden in der Türkischen Republik nicht möglich, Publikationen in ihrer eigenen Sprache zu veröffentlichen. Veröffentlichungen in Kurmandschi erschienen daher überwiegend in den Teilen Europas, in denen Kurden in der Diaspora vertreten waren. Viele kurdische Schriftsteller, die wegen ihrer Arbeiten ihre Heimat verlassen mussten, haben erst in der Migration die Möglichkeit gefunden, frei zu schreiben. Manche Kurden lernen erst im Exil (z. B. in Europa), ihre kurdische Sprache als Schriftsprache zu nutzen.

Medien Bearbeiten

Massenmedien spielen bei der Konstituierung einer Nation eine bedeutende Rolle. Kurdisch-nationalistische Bewegungen haben diese Möglichkeit stets zu nutzen gewusst.

Kurdische Medien in der Türkei Bearbeiten

In der Türkei ist die kurdische Sprache erst seit Reformen im Jahr 1991 im öffentlichen Leben wieder zugelassen. Durch Reformen der Regierung unter dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan sind wichtige Reformen in Kraft getreten, welche die Situation der kurdischen Minderheit im Land deutlich verbesserten. So dürfen Fernseh- und Radiosendungen nach anfänglichen Zeitlimits nun auch zeitlich unbegrenzt in kurdischer Sprache ausgestrahlt werden. Beispielsweise sendet seit dem ersten Januar 2009 der staatliche Sender TRT Kurdî 24 Stunden auf kurdischer Sprache. Die Sendungen laufen teilweise auch mit türkischen Untertiteln. Auch im Hörfunk erfuhr die kurdische Sprache mit der Gründung der kurdischsprachigen Radiostation "Türkiyenin Sesi" erstmals eine staatliche Unterstützung.[1] Im Jahr 2013 wurde mit dem Artikel 222 des Türkischen Strafgesetzes das Verbot vom nichttürkischen Buchstaben vollständig aufgehoben. Der Artikel sah eine Strafe zwischen 2 und 6 Monaten Haft vor, wenn jemand gegen das türkische Buchstabengesetz aus dem Jahr 1928 verstoßen hatte.[2] Dieses Gesetz bezog sich hierbei insbesondere auf die Buchstaben q,w und x, welche im kurdischen aber nicht im türkischen Alphabet vorhanden sind.[3] Eine staatliche geförderte Bildungssprache wurde das Kurdische in der Türkei schließlich mit der Einführung der kurdischen Sprachen Kurmandschi und Zazaki als Wahlfächer an staatlichen Schulen und Universitäten im Jahr 2014.[4]

Nach dem Putschversuch 2016, wurden viele Nachrichten- und Presseagenturen, Fernsehsender und Radiostationen, darunter auch kurdischsprachige Medien, im Rahmen der Maßnahmen von der türkischen Regierung verboten und aufgelöst.[5][6][7][8]

Fernsehkanäle Bearbeiten

Aus Europa und dem Nahen Osten senden folgende kurdische TV-Stationen. Die Bezeichnung Südkurdistan wird für den südlichen Teil Kurdistans und zugleich für die autonome Region Kurdistan verwendet. Nordkurdistan bezeichnet den nördlichen Teil Kurdistans, der in der Türkei liegt. Und Ostkurdistan beschreibt den östlichen Teil Kurdistans, der sich im Iran befindet, wohingegen Westkurdistan den Teil in Syrien bezeichnet.

Sendername Sparte Sitz Sendestart Eigentümer Kurdischer Dialekt Teil Kurdistans
Rûdaw Nachrichten Arbil (Hewler) Rudaw Media Company Sorani u. Kurmandschi Südkurdistan/Nordirak (Autonome Region Kurdistan)
NRT Nachrichten Sulaimaniyya Nalia Group Sorani u. Kurmandschi
NRT 2 Unterhaltung Sulaimaniyya Nalia Group Sorani u. Kurmandschi
Kurdistan TV Vollprogramm Arbil (Hewler) 1999 Regionale Regierung Kurdistans Sorani u. Kurmandschi
KNN Nachrichten Sulaimaniyya 2008 Wusha Corp. überwiegend Sorani
Zagros TV Vollprogramm Arbil (Hewler) 2007 PUK Arabisch
KurdSat Vollprogramm Sulaimaniyya 2000 PUK überwiegend Sorani
KurdSat News Nachrichten Sulaimaniyya PUK überwiegend Sorani
Pelistank Kinder Duhok 2012 überwiegend Kurmandschi
WAAR Vollprogramm Duhok 2013 WAAR Media Kurmandschi
WAAR Sport Sport Duhok 2013 WAAR Media Kurmandschi
Jamawar Kurdistan Sorani
Korek Musik Arbil (Hewler) Korek Telecom Sorani u. Kurmandschi
VIN Musik Duhok 2007 Vin Group Sorani u. Kurmandschi
Speda Religion Arbil (Hewler) Kurmandschi
KurdMax Filme, Serien Arbil (Hewler) 2014 Sorani u. Kurmandschi
KurdMax Show Filme, Serien Erbil (Hewler) Sorani u. Kurmandschi
KurdMax Music Musik Erbil (Hewler) Sorani u. Kurmandschi
Payam Religion Sulaimaniyya Kurmandschi
GK Sport Sport Sulaimaniyya Sorani
Delal TV Regionalprogramm Zaxo Kurmandschi
Geli Kurdistan Vollprogramm PUK Sorani u. Kurmandschi
Duhok TV Regionalprogramm Duhok Kurmandschi
Komala Sorani
GK Slemani Regionalprogramm Sulaimaniyya Sorani
GemKurd Filme, Serien Sorani u. Kurmandschi
Hawler Regionalprogramm Arbil (Hewler) Sorani
Newroz Musik Sorani u. Kurmandschi Ostkurdistan/Westiran
Rojhelat TV Vollprogramm Sorani
AsoSat Vollprogramm Sorani
KurdChannel Sorani
KMTV Musik Sorani u. Kurmandschi
Tishk Paris Sorani, Kurmandschi, Hawrami u. Persisch
Azad Kurmandschi
KlikSat Sorani
Ronahî TV Vollprogramm Schweden Kurmandschi Westkurdistan/Nordsyrien
Rojava Kurmandschi
TRT Kurdî Vollprogramm Türkei 2009 Türkischer Staat Kurmandschi Nordkurdistan/Südosttürkei
Dunya TV Kurmandschi
Dijle Kurmandschi
Denge Musik Kurmandschi
Çira TV Religion Deutschland Kurmandschi
Kurd 1 Paris Kurmandschi
Sterk Kurmandschi
Gerilla Kurmandschi
Zarok Kinder Kurmandschi
Govend Musik Kurmandschi
Batman Regionalprogramm Kurmandschi
Evin TV Musik Kurmandschi
Roj TV Vollprogramm Dänemark 2004 Mesopotamia Broadcast A/S Kurmandschi
KurdMax Pepûle Kinder Kurmandschi
Zaza Zazaki
Med Nuce Nachrichten Kurmandschi
Med Music Musik Kurmandschi

Radio Bearbeiten

  • Dengê Mezopotamya (steht dem PKK-nahen Fernsehsender Roj TV nah)
  • Vin Radio (Radio von VinTV)
  • Kurd FM (unabhängig, sendet Musik in allen Kurdischen Sprachen)
  • Zagros Radio (Radio von Zagros TV)
  • Radio Rojava (Radio vom Kurdischen Nationalkongress (KNK))

Zeitungen Bearbeiten

Nachrichtenagentur Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Radiosender Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Turkey’s President and Premier on Inauguration of TRT-6 Channel (Memento vom 17. Juli 2009 im Internet Archive) (englisch) In: TurkishWeekly.net vom 3. Januar 2009.
  2. SFH: Türkei: Zur aktuellen Lage (Oktober 2007) zum kompletten Bericht@1@2Vorlage:Toter Link/www.osar.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Siehe hierzu den Bericht der Zeitung "Radikal" vom September 2013. Am 9. September 2015 gefunden unter http://www.radikal.com.tr/turkiye/q_w_xin__85_yillik_yasagi_bitiyor-1152737
  4. Siehe hierzu den Bericht der Deutsch Türkischen Nachrichten (DTN) vom März 2014 mit dem Titel „Minderheiten freuen sich: Türkei verabschiedet Demokratie-Paket“. Am 9. September 2015 gefunden unter http://www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de/2014/03/499187/minderheit%E2%80%8Ben-freuen-sich-tuerkei-verabschie%E2%80%8Bdet-demokratie%E2%80%8B-paket/
  5. Gareth Jones, Ercan Gürses: Turkey shuts scores of media outlets, sacks generals. In: Al Jazeera. 28. Juli 2016 (Online [abgerufen am 28. Juli 2016]).
  6. Türkische Polizei stürmt kurdische Zeitung. In: Der Standard. 28. August 2016 (Online [abgerufen am 29. August 2016]).
  7. Asli Erdogan spricht aus, worüber andere schweigen. In: FAZ. 19. August 2016 (Online [abgerufen am 3. Oktober 2016]). 19. August 2016, abgerufen am 3. Oktober 2016.
  8. Angeblich Terror-Propaganda Türkei schließt weitere 20 Sender. n-tv, 30. September 2016, abgerufen am 3. Oktober 2016.
  9. a b c Kurdische Institutionen | NAVEND – Zentrum für Kurdische Studien e.V. Abgerufen am 4. August 2018.