Kristin Otto

deutsche Sportlerin und Journalistin

Kristin Otto (* 7. Februar 1966 in Leipzig) ist eine ehemalige deutsche Schwimmerin, die für die DDR startete. Nach Summe der Titelgewinne bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften ist Kristin Otto mit insgesamt 22 Titeln die bisher erfolgreichste deutsche Schwimmsportlerin.[1] Sie nahm im Rahmen des DDR-Zwangsdopingsystems in dieser Zeit illegale Substanzen. Kristin Otto ist Sportjournalistin und Sportmoderatorin beim ZDF.

Kristin Otto
Kristin Otto (1982)
Persönliche Informationen
Name: Kristin Otto
Nation: Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR
Schwimmstil(e): Freistil, Rücken, Schmetterling
Geburtstag: 7. Februar 1966 (58 Jahre)
Geburtsort: Leipzig, DDR
Größe: 1,85 m
Gewicht: 70 kg

Werdegang Bearbeiten

 
Kristin Otto (1984)
 
Kristin Otto (2018) als Sportmoderatorin des ZDF

Kristin Otto startete für den SC DHfK Leipzig. Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul gewann sie sechsmal Gold. Damit ist sie die erfolgreichste deutsche Schwimmerin bei olympischen Wettbewerben. Unter allen deutschen Olympiateilnehmern liegt sie auf Platz vier hinter Birgit Fischer (acht Goldmedaillen), Isabell Werth (7 Goldmedaillen und vier Silbermedaillen) und Reiner Klimke (sechs Goldmedaillen, zwei Bronzemedaillen). In den Jahren 1988 und 1989 wurde Kristin Otto in der DDR zur Sportlerin des Jahres, 1988 zu Europas Sportlerin des Jahres gewählt. Im Jahr 1993 wurde sie in die Ruhmeshalle des internationalen Schwimmsports aufgenommen.

Ihr erster internationaler Erfolg war 1981 beim Europacup in London der Sieg über 100 m Rücken. 1982 wurde sie dreifache Weltmeisterin, 1984 gelang ihr ein Weltrekord über 200 m Freistil (1:58,15 Minuten), einen Start bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles verhinderte der Boykott der Ostblockländer (einschließlich der DDR). 1986 stellte sie einen Weltrekord über 100 m Freistil (54,73 Sekunden) auf, der erst sechs Jahre später, 1992, von Jenny Thompson verbessert wurde.

Ihre Karriere als aktive Leistungssportlerin beendete Kristin Otto nach den Europameisterschaften 1989 in Bonn, wo sie zwei Gold- und eine Bronzemedaille gewann.

Nach ihrem Abitur 1988 absolvierte sie im Folgejahr ein Volontariat beim Sender Leipzig. Daneben durchlief sie ein Fernstudium an der Universität Leipzig und an der Deutschen Hochschule für Körperkultur im Fach Journalismus und Sportjournalismus. 1990 war sie Redakteurin in der Sportredaktion von Sachsenradio Leipzig. Von 1991 bis 2004 war sie als Co-Kommentatorin im ZDF bei Schwimmwettbewerben im Einsatz. Daraufhin hospitierte sie 1992 in der ZDF-Sportredaktion und ist seitdem als Redakteurin in der ZDF-Hauptredaktion Sport tätig. Als Moderatorin und Reporterin ist sie vorwiegend im Schwimmsport, Pferdesport und Eisschnelllauf im Einsatz. Seit 1995 moderiert sie den Sport in den ZDF-heute-Sendungen sowie im ZDF-Mittagsmagazin. Von 1997 bis 2002 präsentierte sie das Magazin Tips und Trends sportiv bei 3sat. Von 1998 bis 2014 moderierte sie die ZDF-Sportreportage. In den Jahren 2001 bis 2006 präsentierte sie die Wahl Sportler des Jahres. Von 2014 bis 2017 leitete sie die ZDF-Redaktion „Sport täglich“. Seit Januar 2018 ist sie stellvertretende Leiterin der Redaktion ZDF-Sportreportage.

Doping Bearbeiten

In den Jahren 1999 und 2000 wurden ihr ehemaliger Mannschaftsarzt Horst Tausch und ihr Trainer Stefan Hetzer rechtskräftig wegen des von ihnen eingestandenen jahrelangen Dopings ihrer Schützlinge verurteilt.[2] Kristin Otto verwahrte sich daraufhin gegen Vorwürfe, wissentlich gedopt gewesen zu sein.

Konkret wird sie ebenso wie die ehemaligen DDR-Spitzenschwimmerinnen Daniela Hunger, Dagmar Hase und Heike Friedrich beschuldigt, bei den Schwimmeuropameisterschaften 1989 in Bonn illegale leistungssteigernde Substanzen genommen zu haben. Der Testosterongehalt der Frauen entsprach dem eines normalen Mannes und lag damit weit über dem normalen weiblichen Wert. Sie bestreitet bis heute auch diese Vorwürfe.[3]

1991 konnten die Dopinggegner Brigitte Berendonk und Werner Franke Dutzende Dissertationen und Habilitationsschriften ehemaliger DDR-Dopingforscher in der Militärmedizinischen Akademie Bad Saarow sicherstellen. Anhand der Arbeiten ließ sich das staatlich organisierte Zwangsdoping vieler bekannter DDR-Leistungssportler, darunter auch Kristin Otto, rekonstruieren. Claus Clausnitzer, zu DDR-Zeiten Mitarbeiter des zentralen Dopingkontrolllabors in Kreischa, bestätigte 1990 öffentlich die Echtheit der veröffentlichten Listen sowie der darin für Kristin Otto verwendeten Code-Nummer.[4][5]

Laut einem Bericht des Fernsehmagazins Zapp im Jahre 2007 gab es nach Aussagen von ehemaligen Mannschaftskolleginnen eindeutige Hinweise, dass Kristin Otto auch bei ihren sechs Olympia-Goldmedaillen in Seoul gedopt gewesen sei.[6] Der damalige ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender äußerte sich folgendermaßen dazu: „Frau Otto hat im Jahr 2000 eine Erklärung abgegeben, nie gedopt zu haben. Solange keine Beweise gegen sie auf dem Tisch liegen, solange stehen wir zu ihr“.[7]

2013 erkannte ihr die US-Fachzeitschrift Swimming World die für die Jahre 1984, 1986 und 1988 verliehenen Auszeichnungen als „Weltschwimmerin des Jahres“ wegen des systematischen Dopings im DDR-Schwimmsport ab. Gleichzeitig wurden auch die übrigen seit 1973 mit dem Titel ausgezeichneten DDR-Schwimmerinnen aus den Bestenlisten gestrichen.[8]

Sportliche Erfolge Bearbeiten

Olympiasiege 1988 Bearbeiten

Weltmeisterschaften Bearbeiten

Auszeichnungen (Auswahl) Bearbeiten

Veröffentlichungen Bearbeiten

  • Kristin Otto, Heinz Florian Oertel: Sydney 2000. Unser Olympiabuch. Redaktion: Volker Kluge. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2000, ISBN 3-360-00930-4.
  • Kristin Otto, Heinz Florian Oertel: Athen 2004. Unser Olympiabuch. Redaktion: Volker Kluge. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2004, ISBN 3-360-01238-0.
  • Kristin Otto, Heinz Florian Oertel: Turin 2006. Unser Olympiabuch. Redaktion: Volker Kluge. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2006, ISBN 3-360-01274-7.

Literatur Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kristin Otto – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Michael Groß gewann 21 Titel.
  2. Die Dopingschlinge zieht sich zu, Spiegel Online, 5. September 2000
  3. "Kollektiver Zwang zum Schweigen" (Memento vom 31. Januar 2010 im Internet Archive) bei der Berliner Zeitung
  4. Bild, 3. Dezember 1990
  5. Brigitte Berendonk: Doping-Dokumente – Von der Forschung zum Betrug. Springer-Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-540-53742-2, S. 284
  6. ZDF-Moderatorin Kristin Otto gerät unter Druck Die Welt online, 1. Juni 2007, abgerufen am 12. Oktober 2015.
  7. Neuer Doping-Verdacht „Auf Buttermilch schwimmt man nicht zu sechs Mal Olympia-Gold“: Kristin Otto Berliner Kurier, 2. Juni 2007, abgerufen am 12. Oktober 2015.
  8. „Schwimmerin des Jahres“: Kristin Otto verliert ihre Auszeichnung Spiegel Online, 3. Dezember 2013, abgerufen am 12. Oktober 2015.