Kreuzstein (Bayreuth)

Gemeindeteil der Stadt Bayreuth, Bayern, Deutschland

Kreuzstein ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Bayreuth in Oberfranken.[1]

Kreuzstein
Kreisfreie Stadt Bayreuth
Koordinaten: 49° 56′ N, 11° 36′ OKoordinaten: 49° 56′ 5″ N, 11° 35′ 35″ O
Höhe: 355 m ü. NHN
Postleitzahlen: 95444, 95448
Vorwahl: 0921
Der namensgebende Kreuzstein am Anwesen Nürnberger Straße 5

Name Bearbeiten

 
Plan des Ortsteils
 
Karte von vor 1864

Der Name des Gemeindeteils lässt sich auf den am Haus Nürnberger Straße 5 befindlichen Kreuzstein aus dem 16. Jahrhundert zurückführen. Er wurde als Sühnezeichen und Gedächtnisstein zum Gedenken an einen Ermordeten am Tatort gesetzt,[2] der allerdings stadtnäher an der Creußener Fuhre, der jetzigen Nürnberger Straße, lag. Der Bayreuther Bürgersohn „Kunzen Vogel“ erstach dort 1583 den Weißgerber Jakob Dülp, der Täter „entlief“ und wurde nie gefasst. 1761 wurde der Kreuzstein an seinen heutigen Standort umgesetzt.[3]

Lage Bearbeiten

Der Gemeindeteil wird vom Wohngebiet östlich der Cosima-Wagner-Straße, von der Fichtelgebirgsbahn,[4] vom Gemeindeteil Oberkonnersreuth und vom Campus der Universität eingerahmt. Die Badeanstalt Kreuzsteinbad befindet sich bereits am östlichen Rand des Stadtteils Birken.[5]

Geschichte und Beschreibung Bearbeiten

 
Tor und Taharahaus am Jüdischen Friedhof
 
Reste der Bahnstation, Glasenweiher und Sophienberg, 1986

Das Haus Nürnberger Straße 5, an dessen nordwestlichem Eck der Kreuzstein steht, gehörte früher als Anwesen Nr. 13 zur Gemeinde Oberkonnersreuth. Zusammen mit dem Anwesen Oberkonnersreuth 14 bildete es die Keimzelle des Ortsteils.

Nennenswerte natürliche Gewässer gibt es nicht. Der Glasen- oder Kreuzsteinweiher ist ein Teich, der vom künstlich angelegten Kanalsystem des Tappert gespeist wird.

Hauptachse ist die Nürnberger Straße, die den Ortsteil in seiner ganzen Länge durchzieht. 1877 wurde die Bahnstrecke Nürnberg–Bayreuth als Fichtelgebirgsbahn eröffnet,[6] die ihn nach Nordosten hin begrenzt. Eine Bahnstation erhielt der Ortsteil aber erst an der 1904 fertiggestellten Nebenbahn nach Hollfeld, die sich am neu geschaffenen Abzweig Kreuzstein von der Hauptbahn trennte. Die Station unmittelbar südlich der Kreuzung mit der Nürnberger Straße war zunächst nur „Halteplatz“,[7] wurde aber später infolge der Erweiterung der Gleisanlagen zum Bahnhof Kreuzstein aufgewertet.[8] Dort siedelten sich verschiedene Gewerbebetriebe an, die einen Gleisanschluss erhielten, unter anderem ein Tanklager und ein Schrottplatz. Bedeutung hatte die Station vor allem für die auswärtigen Schüler der nahegelegenen Oberrealschule, des heutigen Graf-Münster-Gymnasiums.

Auf dem gegenüberliegenden Jüdischen Friedhof befinden sich ungefähr 1000 Gräber. Das erste Begräbnis fand 1786 statt, die offizielle Einweihung erfolgte im Jahr 1787. Wegen seiner Lage unweit des Kreuzsteins wurde er als „Begräbnisstätte oberhalb des Kreuzsteins“ bezeichnet. Das Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Friedhofsgebäude mit dem Taharahaus wurde Ende des 20. Jahrhunderts restauriert. Eine Schändung der Anlage in der Zeit des Nationalsozialismus blieb weitgehend aus.[9]

Die Bahn nach Hollfeld wurde 1998 endgültig stillgelegt, nachdem der Personenverkehr bereits 1974 eingestellt worden war; die Gleise wurden abgebaut. Auf der Trasse wurde ein Fuß- und Radweg angelegt. Schon vorher hatte sich auf dem Gewerbegelände eine Baumaterialienhandlung niedergelassen, die, zum Baugeschäft ausgebaut, Fertigteilgaragen im großen Stil produzierte.

Bis Ende des 20. Jahrhunderts existierte nur eine spärliche Wohnbebauung an der südlichen Nürnberger Straße. Mittlerweile ist ein Teil des einstigen Bahnhofsgeländes bebaut, südlich des jüdischen Friedhofs entsteht ein neues Wohngebiet.

Gebiet zwischen Cosima-Wagner-Straße, Nürnberger Straße, Prieserstraße und dem Stadtteil Birken Bearbeiten

Der westliche Teil dieses Bereichs hat keinen eigenen Namen und wird in diesem Artikel mitbehandelt. Der Hang nördlich des Schützenplatzes und die Bebauung an der beginnenden Nürnberger Straße ließen sich auch dem Ortsteil Dürschnitz zuordnen. Bis um das Jahr 1900 wurde das Gebiet zwischen dem Hofgarten und der späteren Bahnstrecke nach Hollfeld fast ausschließlich landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzt.[10] An der stadtnahen Seite liegt mit dem Schützenplatz (damals Schützenwiese) ein Gelände, auf dem sich seit 1746 der Schießplatz der Bayreuther Schützengilde befand. 1851 errichtete sie dort ihr „Schießhaus an der Dürschnitz“, das nach der Einweihung einer neuen Schießanlage in der Saas 1905 wieder abgebrochen wurde. Das alljährlich stattfindende, mehrtägige Schützenfest hatte den Charakter eines Volksfests, mit Bratwurstständen, Drehorgeln, Karussells und gelegentlich einem Zirkus. 1894 wurde es erstmals mit elektrischer Beleuchtung gefeiert.[11]

1871 hatte Richard Wagner den Platz für den Bau seines Festspielhauses in Erwägung gezogen.[12] 1910 wurde auf dem freigewordenen Gelände die Königliche Kreisoberrealschule für Oberfranken (heute Graf-Münster-Gymnasium) eingeweiht. Zwischen 1901 und 1964 befand sich auf dem Gelände des Sportplatzes des Gymnasiums die Bayreuther Stadtgärtnerei. 1958 wurde das ehemalige Ehrenmal für die Gefallenen des Königlich-Bayerischen 7. Infanterieregiments vom Kasernenviertel an seinen heutigen Standort auf dem Schützenplatz versetzt. Als Mahnmal ist es am Volkstrauertag zentraler Gedenkort und schließt auch gefallene Soldaten der Wehrmacht und der Bundeswehr ein.[13] (→ siehe Kasernenviertel (Bayreuth)#Ehrenmal für die Gefallenen des Königlich-Bayerischen 7. Infanterieregiments)

Die Wohnbebauung erfolgte weitgehend nach der Jahrhundertwende, zunächst an unterschiedlichen Stellen wie der Cosima-Wagner-Straße, dem Schützenplatz und der Nürnberger Straße. Eine konzentriertere Bebauung fand erst ab 1930 statt. Lediglich vereinzelt gab es bereits vorher Wohnhäuser, so an der Schrollengasse (der heutigen Jean-Paul-Straße) ein Anwesen, das der Jean-Paul-Verein 1851 für die Einrichtung eines Kinderheims erwerben konnte. Das spätere Lehrlings- und Schülerheim Jean-Paul-Stift verfügte im Jahr 1974 über 150 Heimplätze.[14] Heute beherbergt die Anlage zudem u. a. eine heilpädagogische Tagesstätte für Kinder von sechs bis vierzehn Jahren.[15]

Das Seniorenstift am Glasenweiher wurde 1992 eingeweiht, Träger ist ebenfalls der Jean-Paul-Verein unter dem Dach der Evangelisch-Lutherischen Kirche. Am östlichen Ende der Lisztstraße befindet sich das Hospitalstift mit einem umfassenden Pflegeangebot.[16]

Verwaltung Bearbeiten

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Kreuzstein aus zwei Anwesen (1 Wirtshaus mit Backfeuerrecht, 1 Haus). Die Hochgerichtsbarkeit stand dem bayreuthischen Stadtvogteiamt Bayreuth zu. Die Grundherrschaft über die Anwesen hatte das Amt St. Johannis.[17]

Von 1797 bis 1810 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Bayreuth. Mit dem Gemeindeedikt wurde Kreuzstein dem 1812 gebildeten Steuerdistrikt Oberkonnersreuth und der zugleich gebildeten Ruralgemeinde Oberkonnersreuth zugewiesen.[18] Am 1. April 1939 wurde Kreuzstein nach Bayreuth eingemeindet.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr 001819 001822 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner 24 18 20 20 25 39 47 * * 3 *
Häuser[19] 2 3 4 5 * * *
Quelle [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [28] [29] [30]
* 
Ort wird zu Bayreuth gerechnet.

Religion Bearbeiten

Kreuzstein ist evangelisch-lutherisch geprägt und war ursprünglich nach Heilig Dreifaltigkeit (Bayreuth) gepfarrt.[17]

Handel, Gewerbe und Industrie Bearbeiten

Bedeutendster Industriebetrieb ist die seit 1930 dort ansässige Firma Zapf, ein Unternehmen der Beton- und Fertigteilindustrie mit Schwerpunkt vorgefertigte Serienbauteile.[31] Unter dem Namen Zapf-Beton erlangte sie ab 1961 mit Fertigteilgaragen überregionale Bedeutung.[32]

An der Eckenerstraße existiert im innerstädtischen Bereich seit 1929 eine Gärtnerei mit einer Fläche von 8400 m², davon rund 5000 m² unter Glas.[33] Entlang der Nürnberger Straße befinden sich Tankstellen, eine Autowerkstatt und mehrere Einzelhandelsbetriebe.

Sonstiges Bearbeiten

Bundesweites Aufsehen erregte 1980 die Absicht des Oberbürgermeisters Hans Walter Wild, einen Baum fällen zu lassen, an den wenig vorher ein Mörder sein Opfer gefesselt hatte. An der Eiche in einem Wäldchen unmittelbar nördlich der Unterführung der Bahnstrecke nach Nürnberg hatte ein 18-jähriger Bayreuther Anfang August jenes Jahres eine 19 Jahre alte Gymnasiastin aus München erstochen.[34]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Fußnoten Bearbeiten

  1. Stadt Bayreuth, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 18. Oktober 2023.
  2. Kurt Herterich: Im südöstlichen Bayreuth, S. 122.
  3. Eva-Maria Bast, Heike Thissen: Bayreuther Geheimnisse. 1. Auflage. Bast Medien Service, Überlingen 2014, ISBN 978-3-9816796-1-8, S. 144 ff.
  4. Robert Zintl: Bayreuth und die Eisenbahn. Gondrom, Bindlach 1992, ISBN 3-8112-0780-6, S. 53 ff.
  5. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 18. Oktober 2023.
  6. Bernhard Ücker: Die Bayerische Eisenbahn 1835–1920, S. 145.
  7. Robert Zintl: Bayreuth und die Eisenbahn, S. 78.
  8. Robert Zintl: Bayreuth und die Eisenbahn, S. 92.
  9. Norbert Aas / Neue Bayreuther Geschichtswerkstatt: Juden in Bayreuth 1933–1945, S. 145 ff.
  10. Kurt Herterich: Im südöstlichen Bayreuth, S. 117.
  11. Bernd Mayer im Heimatkurier des Nordbayerischen Kuriers 3/2005, S. 14.
  12. Kurt Herterich: Im südöstlichen Bayreuth, S. 161.
  13. Für junge Generationen soll es ein Mahnmal sein in: Nordbayerischer Kurier vom 14./15. November 2020, S. 11.
  14. Kurt Herterich: Im südöstlichen Bayreuth, S. 135.
  15. Website des Jean-Paul-Vereins (Memento des Originals vom 16. Februar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jpv-bayreuth.de, abgerufen am 23. Februar 2013.
  16. Website des Hospitalstifts Bayreuth, abgerufen am 23. Februar 2013
  17. a b R. Winkler: Bayreuth, S. 370.
  18. R. Winkler: Bayreuth, S. 479f.
  19. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  20. A. H. Hoenig (Hrsg.): Topographisch-alphabetisches Handbuch über die in dem Ober-Mainkreise befindlichen Städte, Märkte, Dörfer, Weiler, Mühlen und Einöden. Bayreuth 1820, OCLC 165644543, S. 16 (Digitalisat). Dort als Creuzstein aufgelistet.
  21. R. Winkler: Bayreuth, S. 463.
  22. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 846, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  23. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1018, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  24. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 964 (Digitalisat).
  25. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1009 (Digitalisat).
  26. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1031 (Digitalisat).
  27. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 865 (Digitalisat).
  28. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 636 (Digitalisat).
  29. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 145 (Digitalisat).
  30. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 287 (Digitalisat).
  31. Kurt Herterich: Im südöstlichen Bayreuth, S. 126.
  32. 100 Jahre ZAPF (Memento des Originals vom 13. März 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zapf-gmbh.de, abgerufen am 21. Februar 2013
  33. Eine Gärtnerei will eine Zukunft haben in: Nordbayerischer Kurier vom 16. März 2023, S. 12.
  34. Vor 50 Jahren in: Nordbayerischer Kurier vom 24. August 2023, S. 10.