Kreisarbeitsgemeinschaft Schreibende Tschekisten

Die Kreisarbeitsgemeinschaft Schreibende Tschekisten war eine Vereinigung von Lyrikern, die sich aus dem Umfeld des Ministeriums für Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik rekrutierten.[1][2]

Struktur und Mitglieder Bearbeiten

In den frühen 1960er Jahren organisierte das MfS Lyrikabende, um schreibende Mitarbeiter des Geheimdienstes zusammenzubringen.[3] Kurze Zeit später gründete Karlheinz Nobis den Autorenzirkel innerhalb des Wachregiments „Feliks Dzierzynski“.[4][5] 1982 übernahm Uwe Berger die Kreisarbeitsgemeinschaft,[6][7][8] um sie nach dem Willen des MfS stärker als Werkzeug gegen Dissidenten einsetzen zu können, z. B. indem Schriftsteller des ganzen Landes durch die Mitglieder des Arbeitskreises ausspioniert wurden.[9] Die Autoren trafen sich monatlich zur Diskussion und Textarbeit in einem Stasi-Gebäude in Berlin-Adlershof.[9] Berger selbst spähte dabei auch die Aktivitäten der Mitglieder selbst aus.[6]

Weitere Mitglieder waren Helmut Preißler,[6] Gisela Steineckert,[6] Karlheinz Nobis[10], Arndt Beger,[11] Jürgen Polinske, Gerd Müller, Alexander Ruika.[4]

Zielsetzung Bearbeiten

Während der Arbeitskreis in der Frühphase seines Bestehens vorwiegend literarische Arbeit für sich selbst betrieb, diente der Zirkel ab der Übernahme durch Uwe Berger vor allem der Bespitzelung anderer Dichter der DDR, der Schulung zum Erkennen subversiver Texte und der Unterstützung von Kampagnen gegen unliebsame Künstler.[1][12]

Publikationen Bearbeiten

  • Wir über uns. Anthologie, 1985 (reprint 1990).[6]

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur, Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik. (PDF) Abgerufen am 10. April 2022.
  2. Jörg Auberg: Philip Oltermann: The Stasi Poetry Circle. In: Moleskin Blues. 21. März 2022, abgerufen am 10. April 2022 (deutsch).
  3. Die Poesie als Magd des Staatssicherheitsdienstes. Abgerufen am 10. April 2022.
  4. a b Philip Oltermann: The Stasi Poetry Circle: The Creative Writing Class that Tried to Win the Cold War. Faber & Faber, 2022, ISBN 978-0-571-33121-5 (google.de [abgerufen am 10. April 2022]).
  5. „Jeder Satellit …“ – Stasi-Dichter im „Zirkel Schreibender Tschekisten“ | Cornelia Saxe. Abgerufen am 10. April 2022 (deutsch).
  6. a b c d e Lars-Olav Beier, Malte Herwig, Matthias Matussek: Poesie und Paranoia. In: Der Spiegel. 19. März 2006, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 10. April 2022]).
  7. Berger, Uwe Ludwig | Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Abgerufen am 10. April 2022.
  8. Oliver Grimm: Wenn die Stasi unter die Dichter geht. 2. April 2022, abgerufen am 10. April 2022.
  9. a b Review: The rhymes of others. 1. April 2022, abgerufen am 10. April 2022 (englisch).
  10. Philipp Springer: „Die Genossinnen arbeiten doch am zuverlässigsten“. Frauen im Ministerium für Staatssicherheit. In: Einsichten Perspektiven – Bayerische Zeitschrift für Politik und Geschichte. Band 3, Nr. 19. Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München, S. 14 (Online [PDF; 9,2 MB; abgerufen am 12. April 2022]).
  11. MfS, SED-Kreisleitung (DE-2111 - BStU_MfS_SED-KL) - Archives Portal Europe. Abgerufen am 10. April 2022.
  12. Jörg Auberg: Philip Oltermann: The Stasi Poetry Circle. In: Moleskin Blues. 21. März 2022, abgerufen am 10. April 2022 (deutsch).