Sekans und Kosekans

trigonometrische Funktionen
(Weitergeleitet von Kosekans)

Sekans und Kosekans sind trigonometrische Funktionen. Der Sekans wird mit bezeichnet, der Kosekans mit oder [1]. Die Funktionen haben ihren Namen durch die Definition im Einheitskreis. Die Funktionswerte entsprechen der Länge von Sekantenabschnitten:

Definitionen am Einheitskreis
Ein rechtwinkliges Dreieck
Ein rechtwinkliges Dreieck

Im rechtwinkligen Dreieck ist der Sekans das Verhältnis der Hypotenuse zur Ankathete und damit die Kehrwert-Funktion der Kosinusfunktion.

Der Kosekans ist das Verhältnis der Hypotenuse zur Gegenkathete und damit die Kehrwert-Funktion der Sinusfunktion:

Eigenschaften Bearbeiten

Graphen Bearbeiten

 
Graph der Sekansfunktion
 
Graph der Kosekansfunktion

Definitionsbereich Bearbeiten

Sekans:     
Kosekans:     

Wertebereich Bearbeiten

 

Periodizität Bearbeiten

Periodenlänge  

Symmetrien Bearbeiten

Sekans:    Achsensymmetrie:  
Kosekans:    Punktsymmetrie:  

Polstellen Bearbeiten

Sekans:     
Kosekans:     

Extremstellen Bearbeiten

Sekans:    Minima:    Maxima:   
Kosekans:    Minima:    Maxima:   

Nullstellen Bearbeiten

Beide Funktionen haben keine Nullstellen.

Asymptoten Bearbeiten

Beide Funktionen haben keine horizontalen Asymptoten.

Sprungstellen Bearbeiten

Beide Funktionen haben Sprungstellen.

Wendepunkte Bearbeiten

Beide Funktionen haben keine Wendepunkte.

Wichtige Funktionswerte Bearbeiten

Da Sekans und Kosekans periodische Funktionen mit der Periode   (entspricht im Gradmaß  ) sind, reicht es, die Funktionswerte des Sekans für den Bereich   und die des Kosekans für den Bereich   zu kennen. Funktionswerte außerhalb dieses Bereichs können also aufgrund der Periodizität durch den Zusammenhang

 

bestimmt werden. In Gradmaß lautet der Zusammenhang analog

 

Hierbei bezeichnet   eine ganze Zahl. Die folgende Tabelle listet die wichtigen Funktionswerte der beiden trigonometrischen Funktionen in einer leicht zu merkenden Reihe auf.[2]

Winkel (Grad) Bogenmaß Sekans Kosekans
       
       
       
       
       

Weitere wichtige Werte sind:

Winkel (Grad) Bogenmaß Sekans Kosekans
       
       
       
       
       
       
       
       
       

Beweisskizzen:

  •  , weil das rechtwinklige Dreieck im Einheitskreis (mit der Hypotenuse 1) dann gleichschenklig ist, und nach Pythagoras gilt  .
  •  , weil das rechtwinklige Dreieck im Einheitskreis (mit der Hypotenuse 1) gespiegelt an der  -Achse dann gleichseitig ist (mit Seitenlänge 1), und somit die Seitenlänge die doppelte Länge der Gegenkathete ist.
  •  , weil für das rechtwinklige Dreieck im Einheitskreis (mit der Hypotenuse 1) wegen   für den Sekans nach Pythagoras gilt  .
  •  , weil im Pentagramm das Inverse des Goldenen Schnitts auftritt, wobei der halbierte Winkel in den Spitzen gleich 18° ist.
  •  , weil im regelmäßigen Fünfeck der Goldene Schnitt auftritt, wobei der halbierte Innenwinkel gleich 54° ist.
  •   und   lassen sich mit Hilfe der Halbwinkelformeln für Sinus und Kosinus herleiten.

Weitere mit Quadratwurzeln darstellbare Funktionswerte Bearbeiten

Siehe auch: Sinus und Kosinus: Weitere mit Quadratwurzeln angebbare Funktionswerte

Weil der Sekans jeweils der Kehrwert des Kosinus und der Kosekans der Kehrwert des Sinus ist, lassen sich die Funktionswerte   und   genau dann mit Quadratwurzeln darstellen, wenn das auch für   und   möglich ist. Generell gilt, dass   und   genau dann explizit mit den vier Grundrechenarten und Quadratwurzeln darstellbar sind, wenn der Winkel   mit Zirkel und Lineal konstruierbar ist, insbesondere also wenn   von der Gestalt

 

ist, wobei  ,   und die   für   Fermatsche Primzahlen sind.[3]

Umkehrfunktionen Bearbeiten

Sekans:

Auf einer halben Periodenlänge, z. B.   ist die Funktion umkehrbar (Arkussekans):
 

Kosekans

Auf einer halben Periodenlänge, z. B.   ist die Funktion umkehrbar (Arkuskosekans):
 

Reihenentwicklung Bearbeiten

Summenreihen Bearbeiten

Sekans:

 

Kosekans:

 

Fakultät und Produktreihe Bearbeiten

Mit Hilfe der Fakultätsfunktion beziehungsweise der Gaußschen Pifunktion können Sekans und Kosekans wie folgt dargestellt werden:

Sekans:

 

Kosekans:

 

Die Fakultätsfunktion entspricht der Eulerschen Gammafunktion von der Nachfolgerfunktion und kann demnach für alle reellen Zahlen   so definiert werden:

 

Die nun gezeigte Produktreihe wird Weierstraßsches Produkt genannt und dient der Ermittlung von Sekans und Kosekans mittels Produktentwicklungen.

Mit dem griechischen Buchstaben   wird die Euler-Mascheroni-Konstante dargestellt.

Ableitung Bearbeiten

Sekans:

 

Kosekans

 

Integral Bearbeiten

Sekans:

 

Kosekans

 

Komplexes Argument Bearbeiten

    mit  


    mit  

Anwendung für numerische Berechnungen – Bedeutung historisch Bearbeiten

Bevor elektronische Rechenmaschinen allgegenwärtig waren, verwendete man für die Winkelfunktionen Tabellen, meist in gedruckten Büchern. Mit einem solchen Funktionswert aus einer Tabelle zu multiplizieren war bequemer und praktischer, als durch so einen Wert zu dividieren (dies gilt übrigens auch für nicht aufgehende Wurzelwerte usw.); wenn in einer Formel also ein Sinus oder Kosinus im Nenner steht, ist es bequem, statt dieser Werte die entsprechenden Kosekans- bzw. Sekanswerte in den Zähler zu schreiben.

Dieses Argument ist im Zeitalter der allgemein verfügbaren elektronischen Taschenrechner nur noch von historischer Bedeutung; Sekans und Kosekans sind in den neueren Formelsammlungen nicht mehr erwähnt und auch nicht als Funktionen (mit eigener Taste) in den Rechnern implementiert. Für diesen Zweck sind diese Funktionen schlicht überflüssig geworden; sie lösten ein Problem, das nicht mehr besteht.

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Konstantin A. Semendjajew: Taschenbuch der Mathematik. Verlag Harri Deutsch, 2008, ISBN 3-8171-2007-9, S. 1220 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Georg Hoever: Höhere Mathematik kompakt. Springer Spektrum, Berlin Heidelberg 2014, ISBN 978-3-662-43994-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Emil Artin: Galoissche Theorie. Verlag Harri Deutsch, Zürich 1973, ISBN 3-87144-167-8, S. 85.