Kontorhaus Leder-Schüler

Kontorhaus in Hamburg-Hammerbrook

Das Kontorhaus Leder-Schüler am Heidenkampsweg in Hamburg-Hammerbrook wurde 1928 für ein lederverarbeitendes Unternehmen erbaut. Das von Fritz Höger entworfene Gebäude in dezent expressionistischem Architekturgewand mit dunkler Klinkerfassade und grünen Sprossenfenstern steht heute unter Denkmalschutz. Da das Gebäude einsturzgefährdet ist, soll es abgerissen werden.[1]

Ansicht vom Heidenkampsweg (2006). Der Schriftzug an der Dachfassade lautete ursprünglich LEDER-SCHÜLER-WERKE.

Baubeschreibung Bearbeiten

 
Zeitgenössische Fotografie von Carl Dransfeld, mit Blick auf die Fassade zum Nordkanal. Zu erkennen ist der ursprüngliche Hochhaus-Charakter durch die noch niedrige Seitenbebauung.

Stilistisch finden sich Anleihen zu den ersten Wolkenkratzern in Chicago.[2]:43 Dies betrifft die oberste Fensterreihe zum Heidenkampsweg, die kleinteilige Gestaltung der Hauptfassade mit gleichtaktigen Blockreihen und die Auslegung des Gebäudes als „vielgeschossiger Container“[2]:43 zum Zwecke der Herstellung und Vermarktung. Auch für die kubischen Verschachtelungen bediente sich der Architekt Fritz Höger bei den amerikanischen Vorbildern.[3]:285 Typisch für Höger ist das Konzept der Staffelgeschosse: Den Haupt-Baukörper flankierende Nebenbauten lassen die Schmalseite an einen Stufengiebel erinnern. Eine ähnliche Gestaltung findet sich bei dem Kesselhaus in Rendsburg, der Friedhofskapelle in Delmenhorst oder beim Rathaus Wilhelmshaven.[3]:313 Daneben gibt es beim Kontorhaus Leder-Schüler charakteristische Eigenschaften, die der Amsterdamer Schule folgen: die unterschiedlich ausgearbeiteten Fassaden zu den angrenzenden Straßen oder der wie ein Hochhaus hervorragende Baukörper zum damals hier verlaufenden Nordkanal (heute Nordkanalstraße; durch die spätere Aufstockung des Nebengebäudes wurde der Eindruck stark verändert). Die den Block bestimmende Expressivität ist ebenfalls typisch für die Amsterdamer Schule.[2]:43 Das Kontorhaus überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet, trotz Flächenbombardements auf das industriell geprägte Hammerbrook.[2]:124

Beherbergte Musiklokale Bearbeiten

Die Kellerräume des Gebäudes beherbergten bedeutende Locations der Hamburger Musikszene: Ab 1946 das „Tangorett“, ab 1965 den „Cotton Club“, ab 1966 das „Danny’s Pan“, Anfang der 1980er das „Noise“, ab 1985 das „FRONT“, ab 1997 das „Chocolate City“. Bis 2012 befand sich hier der Musikclub „Shake!“.

Im Erdgeschoss befand sich in den 1990er-Jahren das „Zillo“, das ab Mitte 1996 vom „Tonwerk“ abgelöst wurde. In beiden Clubs wurde vornehmlich Musik aus den Bereichen Gothic und Alternativ gespielt.[4]

Eigentümer Bearbeiten

Das Gebäude und Grundstück befand sich in Familienbesitz. Im Sommer 2019 wurde die Immobilie am Heidenkampsweg 32 bis 34 (Haus 34: Hotel Ambassador der Novum-Hospitality-Gruppe) und Nordkanalstraße 58 von der Münchener Reiß & Co. Gruppe im Rahmen eines Joint Ventures mit der PEG – Projektentwicklungsgesellschaft Hamburg mbH erworben.[5]

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kontorhaus Leder-Schüler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. "Leder-Schüler"-Haus in Hamburg muss abgerissen werden. Am 15. Dezember 2021 auf ndr.de, abgerufen am 15. Dezember 2021.
  2. a b c d Piergiacomo Bucciralli: Fritz Höger. Hanseatischer Baumeister 1877–1949. Vice Versa Verlag, Berlin, 1992. ISBN 3-9803212-0-7.
  3. a b Matthias Schmidt: Der Dom der Sterne. Fritz Höger und das Anzeiger-Hochhaus in Hannover – Architektur der zwanziger Jahre zwischen Kosmologie und niederdeutschen Expressionismus. Göttinger Beiträge zur Kunstgeschichte, Band 2, herausgegeben von Karl Arndt. Lit Verlag, Münster, 1995. ISBN 3-89473-457-4.
  4. Ziel für Nachtschwärmer. In: Hamburger Abendblatt. 28. März 1996, abgerufen am 15. Oktober 2022.
  5. Reiß & Co. Gruppe und PEG Hamburg erwerben Leder-Schüler-Ensemble in Hamburg. Meldung vom 22. Juli 2019 auf der Webseite.

Koordinaten: 53° 33′ 4,1″ N, 10° 1′ 32,9″ O