Kohlberg (Oberpfalz)

Markt im Landkreis Neustadt an der Waldnaab in Bayern

Kohlberg ist ein Markt im Oberpfälzer Landkreis Neustadt an der Waldnaab.

Wappen Deutschlandkarte
Kohlberg (Oberpfalz)
Deutschlandkarte, Position des Marktes Kohlberg hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 36′ N, 12° 1′ OKoordinaten: 49° 36′ N, 12° 1′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberpfalz
Landkreis: Neustadt an der Waldnaab
Verwaltungs­gemeinschaft: Weiherhammer
Höhe: 482 m ü. NHN
Fläche: 33,52 km2
Einwohner: 1216 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 36 Einwohner je km2
Postleitzahl: 92702
Vorwahl: 09608
Kfz-Kennzeichen: NEW, ESB, VOH
Gemeindeschlüssel: 09 3 74 131
Marktgliederung: 13 Gemeindeteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Hauptstr. 3
92729 Weiherhammer
Website: www.kohlberg-opf.de
Erster Bürgermeister: Gerhard List (CSU)
Lage des Marktes Kohlberg im Landkreis Neustadt an der Waldnaab
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Karte
Kohlberg (2023)
Kohlberg (2023)

Herkunft des Namens Bearbeiten

Der Name Kohlberg rührt von den Köhlern am Berg. Holzkohle wurde damals zum Schmelzen des Eisenerzes benötigt.[2]

Geografie Bearbeiten

Kohlberg liegt in der Planungsregion Oberpfalz-Nord am Nordhang des 588 Meter hohen Kohlbühls.[3]

Gemeindegliederung Bearbeiten

Es gibt 13 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[4][5]

Es gibt die Gemarkungen Hannersgrün, Kohlberg, Röthenbach und Thannhof.

Naturräumliche Zuordnung Bearbeiten

Kohlberg liegt im Norden des Oberpfälzischen Hügellandes. Da von den Einzelblättern 1:200.000 zum Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands das Blatt 154/155 Bayreuth nicht erschienen ist, existiert für den Nordteil des Oberpfälzischen Hügellandes keine Feingliederung.[6]

In einschlägiger Fachliteratur wird die geologische Untereinheit, in der Kohlberg liegt, als Kohlberger Höhenrücken bezeichnet.[7][8]

Geschichte Bearbeiten

Bis zum 19. Jahrhundert Bearbeiten

Die Entstehung Kohlbergs, durch dessen Gebiet schon eine Route der Bernsteinstraße führte, geht wahrscheinlich auf die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts zurück. Etwa zeitgleich entstanden auch die umliegenden Ortschaften Hannersgrün, Artesgrün, Weißenbrunn, Thannhof und Röthenbach.[3]

Bereits 1250 wurde Kohlberg als eigenes Richteramt beschrieben. Der Richteramt umfasste die Ortschaften Kohlberg, Hannersgrün, Artesgrün, Weißenbrunn, die Mühle zu Falkenthal, die Ödung im Thann (Thannhof), den Hammer zu Röthenbach sowie die eingegangenen Ödungen Eichhöh und Eichelberg. Das Richteramt umfasste damit in etwa das heutige Gemeindegebiet.[2][3]

Die Erhebung zum Markt muss um oder nach 1300 erfolgt sein, denn im Freiheitsbrief für Kaltenbrunn vom 28. November 1344 heißt es: „Es soll auch das vorgenannte Dorf all die Rechte haben, die der Markt zu Kohlberg hat.“[3] Voraussetzung für die Erhebung zum Markt war ein eigenes Gericht, die Abhaltung eines Marktes und eine Befestigung. Das Gericht bestand bereits. Der Markttag ist zwar nicht belegt, gilt jedoch als wahrscheinlich. Den fehlenden Bering um den Ort dürfte die mit einem Mauerring befestigte, in der Zwischenzeit aus Stein erbaute Kirche ersetzt haben.[9]

Kohlberg lag an dem bedeutendsten mittelalterlichen Handelsweg zwischen Nürnberg und Prag, der Goldenen Straße. Neben Kaufleuten, Händlern, Kurieren und anderen Reisenden zog im Mittelalter deswegen auch viel Kriegsvolk durch Kohlberg. Auch Jan Hus zog im Oktober 1414 auf seiner letzten Reise von Weiden kommend durch Kohlberg nach Konstanz, wo er als Ketzer verbrannt wurde.[9]

Seit 1268 war Kohlberg in wittelsbachischem Besitz. Der Markt war seit dem 15. Jahrhundert Sitz eines der sieben Gerichte des Gemeinschaftsamts Parkstein-Weiden, in denen der Parksteiner Landrichter zusammen mit zwölf Geschworenen in Fällen der hohen und niederen Gerichtsbarkeit urteilte.

Großen Tribut forderte der Dreißigjährige Krieg von Kohlberg. 1621 und 1626 starben jeweils über 40 Personen an der Pest, die durchziehende Soldaten eingeschleppt hatten. Am 26. Mai 1634 steckten durchziehende Österreicher und Kroaten den Ort in Brand. Von 58 Bürgerhäusern blieb nur das Buschenhaus am Ortseingang verschont. Kirche, Schule, Pfarrhaus und auch das Brauhaus wurden ein Raub der Flammen.[9]

Von den Folgen des Dreißigjährigen Krieges erholte sich Kohlberg nur langsam. 1644 wurde die Kirche wieder aufgebaut. Ab 1633 diente sie den beiden gleichberechtigten christlichen Konfessionen. Zu dieser Zeit zählte die Gemeinde 72 Katholiken und 380 Protestanten. Dieser Zustand dauerte bis zum Dezember 1916, als die katholische Kirche fertiggestellt wurde.[9]

Da im Gemeinschaftsamt Parkstein-Weiden, zu dem Kohlberg gehörte, häufig die Besitzverhältnisse wechselten, wechselten vom 15. bis Anfang des 18. Jahrhunderts auch in Kohlberg häufig die Landesherren. Als 1714 Pfalz-Neuburg seinen Anteil am Gemeinschaftsamt Parkstein-Weiden verkaufte und dadurch das Kondominium in Parkstein-Weiden beendet wurde, gehörte Parkstein-Weiden und damit auch der Ort Kohlberg vollständig zum Herzogtum Pfalz-Sulzbach.[10]

Ein durch Blitzschlag verursachter Brand zerstörte 1723 in Kohlberg 19 Häuser und 13 Stadel. Die enge Bebauung, teilweise aus Holz, die Stroh- oder Schindelbedachung sowie der oft nachlässige Umgang mit offenem Licht dürfte der Auslöser weiterer Brände gewesen sein: Am 1. August 1800 brannten zwei Drittel der Gebäude im Markt ab, 1854 zerstörte ein Brand acht Hausanwesen an der Westseite des Kohlberger Marktplatzes.[9]

Als 1777 die bayrischen Wittelsbacher ausstarben, erbte der in Pfalz-Sulzbach herrschende Karl Theodor das kurbayerische Gebiet. Kohlberg wurde somit kurbayrisch.[10]

Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 der heutige Markt.

1868 wurde in Kohlberg eine Freiwillige Feuerwehr gegründet.[9]

Eingemeindungen Bearbeiten

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde am 1. Januar 1972 die Gemeinde Hannersgrün eingegliedert.[11]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr 1961 1970 1987 1991 1995 2000 2005 2010 2015
Einwohner 1260 1212 1175 1224 1253 1220 1251 1242 1213

Zwischen 1988 und 2018 wuchs der Markt von 1178 auf 1192 um 14 Einwohner bzw. um 1,2 % der Einwohnerzahl.

Religionen Bearbeiten

Ursprünglich gehörte Kohlberg wohl zur Urpfarrei Luhe. Bereits in den ältesten Verzeichnissen des Bistums Regensburg aus den Jahren 1284 bzw. 1326 ist jedoch eine Pfarrei „Cholberch“ geführt.[3]

Im Jahr 1542 führte Pfalzgraf Ottheinrich als Mitinhaber des Gemeinschaftsamtes Parkstein-Weiden das evangelische Bekenntnis ein. Kurfürst Friedrich II. von der Pfalz als Mitinhaber tolerierte dies. Kohlberg wurde somit evangelisch.[9] Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm von Neuburg trat am 19. Juni 1613 heimlich zur katholischen Kirche über und ordnete nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1614 die Bekehrung seiner Untertanen an. Das Gemeinschaftsamt wechselte also abermals den Glauben.[12]

Politik Bearbeiten

Gemeinderat Bearbeiten

Die Gemeinderatswahl 2020 ergab folgende Stimmenanteile und Sitzverteilung:[13]

Partei/Liste % Sitze
CSU 50,6 6
SPD 14,9 2
Unparteiische und Freie Wähler Kohlberg 34,5 4

Bürgermeister Bearbeiten

Erster Bürgermeister ist Gerhard List (CSU).[14]

Verwaltung Bearbeiten

Die Gemeinde ist Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Weiherhammer.

Wappen Bearbeiten

 
Wappen Gde. Kohlberg (Oberpfalz)
Blasonierung: „Unter Schildhaupt mit den bayerischen Rauten in Silber ein grüner Dreiberg, über dem ein waagrechter, gestümmelter schwarzer Baumast schwebt.“[15]
Wappenbegründung: Der gestümmelte schwarze Ast steht für die früher wirtschaftlich wichtigen Kohlenmeiler in der Gegend und ergibt in Verbindung mit dem Dreiberg ein für den Ortsnamen redendes Bild. Die Rauten im Schildhaupt verweisen auf die Ortsherrschaft der Wittelsbacher seit 1268. Pfalzgraf Johann von Neumarkt verlieh dem Ort Kohlberg 1442 vermutlich nach der Markterhebung das Wappen. Im Privileg wird der Ast als glimmende Kohle benannt. Das aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammende und in Abdrucken seit 1523 überlieferte Siegel enthält ebenfalls das korrekte Bild. Im Siegel von 1770 wurden die Rauten fehlgedeutet und erstmals als verstreute Kohlestückchen dargestellt. Auch die Tingierung wich bis in das 20. Jahrhundert von den historischen Vorgaben ab.

Das Wappen erhielt Kohlberg am 12. August 1442 von Herzog Johann von Bayern.[9]

Baudenkmäler Bearbeiten

Bodendenkmäler Bearbeiten

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Wirtschaft einschließlich Land- und Forstwirtschaft Bearbeiten

Es gab 1998 nach der amtlichen Statistik im produzierenden Gewerbe 54 und im Bereich Handel und Verkehr 26 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 411. Im verarbeitenden Gewerbe gab es 2, im Bauhauptgewerbe 3 Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 1999 36 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 912 Hektar, davon waren 660 Ackerfläche und 252 Dauergrünfläche.

Verkehr Bearbeiten

Röthenbach (Oberpf) liegt an der Bahnstrecke Neukirchen–Weiden und wird von Regional-Express-Zügen der Relation Nürnberg HbfNeustadt (Waldnaab) bedient. Der Bahnhof wurde zum Haltepunkt zurückgebaut und das örtliche Stellwerk 1997 außer Betrieb genommen. Trotz der geringen Größe von Röthenbach halten Züge hier noch fünfmal am Tag.

Die Staatsstraße 2238 verbindet die Stadt Amberg über Hirschau, Kohlberg und Etzenricht mit der Stadt Weiden, wobei sie u. a. Kohlberg im Westen weiträumig als Umgehungsstraße tangiert.

Bildung Bearbeiten

Es gibt folgende Einrichtungen (Stand: 2024):

  • Kindergärten: 50 Kindergartenplätze mit 32 Kindern

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Anton Beer-Walbrunn (* 29. Juni 1864 in Kohlberg; † 22. März 1929 in München), Komponist
  • Gustav Ritter von Sailer (* 27. Mai 1892 in Kohlberg; † 1977), Oberstleutnant, Träger des bayerischen Maximilian-Joseph-Ordens

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kohlberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. a b Die Geschichte der Marktgemeinde Kohlberg auf www.kohlberg-opf.de
  3. a b c d e K. Prösl: Geschichte von Kohlberg und Umgebung. In: Die Arnika – Zeitschrift des Oberpfälzer Waldvereins e. V. Nr. 1/2012. Weiden 2012, S. 3.
  4. Gemeinde Kohlberg in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek
  5. Gemeinde Kohlberg, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 11. April 2021.
  6. Dietrich Jürgen Manske: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 164 Regensburg. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1981, S. 53–54. → Online-Karte (PDF; 4,8 MB)
  7. Stefan Glaser, Gertrud Keim, Georg Loth, Andreas Veit, Barbara Bessler-Veit, Ulrich Lagally: Geotope in der Oberpfalz. Hrsg.: Bayerisches Landesamt für Umwelt. 1. Auflage. 2007, ISBN 978-3-940009-92-0, S. 47.
  8. Dietrich-Jürgen Manske: Der Landkreis Amberg-Sulzbach im Spiegel der Zeiten. S. 9–46 (Online [PDF; 1,8 MB; abgerufen am 17. Oktober 2021]).
  9. a b c d e f g h K. Prösl: Geschichte von Kohlberg und Umgebung. In: Die Arnika – Zeitschrift des Oberpfälzer Waldvereins e. V. Nr. 1/2012. Weiden 2012, S. 4.
  10. a b Gemeinschaftsamt Parkstein – Weiden, Huldigung von 1615. (PDF; 210 kB) In: familienforschung-kunz-weiden.de. Alfred Kunz, archiviert vom Original am 10. März 2016; abgerufen am 21. Juni 2013.
  11. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 538.
  12. Das Gemeinschaftsamt Parkstein-Weiden. In: junge-pfalz.de. Große Kreisstadt Neuburg an der Donau, abgerufen am 21. Juni 2013.
  13. Ergebnisse. Abgerufen am 2. Dezember 2020.
  14. Marktrat/Gemeinderat Kohlberg. Gemeinde Kohlberg (Oberpfalz), abgerufen am 2. September 2020.
  15. Eintrag zum Wappen von Kohlberg (Oberpfalz) in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte