Kneževi Vinogradi (ungarisch Hercegszöllős) ist eine Gemeinde in der Gespanschaft Osijek-Baranja im Nordosten Kroatiens nahe der kroatisch-ungarischen Grenze. Neben dem gleichnamigen Hauptort umfasst die Gemeinde acht weitere Siedlungen. Sie hat 3454 Einwohner (2021), davon 1373 Einwohner im Hauptort.

Kneževi Vinogradi
Wappen
Wappen
Kneževi Vinogradi (Kroatien)
Kneževi Vinogradi (Kroatien)
Basisdaten
Staat: Kroatien Kroatien
Koordinaten: 45° 45′ N, 18° 44′ OKoordinaten: 45° 45′ 1″ N, 18° 43′ 59″ O
Gespanschaft: Flagge der Gespanschaft Osijek-Baranja Osijek-Baranja
Höhe: 89 m. i. J.
Einwohner: 3.454 (2021)
Telefonvorwahl: (+385) 031
Postleitzahl: 31309
Kfz-Kennzeichen: BM
Struktur und Verwaltung
Gemeindeart: Gemeinde
Gliederung: 9 Ortschaften
Bürgermeister: Vedran Kramarić
Website:
Lage der Gemeinde Kneževi Vinogradi in der Gespanschaft Osijek-Baranja

Siedlungen der Gemeinde Bearbeiten

Laut der Volkszählung von 2021 haben die Ortschaften der Gemeinde Kneževi Vinogradi zusammen 3454 Einwohner.

Geographie Bearbeiten

Der Ort liegt 27 km nördlich von Osijek und 12 km östlich von Beli Manastir. Die ungarische Grenze ist etwa 20 km entfernt und bis nach Serbien sind es ca. 15 km.

Geschichte Bearbeiten

Kneževi Vinogradi war bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. Während den Ausgrabungen im Jahr 2009 auf dem Schulgelände im Ort wurden zahlreiche archäologische Artefakte aus der Jungsteinzeit in mehreren Schichten gefunden. Aus der Zeit der Sopot-Kultur fand man typisch verzierte Keramikfragmente, die Überreste eines Ofens und viele weitere archäologische Gegenstände. Ebenso wurden Fundstücke und Fragmente der Starčevo-Kultur, mit Abfallgruben und halb im Boden versenkten Resten von Häusern, entdeckt.[1]

Zur Zeiten der Römer befand sich hier die römische Kolonie Donatium, die an einer wichtigen Route lag.

Im Jahr 1341 wurde Kneževi Vinogradi zum ersten Mal urkundlich erwähnt und Im Mittelalter gehörte der Ort teilweise zur Marktgemeinde Podolje. Im 15. Jahrhundert wurde es eine Marktstadt.[2][3] Vermutlich wurde der Ort während des Türkenfeldzuges 1526 zerstört und wurde danach Teil des Osmanischen Reiches. Während der türkischen Herrschaft zahlten die Einwohner von Kneževi Vinogradi Steuern sowohl an ungarische als auch an türkische Herren. Im Jahr 1554 lebten dort 37 Familien.[4][5]

Zu Zeiten des Großen Türkenkrieges im Jahre 1687 wurde die Region von der türkischen Herrschaft befreit. Die Siedlung starb in dieser Zeit aus und wurde erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts wieder hauptsächlich mit ungarischen Einwohnern besiedelt. Prinz Eugen von Savoyen erhielt das Gebiet als königliche Schenkung für seine militärischen Verdienste. Bis zu Eugen von Savoyens Tod war Kneževi Vinogradi Teil seines Herrschaftsanwesens in Bilje. Im Jahr 1736 ging das Gut und die Ländereien an die Hofkammer über und Maria Theresia schenkte 1780 das Anwesen ihrer Tochter Maria Christina und ihrem Ehemann Prinz Albert Kasimir. Später erbte das Gut Erzherzog Karl und es blieb bis zum Ersten Weltkrieg im Besitz seines Bruders Friedrich.

Nach Ende des Ersten Weltkrieges und bis zum Friedensvertrag von Trianon gehörte die Region zum Komitat Baranya. Kurz darauf, im Jahr 1918 wurde es dem neuen Königreich Jugoslawien zugesprochen. Während des 2. Weltkrieges, von 1941 bis 1945, gehörte das Gebiet wieder zu Ungarn. Später folgte dann die Eingliederung in die SFR Jugoslawien. Seit 1991 ist es Bestandteil von Kroatien.

Bevölkerung Bearbeiten

Laut der Volkszählung im Jahr 1910 waren von 2805 Einwohnern 1492 Ungarn, 220 Deutsche, 229 Kroaten, 818 Serben, 3 Slowaken und 43 andere Nationalitäten. 2288 der Einwohner sprachen ungarisch. Nach Konfessionszugehörigkeit waren 1366 Personen römisch-katholisch, 543 reformiert und 834 griechisch-orthodox.[6][7]

Kurz vor Ausbruch des Kroatienkrieges im Jahr 1991 waren 32 % der Bevölkerung Serben, 31 % Kroaten, 18 % Ungarn und 17 % Jugoslawen.

Kneževi Vinogradi ist seit 1998 Gemeindezentrum und hatte laut Volkszählung im Jahr 2001 1725 Einwohner und 13 Straßen. Die ethnische Zusammensetzung des Ortes hat sich bis 2001 erheblich verändert und teilte sich wie folgt auf: 16 % Ungarn, 43,2 % Kroaten, 30,5 % Serben und 7,4 % andere Nationalitäten.[8]

Im Jahr 2001 lebten in der gesamten Gemeinde mit allen Siedlungen 40,8 % Ungarn, 34,3 % Kroaten, 18,4 % Serben und 1,9 % Deutsche.[9]

Bevölkerungsentwicklung[10][11]
1857 1869 1880 1890 1900 1910 1921 1931 1948 1953 1961 1971 1981 1991 2001 2011 2021
2210 2048 2684 2691 2054 2806 2926 3079 1691 1652 1810 1820 2402 2127 1725 1657 1373

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Die Reformationskirche aus dem Jahr 1576 war zu Beginn des 16. Jahrhunderts noch eine römisch-katholische Kirche. Der Grundstein für den Turm soll gegen Ende des 3. Jahrhunderts von den Römern gelegt worden sein. Seine heutige Form erhielt die Kirche Anfang des 19. Jahrhunderts. Das Gebäude erhielt ihre heutige Form 1803. Im Jahr 1839 wurde die Kirche renoviert und erweitert.
  • Die Römisch-katholische Kirche des Heiligen Erzengel Michael wurde zwischen den Jahren 1840 und 1857 im klassizistischen Stil erbaut. Der Chor der Kirche wurde 1857 fertiggestellt und der Bau der Kirche abgeschlossen. Das Dach wurde 1999 saniert und im Jahr 2004 folgten Renovierungsarbeiten.
  • Der Vorgängerbau der Serbisch-Orthodoxen Kirche wurde 1742 aus Holz erbaut. Eine neue spätbarocke Kirche aus massivem Baumaterial wurde 1775 errichtet. Es handelt sich um ein einschiffiges Gebäude mit einer halbkreisförmigen Apsis und einem zweistöckigen Glockenturm, der sich über dem Westtor erhebt. Die Ikonostase wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet.
  • Eine selbstfahrende Dampflokomotive, hergestellt von der Hofherr-Schrantz AG, Modell Express mit der Nummer 4758, befindet sich am südlichen Eingang von Kneževi Vinogradi. Die Lokomotive wurde früher verwendet, um mechanische und später elektrische Arbeiten für landwirtschaftliche Arbeiten zu erledigen.[12]

Kulturvereine Bearbeiten

Im kroatischen Vereinsregister Registar udruga Republike Hrvatske sind 23 Vereine mit Sitz in Kneževi Vinogradi registriert (Stand: VIII/2023):[13]

  • Vereinigung der Tamburica-Liebhaber „Baranjski biseri“
  • Folkloreverein „Kneževi Vinogradi“
  • Serbischer Kulturverein „Prosvjeta“, Unterausschuss Kneževi Vinogradi
  • Kunstverein „KVIN-ART“, Kneževi Vinogradi
  • Ungarischer Jugendverband „Hercegszollosi Mihaly“
  • Folkloreverein „Živojin Žiko Mandić“

Sportvereine Bearbeiten

 
Fußballmannschaft NK Borac von 2008
  • Fußballverein NK Borac Kneževi Vinogradi
  • Taekwondo klub „Kneževi Vinogradi“
  • Schachklub klub „Vinograd“
  • Schützenverein „Baranjac“

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kneževi Vinogradi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Kroatischer archäologischer Jahresbericht Juni 2009. In: Kroatisches Kulturministerium. Abgerufen am 26. Juli 2023.
  2. Anjou-Archiv IV. Band 130
  3. Csánki Dezső: Die historische Geographie Ungarns im Zeitalter Hunyadis – Kreis Baranya Bp. 1894.
  4. name="Zentai139"
  5. Káldy-Nagy, 1960, 112. o.
  6. Volkszählung in der Baranja von 1910 Seite 2_2 und 2_3
  7. Archivált másolat. Archiviert vom Original am 13. Januar 2018; abgerufen am 16. April 2019.
  8. Dr. Károly Lábadi: Drávaszög Lexikon. TIMP Kiadó, 2008, ISBN 978-953-7366-08-7 (ungarisch).
  9. adatbazis.mtaki.hu
  10. Bevölkerungsentwicklung von 1857 bis 2001
  11. Volkszählung in Kroatien 2011
  12. Kulturgüter der Gemeinde Kneževi Vinogradi. In: Gemeinde Kneževi Vinogradi. Abgerufen am 28. Juli 2023.
  13. Vereinsregister in Kroatien