Kloster Neuendorf

Ortsteil von Gardelegen

Kloster Neuendorf ist ein Ortsteil der gleichnamigen Ortschaft der Hansestadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Kloster Neuendorf
Hansestadt Gardelegen
Koordinaten: 52° 32′ N, 11° 28′ OKoordinaten: 52° 31′ 31″ N, 11° 27′ 46″ O
Höhe: 58 m ü. NHN
Fläche: 19,84 km²
Einwohner: 400 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 20 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 2009
Postleitzahl: 39638
Vorwahl: 03907
KarteAlgenstedtBergeBreitenfeldDannefeldEstedtGardelegenHemstedtHottendorfJeggauJeseritzKloster NeuendorfKöckteLetzlingenLindstedtMiesteMiesterhorstPeckfitzPotzehneRoxfördeSachauSchenkenhorstSeethenSeethenSichauSichauSolpkeWannefeldWiepkeZichtauJävenitzJerchelJerchelKassieck
Karte
Lage von Kloster Neuendorf in Gardelegen
Ehemalige Klosterkirche in Kloster Neuendorf
Ehemalige Klosterkirche in Kloster Neuendorf

Geografie Bearbeiten

Kloster Neuendorf, eine Klosteranlage mit einem Straßendorf, liegt rund vier Kilometer östlich der Altstadt von Gardelegen am Laugebach und an der B 188 am Nordrand der Colbitz-Letzlinger Heide.[2][3]

Nachbarorte sind Gardelegen im Westen, Trüstedt im Nordosten und Jävenitz im Osten.[3]

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter bis Neuzeit Bearbeiten

Das namensgebende Kloster Neuendorf wurde 1232[4] erstmals urkundlich erwähnt und war ein Kloster der Zisterzienserinnen.[5] Das Kloster gehörte im 14. Jahrhundert zu den größten Grundbesitzern der Altmark.

Der Historiker Rohrlach[2] nennt drei Herrschaftszugehörigkeiten für das Dorf. Ein Teil gehörte dem Kloster, ein anderer Teil war ein Freigut und der dritte Teil über „Dienst und Lager auf des Klosters zu Neuendorf arme Leute“ gehörte vor 1535 bis nach 1598 den von Alvensleben der Herrschaft Erxleben und in die Vogtei Gardelegen und an die Chüden und Pauermeyer weiterverlehnt.

1232 hatte Markgraf Johann dem neu gegründeten Kloster ecclesie videlicet sancte Marie in Niendorp neun Hufen aus dem Dorf geschenkt. 1233 dann den Rest des Dorfes mit allem Recht, Mühlen, Weiden und Wäldern. Der letzte Propst des Klostern namens Schütte wird 1544 entlassen. Klosterhauptmann wird Hieronymus von Drübsdorf, dieser überträgt 1545 die Verwaltung des Klosters dem Amtmann vom Amt (Kloster) Neuendorf. Das Kloster wurde schließlich 1579 aufgehoben. Es bestand weiter als evangelisches Fräuleinstift bis 1810. Die Zahl der Klosterjungfrauen war auf 18 festgesetzt worden. Die Domäne wurde 1831 aufgelöst und das Gut 1831 oder 1834 an den Amtmann Wagenknecht verkauft. Vor 1872 bis 1945 gehörte es den von Veltheim.[2]

Das Freigut war ursprünglich im Besitz der Witwe Amtmann Wiehe, geborene Finkenberg. 1737 kam es an den Heidereiter Martin Lüdecke zu Jävenitz, 1737 an dessen Tochter und ihren Mann, den Holzschreiber Conradi. 1759 dann an deren Sohn. 1785 wurde vom Obergericht Stendal die Gerichtsbarkeit an das Amt (Kloster) Neuendorf übertragen. 1818 gehörte das Freigut dem Gutsbesitzer Bruns.[2]

Bis 1971 wurde Kloster Neuendorf von Personenzügen der Strecke Haldensleben–Gardelegen bedient.

Bodenreform Bearbeiten

Bei der Bodenreform wurden 1945 wurden erfasst: Eine Besitzung über 100 Hektar mit 643 Hektar, 124 Besitzungen unter 100 Hektar mit zusammen 468 Hektar, zwei kleine Besitzungen mit zusammen fünf Hektar, eine Gemeindebesitzung mit einem Hektar. Es wurden 643 Hektar enteignet, davon wurden 221,4 Hektar aufgeteilt. 91,9 Hektar kamen an 25 landarme Bauern mit Besitz unter 5 Hektar, 111,6 Hektar an 19 landlose Bauern und Kleinpächter, 17,8 Hektar an 21 Industriearbeiter, außerdem 382 Hektar Wald an die Gemeinde.[2]

Im Jahre 1959 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Neuer Weg“.[2]

Eingemeindungen Bearbeiten

Ursprünglich gehörte das Dorf zum Tangermündeschen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Landkanton Gardelegen auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Gardelegen, dem späteren Landkreis Gardelegen.[2] Ab dem 25. Juli 1952 gehörte sie zum Kreis Gardelegen und schließlich ab dem 1. Juli 1994 zum heutigen Altmarkkreis Salzwedel.[6]

Durch einen Gebietsänderungsvertrag beschloss der Gemeinderat der Gemeinde Kloster Neuendorf am 20. Oktober 2008, dass die Gemeinde Kloster Neuendorf in die Hansestadt Gardelegen eingemeindet wird. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Juli 2009 in Kraft.[7][8]

Nach Eingemeindung der bisher selbstständigen Gemeinde Kloster Neuendorf wurde Kloster Neuendorf Ortsteil der Hansestadt Gardelegen. Für die eingemeindete Gemeinde wurde die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die eingemeindete Gemeinde Kloster Neuendorf und künftige Ortsteil Kloster Neuendorf wurden zur Ortschaft der aufnehmenden Hansestadt Gardelegen. In der eingemeindeten Gemeinde und nunmehrigen Ortschaft Kloster Neuendorf wurde ein Ortschaftsrat mit sechs Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1772 097
1790 251
1798 206
1801 146
1818 234
1840 418
Jahr Einwohner
1864 620
1871 578
1885 606
1895 635
1900 [0]629[9]
1905 641
Jahr Einwohner
1910 [0]724[9]
1925 622
1939 695
1946 876
1964 628
1971 613
Jahr Einwohner
1981 575
1993 515
2006 510
2012 [00]460[10]
2016 452
2021 [0]394[1]
Jahr Einwohner
2022 400[1]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006:[2]

Religion Bearbeiten

Die evangelische Kirchengemeinde Kloster Neuendorf gehörte früher zur gleichnamigen Pfarrei.[11] Seit 2000 gehört die Kirchengemeinde gemeinsam mit Hottendorf, Jävenitz und Trüstedt zum Kirchspiel Kloster Neuendorf.[2] Das Kirchspiel wird heute betreut vom Pfarrbereich Neuendorf im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[12]

Bis 1998 hatte die Kirchengemeinde zum Kirchenkreis Gardelegen gehört.[2]

Im Jahre 1901 waren die Dörfer Jävenitz und Zienau mit der Zienauer Barriere nach Kloster Neundorf eingepfarrt. Zur Pfarrei gehörte ebenfalls die mater vagans Ipse mit der Dröge- und Hoppenmühle.[11] Die Kirchenbuchüberlieferung beginnt in Kloster Neuendorf 1597, in Jävenitz und Zienau 1766, in Ipse 1667.[13]

Politik Bearbeiten

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Reubke Orgel in der ehemaligen Klosterkirche
  • Die ehemalige Klosterkirche St. Marien, Benedikt und Bernhard ist seit der Reformation 1587 die evangelische Pfarrkirche des Dorfes.
  • Die Reubke-Orgel[14] war in den 1980er Jahren rekonstruiert und von der Nicolaikirche in Oebisfelde 1988 an Kirche in Kloster Neuendorf verkauft worden. Das war durch Spenden aus den Niederlanden ermöglicht worden, die bei Orgelkonzerten des Organisten Jan Teeuw in Rotterdam gesammelt wurden.[15]
  • Der Gutspark steht unter Denkmalschutz.
  • In der Ortsmitte steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, ein mit einem Eisenzaun umgebener Obelisk.[16]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kloster Neuendorf – Sammlung von Bildern

Literatur Bearbeiten

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1559–1563, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 202–203 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 411, 63. Neuendorf, Kloster (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Elke Weisbach: Die Kurve zeigt wieder nach oben. In: Gardelegener Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger. 24. Januar 2022, DNB 1047268027, S. 13.
  2. a b c d e f g h i j Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1559–1563, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  3. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 133, Nr. 608 (uni-potsdam.de).
  5. Rudi Fischer: 800 Jahre Calvörde – Eine Chronik bis 1991, Calvörde und seine wüsten Dörfer
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 359.
  7. Altmarkkreis Salzwedel: Gebietsänderungsvertrag über die Eingemeindung der Gemeinde Kloster Neuendorf in die Hansestadt Gardelegen mit Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 14. Januar 2009. In: Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr. 2, 18. Februar 2009, S. 42–44 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; 389 kB; abgerufen am 20. Februar 2022]).
  8. StBA: Gebietsänderungen vom 02. Januar bis 31. Dezember 2009
  9. a b Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 202–203 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  10. Einwohnerentwicklung 2012 in den Ortsteilen. In: Volksstimme Magdeburg. 1. Mai 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 20. Februar 2022]).
  11. a b Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 62 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  12. Pfarrbereich Neuendorf. Abgerufen am 16. Mai 2018.
  13. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 7 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  14. Lutz Wille: Die Orgelbauwerkstatt Reubke in Hausneindorf am Harz und ihre Instrumente 1838-1884. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle (Saale) 2017.
  15. Andreas Puls: Ein Leben für die Kirchenmusik. Seit 60 Jahren spielt Christa Markert die Kirchenorgel in Kloster Neuendorf und in umliegenden Orten – Anlass für einen Festgottesdienst. In: Volksstimme Magdeburg. 2. November 2015 (Ein Leben für die Kirchenmusik).
  16. Kloster Neuendorf. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. Januar 2016, abgerufen am 1. Oktober 2022.