Kleinnottersdorf

Dorf in Mittelfranken

Kleinnottersdorf ist ein Gemeindeteil der Stadt Greding im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).

Kleinnottersdorf
Stadt Greding
Koordinaten: 49° 6′ N, 11° 20′ OKoordinaten: 49° 6′ 18″ N, 11° 20′ 6″ O
Höhe: 545 m ü. NHN
Einwohner: 47 (13. Dez. 2021)
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 91171
Vorwahl: 08469
Kleinnottersdorf aus südwestlicher Sicht
Kleinnottersdorf aus südwestlicher Sicht

Lage Bearbeiten

Das Dorf liegt auf dem Plateau der südlichen Frankenalb, das sich zwischen dem Schwarzachtal und dem Sulztal im Naturpark Altmühltal ausdehnt, auf 545 m ü. NHN nördlich des Gemeindesitzes, der Stadt Greding.[1] Bei Johann Caspar Bundschuh heißt es 1801: „Es liegt dieser starke Weiler eine halbe Viertelstunde (gemeint sind Gehminuten) von Oesterberg, von Großnottersdorf aber nördlich eine halbe Stunde entfernt, gegen Kleinhebung zu, an dem sogenannten Waldbuch auf dem Osterberg, und wird Kleinnottersdorf, zum Unterschied von Großnottersdorf, letzteres insgemein auch nur Nottersdorf allein genannt.“[2]

Ortsnamensdeutung Bearbeiten

Karl Kugler deutet den Ortsnamen Kleinnottersdorf in seiner Grundform „Nottersdorf“ als das Dorf des Nothar/Nother, des Kämpfers in der Bedrängnis/des Kampfgenossen.[3] Kleinnottersdorf ist nicht im Zusammenhang mit Großnottersdorf zu sehen, welches im 12. Jahrhundert Otrammesdorf und im 15. Jahrhundert „Otterstorff iezt Notterstorff“ oder auch „Oermannsstorff“ hieß, benannt nach dem Personennamen Otram.[4]

Geschichte Bearbeiten

Orte mit der Namensendung „-dorf“ auf der Hochfläche stehen häufig mit „-ing“-Orten im Tal im Zusammenhang, im Falle von Kleinnottersdorf mit Obermässing im Schwarzachtal. Daher dürfte von dort aus die Gründung erfolgt sein, dem Namen „Nothar/Nother“ nach um das 7./8./9. Jahrhundert.[5]

Der Eichstätter Bischof Friedrich IV. Graf von Oettingen erwarb 1398 aus der Erbmasse des Hilpolt vom Stein eine ganze Reihe von Hofstätten und Gütern, darunter auch solche von „Natersdorf“ (vermutlich Kleinnottersdorf).[6] Das Dorf ist sowohl im Salbuch des eichstätt-hochstiftischen Amtes Greding von 1447, als auch im Salbuch des Oberamtes Hirschberg von 1447 verzeichnet. Um 1600 erscheint noch einmal Kleinnottersdorf als zum Amt Greding gehörend.[7] Ein Hof war zumindest im 15./16. Jahrhundert bayerisches Lehen; 1526 verlieh ihn Wilhelm IV., Herzog von Baiern, an Wilhelm Schenk von Geyern.[8]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts stritten sich zwei Eichstätter Ämter, das Pflegamt Obermässing und das Richteramt Greding, um die Hochgerichtsbarkeit und um die Dorf- und Gemeindeherrschaft in Kleinnottersdorf; sie gingen 1785 den Hofrat in Eichstätt um eine Entscheidung an.[9] Am Ende des Alten Reiches gehörten von den 13 Haushaltungen elf nach Obermässing (drei Höfe, fünf Köblergüter, drei Seldengüter), einer nach Greding und ein weiterer – nach Bundschuh – zur Klosterprälatur Plankstetten bzw. – nach Hirschmann – zum Pflegamt Hilpoltstein. Gepfarrt war der Ort in die Obermässinger Filialkirche St. Stephan in Österberg, wohin die Kinder ab 1903 zur Schule gingen (vorher nach Obermässing) und wo auch die Toten bestattet wurden.[10]

Nachdem im Zuge der Säkularisation in Bayern das Hochstift Eichstätt aufgelöst worden war, kam das Dorf Kleinnottersdorf mit dem ehemaligen Hochstift 1802 an Großherzog Erzherzog Ferdinand III. von Toskana und 1806 an das neue Königreich Bayern und dort in das Landgericht Beilngries. Hier wurde Kleinnottersdorf 1809 dem Steuerdistrikt Österberg zugewiesen, der 1811 zur Ruralgemeinde Österberg wurde. Mit dem Gemeindeedikt von 1818 bildete Bayern aus Kleinnottersdorf und Viehhausen die Gemeinde Kleinnottersdorf im Landgericht und Rentamt Beilngries. 1857 wurde die Gemeinde Kleinnottersdorf mit weiteren sieben Gemeinden aus dem Landgericht Beilngries herausgenommen und in das näher liegende Landgericht Greding gegeben.[11]

Einige Grundstücke in der Kleinnottersdorfer Flur gehörten 1802 zum „Reichertsgut“, einem Hof in Jettenhofen.[12] 1823 zählte man in Kleinnottersdorf 98 Einwohner; zur Gemeinde gehörten noch die 45 Einwohner von Viehhausen.[13] 1822 bestand ein zum Verkauf stehendes Gant-Anwesen von Kleinnottersdorf neben Äckern und Wiesen aus „Haus, Stadl, Backofen, Schweineställen, Brunnen, Hofraith und 1 Tagwerk Garten.“[14] 1875 zählte man in Kleinnottersdorf bei 90 Bewohnern einen Viehbestand von 14 Pferden und 100 Stück Rindvieh.[15]

1950 hatte Kleinnottersdorf 16 Haushalte und aufgrund des Zuzugs von Vertriebenen und Flüchtlingen vorübergehend 102 Einwohner, das zur Gemeinde gehörende Viehhausen acht Haushalte und 57 Einwohner.[13] Im Zuge der Gebietsreform in Bayern schloss sich die Gemeinde Kleinnottersdorf am 1. Januar 1972 der Stadt Greding an.

Wasserversorgung Bearbeiten

Über Jahrhunderte hin war die Versorgung von Mensch und Tier mit Wasser auf der wasserarmen Albhochfläche problematisch. Ab 1911 beteiligte sich Kleinnottersdorf am Bau eines Wasserturms im nahen Viehhausen und teilte sich mit den anderen vier beteiligten Nachbardörfern die Unterbringung und Versorgung der rund 200 Arbeiter, die ständig mit dem Bau beschäftigt waren. Noch bis 1912 wurde das Grund- und Regenwasser des dörflichen Mischbrunnens für die Viehversorgung genutzt. Das Wasser für die Haushalte lieferten drei Quellen am Waldhang, deren Wasservolumen ab 1912 zum Wasserturm in Viehhausen als dem höchstgelegenen Ort der „Kleinnottersdorfer Gruppe“ gepumpt wurde.[16] Am 5. Juni 1978 wurde das Dorf an die Wasserversorgung der „Jura-Schwarzach-Thalach-Gruppe“ angeschlossen, die „Kleinnottersdorfer Gruppe“ wurde aufgelöst.

Einwohnerentwicklung (nur das Dorf) Bearbeiten

  • 1823: 98 (15 Anwesen)[13]
  • 1836: 92 (15 Anwesen)[17]
  • 1840: 96 (15 Häuser, 18 katholische Familien)[18]
  • 1871: 90 (51 Gebäude)[15]
  • 1938: 87[19]
  • 1950: 102 (16 Anwesen)[13]
  • 1961: 72 (15 Wohngebäude)[20]
  • 1987: 68 (14 Wohngebäude, 14 Wohnungen)[21]
  • 2021: 47
 
Ortskapelle in der Dorfmitte
 
Flurkapelle am westlichen Dorfausgang

Bauwerke Bearbeiten

Katholische Ortskapelle St. Maria Bearbeiten

Die Ortskapelle wurde 1868 in der Dorfmitte errichtet und 1871 benediziert.[22] Es handelt sich um einen verputzten Bau mit Satteldach und Dachreiter mit Zeltdach. Der Chor schließt dreiseitig ab. Auf dem Barockaltar steht eine Marienstatue mit Kind, an den Seiten sind Statuen der hl. Walburga und des hl. Sebastian angebracht.[23] Sie gilt als Baudenkmal.

Katholische Feldkapelle St. Maria Bearbeiten

Die ebenfalls der hl. Maria gewidmete Feldkapelle am westlichen Dorfausgang wurde 1898 erbaut. Das über dem Altar angebrachte Marienbild (mit Kind) ist von sieben Engelsköpfen auf Wolken umgeben, wobei der Engel links unten Maria eine Krone reicht. An religiösen Kleindenkmälern gab es 1938 in der Kleinnottersdorfer Flur eine gemauerte Bildsäule und drei Holzkreuze.[24] Der Ort gehört zum Pfarreienverbund Greding der Diözese Eichstätt.[25]

Verkehr Bearbeiten

Die von Obermässing nach Kleinnottersdorf in Serpentinen heraufführende Straße, die Kreisstraße RH 28, wurde 1926 gebaut.[26] Sie führt weiter zum Nachbarort Österberg. Nördlich von Kleinnottersdorf geht von der Kreisstraße eine Gemeindeverbindungsstraße nach Viehhausen ab.

Es gibt einen sechs Kilometer langen Rundwanderweg Nr. 7 „Obermässing-Kleinnottersdorf-Obermässing“[27] und den 19 Kilometer langen Rundwanderweg „Quellenwanderweg“, der in Kleinnottersdorf beginnt.[28]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kleinnottersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Kleinnottersdorf im BayernAtlas
  2. Bundschuh III, Spalte 158
  3. Karl Kugler: Erklärung von tausend Ortsnamen der Altmühlalp und ihres Umkreises. Ein Versuch. Eichstätt 1873: Verlag der Krüll’schen Buchhandlung, S. 109 (Nr. 251)
  4. Sammelblatt des Histor. Vereins Eichstätt 45 (1930), S. 106. 92/93 (1999/2000), S. 136 f.
  5. Stadt Greding: Bürgerbroschüre, SPM-Verlag 2015, S. 14
  6. Sammelblatt des Histor. Vereins Eichstätt 92/93 (1999/2000), S. 129
  7. Sammelblatt des Histor. Vereins Eichstätt 92/93 (1999/2000), S. 136 f.
  8. Bayerische Archivinventare, Ausgaben 10–12, 1958, S. 141
  9. Hirschmann, S. 38 f.
  10. Bundschuh III, Spalte 158; Hirschmann, S. 118; Buchner II, S. 291
  11. Hirschmann, S. 182, 227
  12. Felix Mader: Geschichte der südlichen Seglau. (Ehem. Eichstättisches Amt Jettenhofen.) (Pfarrei Burggriesbach.) In: Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt 53 (1937), S. 116
  13. a b c d Hirschmann, S. 227
  14. Königlich Baierisches Intelligenzblatt für den Regenkreis, Regensburg, 7. August 1822, Spalte 1023 f.
  15. a b Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Koenigreichs Bayern, München 1876, Spalte 1163
  16. Informationstafel beim Wasserturm; [1] Quellenwanderweg auf kulturwanderungen.de
  17. Th. D. Popp: Matrikel des Bissthumes Eichstätt. Eichstätt: Ph. Brönner 1836, S. 125
  18. Eduard Vetter: Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken. Ansbach 1846, S. 53
  19. Buchner II, S. 291
  20. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961, München 1964, Spalte 796
  21. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987, München 1991, S. 347
  22. Buchner II, S. 290, 293
  23. Gemeinsam unterwegs. Kirchen und Pfarreien im Landkreis Roth und in der Stadt Schwabach, Schwabach/Roth o. J. [2000], S. 80 f.
  24. Buchner II, S. 293
  25. [2] Der Pfarreienverbund auf der Eichstätter Bistumsseite
  26. [3] Private Obermässing-Chronik
  27. [4] Wegbeschreibung auf greding.de
  28. [5] Wegbeschreibung auf kulturwanderungen.de