Kleinbockenheim

Siedlung in Deutschland

Kleinbockenheim am nördlichen Ende der Deutschen Weinstraße im Weinanbaugebiet Pfalz war früher ein eigenständiges Winzerdorf und bildet seit 1956 zusammen mit dem zweiten Ortsteil Großbockenheim die Ortsgemeinde Bockenheim an der Weinstraße im Landkreis Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz).

Kleinbockenheim
Wappen der ehemaligen Gemeinde Kleinbockenheim
Koordinaten: 49° 37′ N, 8° 11′ OKoordinaten: 49° 36′ 41″ N, 8° 10′ 58″ O
Höhe: 170 m ü. NHN
Eingemeindung: 1956
Postleitzahl: 67278
Vorwahl: 06359
Kleinbockenheim (Rheinland-Pfalz)
Kleinbockenheim (Rheinland-Pfalz)

Lage von Kleinbockenheim in Rheinland-Pfalz

In der Denkmalzone am Burgberg
In der Denkmalzone am Burgberg

Geographie Bearbeiten

Geographische Lage Bearbeiten

Kleinbockenheim liegt im Norden des Bockenheimer Gemeindegebiets auf einem Hügel im Bereich des Grabenbruchs zwischen Mittelgebirge und Rheinebene. Unweit westlich und nördlich verlaufen die Grenzen zur Ortsgemeinde Kindenheim sowie zum Donnersbergkreis und zum Landkreis Alzey-Worms. Mit Großbockenheim ist der Ort baulich inzwischen zusammengewachsen, so dass keine räumliche Trennung mehr möglich ist. Zu Kleinbockenheim gehören unter anderem die Straßen Leininger Ring, Schlossweg und Schlosstreppe.

Erhebungen und Gewässer Bearbeiten

Nördlich des Siedlungsgebiets erstreckt sich der Kieselberg, der zur Hügelzone am Westrand der Rheinebene gehört. Er trennt das Einzugsgebiet des dort von Südwest nach Nordost fließenden Kinderbachs, eines rechten Zuflusses der Pfrimm, von demjenigen des Eisbachs, der einige Kilometer südlich davon fließt.

Geschichte Bearbeiten

Der älteste erhaltene Beleg, in dem zwischen Bockenheim superior (Großbockenheim) und Bockenheim inferior (Kleinbockenheim) unterschieden wird, ist eine Urkunde vom 5. Januar 1285.[1] Zu diesem Zeitpunkt war Kleinbockenheim als Reichslehen bereits in den Händen der Grafen von Leiningen. Das Patronatsrecht für den befestigten Kirchenbezirk rund um die heutige Martinskirche lag allerdings beim Kloster St. Maria in Wadgassen. Auch das Kloster Otterberg war im Ort begütert.[2]

1471 wurde der Ort im sogenannten Pfälzischen Krieg völlig niedergebrannt. Am 23. Dezember 1582 kaufte Graf Emich XI. von Leiningen-Dagsburg-Hardenburg die Besitzung des Klosters Wadgassen in Kleinbockenheim, und die ehemaligen Klostergebäude auf dem heutigen Kirchenhügel wurden in ein bescheidenes Renaissanceschloss unter dem Namen Emichsburg umgewandelt. Nach mehreren Brandschatzungen und der endgültigen Vertreibung des Leininger Grafenhauses im Zuge der Französischen Revolution wurden die Schlossbauten nach 1794 von der Bevölkerung bis auf das Renaissance-Tor abgebrochen und als Baumaterial genutzt.[3]

Von 1798 bis 1814, als die Pfalz Teil der Französischen Republik (bis 1804) und anschließend Teil des Napoleonischen Kaiserreichs war, war Kleinbockenheim in den Kanton Grünstadt eingegliedert und besaß eine eigene Mairie. 1815 hatte der Ort insgesamt 546 Einwohner. Von 1818 bis 1862 war Klein-Bockenheim – so die damalige Schreibweise – Bestandteil des Landkommissariats Frankenthal, das anschließend in ein Bezirksamt umgewandelt wurde.

1928 hatte der Ort 722 Einwohner, die in 142 Wohngebäuden lebten. Sowohl die Katholiken als auch die Protestanten gehörten seinerzeit zur jeweiligen Pfarrei von Großbockenheim.[4] Die jüdische Gemeinde besuchte die Synagoge in Großbockenheim.[5] 1938 wurde der Ort in den Landkreis Frankenthal eingegliedert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kleinbockenheim innerhalb der französischen Besatzungszone Teil des damals neu gebildeten Landes Rheinland-Pfalz. 1956 erfolgte die Zusammenlegung mit der Nachbargemeinde Großbockenheim zur neuen Gemeinde Bockenheim an der Weinstraße.

Im Zuge der ersten rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform wechselte der Ort 1969 in den neu geschaffenen Landkreis Bad Dürkheim. In der Folgezeit wurde die Lücke zwischen Klein- und Großbockenheim immer kleiner, weil die Gemeinde Bockenheim und die von 1972 bis 2017 existierende Verbandsgemeinde Grünstadt-Land dort unter anderem das Bürgerhaus Emichsburg, den Festplatz und das Haus der Deutschen Weinstraße anlegten.

Wappen Bearbeiten

Kleinbockenheim
 
Wappen von Kleinbockenheim
Blasonierung: „In Blau auf schreitendem silbernem Pferd mit goldener Mähne, Zaumzeug, Sattel und Schweif ein golden nimbierter Heiliger in silbernem Untergewand, rotem Mantel, goldenem Bein- und Brustpanzer sowie rotem Hut mit silbernem Stulp, mit seinem goldbeknauften, silbernen Schwert den roten Mantel mit dem am Boden sitzenden Bettler in natürlichen Farben und goldenem Lendenschurz teilend.“[6]
Wappenbegründung: Das Wappen geht auf ein 1510 bezeugtes Gerichtssiegel zurück, welches in veränderten Formen, so 1814, noch 1818 mit einem napoleonischen Hut, die bekannte Martinsszene darstellt. Die Martinsdarstellung im Siegel wiederum geht zurück auf die alte Pfarrkirche von Kleinbockenheims, die dem hl. Martin geweiht war. Hiervon unterscheidet sich nicht ein aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts überlieferter Siegelstempel. Die Genehmigung erfolgte am 15. Mai 1855 durch König Maximilian II.

Wappen der vormals eigenständigen Gemeinde

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Martinskirche Kleinbockenheim

Die ehemalige Emichsburg und der Ortskern mit der Martinskirche bilden eine Denkmalzone; daneben existieren insgesamt 25 Einzeldenkmäler.

Infrastruktur Bearbeiten

Der heutige Weinbaubetrieb auf dem ehemaligen Burg- bzw. Schlossgelände firmiert unter dem Namen Schlossgut.

Die Deutsche Weinstraße, die mit der Bundesstraße 271 identisch ist, durchquert den westlichen Siedlungsbereich von Süd nach Nord. Östlich der Wohnbebauung verläuft die Bahnstrecke der Pfälzischen Nordbahn NeustadtMonsheim.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Söhne und Töchter des Ortes Bearbeiten

Personen, die vor Ort gewirkt haben Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Friedrich Schlatter: Kirchliche Anfänge, Klöster als Grundherren. In: Klaus J. Becker und Wolfgang M. Schmitt (Hrsg.): Vereint seit 50 Jahren – Bockenheim an der Weinstrasse. Llux Datenverarbeitung GmbH, Ludwigshafen am Rhein 2006, ISBN 978-3-938031-17-9, S. 29–43.
  2. Jürgen Keddigkeit, Michael Werling, Rüdiger Schulz und Charlotte Lagemann: Otterberg, St. Maria. Zisterzienserabtei Otterburg. In: Jürgen Keddigkeit, Matthias Untermann, Sabine Klapp, Charlotte Lagemann, Hans Ammerich (Hg.): Pfälzisches Klosterlexikon. Handbuch der pfälzischen Klöster, Stifte und Kommenden, Band 3: M–R. Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde. Kaiserslautern 2015. ISBN 978-3-927754-78-2, S. 524–587 (538).
  3. Bernhard Meyer, Alexander Thon: Emichsburg. In: Jürgen Keddigkeit, Karl Scherer, Eckhard Braun, Alexander Thon, Rolf Übel (Hrsg.): Pfälzisches Burgenlexikon. Band 1. Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern 1999, ISBN 3-927754-18-8, S. 318–323.
  4. daten.digitale-sammlungen.de: Ortschaftenverzeichnis für den Freistaat Bayern. Abgerufen am 20. Januar 2018.
  5. Hans Niederberger: Zur Geschichte der Bockenheimer Juden. In: Klaus J. Becker und Wolfgang M. Schmitt (Hrsg.): Vereint seit 50 Jahren – Bockenheim an der Weinstrasse. Llux Datenverarbeitung GmbH, Ludwigshafen am Rhein 2006, ISBN 978-3-938031-17-9, S. 225–255.
  6. Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3, S. 53.