Kleinbahn Kiel–Segeberg

Kleinbahn in Schleswig-Holstein

Die Kleinbahn Kiel–Segeberg war eine Bahnstrecke in Holstein. Die betriebsführende Kleinbahn-AG Kiel-Segeberg wurde am 23. Juli 1911 von der Stadt Kiel, den Kreisen Plön und Segeberg sowie der Eisenbahnbau- und Betriebsgesellschaft Lenz & Co. gegründet.

Kleinbahn-Aktiengesellschaft
Kiel-Segeberg
Stammaktie von 1911
Kiel Süd–Bad Segeberg
Kursbuchstrecke (DB):113e (1961)
Streckenlänge:50,5 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
0,157 Kiel Süd
Übergabegleis nach Kiel Hbf (Ss)
von Kiel Hbf (Ss)
0,885 Kiel Süd (Ss) (Abzw)
nach Schönberger Strand
Kiel–Neustadt (Holst)
4,500 Wellsee
6,400 Moorsee
8,900 Boksee
11,100 Klein Barkau
von Lütjenburg
12,400 Kirchbarkau
15,100 Warnau
17,600 Nettelsee
19,500 Depenau
22,600 Stolpe
24,800 Wankendorf Nord
Neumünster–Ascheberg
27,800 Ruhwinkel-Schönböken
29,800 Bornhöved
nach Trappenkamp
33,700 Tarbek
37,100 Tensfeld
41,400 Blunk
45,500 Groß Rönnau
Trave
47,000 Ihlsee
48,200 Bad Segeberg Nord
50,500 Bad Segeberg West
von Neumünster
51,000 Bad Segeberg
nach Lübeck
nach Bad Oldesloe

Ihr Gesellschaftszweck war der Bau und Betrieb einer normalspurigen Kleinbahn von der Hafenstadt Kiel in südlicher Richtung durch das Gebiet des Kreises Plön zum Sitz des Nachbarkreises, Bad Segeberg.

Geschichte Bearbeiten

Die gut 50 Kilometer lange eingleisige Strecke wurde am 2. Dezember 1911 eröffnet. Sie besaß in Kiel gemeinsam mit der Bahnstrecke Kiel–Schönberger Strand einen eigenen Kleinbahnhof Kiel Süd, der 1,7 Kilometer vom Hauptbahnhof entfernt lag. Zur Verbesserung des Personenverkehrsangebotes begannen und endeten die Kleinbahnzüge ab 1. Juli 1954 im Kieler Hauptbahnhof.

In Bad Segeberg wurde die Staatsbahnstrecke Neumünster–Oldesloe erreicht, die im Jahre 1875 eröffnet worden war. Ihr Bahnhof war nur 200 Meter vom Kleinbahnhof Bad Segeberg West entfernt. In Wankendorf kreuzte sie die schon 1866 eröffnete Staatsbahnlinie Neumünster–Ascheberg, ohne dass dort eine Gleisverbindung vorhanden gewesen war. Der Fußweg vom Kleinbahnhof Wankendorf Nord zum Staatsbahnhof war über einen Kilometer lang.

In Kirchbarkau gab es Anschluss an die am 2. April 1911 eröffnete Kleinbahn Kirchbarkau–Preetz–Lütjenburg, der Übergangsverkehr erlangte aber nie größere Bedeutung, nur kurzfristig gab es durchgehende Personenzüge Preetz–Kiel.

Die Betriebsführung übernahm die Firma Lenz & Co, nach dem Zweiten Weltkrieg die Deutsche Eisenbahn-Gesellschaft. Die Hauptaktionäre waren in den letzten Jahrzehnten des Bestehens der Gesellschaft die Stadt Kiel und die AG für Verkehrswesen, daneben die beiden Landkreise und zahlreiche Privatpersonen.

Eine 1936 eröffnete, drei Kilometer lange Anschlussbahn von Bornhöved zum Waffendepot Trappenkamp blieb stets im Staatseigentum, wurde aber von der Kleinbahn mitbedient und sorgte für eine Steigerung des Verkehrsaufkommens. Zeitweise wurde die Zweigstrecke nach Trappenkamp auch im Personenverkehr bedient. Dieser wurde jedoch bereits am 8. März 1952 wieder eingestellt.

Als Triebwagen wurde ein umgebauter Diesel-Bus-LKW der Büssing AG eingesetzt, der im Volksmund „Langschnauze“ genannt wurde.

1914/15 wurden 240.212 Personen und 90.965 t Güter befördert.

Die Entwicklung des Verkehrsaufkommens im ländlichen Raum veranlasste die Gesellschafter, den Betrieb am 31. Dezember 1961 einzustellen und die Bahn abzubauen. Bis in den Sommer 1967 dauerte die Entfernung der Schwellen und des Gleiskörpers, der Bahnkörper ist teilweise heute noch erkennbar. Abschnittsweise kann die ehemalige Bahntrasse auch als Radwanderweg genutzt werden, so etwa zwischen Bad Segeberg und Blunk.

In Wellsee werden noch einige Gleisanschlüsse bedient, die jedoch abseits der Kleinbahntrasse liegen. Die Anbindung erfolgt über die Strecke Kiel–Lübeck.

Trasse Bearbeiten

Die Kieler Bahnhofstraße heißt seit 1910 so, weil sie zum ehemaligen Bahnhofsgebäude des "Kiel Süd Kleinbahnhof" führt.[1] Dies befand sich in Kiel südlich der Bahnhofstraße, östlich der Diedrichstraße nahe der Bundesstraße 76. Das 1911 dort errichtete, von Johann Theede entworfene Bahnhofsgebäude wurde 1973 zwecks Erweiterung der B76 abgerissen. Hier begannen und endeten von 1911 bis 1954 die Züge der Kleinbahn Kiel–Segeberg und der Kiel–Schönberger Eisenbahn. Noch vorhanden und in Benutzung sind die Gleise, die von hier nach Süden bis über den Bahnübergang Sieversdiek führen und gemeinsam mit der Kiel–Schönberger Eisenbahn genutzt wurden. Die alte Trasse ohne Gleise und Schwellen nordwestlich der Segeberger Landstraße 4a in Kiel ist im Wald noch gut zu erkennen. Die Bahnstrecke Kiel–Lübeck wurde hier gekreuzt. Die heute von dieser Bahnstrecke nach Kiel-Wellsee ins Industriegebiet abzweigenden Bahngleise wurden erst 1973–1976 angelegt und haben nichts mit der Kleinbahn in diesem Artikel zu tun.

Die Trasse der Kleinbahn zwischen den Gebäuden Kieler Kamp 87 und 89 ist heute ein Fußweg im dortigen Waldstück. Auf der Braunstraße zwischen den Hausnummern 71 und 31 verlief die Trasse. Sodann ist sie nicht mehr zu sehen, verlief aber, wie heute noch Flurstücke des Katasteramts anzeigen, leicht östlich der Kreuzung Wellseedamm und Liebigstraße, zwischen den Häusern Borsigstraße 2 und 11 weiter gen Süden.[2] In Kiel-Wellsee, westlich der Edisonstraße 16, geht ein schnurgerader Wirtschaftsweg in den Wald, dies ist ein erhalten gebliebenes Stück der hier fast in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Trasse der Kleinbahn. Die Unterführung der Bahn unter der B404 durch wurde zwar mittlerweile zugeschüttet, ist aber noch am Brückengeländer gut erkennbar. Die Trasse führt weiter als Wirtschaftsweg Richtung Süden bis zum Haus Steindamm 135 in Kiel-Moorsee. Zwischen Seewiesenredder 19 und 21 geht die Trasse weiter als Wirtschaftsweg Richtung Süden parallel zur B404. Östlich von Im See 1 führt die Trasse weiter durch Boksee, führt zwischen Dorfstraße 2a und 4 hindurch weiter nach Süden immer parallel/westlich zur B404. In Kirchbarkau führt sie entlang der Straße "Am Alten Bahnhof". Zwischen Dorfstraße 2 in Warnau und B404 führt die Trasse hindurch, während die B404 Richtung Osten abgeht, geht die alte Trasse weiter Richtung Südosten. Zwischen Dorfstraße 2 in Nettelsee und der Straße Alter Bahnhof geht es weiter Richtung Süden auf der alten Trasse über die Kreuzung Wiesengrund und Dorfstraße. In Stolpe zwischen Nettelau 3 und 4 führte die Linie weiter nach Süden, hier stand der "Bahnhof Depenau". Die "Wankendorfer Straße" bzw. "Nettelauer Bahndamm" zeichnet den Streckenverlauf recht gut nach, die damalige Trasse verlief jedoch eher unter der heutigen A 21. Die Trasse kreuzt in Stolpe die Bahnhofstraße und führt weiter nach Südwesten entlang des Ziegelwegs. In Wankendorf verläuft die Trasse am Sportplatz vorbei entlang der Straßen Theodor-Storm-Straße und Alter Bahndamm. Zwischen Bösterredder 25 und Bornhöveder Landstraße 24 wird die heute noch vorhandene Bahnstrecke Neumünster–Ascheberg gekreuzt, weiter geht es zwischen den Häusern "Auf dem Bös" 2 und 3 gen Süden. Drögenkuhlen und die A21 kreuzen sich an der Stelle, an der die frühere Trasse die A21 von Nordwesten nach Südosten kreuzt. An der heutigen Abfahrt von der B430 nach Bornhöved stand der Bahnhof Bornhöved. Zwischen Kuhberg 24 und 26, sowie Brovstweg 1 und Alter Bahndamm 6, Alter Bahndamm 33 und Silgen Bargen 12 führt die Strecke übers freie Feld südlich an Tarbekerhof vorbei, wo früher ein Bahnhof war.[3]

Es ist nicht sehr viel verblieben, aber ein paar Gebäude haben überlebt. Die ehemalige Trasse ist teilweise erkennbar, Teile der Trasse sind als Radweg umgebaut, andere Abschnitte sind zugewachsen oder nicht mehr vorhanden. Stellenweise sind noch die alten Bahnhofsgebäude und alte Schwellen vorhanden, ebenso Bahnbrücken und Kilometersteine.

Literatur Bearbeiten

  • Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen, Band 12: Schleswig-Holstein 1 (östlicher Teil). EK-Verlag, Freiburg 2010, ISBN 978-3-88255-671-1.
  • Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen; Teil 1. Zeunert, Gifhorn 1972, ISBN 3-921237-14-9.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kleinbahn Kiel-Segeberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. [1], [2] Kieler Straßenlexikon
  2. Archäologie-Atlas SH unter Karteninhalt "INSPIRE AI CP Flurstücke" ankreuzen.
  3. Archäologie-Atlas SH in den Zoomstufen 1:4514 1:9028 1:18056 ist unten links unter Karteninhalt die "Preußische Landesaufnahme" aufrufbar, die den exakten Streckenverlauf zeigt.