Klein Wasserburg

Siedlung in Deutschland

Klein Wasserburg ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Münchehofe (Landkreis Dahme-Spreewald) mit ca. 15 Einwohnern.

Der Ort liegt ostsüdöstlich von Märkisch Buchholz, wenige Hundert Meter südlich der Bundesstraße 179 am Nordwestrand des Biosphärenreservats Spreewald. Während das Gebiet südlich von Klein Wasserburg landwirtschaftlich genutzt wird, befinden sich nördlich des Ortes ausgedehnte Waldflächen.

Im Gebäude des ehemaligen Preußischen Forstamtes Klein Wasserburg befindet sich heute der Bundesforstbetrieb Havel-Oder-Spree des Geschäftsbereichs Bundesforst der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.[1]

Der Ortsteil gehörte wie folgt zu den Kreisen:

  • vor 1816 Beeskow-Storkow
  • 1816–1835 Teltow-Storkow;
  • 1836–1950 Beeskow-Storkow;
  • 1950–1952 Lübben,
  • 1953 – 1990 Königs-Wusterhausen;
  • 1991 – Landkreis Dahme-Spreewald.

Geschichte Bearbeiten

Die Geschichte des Dorfes ist stark durch die Forstwirtschaft geprägt.

1745–1900 Bearbeiten

Die Oberförsterei Klein Wasserburg gehörte zum Hoffideikommiß des Königs (königliche Hofkammer-Privatbesitz).

  • 1745: ließ Prinz August das erste Forstgebäude errichten.
  • 1772: wurde die Oberförsterei Klein Wasserburg eingerichtet.
  • 1775: Försterwohnung mit zwei Feuerstellen.
  • 1858: gehörten zur Obf Klein Wasserburg zwei öffentliche Gebäude (Obf., Revierf.) und neun Wirtschaftsgebäude:
    • Forstrevier Klein Wasserburg mit Forsthaus neben Oberförsterei
    • Schutzbezirk und Forsthaus Streganz in Nähe des Dorfes
    • Schutzbezirk und Forsthaus Groß Eichholz im Anschluss des Dorfes
    • Schutzbezirk und Forsthaus Neuendorf im Dorfe
    • Schutzbezirk , Forsthaus und Forstaufseherhaus Hermsdorf in Nähe des Dorfes
    • Schutzbezirk und Forsthaus Groß Wasserburg im Anschluss des Dorfes
    • Schutzbezirk und Forsthaus Streganz in Nähe des Dorfes
    • Schutzbezirk und Forsthaus Dahme (Damm) bei der Kolonie D.
    • Schutzbezirk und Forsthaus Krausnik in Nähe des Dorfes
    • Schutzbezirk Bugk und Forsthaus Heidemeierei
    • Forstaufseherhaus Brand in Nähe des Dorfes
  • 1900: Neun Häuser gehören zu Klein Wasserburg[2]

1918–1945 Bearbeiten

  • 1918: Oberförsterei Klein Wasserburg des Preußischen Staates bis 1945 ; Gebäudebestand:
  1. Forstamtsgebäude mit massivem Nebengebäude (Stall/Scheune), Wagenremise, Scheune, Hühnerstall, Eiskeller, Holzschuppen und weitere
  2. Revierförsterei mit Nebengebäude
  3. Forstsekretärsgehöft (östlich Straße) mit Scheune
  4. Kutscherkate östlich Sekretärsgehöft
  5. Weiterhin befanden sich im direkten Umfeld drei Bauernstellen in der süd- und südöstlichen Umgebung (am jetzigen Standort Schießplatz; direkt ... südlich des Forstamtsgebäudes [zwei Haupthäuser, heute eines Ruine]; und am Kanal).
  • 1945 (Zweiter Weltkrieg, Ende April): Klein Wasserburg liegt im Kessel von Halbe. Sowjetische Truppen, aus Richtung Leibsch kommend, ziehen durch das Dorf weiter Richtung Märkisch Buchholz und Halbe.
  • 1945: Ausbildungsobjekt für Forstlehrlinge des Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Königs Wusterhausen.

Ab 1946 Bearbeiten

  • 19.. : Verkauf an die Deutsche Reichsbahn, Herrichtung als Ferienobjekt. U.a. Anbau des Flachbaues an Nebengebäude mit Sanitärräumen und Heizanlage mit Schornstein.
  • 1973–1974: Kauf des Geländes durch das Außenministerium der DDR (Verkauf von der Eigentümerin, der Deutschen Reichsbahn)[3], Übergabe an das „Dienstleistungsamt für ausländische Vertretungen in der DDR“ (kurz: DAV) als Naherholungszentrum Klein Wasserburg.
  • Ab ca. 1980: Umfangreicher Um- und Erweiterungsbau zum Betreuungsobjekt für ausländische Diplomaten mit rund 18 ständigen Bediensteten (Verwalter, Küchen- und Servierpersonal, Service und Reinigungskräfte, Handwerker, Hausmeister/Heizer).
    • im Hauptgebäude: mehrere Suiten und Ferienzimmer, Großküche, Serviceräume, Restaurant und Jagdzimmer,
    • im Nebengebäude: OG – Verwalterwohnung, UG – Duschen, Umkleiden, Freizeitraum z. B. Billard,
    • Errichtung von fünf vollausgestatteten Ferienbungalows vom z. T. modifizierten Typ „Party 55“ im direkten Umfeld. Außenanlagen mit Pool, Kegelbahn, Reitparcour, Bogenschießen, Großschach, …
    • Zu den Freizeitangeboten gehörten weiterhin rund 10.000 ha Diplomatenjagdbezirk – betreut durch Obf Klein Wasserburg des Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Königs Wusterhausen,
    • Dienstsitz der Obf ist die ehemalige Revierförsterei nördlich angrenzend an das Objekt, Bau der Dienstwohnung des Oberförsters östlich der ehemaligen Revierförsterei, Einstellung eines Berufsjägers-Dienstwohnung ist das ehemalige Sekretärsgehöft östlich angrenzend an das Objekt.
    • Die Diplomaten verbrachten abgeschottet von der restlichen Bevölkerung eine für sozialistische Verhältnisse untypisch luxuriöse Auszeit, wobei sie u. a. durch die Staatssicherheit installierte Wanzen und Telefonüberwachung (im Keller des Forsthauses) regelmäßig überwacht wurden. Klein Wasserburg hatte eine strategisch günstige Lage, sodass die Diplomaten, als auch z. T. hochrangige SED Politiker wie Erich Honecker, vor Ort ungestört residieren und jagen konnten. Südlich des Dorfes lag ein großes militärisches Sperrgebiet rund um den sowjetischen Militärflughafen Brand, nordwestlich lag ebenfalls ein militärisches Sperrgebiet der NVA bei Hermsdorf Mühle, sodass die dünn besiedelte Umgebung ohnehin bereits von Sperrgebieten dominiert wurde. Der Dahme-Umflutkanal sorgte zudem dafür, dass durch lediglich eine einzige Brücke keine ungewollten Passanten zum Objekt aus Richtung Süden gelangten, welches im Übrigen auch zu großen Teilen umzäunt war. Das Reiten, als Freizeitangebot, wurde u. a. von einem nicht weit entfernten Reithof in Köthen durchgeführt, wobei der Reitlehrer als Offizier im besonderen Einsatz (OibE) die Reitgäste bespitzelte.[4][5] Zur Verwirklichung des Objektes wurden z. T. Eigentümer bestehender Häuser enteignet.[6]
  • 1981–1986: Erdgasbohrungen an drei Bohrplätzen im Raum Märkisch Buchholz; der Erdgaslagerstättenfund war u. a. Diskussionspunkt des Zentralkomitees der SED am 20.–21. November 1986[7]. Klein Wasserburg liegt inmitten zweier Bohrungsplätze, eines nördlich der B179 und eines südwestlich des Dorfes. Nach starken Bürgerprotesten in der gesamten Umgebung, u. a. aufgrund von umweltlichen Bedenken, wurde 2018 die Stilllegung durch die Betreiberfirma Neptune Energy Deutschland beschlossen[8] und 2019 die Verfüllung durchgeführt[9].
  • 1988: Beginn Bau Verwalterwohnhaus direkt östlich des Hauptgebäudes, bis zur Wende unvollendet als Rohbau mit Noteindeckung, 1999 privatisiert, Wohnhaus.
  • 1989: politische Wende, Aufgabe der Diplomatenbetreuung, Übernahme durch die Bundesvermögensverwaltung, Nutzung als Bundesforstamt Neubrück – seit 2005 Dienstsitz des Bundesforstbetrieb Havel-Oder-Spree (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) und Privatisierung sämtlicher nicht dem Bundesforstamt zugehörigen Häuser.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bundesforstbetrieb Havel-Oder-Spree (Memento des Originals vom 11. Oktober 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bundesimmobilien.de
  2. Friedrich Beck: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (Staatsarchiv Potsdam). Band 25, Teil IX (Beeskow-Storkow).
  3. Archivportal-D - "Rechtsträgerwechsel auf Grund des Kaufvertrages - Objekt Klein Wasserburg.- Eigentümer Deutsche Reichsbahn.- Käufer Dienstleistungsamt für ausländische Vertretungen in der DDR". Deutsche Digitale Bibliothek
  4. Ministerium für Staatssicherheit, Hauptabteilung II/10: Liste OibE der Hauptabteilung II/10 vom 23.11.1984. BStU, ZA. MfS – HA II Nr. 23607.
  5. Jochen Staadt: Dienst am Diplomaten - Die Überwachung von „bevorrechteten Personen“ in der DDR und das Dienstleistungsamt für Ausländische Vertretungen (DAV). Hrsg.: Freie Universität Berlin.
  6. BVerwG 8 B 84.10, Beschluss vom 14. April 2011 | Bundesverwaltungsgericht. Abgerufen am 24. Januar 2024.
  7. Archivportal-D - "3. Tagung des ZK, 20.-21. Nov. 1986". Deutsche Digitale Bibliothek
  8. Märkische Allgemeine Zeitung: Aus für Erdgasprojekt in Märkisch Buchholz. 17. April 2018, abgerufen am 23. Januar 2024.
  9. Silke Benders: Verfüllung ehemaliger Erdgassonden im Feld Märkisch Buchholz. In: Neptune Energy Deutschland. 8. August 2019, abgerufen am 23. Januar 2024 (deutsch).

Koordinaten: 52° 6′ N, 13° 50′ O