Klaus Barkowsky

deutscher Zuhälter und Kunstmaler (Autodidakt)

Klaus Dieter Barkowsky (* 4. Oktober 1953[1] in Hamburg; † 25. April 2023 in Hamburg-Altona-Altstadt[2]), auch bekannt als „Lamborghini-Klaus“, kurz „Lambo-Klaus“, oder „der schöne Klaus“, war ein Zuhälter auf St. Pauli und bildender Künstler in Altona.[3][4][5][6]

Ausbildung zum Seemann Bearbeiten

Aufgewachsen und zur Schule gegangen ist Barkowsky in Hamburg-Blankenese. Anschließend besuchte er als Jugendlicher die Seemannsschule in Hamburg-Finkenwerder und fuhr zwei Jahre mit einem Schulschiff zur See.[1] Mit 20 Jahren arbeitete er in einer Bar auf der Reeperbahn, deren Geschäftsführer er nach ein paar Monaten wurde.[2]

Einstieg in die Zuhälterei Bearbeiten

 
Eros-Center, St. Pauli (2013)

In den 1970er Jahren fungierte Barkowsky zunächst als Poussierer im Hamburger Rotlichtmilieu, eignete sich den Nachtjargon an und stieg zu einer Kiez-Größe auf. Am Anfang mietete er drei Etablissements im Laufhaus „Eros-Center“, das im Jahr 1967 vom Willi Bartels erbaut wurde, an. Er war zusammen mit Peter Töpfer einer der Gründer und Anführer der „Nutella-Bande“, einer Gruppe von Zuhältern in St. Pauli, insbesondere entlang der Herbertstraße und an der Reeperbahn. Zeitweise hatten bis zu 15 Nutten im Dreischichtbetrieb und an Wochenenden für ihn „angeschafft“ und ließen sich von ihm ausbeuten. Das verschaffte ihm in Spitzenzeiten Einnahmen von bis zu 10.000 D-Mark täglich.[4][7] In der SPIEGEL TV-Dokumentation „Die bösen Jungs vom Kiez“ spricht Barkowsky über seinen Aufstieg und Fall als Lude.[8] Die Süddeutsche Zeitung charakterisierte ihn später als einen der einflussreichsten Zuhälter der Reeperbahn in den 1980er Jahren.[5] Den Spitznamen „Lamborghini-Klaus“ bekam er aufgrund seiner Vorliebe für Luxuswagen dieser Marke. Angeblich soll er zu Beginn der 1970er Jahre mit seinem ersten Auto, einer Corvette, von einem Porsche 911 überholt worden sein und daraufhin ein Auto gesucht haben, mit dem er nie wieder überholt werden könne. Er kaufte zunächst bei Auto Becker einen Lamborghini Miura SV und später von Hubert Hahne einen schwarzen Lamborghini Countach LP 400.[9][10][11]

In Charlys Nightbar am Hamburger Berg 29 wurde er von einem österreichischen Zuhälter des Falschspiels bezichtigt und krankenhausreif angeschossen. Danach stieg er aus der Zuhälterei aus. Nachdem in einem Artikel des Hamburger Abendblatts 1986 fälschlich behauptet worden war, Barkowsky sei 1982 erschossen worden,[12] stellte Barkowsky dies in einer Gegendarstellung richtig, bestritt aber zugleich, Mitglied der „Nutella-Bande“ gewesen zu sein.[13]

Vor dem Ausstieg im Jahr 1986 aus der Zuhälterei heiratete Barkowsky eine dänische Millionärin und lebte eine Zeit lang in Miami und London.[14] Im Jahr 1985 wurde seine Tochter und 1991 der erste Sohn geboren.[15] Barkowsky erhielt erstmals 1989 eine Haftstrafe, nachdem er ein Messerwerfen in einem Kiez-Bistro veranstaltet hatte, bei dem er mit einer Klinge eine 21-Jährige in den Rücken traf.[16]

Als Künstler in Altona Bearbeiten

 
Hamburger Berg mit dem „Elbschlosskeller“ (2013)

Nach der Scheidung kehrte Barkowsky nach Altona zurück und eignete sich als Autodidakt die naive Kunst an. Er arbeitete hauptsächlich mit Acrylfarbe, Pinseln, Schabern, Kämmen, Spachtel und den Handflächen.[6] Er sah seine Malerei dem abstrakten Expressionismus nah. Sein Atelier war in Eimsbüttel im „Medusa-Forum“ des Kronleuchter- und Lampen-Geschäfts in der Gärtnerstr. 48. Im Juli 2007 fand dort die erste Vernissage Barkowskys Kunstwerke statt. Bei der Vernissage des Künstlers James Rizzi in den Walentowski Galerien in der Europa Passage begegnete Klaus Barkowsky im Dezember 2007 dem Maler und Musiker Udo Lindenberg.[17] Im November 2008 lernte er bei einer Veranstaltung im Hotel Atlantic die deutsch-argentinische Absolventin (geb. 1981) der Hochschule für bildende Künste Hamburg kennen und wurde im Januar 2010, mit 56 Jahren, Vater zweiten Sohns.[15] 2020 gehörte er mit Claudia Tejeda zu den Mitbegründern der Künstlergruppe EWIG, mit der er 2021 an einer Wohltätigkeitsausstellung im Hansa-Theater zugunsten der Obdachlosenhilfe teilnahm.[18] Im Januar 2022 wurde gegen Barkowsky wegen Zeigens, unter Einfluss von Alkohol, des Hitlergrußes am 28. Mai 2021 in der Friedrichstraße und auf dem Hans-Albers-Platz ermittelt.[7] Gefragt nach seinen Einkommensverhältnissen erklärte Klaus Barkowsky zu Protokoll, dass er Schulden in Höhe von 5000,00 €, eine Rente von 170,00 € und die Grundsicherung hat. Da er ein ärztliches Attest mit seiner Masken-Befreiung vorlegen konnte, hat das Gericht wegen des Verstoßes gegen die Maskenpflicht nicht mehr ermittelt. Abschließend setzte das Amtsgericht Hamburg die Geldstrafe von 2000,00 € auf 1500,00 € herab.[19] In der Serie Luden, die im Februar 2023 anlief, wird Barkowsky von Aaron Hilmer gespielt.

Seit der aktiven Zeit im Milieu hatte Barkowsky mit Alkoholproblemen zu kämpfen und war zeitweise regelmäßig in der Hamburger Szenekneipe Elbschlosskeller auf dem „Hamburger Berg“ anzutreffen.[5] Kokainabhängigkeit, Trunksucht, psychische Störungen, zuletzt mehrmonatige Aufenthalte im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Deprivation führten zum sozialen Abstieg. Barkowsky beging Suizid. Er starb vormittags am 25. April 2023[20] im Alter von 69 Jahren, durch einen Balkonsturz vom Hochhaus auf die Große Bergstraße herab.[21][2][16] Er hat drei Kinder hinterlassen.[15] Am 12. Mai 2023 fand eine Abschiedsfeier in der Fritz-Schumacher-Halle auf dem Friedhof Ohlsdorf statt. Die letzten Worte hat Kalle Schwensen gesprochen.[22] Anschließend am 24. Mai wurde dort die Urne im kleinsten Kreis bestattet. Wegen der Verbindlichkeiten schlugen die Erben die Erbschaft aus. Die erbberechtigte Mutter ist einige Wochen nach dem Sohn in einem Pflegeheim in St. Georg verstorben. Bei der Versteigerung im Auktionshaus Meyer in Hammerbrook im Oktober 2023 ersteigerte der 13-jährige Sohn mit Mutter mehrere Kleidungsstücke, Bilder und Gegenstände des Vaters.[23]

Bilder (Auswahl) Bearbeiten

  • 01. Bandit, Acryl auf Leinwand, 100 × 70 cm[1]
  • 03. Kampf der Giganten, 150 cm × 120 cm
  • 04. Der schützende Helm, 70 cm × 50 cm
  • 09. Der elektrische Stuhl, Acryl auf Leinwand[24]
  • Der Papagei, Acryl auf Malkarton, 56 × 76 cm[2]
  • 19. Ohne Titel, Acryl auf Leinwand, 60 cm × 60 cm[1]
  • 21. Der Mönch, 70 cm × 50 cm
  • Adler über den Pyramiden[1]
  • 23. Die drei Gesichter, 120 cm × 40 cm
  • 39. Die vier Geschwindigkeiten, 60 cm × 60 cm
  • 41. Engel mit Kind, 100 cm × 100 cm
  • 58. Fische, 56 cm × 76 cm
  • 61. Vogel, 50 cm × 70 cm
  • 64. Das Fenster, 56 cm × 76 cm
  • 78. Arabische Nächte, 56 cm × 76 cm
  • 99. Welcome Kings, 2000–2007, Acrylmischtechnik
  • 101. Große Freiheit, 100 cm × 70 cm
  • 151. Arche Noah, 100 × 140 cm, Acryl auf Leinwand[24]
  • Domenica im Himmel, Acryl auf Leinwand[24]
  • 135. Boxer Herbert Nürnberg, 100 cm × 80 cm
  • 141. Domenica, EroticArt-Bild, 100 cm × 120 cm
  • 149. Die Entscheidung, 100 cm × 80 cm
  • Suzaan, 100 cm × 70 cm
  • 156. Reeperbahn I, 100 cm × 80 cm
  • 100. Reeperbahn IV, 100 cm × 70 cm
  • 160. Kairo, 80 cm × 100 cm
  • 164. Auf der Reeperbahn nachts um halb eins, 140 cm × 100 cm
  • Sex und eins, 100 cm × 70 cm
  • Die eiserne Maske, 50 cm × 70 cm
  • Die Ente, 100 cm × 80 cm
  • EroticArt-Bild[25]

Ausstellungen (Auswahl) Bearbeiten

  1. 19. Juli 2007: erste Vernissage im Kronleuchter- und Lampen-Geschäft „Medusa“, Hamburg-Eimsbüttel
  2. Jan. 2009: Weinland Waterfront Hamburg-Altona
  3. Nov. – Dez. 2009: HASPA, Blutbilder – Prominente und Künstler gegen Krebs, Großer Burstah
  4. Febr. 2010: Galerie KAM (Kunsthalle am Michel)[15]
  5. Aug. 2020: La Bottega, Colonnaden[24]
  6. Aug. – Sept.2021: Hansa-Theater
  7. April 2022: Erotic Art Museum Hamburg[26]

Filmografie Bearbeiten

  • 1998/99: St. Pauli Nacht (als Darsteller)
  • 2020: All the Guest Have Left (als Zwei-Pfennig-Prinz)

Verfilmungen Bearbeiten

  • 2022: Die Paten von St. Pauli (als Nutella Lude)
  • 2023: Luden. Könige der Reeperbahn (als Filmkonsultant)

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Versteigerungen. In: UrlaubsSpass. Abgerufen am 26. April 2023.
  2. a b c Rotlichtgröße Klaus Barkowsky ist gestorben. In: t-online, 25. April 2023, abgerufen am 25. April 2023.
  3. Die bösen Jungs vom Kiez (1): Klaus Barkowsky - Der »Schöne Klaus« | SPIEGEL TV. Abgerufen am 7. Januar 2024 (deutsch).
  4. a b Manuela Freitag: Herbertstraße Kein Roman. Mein Leben als Domina. Edel Books, Hamburg 2021, S. 146 ff.
  5. a b c Thomas Hahn: Reportage: Wo Hamburg noch Kiez ist. In: sueddeutsche.de. Abgerufen am 17. September 2021.
  6. a b Klaus Barkowsky – hamburger Künstler (Memento vom 25. April 2023 im Internet Archive)
  7. a b Jessica Kröll: Keine Maske, Hitlergruß: Kiez-Legende „Der schöne Klaus“ muss vor Gericht. In: Hamburger Morgenpost. 11. Januar 2022, abgerufen am 5. Dezember 2023.
  8. Die bösen Jungs vom Kiez (1): Klaus Barkowsky - Der »Schöne Klaus« | SPIEGEL TV. Abgerufen am 7. Januar 2024 (deutsch).
  9. Lamborghini Countach auf St. Pauli: Die Autos der sündigen Meile. In: autobild.de. 13. August 2016, abgerufen am 4. Dezember 2023.
  10. Zuhälter und ihre Karren: Die Autos der Sünde (Memento vom 11. September 2018 im Internet Archive), autobild.de
  11. Det Mueller, Thomas Pospiech, Robert Brunner: Det Müllers Chromjuwelen: Die 100 schärfsten Schlitten aller Zeiten. Riva Verlag, München 2016, S. 126.
  12. Thomas Osterkorn: Das Ende der "Nutella"-Bande (Memento vom 20. Oktober 2018 im Internet Archive) In: Hamburger Abendblatt vom 20. Januar 1986.
  13. Gegendarstellung. (Memento vom 20. Oktober 2018 im Internet Archive) In: Hamburger Abendblatt vom 3. Februar 1986.
  14. Kristina Kielblock: „Luden“: Die wahre Geschichte von Klaus Barkowsky aus der Amazon-Serie. Kino.de, 10. März 2023, abgerufen am 5. Februar 2024.
  15. a b c d Maik Brodersen: Der Ex-Lude ist jetzt ganz lieb | „Schöner Klaus“ Vater mit 56: (Die Mama ist 28 Jahre jünger). In: bild.de. 27. Januar 2010, abgerufen am 4. Dezember 2023.
  16. a b Olaf Wunder: Hamburger Rotlicht-Größe: Der „Schöne Klaus“ ist tot. In: MOPO. 25. April 2023, abgerufen am 25. April 2023.
  17. Udo Lindenberg und Klaus Barkowsky… Alamy, 8. Dezember 2007, abgerufen am 7. Februar 2024.
  18. Eintritt frei: Schau´nicht weg! – Charity-Ausstellung, Hansa Variete Theater. In: kulturlotse.de. Abgerufen am 16. September 2021.
  19. Bea Swietczok: Hamburg: Ehemalige Kiez-Größe muß sich vor Gericht verantworten… Moin.de, 12. Januar 2022, abgerufen am 29. Februar 2024.
  20. Bea Swietczok: Hamburg verliert eine echte Kiez-Legende–Klaus Barkowsky ist tot. Moin.de, 26. April 2023, abgerufen am 29. Februar 2024.
  21. Maik Brodersen: Hamburgs letzter Lude ist tot. BILD, 25. April 2023, abgerufen am 10. Februar 2024.
  22. Bob Geisler, Anika Würz: Klaus Barkowsky: Hunderte trauern um letzten Luden – „Er war Kult“. In: abendblatt.de. 12. Mai 2023, abgerufen am 4. Dezember 2023.
  23. Nachlass vom „Schönen Klaus“ unterm Hammer. NDR Info, 26. Oktober 2023, archiviert vom Original am 21. Februar 2024; abgerufen am 21. Februar 2024.
  24. a b c d Maik Brodersen: „Schöner Klaus“ zurück aus der Suff-Hölle. In: Bild. 20. August 2020, abgerufen am 22. Januar 2024.
  25. Klaus Barkowsky: EroticArt-Bild. Erotic Art Museum Hamburg, 8. April 2022, abgerufen am 23. Februar 2024.
  26. Die Mission – Klaus Barkowsky. EWIG-Künstlergruppe, abgerufen am 2. Februar 2024.