kkStB Yv

österreichische Schmalspur-Dampflokomotive

Die Dampflokomotivreihe Yv der k.k. Staatsbahnen war eine österreichische Tenderlokomotive. Sie war eine von nur zwei schmalspurigen Typen des Konstrukteurs Karl Gölsdorf und die einzige mit einer Spurweite von 760 mm.

kkStB / BBÖ Yv
ÖBB 598
Yv.2 im Ablieferungszustand, 1896
Yv.2 im Ablieferungszustand, 1896
Yv.2 im Ablieferungszustand, 1896
Nummerierung: kkStB Yv.1–3
BBÖ Yv.1–3
ÖBB 598.01–03
Anzahl: kkStB: 3
BBÖ: 3 (ex kkStB)
ÖBB: 3 (ex BBÖ)
Hersteller: Krauss/Linz
Baujahr(e): 1896
Ausmusterung: 1973
Bauart: C2’ n2vt
Spurweite: 760 mm (Bosnische Spur)
Länge über Kupplung: 8.080 mm
Höhe: 3.800 mm
Fester Radstand: 900 mm
2.100 mm (nach Umbau)
Kuppelachsradstand: 2.100 mm
Gesamtradstand: 5.000 mm
4.800 mm (nach Umbau)
Kleinster bef. Halbmesser: 60 m
Leermasse: 19,5 t
Dienstmasse: 26,5 t
Reibungsmasse: 17,0 t
Radsatzfahrmasse: 5,7 t
Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h
Indizierte Leistung: ca. 300–330 PSi
(≙ 221–243 kW)
Anfahrzugkraft: 26,97 kN
Treibraddurchmesser: 800 mm
Laufraddurchmesser: 540 mm
Steuerungsart: Winkelhebelsteuerung
Zylinderanzahl: 2
HD-Zylinderdurchmesser: 310 mm
ND-Zylinderdurchmesser: 450 mm
Kolbenhub: 400 mm
Kesselüberdruck: 13 atm
Anzahl der Heizrohre: 120 (Ø 44 mm)
Heizrohrlänge: 3.700 mm
Rostfläche: 1,03 m²
Strahlungsheizfläche: 4,30 m² (wasserberührt)
Rohrheizfläche: 61,37 m² (wasserberührt)
Verdampfungsheizfläche: 65,67 m² (wasserberührt)
Wasservorrat: 3,0 m³
Brennstoffvorrat: 1,0 m³ (ca. 0,8 t)
Bremse: Vakuumbremse, Handbremse
Kupplungstyp: Bosna-Kupplung

Die kkStB beschafften zur Eröffnung des ersten Teilstückes der Ybbstalbahn 1896 drei Stück dieser Lokomotiven von Krauss in Linz. Aus dem Anfangsbuchstaben der Ybbstalbahn resultiert auch die Bezeichnung dieser Lokomotivreihe, das „v“ steht für den Verbundantrieb der Dampfmaschine.

Konstruktion Bearbeiten

 
598.01 als Denkmal in Eichgraben
 
Museumslok Yv.2 in Lunz am See

Die Tenderlokomotiven der Achsfolge C2’ hatten, wie bei der bereits bewährten Reihe U, bei den Treibrädern einen Innenrahmen, der vor den in einem Drehgestell zusammengefassten Schleppachsen zu einem dieses Drehgestell umschließenden Außenrahmen erweitert wurde. Die Radreifen der Räder an der Treibachse hatten keine Spurkränze. Diese Fahrwerkskonstruktion sollte einen guten Lauf bei Bogenradien von 60 Metern ermöglichen. Als Steuerung kam die von Karl Gölsdorf entwickelte Winkelhebelsteuerung zum Einsatz, eine vereinfachte Variante der Heusingersteuerung, die hier erstmals zur Anwendung kam.[1] Bereits frühzeitig wurden die Lokomotiven mit einem Kobel als Funkenfänger nachgerüstet, um bei Feuerung mit billiger Braunkohle Funkenflug zu vermeiden.[2]

Die Konstruktion des Fahrwerks bewährte sich bei dieser Lokomotive jedoch nicht, da sie häufig zu Entgleisungen bei Rückwärtsfahrt führte. Dieser Umstand trug auch dazu bei, dass keine weiteren Exemplare dieser Reihe mehr bestellt wurden.[2] In Folge bevorzugten die kkStB die bereits gut bewährte und billigere Reihe U. Als Ursache der Entgleisungen wurde der starre Drehzapfen des Nachlaufgestells ermittelt, der kein Höhenspiel der Laufachsen zum Ausgleich von Unebenheiten im Gleis zuließ, in Verbindung mit zu starrer Federung der Achsen.[2] Johann Rihosek entwarf einen Umbau der Lokomotiven, der ein Nachlaufdrehgestell mit Innenrahmen vorsah, das in einem Kugelzapfen gelagert war. Um die Führung der Lok im Gleis zu erhalten, musste die Treibachse mit einem Spurkranz ausgestattet werden. Mit diesem Umbau, der sich gut bewährte, änderte sich der Achsstand der Lokomotive von 5.000 mm auf 4.800 mm.

Einsatz Bearbeiten

Die Bestellung der drei Lokomotiven erfolgte am 25. November 1895 bei Krauss Linz. Bereits im Frühjahr 1896 konnten sie von kkStB übernommen werden. Per 18. März 1938 reihte die Deutsche Reichsbahn die drei Maschinen als 99.901–903 ein. Ab 1953 bezeichnete sie die ÖBB als Reihe 598 und setzte sie bis zu ihrer Ablöse durch Diesellokomotiven der Reihe 2095 in den 1960er-Jahren auf ihrer Heimatstrecke im Ybbstal ein. Belegt sind auch Einsätze auf den Waldviertler Schmalspurbahnen und der Steyrtalbahn. Formell ausgemustert wurde die Reihe, erst lange nach ihren letzten Einsätzen, im Jahr 1973.

Heute befindet sich die ehemalige Yv.1 abseits jeglicher Schmalspurstrecke als Denkmal in Eichgraben im Wienerwald, sie ersetzte dort die 298.25. Die beiden anderen Maschinen sind im Besitz des Club 598. Die Yv.2 war eine der ersten auf private Initiative reaktivierten Dampflokomotiven Österreichs, sie wurde im September 2018 unter Denkmalschutz gestellt.[3] Die betriebsfähige Aufarbeitung der Yv.3 ist ein Langzeitprojekt ihres Eigentümers.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Verzeichnis der Lokomotiven, Tender, Wasserwagen und Triebwagen der k. k. österreichischen Staatsbahnen und der vom Staate betriebenen Privatbahnen nach dem Stande vom 30. Juni 1917, 14. Auflage, Verlag der k. k. österreichischen Staatsbahnen, Wien, 1918
  • Walter Krobot, Josef Otto Slezak, Hans Sternhart: Schmalspurig durch Österreich 1825–1975, 4. Aufl., Verlag Slezak, Wien, 1991, ISBN 3-85416-095-X
  • Dieter Stanfel: Ybbstalbahn. Waidhofen an der Ybbs — Gstadt — Ybbsitz/Kienberg-Gaming. Verlag bahnmedien.at, Wien 2014, ISBN 978-3-9503304-4-1
  • Heribert Schröpfer: Triebfahrzeuge österreichischer Eisenbahnen – Dampflokomotiven BBÖ und ÖBB, alba, Düsseldorf, 1989, ISBN 3-87094-110-3
  • Dieter Zoubek – Erhaltene Dampflokomotiven in und aus Österreich, Eigenverlag, 2004, ISBN 3-200-00174-7
  • Johann Blieberger, Josef Pospichal: Die kkStB-Triebfahrzeuge, Band 4: Die Reihen 83 bis 100, Schmalspur- und nicht mit Dampf betriebene Bauarten. bahnmedien.at, 2011, ISBN 978-3-9502648-8-3
  • Günter Kettler, Wolfgang Siegl: Die Ybbstalbahn – eine Fotozeitreise, bahnmedien.at, Wien, 2020, ISBN 978-3-903177-24-6.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Heribert Schröpfer: Triebfahrzeuge österreichischer Eisenbahnen - Dampflokomotiven BBÖ und ÖBB. Alba Publikationen, 2. Aufl., Jan. 2002, S. 238–239.
  2. a b c Johann Rihosek: Im Gedenken zum 50jährigen Bestehen der Ybbstalbahn. Eisenbahn Österreich, 2/1950, S. 36–37.
  3. Bundesdenkmalamt, Bescheid GZ BDA-34974.obj/0006-RECHT/2018