Kirche Ganzig (Liebschützberg)

Kirche und Kirchhof in Ganzig (Liebschützberg)

Die evangelisch-lutherische Kirche Ganzig (Liebschützberg) im Kirchenbezirk Leisnig-Oschatz in Nordsachsen befindet sich im ländlichen Gebiet zwischen Oschatz, Riesa und Strehla.

Kirche Ganzig (2011)

Geschichte Bearbeiten

 
Ansichtskarte 1910
 
Ansicht
 
Filialkirche Lonnewitz

Bis 1800 Bearbeiten

Die erste romanische Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert, im Jahr 1221 hatte der Pfarrer von Oschatz das Collaturrecht über das Schulamt und die Kirche in Ganzig. Um 1242 wird Gancik urkundlich erstmals genannt.[1]

Am 30. Dezember 1242 verkaufte Markgraf Heinrich der Erlauchte Land an das Kloster Cella.[2]

Ab 1800 Bearbeiten

Der Ort wurde mehrfach von Brandunglücken heimgesucht. Um 1804 verursachte ein Blitzschlag in der Schmiede großen Schaden. 1810 zerstörte Feuer sechs Höfe und 1816 nochmals zwei Güter; 1842 brannte das alte Pfarrhaus samt Gemeindearchiv nieder.[3]

Im Jahr 1859 erfolgte ein umfassender Neubau der Kirche. Das romanische Langhaus mit Apsis wurde abgerissen und ein neues größeres Kirchenschiff hinzugefügt. Der Turm wurde zunächst erhalten und zur Eingangspforte umgebaut.[4] Der neugotisch wirkende Neubau zeigt klassizistische Stilformen. Man erkennt dies an dem im Chorbogen befindlichen Altar, bestehend aus zwei hohen korinthischen Säulen mit einer antik wirkenden Bekrönung, verziert mit aufgesetzten Heiligenfiguren. Der Innenraum ist schlicht in Weiß gehalten mit dezentem hellblauem Hintergrund und von in Goldfarben gehaltenem Dekor im klassizistischen Stil geprägt. Im Jahr 1859 wurde eine neue Orgel der Firma August Wilhelm Erler aus Börtewitz installiert.

Ab 1900 Bearbeiten

Im Jahr 1903 wurde der romanische Chorturm verändert. Eine höhere Turmspitze mit achteckigem Turmgeschoss und einer geschweiften Haube mit vergoldetem Christuskreuz wurde aufgesetzt.[5]

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges verwüstete die Rote Armee den Ort samt Kirche. Ende der 1940er Jahre wurden die Kriegsschäden beseitigt. Seit 1971 gehören die Kirche Ganzig und die Filialkirche Lonnewitz zur Bornaer evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde. Durch die Gemeinde und mit Unterstützung der Einwohner erfolgte in den 1980er Jahren eine umfassende Renovierung im Innen- und Außenbereich und eine Sanierung der Orgel.

Auf dem Friedhof befinden sich ein Ehrenmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs, ein Ehrenmal für die Opfer des Nationalsozialismus und ein Ehrenmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges. Seit 2011 gehört die Kirche Zaußwitz zur Bornaer evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde.

 
Kirche Ganzig (2011)

Glocken Bearbeiten

Das Geläut bestand aus zwei Bronzeglocken. Die größere, dem Erzengel Michael um 1500 geweiht, war 70 cm hoch und hatte 92 cm Durchmesser; sie wurde eingeschmolzen. Die kleinere schlichte Glocke wohl aus der Zeit um 1400 blieb erhalten, sie ist 55 cm hoch und hat einen Durchmesser von 54 cm.[6] Mittlerweile besteht das Geläut aus drei Stahlgussglocken der Glockengießerei Otto Schilling und Gottfried Lattermann in Morgenröthe-Rautenkranz im Vogtland (Firmensitz in Apolda). Die Glocken stammen aus einer wegen Braunkohleabbaus aufgegebenen Kirche. Die erhaltene Bronzeglocke wird zu besonderen Anlässen per Hand geläutet.

Literatur Bearbeiten

  • D. Georg Buchwald: Neue Sächsische Kirchen-Galerie, Die Ephorie Oschatz. Band 6. Verlag von Awed Strauch, Leipzig 1901, S. 177ff.
  • Richard Steche: Sachsen Kirchen-Galerie, Die Inspektion Oschatz. Band 3. Verlag von Hermann Schmidt, S. 74 ff.
  • Bau- und Kunstdenkmäler des Königreiches Sachsen, Heft 27, Amtshauptmannschaft Oschatz. Bearbeitet von Cornelius Gurlitt. Verlag Meinhold und Söhne, 1910, S. 107–108. Digitalisat
  • Kirchenvorstand Borna-Canitz, Pfarrer Jochen Kinder: Gemeindebrief, Sonderausgabe, März 2009.
  • Matthias Donath, Jörg Blobelt: Evangelische Kirchen im Kirchenbezirk Leisnig-Oschatz. Druck Druckerei Dober, Mügeln; 2011; S. 44ff.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kirche Ganzig – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen – Ganzig
  2. D. Georg Buchwald: Neue Sächsische Kirchen-Galerie, Die Ephorie Oschatz. Band 6. Verlag von Awed Strauch, Leipzig 1901, S. 177.
  3. D. Georg Buchwald: Neue Sächsische Kirchen-Galerie, Die Ephorie Oschatz. Band 6. Verlag von Awed Strauch, Leipzig 1901, S. 177.
  4. D. Georg Buchwald: Neue Sächsische Kirchen-Galerie, Die Ephorie Oschatz. Band 6. Verlag von Awed Strauch, Leipzig 1901, S. 179ff.
  5. Matthias Donath und Jörg Blobelt: Evangelische Kirchen im Kirchenbezirk Leisnig-Oschatz. Druck Druckerei Dober, Mügeln 2011; S. 44.
  6. Richard Steche: Sachsen Kirchen-Galerie, Die Inspektion Oschatz. Band 3. Verlag von Hermann Schmidt, S. 74ff.

Koordinaten: 51° 17′ 18,9″ N, 13° 10′ 59,5″ O