Kippenwang ist ein Gemeindeteil der Stadt Heideck im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).

Kippenwang
Stadt Heideck
Koordinaten: 49° 6′ N, 11° 10′ OKoordinaten: 49° 6′ 16″ N, 11° 9′ 44″ O
Höhe: 451 m ü. NHN
Einwohner: 27 (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl: 91180
Vorwahl: 09177
Ortseingang von Aberzhausen her
Ortseingang von Aberzhausen her
Scheune in Kippenwang

Lage Bearbeiten

Der Weiler mit Hausnummern 1 bis 7 liegt nördlich des Waldgebietes „Ruppertsberg“ auf der Hochfläche südöstlich von Heideck und – zwischen Laibstadt und Alfershausen – südlich von Aberzhausen, von wo aus eine Gemeindeverbindungsstraße nach Kippenwang und weiter nach Rabenreuth führt.[2] Die Flurgröße beträgt 179 Hektar.[3]

Ortsnamendeutung Bearbeiten

Im Ortsnamen steckt das mittelhochdeutsche Wort „kippe“ für Sichel bzw. für die Sichelform der Wiesenflur.[4]

Geschichte Bearbeiten

1885 wurden bei Kippenwang zwei bronzezeitliche Hügelgräber aufgedeckt.[5] 1897 wurde über einen in der Flur von Kippenwang gefundenen bronzezeitlichen Armring berichtet.[6] Auch fanden sich hier drei Bernsteinschieber aus der Hügelgräberkultur.[7]

Der Ort ist erstmals 1291 als „Kyphenwanch“[8] erwähnt, als die Eichstätter Domherren Otto Schweppermann und Konrad vom Walde den Zehent zu Kippenwang und Rabenreuth von Hermannus de Gozstorf (heute Jahrsdorf) kaufte, der sie als Eichstätter Lehen besaß.[9][10] Kippenwang soll bis 1466 im Besitz der Schweppermänner gewesen sein.[11] Mit dem Erwerb durch die Herren von Heideck und der Verpfändung von Stadt und Amt Heideck 1472 gelangte Kippenwang an Bayern. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg kam der Ort mit dem Amt Heideck 1505 zum neuerrichteten Fürstentum Pfalz-Neuburg. Von 1542 bis 1585 waren Stadt und Amt Heideck vom verschuldeten Neuburger Pfalzgrafen an Nürnberg verpfändet; darnach gehörte das Amt Heideck und damit auch Kippenwang wieder zu Pfalz-Neuburg, wo inzwischen der lutherische Glauben eingeführt worden war.[12][13] Noch 1542 führte Nürnberg im Amt Heideck und damit auch in Kippenwang die Reformation ein. Die Wiedereinführung der katholischen Religionsausübung erfolgte mit der Rekatholisierung von Neuburg-Pfalz unter dem zur alten Kirche konvertierten Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm um 1627; hierzu war in Heideck eigens eine Jesuitenstation errichtet worden.

Am Ende des Alten Reiches gab es in Kippenwang sechs Anwesen, darunter das Hirtenhaus, die grundherrschaftlich dem pfalz-neuburgischen Landrichteramt Heideck gehörten und hoch- und niedergerichtlich dem pfalz-neuburgischen Pflegamt Heideck unterstanden.[14]

Im Königreich Bayern (1806) bildeten Kippenwang, Kolbenhof und Aberzhausen die Ruralgemeinde Aberzhausen im Steuerdistrikt Laibstadt im Gerichtsbezirk und Rentamt (später Bezirksamt und Amtsgericht) Hilpoltstein.[15][16] Aus dem Weiler wurde ein Dorf: 1820 bestand Kippenwang aus neun Anwesen und hatte 48 Einwohner.[16]

1875 wurden in Kippenwang 29 Gebäude, neun Pferde und 61 Stück Rindvieh gezählt. Zu dieser Zeit gehörte die Gemeinde Aberzhausen dem Bezirksamt Neumarkt in der Oberpfalz an, aus dem sie 1880 zum Bezirksamt Hilpoltstein kam.[17]

1937 wurde die Schule im benachbarten Aberzhausen aufgehoben, wohin Kippenwang eingeschult war; nunmehr wurden die Kinder der Gemeinde nach Laibstadt zur Schule geschickt.[18] 1950 gab es in Kippenwang sechs Wohngebäude, die infolge der Flüchtlings- und Vertriebenensituation 56 Bewohner aufwiesen, die aber zum größten Teil wieder abwanderten. So wurden 1973 nur noch 23 Bewohner gezählt; damit hatte sich die Einwohnerzahl Kippenwangs gegenüber dem 19. Jahrhundert in etwa halbiert.[16]

Mit der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Aberzhausen am 1. Januar 1971 aufgelöst. Kippenwang und Aberzhausen wurden Gemeindeteile von Heideck im Landkreis Roth, Kolbenhof kam zur Gemeinde Thalmässing.[16]

Katholische 14-Nothelfer-Kapelle Bearbeiten

 
Die Kapelle bei Kippenwang

Zwischen Kippenwang und Aberzhausen steht unter mächtigen Bäumen eine Kapelle; das Altarbild „zu Ehren der heiligen Dreifaltigkeit und 14 hl. Nothhelfer“ stiftete der „achtbare“ Kippenwanger Bauer Matthias Betz 1872.[19] Der Putzbau mit Satteldach aus dem 18. /19, Jahrhundert gilt als Baudenkmal.

1836 und auch 1937 gehörte Kippenwang zur katholischen Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Laibstadt – bis auf zwei Häuser (mit 15 Katholiken im Jahr 1937), die in die katholische Pfarrei Zell gepfarrt waren.[20][21]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

  • 1818: 48 (9 „Feuerstellen“, 9 Familien)[22]
  • 1871: 37 (29 Gebäude)[17]
  • 1900: 40 (8 Wohngebäude)[23]
  • 1950: 56 (sechs Wohngebäude)[24]
  • 1961: 26 (6 Wohngebäude)[25]
  • 1987: 27 (6 Gebäude mit Wohnraum; 8 Wohnungen)[1]

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kippenwang – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 348 (Digitalisat).
  2. Kippenwang im BayernAtlas
  3. Histor. Atlas, S. 33
  4. Sammelblatt des Histor. Vereins Eichstätt, 45 (1930), S. 110; 52 (1937), S. 16
  5. Anzeiger der germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 1886, S. 26
  6. Prähistorische Blätter 9, 1897
  7. Christa Stahl: Mitteleuropäische Bernsteinfunde von der Frühbronze- bis zur Frühlatènezeit, Dettelbach 2006, S. 20, 230
  8. Regesta sive Rerum Boicarum Autographa ad annum usque MCCC, München 1828, S. 502
  9. Buchner II, S. 506
  10. Histor. Atlas, S. 126 f.
  11. Histor. Atlas, S. 129
  12. Buchner I, S. 467
  13. Histor. Atlas, S. 177
  14. Histor. Atlas, S. 220
  15. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise … enthaltenen Ortschaften, Ansbach 1818, S. 3
  16. a b c d Histor. Atlas, S. 249
  17. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 887, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  18. Buchner II, S. 820
  19. Inschrift auf dem Altarbild
  20. Buchner II, S. 70, 818
  21. Th. D. Popp: Matrikel des Bissthumes Eichstätt, Eichstätt: Ph. Brönner 1836, S. 165
  22. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise … enthaltenen Ortschaften, Ansbach 1818, S. 42
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1217 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1079 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 793 (Digitalisat).
  26. Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt vom 27. Juli 2014, S. 30
  27. Leben für die Abtei und die Sache Gottes. In: Mainpost vom 7. Juli 2014