Karpfenstein (Neustadt)

Ortsteil der Gemeinde Neustadt an der Donau in Niederbayern

Der Weiler Karpfenstein ist ein Ortsteil der Stadt Neustadt an der Donau im Landkreis Kelheim (Niederbayern), gehört zur Hallertau und hatte im Juli 2021 9 Einwohner.[1]

Lage Bearbeiten

 
Schloss Karpfenstein: Michael Wening um 1700

Der Ort liegt nordwestlich nahe dem ebenfalls zu Neustadt an der Donau gehörenden Mühlhausen, am Rande des Dürnbucher Forstes, bereits in den Ebenen des Donaumooses. Neustadt an der Donau ist in nördlicher Richtung 3 km entfernt. Regensburg befindet sich in nordöstlicher Richtung 45 km, Ingolstadt in westlicher Richtung 35 km entfernt. München liegt 90 km südlich des Ortes.

Geschichte Bearbeiten

Im Bereich des derzeitigen Ortes, entstanden im Spätmittelalter mehrere künstlich angelegte Weiher zum Zwecke der Fischzucht. Diese dürften sich ursprünglich, wie der Forst selbst, zunächst im Eigentum des Hauses Wittelsbach befunden haben[2]. Im 15. Jahrhundert war die Anlage im Besitz der Herren von Abensberg.[3] 1482 überlässt Herr Niclas von Abensberg seinem Richter und Kastner, Dieter Schaidfellt, die Weiherstätten zu Lehen. Mit dem Tod Niklas’ fielen die Weiherstätten, zusammen mit der Herrschaft Abensberg selbst, wieder an die Wittelsbacher zurück.[3]

1506 veräußert Herzog Albrecht IV. ein „gefreites Haus“ in der Stadt Neustadt, mitsamt den sieben Weihern bei Mühlhausen und einer acht Tagwerk großen Wiese an Hans Zenner, dem Pfleger von Neustadt.[4] In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erwarben die Trautzkirchner zu Kapfelberg den Besitz. Der letzte Besitzer des Geschlechts war der herzogliche Rat und Pfleger zu Abbach, Hans Lorenz von Trautzkirchen sowie dessen Frau Helene, geborene Stinglhaim.[4] Am 24. September 1565 verkauften die kinderlosen Eheleute von Trautzkirchen das Anwesen an den Schwager bzw. Bruder Ludwig Franz von Stingelhaim zu Thürnthenning.[5]

Ludwig Franz, als Mundschenk, Truchsess und Jägermeister im Dienste verschiedener hochrangiger Adeliger, war Pfleger zu Neustadt und Eigentümer der Hofmark Offendorf.[6] Er verstarb am 31. Oktober 1593. Sein Epitaph, eine Rotmarmorplatte mit Reliefbildnis des Verstorbenen in Rüstung befindet sich in der Pfarrkirche St. Laurentius in Neustadt.[3] Besitznachfolger wurde sein Sohn Hans Christoph, Inhaber der Hofmark Wildenberg und Domherr des Hochstifts Regensburg. Herzog Maximilian gestattet ihm 1599, seinen „gefreiten“ Hof, den Weiherhof, nunmehr den zu Karpfenstein zu nennen und darum auf 50 × 40 Schritt eine Mauer zu ziehen.[5] Aus dieser Zeit dürfte die Schlossanlage stammen, so wie sie Michael Wening in seinem Stich überliefert hat.[6] Nach dem Tod von Hans Christoph erbte sein Stiefbruder Hans Walter von Stinglhaim zu Thürnthenning und Karpfenstein die Schlossanlage.[6] Hans Walter, ursprünglich kurbayerischer Rat, Pfleger von Schongau, Oberstleutnant im Heer des Kurfürsten und Stifter des Kapuzinerklosters Donauwörth, wurde 1629 kapuzinischer Ordensbruder.[3] Er überließ Karpfenstein seiner ledigen Schwester Anna Barbara.[3]

Nach schweren Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg und wegen hoher Verschuldung übereignete Anna Barbara von Stinglheim ihren Besitz, darunter den Gutskomplex Karpfenstein gegen lebenslange Nutznießung an das Jesuitenkolleg Landshut[3], welches Karpfenstein im Jahre 1651 an das Jesuitenkolleg Ingolstadt vertauschte.[3] Nach Auflösung des Jesuitenordens gelangte Karpfenstein in den Besitz der Malteserkommende Biburg.[3] Die letzten schriftlichen Nachrichten über den Zustand der Baulichkeiten des Schlosses stammen aus dem Jahre 1785: „Siz Kärpfenstein: Besteht aus einem alt gemauerten Turm, worin der Weiherhüter Thomas Egger freie Wohnung hat samt sieben Weihern und einen Grasflecken“.[6]

Im Rahmen der Säkularisation gelangten die Güter in den Besitz des bayerischen Staates, welcher diese zu Beginn des 19. Jahrhunderts an Privatpersonen verkaufte, wodurch das ehemalige Schlossgut zu einem Weiler mit zwei privaten Bauernhöfen wurde.[4] Die Weiheranlagen wurden, nachdem der Versuch dort eine Mühle zu betreiben scheiterte,[4] im 19. Jahrhundert aufgelassen und in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt. Von der ehemaligen Schlossanlage hat sich nichts erhalten. Der Ort wurde im Rahmen der Gemeindegebietsreform zusammen mit der Gemeinde Mühlhausen am 1. Januar 1978 in die Stadt Neustadt an der Donau eingegliedert.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Am Ort wird Landwirtschaft, insbesondere Hopfenanbau betrieben.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Karpfenstein (Neustadt an der Donau) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur Bearbeiten

  • Dieter Schwaiger: Karpfenstein Ein ehemaliges Wasserschloss bei Mühlhausen, Eigenverlag, 2018
  • Hans Wagner: Chronik Mühlhausen, Landpfarrei zwischen Herzogsforst und Donaumoos, Hrsg. Pfarrei Mühlhausen, 1989, S. 383–396
  • Johann Auer: Befestigungen und Burgen im Landkreis Kelheim vom Neolithikum bis zum späten Mittelalter, Hrsg. Weltenburger Akademie 2008, S. 79
  • Emma Mages: Historischer Atlas von Bayern Altbayern 67: Abensberg, Hrsg. Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2015, S. 230–235
  • Eduard Albrecht: Zur Geschichte des Schlosses Karpfenstein bei Mühlhausen, Heimatkundliches Blatt 2015-5 der Stadt Neustadt a.d.Donau
  • Dieter Schwaiger: Die Herren von Stingelheim in der Region Kelheim (1550-1650), Hrsg. Gruppe Geschichte Kloster Weltenburg e.V., 2021
  • Dieter Schwaiger: Hans Walter von Stingelheim – Stifter des Kapuzinerklosters in Donauwörth, Mitteilungen des Historischen Vereins für Donauwörth und Umgebung 2018–2020, Donauwörth 2021, 29–35

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Einwohnerzahlen: Neustadt an der Donau. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Oktober 2021; abgerufen am 26. Oktober 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.neustadt-donau.de
  2. Hans Wagner, Seite 383
  3. a b c d e f g h Emma Mages, Seite 230–235
  4. a b c d Dieter Schwaiger, Seiten 18,19,57,69
  5. a b Johann Auer, Seite 79
  6. a b c d Heimatkundliches Blatt Eduard Albrecht

Koordinaten: 48° 47′ N, 11° 47′ O