Karlheinz Goedtke

deutscher Bildhauer (1915–1995)

Karlheinz Goedtke (* 15. April 1915 in Kattowitz, Deutsches Reich; † 23. August 1995 in Mölln) war Bildhauer und Plastiker.

Leben Bearbeiten

Bis 1930 besuchte Karlheinz Goedtke das Maria-Magdalenen-Gymnasium zu Breslau, wo er schon durch sein Zeichentalent auffiel. Der Vater, ein Beamter, wurde dann nach Stettin versetzt. Von 1931 bis 1936 war Goedtke Schüler von Kurt Schwerdtfeger an der Werkkunstschule in Stettin. Gleichzeitig lernte er das Handwerk des Steinbildhauers. Die weitere Ausbildung wurde von 1936 bis 1938 von Arbeits- und Militärdienst unterbrochen. Von 1938 bis 1940 studierte Goedtke an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Dann musste er bis 1945 in den Krieg ziehen. Verwundet kam er nach Kriegsende mit seinen Eltern nach Ratzeburg in Schleswig-Holstein. 1950 erhielt er von der Stadt Mölln seinen ersten offiziellen Auftrag, den Eulenspiegel-Brunnen, der von Richard Eugen Dörr gestiftet wurde.

Leistungen Bearbeiten

Die Figur des Eulenspiegel machte Goedtke mit einem Male bekannt. 1951 siedelte er nach Mölln über. 1954 wurde ihm ein Förderpreis des Cornelius-Preises der Stadt Düsseldorf verliehen. 1958 entstand sein Atelierhaus in Alt-Mölln. Seit Anfang der 1960er Jahre hat er in vielen Orten Deutschlands, aber auch im deutschsprachigen Ausland laufend ausgestellt. Goedtke unternahm Reisen nach Afrika, nach Italien und Frankreich. Seine Skizzen und Zeichnungen bestätigen seine exzellente Beobachtungsgabe. Das Formen von Menschen und Tieren aus Wachs oder Gips und dann in Bronze gegossen, das wurde sein künstlerisches Ausdrucksmittel. Er wurde berühmt – in Schleswig-Holstein und darüber hinaus – nicht zuletzt durch seine Arbeiten im öffentlichen Raum. Die Anfang der 1960er Jahre vom Künstler erschaffende Plastik, die „Badende“ zeigt eine Balance der Körperhaltung im Spannungsfeld zwischen Ruhe und Dynamik.[1]

Beispielhaft für das reiche Schaffen dieses Künstlers sind: „Der Rufer“ in Lauenburg/Elbe, die „Oldenburger Reiter“, der „Taschenmann“ vor der Kreissparkasse in Ratzeburg und der auferstehende Jesus an der Osterkirche in Kiel. Unverwechselbar und vielen Menschen bekannt ist auch „Der Segler“ auf hoher Stele am Ostseekai in Kiel.

Insgesamt hat Karlheinz Goedtke über 200 Großplastiken geschaffen. Aber sein Werk ist viel umfassender. Einen Einblick in die Lebendigkeit und Ausdruckskraft seiner Kleinplastiken – so monumental wie die Großformate – konnte man über Jahre in einer Permanent-Ausstellung seiner Arbeiten in Mölln gewinnen, die dem WWF (World Wide Fund For Nature) weichen musste. Schleswig-Holstein war ihm in 40 Jahren zur Heimat geworden und die Stadt Mölln hat nach ihm eine Straße benannt. Das Werk Goedtkes ist geprägt vom humanistischen Geist des Abendlandes, zu dessen Wiederaufbau er nach dem von ihm miterlebten Krieg mit seinen Mitteln beigetragen hat.

In der Laudatio zu einer Ausstellungseröffnung im Dezember 1990 sagte Horst Hannemann:

Noch immer hält Karlheinz Goedtke für die Heutigen das Erbe jener lebendig, die ihm Lehrer oder Vorbilder waren: Kurt Schwerdtfeger und Auguste Rodin, August Gaul und Gerhard Marcks. Noch immer bekennt er sich mit dem, was er tut, zu der uralten Tradition, aus der seine Kunst stammt, wie seine Bildnisköpfe es verraten und nicht nur sie. Noch immer beharrt er auf Techniken, wie schon die Alten sie kannten, in der Gewissheit, dass das Überlieferte denn doch nicht so verbraucht ist, wie man uns häufig glauben machen will. Sein Werk bildet eine Einheit. Es ist als ob die Zeit keine Macht über es habe. Dass um ihn herum die Welt der Kunst ins Wanken zu geraten schien – Karlheinz Goedtke registrierte es zwar; verunsichert oder beirrt in seinem Schaffen hat es ihn durchaus nicht.

Von seinen zahlreichen Preisen und Auszeichnungen seien nur einige genannt: Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf (1954), Peter-Paul-Rubens-Medaille (1984), Kulturpreis Oberschlesien des Landes Nordrhein-Westfalen (1985), Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen (1988), Kulturpreis der Stiftung Herzogtum Lauenburg (1993).

Öffentliche Werke in Auswahl Bearbeiten

  • 1950 Till Eulenspiegel, Mölln, Stifter Richard Eugen Dörr
  • 1951 Phrixos mit dem Goldenen Vlies (Phrix-Plastik), vormals am Hauptportal der von Richard-Eugen Dörr geleiteten Phrix-Werke AG in Siegburg, seit 2017 Mölln[2]
  • 1951 Bache mit Frischlingen, Mölln (Naturparkzentrum Uhlenkolk), Stifter Richard Eugen Dörr
  • 1955 Beschwörender Engel, Dom zu Schleswig
  • 1956 Der Rufer über den Strom, Stadt Lauenburg
  • 1957 Der Taschenmann, Ratzeburg
  • 1960 Badende, Timmendorfer Strand[1]
  • 1962 Der Segler, Kiel
  • 1962 Flötenspielerin, Kiel Holstenplatz
  • 1964 Hänsel und Gretel, Siegburg
  • 1965 Kämpfende Schwäne, Heiligenhafen (Schule West)
  • 1966 Der Ulenköper, Uelzen
  • 1966 Auferstehender Christus, Kiel
  • 1967 Die Geborgenen, Bad Segeberg
  • 1967 Drachensteiger, Geesthacht
  • 1967 Fischer mit Netz, Eckernförde
  • 1969 Drei Reiter, Lübeck
  • 1970 Zwei Schwimmer, Burg auf Fehmarn
  • 1970 Fischung (Beton), Heikendorf
  • 1972 Franziskus predigt den Vögeln, Mölln
  • 1972 Fährmann (Bronze), Schacht-Audorf
  • 1974 Der Rabe und der Fuchs, Lübeck-Eichholz
  • 1975 Mädchen am Südstrand, Burgtiefe auf Fehmarn
  • 1976 Knabe mit Fohlen, Burg auf Fehmarn
  • 1977 Bronzekomposition/Kriegsmahnmal, St.-Johannis-Kirche Sterley[3]
  • 1978 Gespräch am Brunnen, Brunnen in Soltau
  • 1979 Der Regenbaum, Mölln
  • 1980 Reiterliche Begegnung, Oldenburg/Holstein
  • 1982 Fünf Seepferdchen, im Kurpark von Timmendorfer Strand[4]
  • 1983 Sich schützende und geschützte Menschen, Kiel
  • 1983 Der Ausrufer, Klausdorf (Schwentine)
  • 1984 Die Schauende, Großer Eutiner See, Eutin
  • 1985 Die Zeitungsleser, Brunnen in Mölln
  • 1986 Gespräch mit Nachbarn, Figurengruppe in Lübeck-St.Jürgen
  • 1988 Märchenbrunnen, Stadt Baunatal
  • 1989 Der Dumm Hans, Eutin
  • 1991 Pole Poppenspäler, Husum
  • 1992 Mädchen im Wind, Kreishaus, Eutin
  • 1992 Chor und Orchester II, Lübeck Musik- und Kongresshalle
  • 1993 Die Lesende, Landesbibliothek, Eutin
  • 1992 Diskussion, Lübeck-St. Lorenz Süd
  • 1994 Stadtpolizist Hein Lüth, Bürgerbrunnen, Lütjenburg
  • 1995 Die Eisengießer, Lübeck-Herrenwyk

Literatur Bearbeiten

  • Dankmar Trier: Goedtke, Karlheinz. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 56, Saur, München u. a. 2007, ISBN 978-3-598-22796-7, S. 510 f.
  • Karlheinz Goedtke. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 5: V–Z. Nachträge: A–G. E. A. Seemann, Leipzig 1961 (archive.org – Leseprobe). S. 527.
  • H. J. Starczewski (Hrsg.): Karlheinz Goedtke, Plastik, Zeichnung. Höhr-Grenzhausen 1971, DNB 456768742.
  • Ostdtsch. Galerie Regensburg: Der Bildhauer Karlheinz Goedtke. Bronze, Plastik und Grafik 1950–1974. Katalog 1976, DNB 780587332.
  • KH.Goedtke. Rundum-Verlag, Mölln 1991.
  • Karlheinz Goedtke – Werkverzeichnis. Wachholtz-Verlag, Neumünster 1995.
  • Trude Heuer-Ivens: Karl-Heinz-Goedtke und seine Plastiken in Schleswig-Holstein. In: Schleswig-Holstein. 8/1966, S. 212/213.
  • Christian Lopau: Goedtke, Karl-Heinz. In: Biografisches Lexikon Herzogtum Lauenburg, Hrsg. Eckardt Opitz im Auftrag der Stiftung Herzogtum Lauenburg, 2015 Husum Druck- und Verlagsgesellschaft. ISBN 978-3-89876-778-1. S. 177, ein farbiges Porträtfoto.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Karlheinz Goedtke – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Badende, von Karlheinz Goedtke, Kunst@SH, 2015–23.
  2. General-Anzeiger, 18. Februar 2017: Phrixos taucht nach mehr als 40 Jahren auf
  3. Gemeinden - Sterley - Geschichte. Abgerufen am 10. Mai 2022.
  4. Fünf Seepferdchen, Kunst@SH, 2015–23.