Kandergrund

Gemeinde im Kanton Bern in der Schweiz

Kandergrund ist eine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Frutigen-Niedersimmental des Kantons Bern in der Schweiz.

Kandergrund
Wappen von Kandergrund
Wappen von Kandergrund
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Bern Bern (BE)
Verwaltungskreis: Frutigen-Niedersimmentalw
BFS-Nr.: 0564i1f3f4
Postleitzahl: 3716 Kandergrund
3717 Blausee-Mitholz
Koordinaten: 616200 / 159140Koordinaten: 46° 35′ 0″ N, 7° 39′ 0″ O; CH1903: 616200 / 159140
Höhe: 800 m ü. M.
Höhenbereich: 791–2859 m ü. M.[1]
Fläche: 32,09 km²[2]
Einwohner: 822 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 26 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
7,1 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.kandergrund.ch
Kandergrund, im Hintergrund Frutigen
Kandergrund, im Hintergrund Frutigen

Kandergrund, im Hintergrund Frutigen

Lage der Gemeinde
Karte von KandergrundBrienzerseeHinterstockenseeOberstockenseeOeschinenseeThunerseeKanton FreiburgKanton WallisVerwaltungskreis Bern-MittellandVerwaltungskreis Interlaken-OberhasliVerwaltungskreis EmmentalVerwaltungskreis Obersimmental-SaanenVerwaltungskreis ThunAdelbodenAeschi bei SpiezDärstettenDiemtigenErlenbach im SimmentalFrutigenKandergrundKanderstegKrattigenOberwil im SimmentalReichenbach im KandertalSpiezWimmis
Karte von Kandergrund
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Geographie Bearbeiten

Kandergrund liegt im Kandertal. Es ist eine langgezogene Streusiedlung mit den Bäuerten Innerkandergrund, Reckental, Ausser- und Inner-Rüteni sowie Blausee-Mitholz.

Geschichte Bearbeiten

Kandergrund liegt im Talgrund der Kander. Der Name Kander könnte vom keltischen Wort *kandarā «die Glänzende, die Weisse» stammen.

Politische Entwicklung Bearbeiten

Kandergrund gehörte bis 1850 zur Gemeinde Frutigen. 1908 kam es zur Trennung der Gemeinde Kandergrund in Kandergrund und Kandersteg. Das ursprüngliche Gemeindegebiet von 16'665 ha fiel zu 3207 ha an Kandergrund und zu 13'458 ha an Kandersteg.

Kohlebergwerke Bearbeiten

Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Kandergrund drei Kohlebergwerke betrieben. Die Grube «Lindi» der Kander-Kohle AG, die Grube «Horn» der Bergbaugesellschaft Kandergrund AG und die Grube «Schlafegg» der Bergwerk Schlafegg AG.

In der Grube «Schlafegg» arbeiteten bis zu 100 Mann, die Monatsproduktion betrug bis zu 700 t und wurde beim Bahnhof Kandergrund (an der Lötschberg-Bergstrecke) in Bahnwagen verladen. Die Kohle wurde nach Basel transportiert, für die Chemiefabrik Ciba AG, und nach Aarberg für die dortige Zuckerfabrik. 1949 machte die Konkurrenz der Ruhrkohle den Abbau in Kandergrund nicht mehr rentabel. Als letzte Grube wurde «Horn» am 15. November 1949 stillgelegt.

Explosion eines Munitionsmagazins Bearbeiten

Am 19. Dezember 1947 um 23:34 Uhr explodierte in Mitholz ein eidgenössisches Munitionsmagazin. Neun Menschen starben und viele Gebäude wurden zerstört, unter anderem der BLS-Bahnhof. Die Schadenssumme betrug 100 Millionen Franken. Einige Hausinschriften, die auf die Explosion hinweisen, sind noch heute an Gebäuden zu lesen.[5][6]

Am 25. Februar 2020 wurde bekannt, dass die rund 170 Bewohner von Mitholz ihre Heimat für mindestens 10 Jahre verlassen müssen, damit die immer noch im Berg lagernde Munition geräumt werden kann. Die eigentliche Räumung soll 2031 beginnen.[7][8] Im März 2022 gab das VBS bekannt, dass nun doch nicht die ganze Bevölkerung evakuiert werden muss.[9]

Politik Bearbeiten

Bei den Nationalratswahlen 2023 betrugen die Wähleranteile in Kandergrund (in Klammern die Veränderung im Vergleich zu den Wahlen 2019 in Prozentpunkten): SVP 72,63 % (+4,35), SP 6,74 % (+1,03), Mitte 4,39 % (−3,11), glp 4,07 % (−1,23), EDU 3,90 % (+2,72), EVP 2,86 % (−1,18), Grüne 2,31 % (−1,63), FDP 1,31 % (−0,38), SD 0,23 % (+0,09).[10]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Südlich von Kandergrund liegt der Blausee, ein beliebtes Ausflugsziel.

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Lilli Haller (* 1874 in Kandergrund; † 1935 in Zollikon), Schriftstellerin

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kandergrund – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Valentin Giterman: Zu den Explosionen von Dailly und Blausee-Mitholz.In: Rote Revue. 27. Jg., Nr. 1, Januar 1948 (doi:10.5169/seals-335975).
  6. Gemeindepräsident Eduard Kleinjenni berichtet über die Explosionskatastrophe in Mitholz vom 19./20. Dezember 1947 (Memento vom 14. Juli 2015 im Internet Archive). Website der Gemeinde Kandergrund (PDF; 18 kB).
  7. Munitionslager Mitholz. Das ganze Dorf muss für 10 Jahre umziehen. In: SRF News. 25. Februar 2020.
  8. Wegen verschütteter Munition: Die Bevölkerung von Mitholz soll für zehn Jahre wegziehen In: Neue Zürcher Zeitung vom 25. Februar 2020
  9. Neuer Entscheid des VBS. Munitionslager: Es müssen doch nicht alle Mitholz verlassen. In: SRF News. 9. März 2022, abgerufen am 9. März 2022.
  10. Eidgenössische Wahlen 2023, NR – Ergebnisse Parteien (csv). In: opendata.swiss. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 17. Februar 2024.