Kaldaunenschlucker oder Kaldaunenfresser war seit dem späten Mittelalter die abfällige Bezeichnung für arme Studenten bzw. Scholaren.

Vorgekochte Kaldaunen (Trippa) auf einem Markt in Italien. Pansen (links), Netzmagen (hinten rechts) und Blättermagen (vorne mittig)
Saure Kutteln

Hintergrund Bearbeiten

Die ärmeren Studenten nahmen ihre Mahlzeiten an sogenannten Studentenfreitischen (beneficium mensae communis) ein. Sie wurden daher auch als Benefizianten benannt. Eine unentgeltliche Verpflegung im Rahmen solcher wohltätigen Stiftungen (Benefiziaten, Benefiziaren) wurde von Klöstern, wohlhabenden Bürgern oder der Universität selbst finanziert. Häufig befand sich der Studentenfreitisch in klösterlich verwalteten Wohnheimen, den sogenannten Konvikten, weshalb die Bezeichnung Kaldaunenfresser auch auf nicht-studentische Bewohner von Konvikten überging. Die Mahlzeiten bestanden aus billigsten Zutaten. Die billigste Sorte von Fleisch waren essbare Eingeweide, die sogenannten Kaldaunen oder Kutteln.

Der Ausdruck Kaldaunenschlucker oder Kaldaunenfresser findet sich auch für Gymnasiasten in kirchlichen Einrichtungen. Absolventen der offenbar ähnlich asketisch geführten Berliner Kadettenanstalt wurden im 19. Jahrhundert ebenso bezeichnet, da „saure Kaldaunen“ ein ihnen häufig vorgesetztes Gericht war.[1] Georg Forster berichtet in seinen Reisebeschreibungen der Fahrten mit James Cook, dass die Landbevölkerung von Madeira sich sehr karg ernährte, „Sie essen jedoch keine Eingeweide oder anderen Fleischabfall, weil die elendesten Bettler von ihnen Kaldaunenschlucker genannt werden.“[2] Christian Wilhelm Kindleben charakterisiert in seinem Studenten-Lexicon von 1781 die Bezeichnung Kaldaunenschlucker als ungebräuchlich und schreibt: „Kaldaunenschlucker, werden auf manchen Schulen und Universitäten diejenigen Studirenden genannt, die ihrer Armuth wegen an armer Leute Tische gehen, und oft mit schlechter Kost fürlieb nehmen müssen.“[3]

Ähnliche Verwendung Bearbeiten

Ähnliche Konnotationen fanden sich bei den Ausdrücken Balg oder Pänz für Kinder, die beide auf den Bauch oder pantex wie in Pansen anspielen.[4][5]

Quellen Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Corvin: Cadettencorps in Berlin. Hausblätter, Stuttgart 1857, Heft 1, S. 57ff und in Aus dem Leben eines Volkskämpfers - Erinnerungen von Corvin. Amsterdam 1861, S. 133
  2. Georg Forster: Entdeckungsreise nach Tahiti und in die Südsee 1772–1775. herausgegeben von Hermann Homann, aus Georg Forster's sämtliche Schriften, erster und zweiter Band. Leipzig 1843. Neudruck Edition Erdmann 1988, ISBN 3-522-60160-2, 1. Kapitel
  3. Christian Wilhelm Kindleben: Studenten-Lexicon: aus den hinterlassenen Papieren eines unglücklichen Philosophen Florido genannt. Halle/S. 1781, S. 116
  4. Panzen
  5. Das lateinische Pantex ist tatsächlich der Ursprung des kölschen Wortes Panz. Wort des Monats beim rheinischen Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte (Memento des Originals vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mitmachwoerterbuch.lvr.de