Köckte (Tangermünde)

Ortsteil von Tangermünde

Köckte gehört zur Ortschaft Bölsdorf und ist ein Ortsteil der Stadt Tangermünde im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]

Köckte
Koordinaten: 52° 30′ N, 11° 54′ OKoordinaten: 52° 29′ 50″ N, 11° 53′ 58″ O
Höhe: 35 m ü. NHN
Fläche: 4,33 km²[1]
Einwohner: 71 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 16 Einwohner/km²
Eingemeindung: 30. September 1928
Postleitzahl: 39590
Vorwahl: 039322
Köckte (Sachsen-Anhalt)
Köckte (Sachsen-Anhalt)

Lage von Köckte in Sachsen-Anhalt

Gutskapelle zu Köckte (Oktober 2018)
Gutskapelle zu Köckte (Oktober 2018)

Geografie Bearbeiten

Köckte, eine frühere Gutssiedlung mit Kirche,[1] liegt sieben Kilometer südwestlich von Tangermünde und 12 Kilometer südlich der Stadt Stendal in der Altmark in der Niederung des Flusses Tanger, der wenige Kilometer nordöstlich in die Elbe mündet. Bei Elbhochwasser strömt das Wasser in den Tanger zurück. Dadurch liegt Köckte im Überflutungsgebiet dieser beiden Flüsse und ist im Nordwesten von einem Deich umgeben.[4]

Nachbarorte sind Demker im Westen, Elversdorf im Nordwesten, Bölsdorf im Nordosten, Buch im Südosten und Weißewarte im Südwesten.[4]

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter bis Neuzeit Bearbeiten

Im Jahre 1345 wird ein Dorf Kokede genannt, mit dem Markgraf Ludwig von Bayern die von Köckte belehnte.[5] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Kokede aufgeführt.[6] Es umfasste 24 Zinshufen, von denen schon 13 schon wüst waren,[1] also nicht bewirtschaftet wurden. Das hufeisenförmig angelegte Dorf, welches 1441 als Kockde noch bestand,[7] ist danach eingegangen. 1472 wurde es als wüst bezeichnet.[8] Das mittelalterliche Dorf lag unmittelbar südlich vom früheren Rittergut auf der „Alte Breite“.[9]

Bereits im Jahre 1614, als Henning von Köckte ohne Erben verstorben war, erhielt der Oberjägermeister Hans Jakob von Roth (Rohtt) die Anwartschaft auf Köckte. Er wurde am 30. Dezember 1618 mit dem Rittergut und der Feldmark Köckte durch Kurfürst Johann Siegmund von Brandenburg belehnt.[10] Dazwischen war Jahn von Köckte, ein Tangermünder Ratsherr, mit dem Vorwerk Köckte belehnt gewesen, das von der Familie auf der wüsten Feldmark errichtet worden war.[11] Im Jahre 1687 hieß der Ort Köckte bey Tangermünde.[1] Um die Mitte des 18. Jahrhunderts kam das Rittergut durch Erbschaft an die Familie von Arnim.[8] 1804 gab es das adlige Gut Köckte mit einer Kapelle.[12] Das Gut wurde 1892 an den Grafen von Finck von Finckenstein verkauft.[8] Danach besaß die Familie Werner Klavehn das Rittergut Köckte. Nach 1929 ist die Familie Freyberg als Besitzer des Rittergutes Köckte nachweisbar.[10][1]

Archäologie Bearbeiten

Im Jahre 2015 wurde im Zuge der Deichverlegung bei Köckte bei einer Grabung die ehemalige Siedlung südlich des jetzigen Ortsteils auf der Flur „Alte Breite“ freigelegt. Die Grabungsleiterin, die Archäologin Dorothee Menke, datierte die Anfänge der Siedlung in die vorrömischen Zeit. Die Siedlung existierte vermutlich bis ins frühe Mittelalter. Es wurden 320 Gräber mit Knochenresten und mehr als zehn Brunnen freigelegt, sowie die Reste einer Holzkirche.[9]

Wüstung Fischeribbe Bearbeiten

Wilhelm Zahn beschrieb 1909 die Lage der Wüstung Fischeribbe. Sie liegt 1,75 km südlich von Köckte, 3,5 km westlich von Buch und 1,5 km nordöstlich von Weißewarthe im Wald. Sie ist durchschnittlich einen Kilometer breit, in der Richtung von Nordwest nach Südost 1,75 Kilometer lang[13] und liegt, wie Köckte, auf einer Höhe von 35 Metern.

Das Dorf wurde 1345 als Rysribbe erstmals erwähnt.[5] Bereits 1440 war es wüst.[14]

Herkunft des Ortsnamens Bearbeiten

Nach Heinrich Sültmann sind die Namen 1345 kokede, 1441 kockde, 1443 kokde, vom slawischen „kokot“ für „Hahn“ abzuleiten.[15][16]

Eingemeindungen Bearbeiten

Ursprünglich gehörte das Rittergut Köckte zum Tangermündeschen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Von 1807 bis 1813 lag es im Kanton Grieben auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte es ab 1816 zum Kreis Stendal, dem späteren Landkreis Stendal.[1]

Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Köckte mit der Landgemeinde Bölsdorf vereinigt.[17]

Durch die Eingemeindung der Gemeinde Bölsdorf in die Stadt Tangermünde am 1. Januar 2010 wurde Köckte ein Ortsteil von Tangermünde.[18] Bölsdorf und Köckte bilden seitdem die Ortschaft Bölsdorf der Stadt Tangermünde.[3]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1772 48
1790 31
1798 43
1801 34
1818 37
Jahr Einwohner
1840 43
1864 81
1871 78
1885 72
1892 [00]66[19]
Jahr Einwohner
1895 86
1900 [00]77[19]
1905 89
1910 [00]60[19]
2014 [00]74[20]
Jahr Einwohner
2019 [00]75[21]
2021 [0]75[2]
2022 [0]71[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1905:[1]

Religion Bearbeiten

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Die evangelische Gutskapelle Köckte ist ein Fachwerksbau aus der Zeit um 1730, dessen Innenausstattung weitgehend erhalten ist.[26]
  • Östlich der Kirche steht ein Grabdenkmal der Familie von Arnim.[10]
  • Das monumentales Grabdenkmal der Familie Klavehn aus der Zeit um 1900 steht nördlich der Kirche.[10]
  • Die Lindenallee Köckte ist seit 1970 ein Naturdenkmal.[27]
  • Das denkmalgeschützte ehemalige Gutshaus nutzt der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband im Erziehungsverbund Stendal als Heilpädagogisches Kinder- und Jugendheim.[28]

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1223–1225, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
  3. a b Stadt Tangermünde: Hauptsatzung der Stadt Tangermünde. 4. Dezember 2019, §15 Ortschaftsverfassung (tangermuende.de [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 18. Dezember 2020]).
  4. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. a b Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 462 (Digitalisat).
  6. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 373 (uni-potsdam.de (Memento vom 28. Januar 2021 im Internet Archive)).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 71 (Digitalisat).
  8. a b c Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 111–113, Nr. 113 (uni-jena.de).
  9. a b Günther Krach: Über 2000 Jahre alter Friedhof mit 320 Gräbern bei Köckte entdeckt. In: Altmark Zeitung. 14. November 2015 (az-online.de [abgerufen am 25. Dezember 2020]).
  10. a b c d Landesarchiv Sachsen-Anhalt: Gutsarchiv Köckte (Bestand). In: archivportal-d.de. 2013, abgerufen am 25. Dezember 2020.
  11. Lieselott Enders: Die Altmark. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft in der Frühneuzeit (Ende des 15. bis Anfang des 19. Jahrhunderts). In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band 56. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-1504-3, S. 990–1477, doi:10.35998/9783830529965.
  12. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 278 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00300~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  13. Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 69–70, Nr. 69. Fischeribbe (uni-jena.de).
  14. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 684–685, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  15. Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 3). Hopfer, 1933, DNB 362544441, S. 127–129.
  16. nach Friedrich Hoßfeld: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Stendal. In: Altmärkische Tageszeitung. Juli 1932, ZDB-ID 2511766-X, Beilage „Die Altmärkische Heimat“.
  17. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 209.
  18. Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zwischen Stadt Tangermünde und der Gemeinde Bölsdorf. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 19, 9. September 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 242–244 (landkreis-stendal.de [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 18. Dezember 2020]).
  19. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 91 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  20. Landkreis Stendal – Der Landrat: Kreisentwicklungskonzept Landkreis Stendal 2025. 30. Oktober 2015, S. 291, abgerufen am 3. August 2019.
  21. Anke Hoffmeister: Stadt registriert ein Plus von 36. In: Stendaler Volksstimme. 11. Januar 2020, S. 20.
  22. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 114 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  23. Pfarrbereich Lüderitz. In: ekmd.de. Abgerufen am 8. April 2023.
  24. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 17 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  25. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 19. Dezember 2020.
  26. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 272.
  27. Büro Stephan Westermann: Integriertes Stadtentwicklungskonzept Tangermünde2030. Hrsg.: Stadt Tangermünde. Januar 2019, S. 11 (tangermuende.de [PDF; 9,9 MB; abgerufen am 26. Dezember 2020]).
  28. Muting GmbH: Landschaftsplan Verwaltungsgemeinschaft „Tangermünde“. Magdeburg 2007, S. 240 (b-plan-services.de [PDF; 3,0 MB; abgerufen am 25. Dezember 2020]).