Juri Iwanowitsch Borissow

russischer Politiker und stellvertretender Verteidigungsminister der Russischen Föderation

Juri Iwanowitsch Borissow (russisch Юрий Иванович Борисов; * 31. Dezember 1956 in Wyschni Wolotschok, Oblast Twer) ist ein russischer Politiker und seit dem 15. Juli 2022 Direktor der russischen Weltraumorganisation Roskosmos.[1] Er bekleidet den Rang eines Wirklichen Staatsrats 1. Klasse der Russischen Föderation.[2]

Juri Borissow (2014)

Leben Bearbeiten

Borissow beendete 1974 die Suwurow-Kadettenschule in Twer und absolvierte 1978 die Puschkiner Höhere Kommandeursschule für Radioelektronik der Luftverteidigung. Anschließend diente er als Offizier der Sowjetarmee in verschiedenen Positionen. 1985 absolvierte er erfolgreich die Fakultät für Numerische Mathematik und Kybernetik der Lomonossow-Universität Moskau. 1998 wurde er in die Reserve der russischen Streitkräfte versetzt und besetzte den Posten des Generaldirektors des Wissenschaftlich-Technischen Zentrums „Modul“. Im Juli 2004 wurde er Verwaltungschef für Radioelektronische Industrie und Steuerungssysteme bei der Föderalen Agentur für Industrie. Ab Oktober 2007 besetzte er den Posten des stellvertretenden Leiters der Föderalen Agentur für Industrie. Am 2. Juli 2008 wurde er Stellvertreter des Ministers für Industrie und Handel der Russischen Föderation.[3] In dieser Funktion überwachte er ein Programm zur Entwicklung der Radioelektronik und unterstützte die Einführung des Satellitennavigationssystems GLONASS. Am 3. März 2011 begann er als 1. Stellvertreter des Vorsitzenden der Militärindustriellen Kommission bei der Regierung der Russischen Föderation zu arbeiten.[4]

Mit Erlass des Präsidenten vom 15. November 2012 wurde er als stellvertretender Verteidigungsminister eingesetzt.[5] Auf diesem Posten war er für die militärtechnische Ausrüstung der Streitkräfte sowie für Entwicklung und Modernisierung der Militär- und Spezialtechnik zuständig. Am 5. Juni 2013 wurde er außerdem Vorsitzender des Militärtechnischen Komitees beim Rat der Verteidigungsminister der GUS.[6] Nach den russischen Präsidentschaftswahlen wurde er am 18. Mai 2018 zum Vize-Ministerpräsidenten berufen.[7] In dieser Funktion war er u. a. für Fragen der nationalen Verteidigung, militärische Ausrüstung, militärische Entwicklung, internationale militärische Zusammenarbeit, Atomaufsicht und Zivilverteidigung zuständig.[8]

Am 15. Juli 2022 wurde Juri Borissow als Nachfolger von Dmitri Olegowitsch Rogosin zum Direktor von Roskosmos ernannt.[1][9]

Sein Nachfolger als Vize-Ministerpräsident wurde der bisherige Minister für Industrie und Handel Denis Walentinowitsch Manturow.[10]

Noch im selben Monat gab Borissow bekannt, dass der Ausstieg Russlands aus der Internationalen Raumstation nach dem Jahr 2024 beschlossene Sache sei.[11]

Borissow ist Mitglied des Direktorenrates des Rüstungsunternehmens Uralwagonsawod sowie des Luftfahrtkonsortiums OAK. Am 7. Oktober 2013 wurde er zum Aktiven staatlichen Berater der Russischen Föderation 1. Klasse ernannt.[12]

Juri Borissow ist Doktor der technischen Wissenschaften. Er ist verheiratet und Vater zweier Söhne.

Auszeichnungen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Yuri Borisov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Jeff Foust: Rogozin removed as head of Roscosmos as seat barter agreement signed. In: spacenews.com. 15. Juli 2022, abgerufen am 16. Juli 2022 (englisch).
  2. Указ Президента Российской Федерации от 07.10.2013 года №770 "О присвоении классных чинов государственной гражданской службы Российской Федерации и классных чинов юстиции федеральным государственным гражданским служащим". In: pravo.gov.ru. Abgerufen am 26. April 2023 (russisch).
  3. Борисов Юрий Иванович Заместитель Министра обороны РФ по вооружению. FederalPress, abgerufen am 4. Dezember 2016 (russisch).
  4. Alexander Lewaschow: Электронная промышленность России меняет власть. c-news, 9. März 2011, abgerufen am 4. Dezember 2016 (russisch).
  5. Указ Президента Российской Федерации от 15.11.2012 г. № 1544 «О заместителе Министра обороны Российской Федерации». Kremlin.ru, abgerufen am 12. Juni 2015.
  6. Michail Sewastjanow: Итоги 64-го заседания Совета министров обороны СНГ. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Dezember 2016; abgerufen am 4. Dezember 2016 (russisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/e-cis.info
  7. Юрий Иванович Борисов –Заместитель Председателя Правительства Российской Федерации. Russische Regierung, abgerufen am 6. Juni 2018 (russisch).
  8. Распределение обязанностей между заместителями Председателя Правительства. Russische Regierung, abgerufen am 6. Juni 2018 (russisch).
  9. Christoph Seidler: (S+) Roskosmos: Wie tickt der neue Chef des russischen Raumfahrtprogramms? In: Der Spiegel. 18. Juli 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 19. Juli 2022]).
  10. Anna-Sophie Schneider und Steffen Lüdke: Putin entlässt Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos. In: spiegel.de. 15. Juli 2022, abgerufen am 16. Juli 2022.
  11. Internationale Raumstation ISS: Russland kündigt Ausstieg an. In: Der Spiegel. 26. Juli 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 26. Juli 2022]).
  12. Указ Президента Российской Федерации от 07.10.2013 г. № 770 «О присвоении классных чинов государственной гражданской службы Российской Федерации и классных чинов юстиции федеральным государственным гражданским служащим». Kremlin.ru, 7. Oktober 2013, abgerufen am 4. Dezember 2016 (russisch).
  13. Putins "Sturmvogel": Kiriyenko erhielt dafür den Helden Russlands, Moskowski Komsomolez, 5. Juli 2018