Julius Gessinger

deutscher Komponist

Julius Gessinger (* 11. Juni 1899 in Kupferzell; † 15. Dezember 1986 in Schwäbisch Hall) war ein deutscher Komponist.

Julius Gessinger 1979

Leben und Wirken Bearbeiten

Julius Gessinger war der Sohn eines Malermeisters.[1] Nach seiner Ausbildung am Lehrerseminar in Heilbronn studierte er an den Musikhochschulen Stuttgart und Leipzig bei Max von Pauer (Klavier), Max Hochkofler (Dirigieren), Sigfrid Karg-Elert und Hermann Grabner (Komposition). 1925 bis 1930 wirkte er als Akademischer Musikdirektor und Chormeister in Elbing (Ostpreußen).[2] Danach war er in Stuttgart als Musikpädagoge und Dirigent, seit 1938 in Hohenlohe an verschiedenen Schularten tätig, wo er sich auch um das hohenlohisch-fränkische Liedgut verdient machte.[3] Am 24. Februar 1940 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1. April desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 7.611.283).[4] In einem Brief an seine Studienfreunde schreibt Gessinger u. a. 1973 folgendes:

„…Durch die politischen Ereignisse erfuhr ich zweimal ein ‚Tief’: 1933 und 1945! Verbunden jedesmal mit schweren wirtschaftlichen Schädigungen. 1933 verlor ich, als damals ‚nichtarisch versippt’, meine großen Chöre in Stuttgart, mit denen ich noch 1932 in der Liederhalle aufgetreten war. Auch vom Kultusministerium war ich kaltgestellt, ja diffamiert. Erst 1938, also mit 39 Jahren, wurde ich auf Lebenszeit angestellt - in Waldenburg, wo ich zugleich das Kantorat an der evang. Kirche übernahm. (Ich frage, welcher Lehrer übernahm 1938 noch ein Kirchenamt?…)“

1945 wurde Gessinger dann wegen der formalen Mitgliedschaft in der NS-Partei für drei Jahre nicht zum Lehramt zugelassen.

Sein kompositorisches Schaffen umfasst eine lateinische Messe, Kammermusik, Klavier-, Chor- und Orchestermusik; wesentliche Bedeutung haben seine Kompositionen in den Bereichen Kunstlied sowie volkstümliches Lied. Wie in den zahlreichen Liedern zeigt sich auch in seinen übrigen Werken, die in der kleinen Form gehalten sind, seine Erfindungsgabe, seine Vorliebe für die Verwendung kontrapunktischer und imitatorischer Mittel, vor allem aber auch für das Gesangliche. „Polyphonie, aber mit dem Herzen gesungen“[5] war eine seiner Losungen.

Literatur Bearbeiten

  • Elbinger Lehrergesangverein: Nachrichtenblatt 4(3), S. 8: "Franz Schubert", 1928.
  • Frank-Altmann: Tonkünstler-Lexikon, Heinrichshofen Verlag, Wilhelmshaven, 1936 und 1974.
  • Kürschners Deutscher Musiker-Kalender, Walter de Gruyter Verlag, Berlin, 1954.
  • Julius Gessinger: Hohenlohisch-Fränkisches Sing- und Spielbuch, J.G.Musikverlag, Schwäbisch Hall, 1960 und 1984.
  • Joachim Moser: Musik-Lexikon, Sikorski-Verlag, Hamburg, 1963.
  • Index to Biographies of Contemporary Composers, Storm Bull, New York & London, 1964.
  • Schwäbischer Heimatkalender, 1985.
  • Bayerischer Musikrat (Herausgeber): Süddeutsche Komponisten im 20. Jahrhundert, 1992.
  • Helmut K. H. Lange: So spiele und lehre ich Chopin, S. 58 ff., Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 1994.
  • Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 2202–2204. online

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Julius Gessinger. Gemeinde Kupferzell, abgerufen am 13. Juli 2019.
  2. Elbinger Lehrergesangverein: Nachrichtenblatt 4(3), S. 8: "Franz Schubert", 1928.
  3. Julius Gessinger: Hohenlohisch-Fränkisches Sing- und Spielbuch. J.G. Musikverlag, Schwäbisch Hall 1960.
  4. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/10861361
  5. Helmut K.H. Lange: So spiele und lehre ich Chopin. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1994, S. 58 ff.