Julie Christmas

US-amerikanische Rock- und Metal-Sängerin

Julie Christmas (geboren 25. Dezember 1975) ist eine US-amerikanischen Rock- und Metal-Sängerin aus Brooklyn. Sie wurde mit der Noise-Rock-Band Made Out of Babies bekannt. Über Kooperationen und Bandbeteiligungen an Mouth of the Architect, Battle of Mice und Cult of Luna etablierte sie sich als eine der populärsten Sängerinnen im Post-Metal.

Julie Christmas bei einem Auftritt mit Made Out of Babies 2008

Leben und Wirken Bearbeiten

Christmas wurde am Weihnachtstag 1975 geboren, woraufhin ihre Eltern ihr den Zweitnamen Christmas gaben. Ihren eigentlichen Nachnamen gab Christmas nicht öffentlich preis. Im Jahr 2005 gründete Christmas mit einigen Bekannten die Noise-Rock-Gruppe Made Out of Babies um beim Geburtstag ihrer Schwester aufzutreten. Nach einigen Proben und dem Auftritt beschloss die Gruppe weiterhin gemeinsam Musik zu machen.[1] Noch im gleichen Jahr unterzeichnete die Gruppe einen Vertrag mit Neurot Recordings und veröffentlichte das vielfach positiv rezipierte Debüt Trophy. In den Rezension zu Trophy wurde die gesangliche Leistung von Christmas häufig als herausstechend hervorgehoben.[2][3][4]

Auf gemeinsamen Konzerten mit den Label-Kollegen von Red Sparowes im September 2005 lernte Christmas Josh Graham kennen. Beide verband eine intensive gegenseitige Antipathie aus welcher sich eine Liebesbeziehung entwickelte. Die Beziehung war anhaltend belastet und mit öffentlich ausgetragenen Konflikten beladen. Trotz der komplizierten Beziehung gründeten Christmas und Graham mit Tony Maimone (The Book of Knots) und Joel Hamilton (A Storm of Light) Battle of Mice. Dabei prägten die Konflikte zwischen Christmas und Graham die Aufnahmen der Gruppe, welche Christmas Ruf als ausdrucksstarke emotionale Sängerin zutrug. A Day of Nights, das einzige Album der Gruppe wurde vom Decibel zum Album des Jahres gekürt.[5][6] Battle of Mice wurden 2009, Made Out of Babies offiziell 2012, nachdem die Gruppe seit 2008 nicht mehr aktiv war, aufgelöst.

In der Zwischenzeit brachte sich Christmas 2008 bei Mouth of the Architect als Gastsängerin zum Album Quietly und ab 2008 als Sängerin der Gruppe Spylacopa, mit Greg Puciato von The Dillinger Escape Plan und Jeff Caxide von Isis, ein. Ihr erstes Soloalbum The Bad Wife erschien 2010. Weitere Veröffentlichungen mit unterschiedlichen Projekten folgten. Besonders beachtet wurde die 2016 erschienene Kooperation mit der schwedische Post-Metal-Band Cult of Luna, welche Christmas einluden das vollständige Album Mariner einzusingen. Das Album wurde vielfach gelobt und vom Rolling Stone zu den 20 besten Metal-Alben des Jahres 2016 gezählt.[7] Christmas Gesang wurde dabei erneut als markantes Merkmal hervorgehoben.[8][9][10][11]

Rolle und Selbstverständnis Bearbeiten

Christmas wird häufig mit der Frage zu ihrer Rolle und ihrem diesbezüglichen Selbstverständnis als Frau in der Metal-Szene konfrontiert. Sie selbst sieht in ihrem musikalischen Engagement einen Unterschied zu anderen von ihr unbenannten Sängerinnen, deren Rolle in ihren jeweiligen Gruppen mit einem sexuell konnotierten Auftreten verbunden sei.[8]

„Es ist ein Unterschied, wenn eine Frau in einer Band sich absolut nicht darum bemüht ihre Titten zu verkaufen. Es ist einfach keine sexuelle Sache. Dann ist es nur jemand, der auftritt und zufällig weiblich ist. Die bestmögliche Antwort auf die Frage: ‚Wie es ist, in der Metalwelt weiblich zu sein‘, ist es, es einfach zu sein.“

Julie Christmas[8]

Dabei räumt Christmas ein, dass Frauen im Metal, sie selbst inbegriffen, häufig sexualisert wahrgenommen würden. Entsprechend stellt sie in Frage wer im Metal welches Produkt verkaufe und lehnte es für sich ab, als sexualisierte oder romantisierte Projektionsfläche vermarktet zu werden.[8] Einen entgegenlaufenden Anspruch an sie, besonders hart oder stark in der vermeintlich durch Männer dominierten Szene aufzutreten, sehe sie allerdings ebenfalls nicht.[12] So verweist sie darauf, dass es weniger um das Geschlecht gehen sollte und stattdessen die Person und ihr Schaffen im Vordergrund stehen müsste.[8]

Stil und Rezeption Bearbeiten

 
Julie Christmas 2008 mit Made Out of Babies

Die Musik der Gruppen und Projekte, an welchen sich Christmas beteiligt, liegt überwiegend zwischen Noise-Rock, Post-Metal und weiteren Rock- und Metalstilen des Alternative. Ihr Gesang wird im Musikmagazin Visions mit Björk, Karen O und Kim Gordon verglichen.[13] Auf Vampster hingegen wird Christmas’ Gesangsleistung mit jener von Jarboe verglichen und als „PJ HARVEY auf Heroinentzug“ umschrieben.[14] Die Internetpräsenz des Fernsehsenders Arte bezeichnet sie als „schreiende[…] Janis Joplin des Metal“.[15] Christmas’ Gesang gilt als vielschichtig, emotional und polarisierend. Bei einigen ihrer Beteiligungen wird die Musik als „Grundgerüst für die Performance der Frau“ gewertet.[14]

„Vom neckischen, zuckersüßen Popstimmchen zum irrationalen Screamo-Ausbruch braucht es in der Regel nur wenige Sekunden.“

Alex Klug auf Metal.de[11]

Johannes Persson von Cult of Luna betonte im Gespräch mit dem Rolling Stone die Faszination für die Gesangsqualität von Christmas. „Sie geht von weichsten Melodien über zu wildestem Schreien, und erreicht dabei alles dazwischen. Die Bandbreite ihrer Stimme ist unglaublich.“ (Johannes Persson)[16] Auch Kritiker weisen auf das ausdrucksstarke Volumen ihrer Stimme hin, welche zwar konventionellen Gesang biete, aber ihr besonderer Charakter liegt dem Magazin Spin zufolge in ihrer Fähigkeit, zu quietschen, nach Luft zu schnappen und ihre Stimme gezielt brechen zu lassen.[17] Auf Vampster wird auf hohe Authentizität verwiesen und ihr Gesang als „singen, flüstern, hassen, lieben [und] winseln“ beschrieben. Ihr Gesang repräsentiere „das einhundertprozentige Leben, mit allen Sonnen- und Schattenseiten, wobei man hier meinen könnte, dass die Schattenseiten deutlich überwiegen.“[14] Gelegentlich wird ihr zwischen Schreien, Brüllen, Sprechen, Singen, Flüstern und Säuseln alternierender Gesang als anstrengend, gewöhnungsbedürftig oder polarisierend angemahnt.[13][11][14]

Diskografie (Auswahl) Bearbeiten

Julie Christmas
  • 2010: The Bad Wife (Album, Rising Pulse)
  • 2011: Coextinction Records 5 (Album, Coextinction)
Made Out of Babies
Battle of Mice
Spylacopa
  • 2008: Spylacopa (EP, Rising Pulse)
  • 2015: Parallels (Album, Rising Pulse)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Made out of Babies Interview Oct 1st 2008. Absolut Zero Media, archiviert vom Original am 14. Mai 2014; abgerufen am 6. Juli 2017.
  2. Ross Feratu: Made Out of Babies: Trophy. Ox-Fanzine, abgerufen am 7. Juli 2017.
  3. Chris True: Made Out of Babies: Trophy. Allmusic, abgerufen am 7. Juli 2017.
  4. Cam Lindsay: Made Out of Babies: Trophy. Exclaim, abgerufen am 7. Juli 2017.
  5. Chris True: Battle Of Mice. AllMusic, abgerufen am 7. Juli 2017.
  6. Captain Chaos: Battle of Mice:A Day of Night. Vampster, abgerufen am 7. Juli 2017.
  7. 20 Best Metal Albums of 2016. Rolling Stone, abgerufen am 7. Juli 2017.
  8. a b c d e Jonathan Dick: Gender, Big Sticks, and Working With Cult of Luna. Noisey Vice, abgerufen am 7. Juli 2017.
  9. Richard Bienstock: How a Swedish Metal Band and Brooklyn Singer Made a Heady Masterpiece. Rolling Stone, abgerufen am 7. Juli 2017.
  10. Marcel Rudoletzky: Cult of Luna / Julie Christmas: Mariner. Metal Hammer, abgerufen am 7. Juli 2017.
  11. a b c Alex Klug: Cult of Luna / Julie Christmas: Mariner. Metal.de, abgerufen am 7. Juli 2017.
  12. Captain Chaos: MADE OUT OF BABIES: Unicorn Dreamcore. Vampster, abgerufen am 7. Juli 2017.
  13. a b Nils Klein: Battle of Mice:A Day of Night. Visions, abgerufen am 17. Juli 2017.
  14. a b c d Coward CD Review. Vampster, abgerufen am 7. Juli 2017.
  15. Live Made out of Babies. arte, archiviert vom Original am 13. Mai 2014; abgerufen am 12. Mai 2014.
  16. Richard Bienstock: How a Swedish Metal Band and Brooklyn Singer Made a Heady Masterpiece. Rolling Stone, abgerufen am 7. Juli 2017: „She can go from the softest melodies to the wildest screams, and everything in between. The range of her voice is incredible.“
  17. Christopher R. Weingarten: Julie Christmas, ‘The Bad Wife’ (Rising Pulse). Spin, abgerufen am 12. Mai 2014.