Joy Unlimited

ehemalige deutsche Band

Joy Unlimited aus Mannheim bestanden von 1969 bis etwa 1977 und spielten vorwiegend Progressive Rock mit leichten Jazz-Einflüssen.

Joy Unlimited
Allgemeine Informationen
Herkunft Mannheim, Deutschland
Genre(s) Progressive Rock, Krautrock
Gründung 1969
Auflösung um 1977
Gründungsmitglieder
Roland Heck
Klaus Nagel (†)
Albin Metz (†)
Hans W. Herkenne
Gitarre, Bass
Dieter Kindl (†) (bis 1974)
Joy (†) (bis 1971)
Letzte Besetzung
Keyboard
Roland Heck
Klaus Nagel (†)
Bass, Trompete, Ventilposaune
Albin Metz (†)
Schlagzeug
Hans W. Herkenne
Gitarre
Hans Lingenfelder (ab 1974)
Gesang, Bass, Gitarre, Perkussion
Joschi Dinier (ab 1974)
Saxophon, Querflöte, Blockflöte
Gerd Köthe (†) (ab 1970)
Ehemalige Mitglieder
Gesang, Gitarre
Ken Traylor (1971–1974)

Geschichte Bearbeiten

Vorläufer Bearbeiten

Vorläufer von Joy Unlimited waren Joy & The Hit Kids, die seit 1966 Pop und Beat spielten. Die Sängerin nannte sich Joy und wurde später als Joy Fleming bekannt. Von Joy & The Hit Kids erschienen mehrere Singles, aber keine Langspielplatte. 1969 benannte sich die Gruppe in Joy Unlimited um, um damit ihren Wechsel zu anspruchsvollerer Musik kenntlich zu machen. Auf einigen ihrer Polydor-Singles aus der Übergangszeit stehen beide Gruppennamen aufgedruckt, um die Hörer allmählich mit dem Richtungs- und Namenswechsel vertraut zu machen. Schon als Hit Kids und bis weit in die Siebziger hinein hatten sie viele Live-Auftritte im Rundfunk und im Fernsehen, u. a. im Talentschuppen des Südwestfunk.[1][2][3]

Gründung / LP Overground Bearbeiten

Zur ersten Besetzung von Joy Unlimited gehörten Roland Heck als Keyboarder und musikalischer Kopf, Klaus Nagel (1937–2023) als Gitarrist, Flötist und Manager, Albin Metz an der Trompete, der Ventilposaune und dem Bass, Hans W. Herkenne am Schlagzeug, Dieter Kindl an der Gitarre und am Bass und Joy als Sängerin. Die erste LP der Gruppe, Overground von 1970, war noch sehr den Sechzigern verhaftet. Sie erschien in Großbritannien unter dem Titel Turbulence und in den USA einfach als Joy Unlimited, jeweils mit völlig anderem Cover. Kurz nach der Veröffentlichung stieß der Saxophonist und Flötist Gerd Köthe hinzu, der sich neben Roland Heck zum zweiten musikalischen Kopf der Band entwickeln sollte.[4]

LP Schmetterlinge Bearbeiten

Ein neuer Schritt in der künstlerischen Entwicklung von Joy Unlimited wurde dann die Komposition und Aufnahme der Ballettmusik Schmetterlinge für das Stadttheater Bonn. Das Ballett – über Wochen bei jeder Aufführung live gespielt – wurde ein großer Erfolg, nicht allein wegen der anspruchsvollen werkhaften Musik, sondern auch wegen der einfallsreichen modernen Choreographie von Lothar Höfgen, einem Schüler von Maurice Béjart. Viele Teile aus Schmetterlinge wurden u. a. in einer Fernsehsendung eingesetzt, die um Joy Unlimited und den Sänger und Choreographen Lester Wilson (aus der Urbesetzung von Hair) vom SWF gedreht wurde. Als der Plattenvertrag mit Polydor auslief, unterschrieben Joy Unlimited bei dem neugegründeten BASF-Label. Die erste LP bei den neuen Vertragspartnern, Schmetterlinge, kam 1971 nicht auf dem BASF-Label selbst heraus, sondern auf deren Unterlabel Pilz, geleitet von Rolf-Ulrich Kaiser. Die Musik ist eine kühne Mischung aus Ballettmusik, progressiven Klängen, Blues, Jazz usw. Es geht dabei um die Verwandlung von der Raupe zum Schmetterling in drei Abschnitten, die als Symbol für die Entwicklung des Menschen gilt. Etwa zur gleichen Zeit – bei einer SDR-Rundfunkaufnahme am 29. Juni 1971 – entstand auch die Urfassung des bekannten Neckarbrücken-Blues. Noch im selben Jahr 1971 stieß der seit 1967 in Deutschland lebende Sänger und Gitarrist Ken Traylor als neues Mitglied zur Gruppe, da Joy eine Solo-Laufbahn in Angriff nehmen wollte. Die kurzlebige Besetzung mit beiden Sängern spielte bei einigen Konzerten und Festivals und ergänzte sich gut. Etwas später verließ Joy die Gruppe und nannte sich von da an Joy Fleming. Bei ihrem Abgang einigte man sich dahingehend, den Namen Joy Unlimited unverändert weiterzubenutzen, auch weil er sich inzwischen durchgesetzt hatte und für eine bestimmte Musikrichtung stand.[5]

LP Reflections Bearbeiten

Anschließend erhielten Joy Unlimited einen weiteren Auftrag für eine große abendfüllende Ballett-Komposition, diesmal vom Nationaltheater Mannheim. Elementare Gegensätze und Grundsituationen des Lebens wurden unter dem Titel Reflections (Spiegelbilder) zusammengefasst. Das Ballett wurde über zwei Spielzeiten im Nationaltheater Mannheim live gespielt, dazu tanzte das Ballett-Ensemble des Hauses. Der Erfolg der Aufführungen war überwältigend. Die LP mit diesem Werk wurde 1973 aufgenommen und im selben Jahr als Reflections auf BASF veröffentlicht. Eine Sequenz aus dem Flöten-Solo The search for father time lief über mehrere Jahre hinweg als Titelmelodie von Aspekte.[6]

LP Minne Bearbeiten

Als Ken Traylor und Dieter Kindl sich anderen Aufgaben zuwenden wollten, kamen für sie Joschi Dinier und Hans Lingenfelder als Nachfolger. Inzwischen war der Choreograph und Tänzer Lothar Höfgen als Leiter der Mannheimer Ballett-Formation an das dortige Nationaltheater verpflichtet worden. So nahm er, der ja schon Initiator und Ideengeber von Schmetterlinge in Bonn gewesen war, umgehend Kontakt zu Joy Unlimited auf, um auch an seiner neuen Wirkungsstätte einen ähnlichen Erfolg zu wiederholen. Gemeinsam mit der Band erarbeitete er die Idee, ein Werk über die vielfältigen Gesichter der Liebe nach den unsterblichen Texten von Walther von der Vogelweide auf die Bühne zu bringen. Der Auftrag wurde 1974 offiziell erteilt. Joy Unlimited spielten die Aufführungen live, diesmal nicht direkt auf der Bühne, sondern seitlich von der Galerie. Das Ballett lief über zwei Spielzeiten. Die zugehörige LP wurde 1974 aufgenommen und erschien 1975 als Minne auf BASF, gesungen in mittelhochdeutscher Sprache.[7]

Spätzeit Bearbeiten

Es folgte als weiterer Großauftrag ein etwas exotisches Gemeinschaftswerk für die Bundesgartenschau in Mannheim 1975 mit dem Kurpfälzischen Kammerorchester und einem gewaltigen Massenchor von über 500 Personen, das zur Eröffnung vorgestellt werden sollte. Die musikalische Basis bildete eine Komposition eines Meisters der Mannheimer Schule (Mozart-Zeit); das Werk wurde ziemlich bombastisch und fand sehr guten Anklang. Gespielt zur Eröffnung der Gartenschau, wurde es vom SWF übertragen, im Publikum saß u. a. Walter Scheel. Etwa zur gleichen Zeit vergab der Badenia-Verlag die Rechte an einigen Rundfunk- und Verlagsproduktionen von Joy Unlimited an ein Mailänder Label. Die daraus entstandene LP Instrumental impressions erschien aber nur in Italien und zog keine großen Kreise. Sie enthielt reine Instrumentalstücke. 1977 erschien, ebenfalls nur in Italien, eine weitere LP ähnlicher Machart: Soul, Rock and Bossa Nova. Ungefähr im selben Jahr lösten Joy Unlimited sich in aller Freundschaft auf.[8]

Diskographie Bearbeiten

LPs

  • 1970: Overground (Polydor)
  • 1971: Schmetterlinge (Pilz)
  • 1973: Reflections (BASF)
  • 1975: Minne (BASF)
  • um 1975: Instrumental Impressions (Devega)
  • 1977: Soul, Rock And Bossa Nova (Fonit Cetra)

Singles

  • 1969: Feelin' / I Just Made Up My Mind (Polydor)
  • 1970: Take Me to the Pilot / It's Not Alright (Polydor)
  • 1970: Jubeldown / Helpless Child (Polydor)
  • 1971: Silvergun / Peace Train (BASF)
  • 1972: Early Morning Moanin / Proud Angelina (Pilz)

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Interview mit Hans Herkenne und Joy Fleming über Joy & The Hit Kids und Joy Unlimited in SWR2-Rundfunksendung vom Samstag, 20. September 2008, 22-23 Uhr
  2. Booklet der CD Schmetterlinge
  3. Jörg-Peter Klotz: Mehr als der Kopf hinter Joy Flemings ersten Bands. In: Mannheimer Morgen, 20. Juni 2023 (zum Tod von Klaus Nagel am 15. Juni 2023)
  4. Booklet der CD Schmetterlinge
  5. Booklet der CD Schmetterlinge
  6. Booklet der CD Reflections (2007)
  7. Booklet der CD Minne
  8. Booklet der CD Minne