John Hron

schwedischer Jugendlicher, Mordopfer von Neonazis

John Antonin Fritz Hron (* 25. Januar 1981 in der Stadt Kungälv; † 17. August 1995 in der Gemeinde Kungälv) war ein schwedischer Junge, der in der Nacht vom 16. auf den 17. August 1995 am Ingetorpssee in der Provinz Västra Götalands län von einer Bande schwedischer Neonazis ermordet wurde.

Geschehnisse Bearbeiten

Der 14-jährige John Hron, dessen Eltern tschechischer Herkunft sind, war am Abend des 16. August 1995 zusammen mit seinem jüngeren Freund Christian zum Zelten am Ingetorpssee.[1] Die Jungen wurden von vier 15 bis 18 Jahre alten Neonazis gestört, die die beiden angriffen und schwer misshandelten. Als John während der Tortur ins Wasser geworfen wurde, schwamm er bis zur Seemitte, um weiteren Misshandlungen zu entgehen. Die Neonazis versuchten ihn wieder an Land zu locken. Sie zwangen Christian, ihn ebenfalls zu rufen, und drohten damit, diesen zu töten, wenn John nicht zurückkäme. John kehrte daraufhin ans Ufer zurück.[2] Dort setzten die Neonazis die Misshandlungen fort, bis John das Bewusstsein verlor.

Unter anderem gaben die Neonazis an, dass sie sieben Minuten lang pausenlos nach Johns Kopf traten. Als John bewusstlos war, aber noch lebte, warfen sie ihn ins Wasser. Während sie ihm beim Ertrinken zusahen, drehten sie sich Zigaretten. Christian konnte sich retten und fuhr per Anhalter nach Hause. Als er zu Hause ankam und die Behörden informiert wurden, war es für John Hron zu spät. Sein Martyrium dauerte eine Stunde.[3]

Gerichtsverfahren Bearbeiten

Die vier Neonazis, alle im Teenageralter, wurden später gefasst. Haupttäter Daniel Hansson wurde wegen Mordes und Körperverletzung zu acht Jahren Gefängnis verurteilt.[4] Am 1. Januar 2001 wurde er aus der Haft entlassen. Ein Jugendlicher wurde zu zwei Jahren Gefängnis und einer wegen grober Misshandlungen zu zehn Monaten verurteilt. Der vierte schließlich, der sich passiv beteiligte und den Vorfall nicht meldete, wurde zu vier Monaten Haft verurteilt.[1]

Auswirkungen des Falles Bearbeiten

John ist auf dem Friedhof der Ytterbykirche begraben, sein Grabstein wurde mehrmals geschändet.[5][1]

Der Mord hatte Signalwirkung für die schwedische Gesellschaft und schärfte den Blick auf rechtsextreme Subkulturen. Der Fall zeigte, dass nicht nur Einwanderer und Homosexuelle in Schweden Opfer rechtsextremer Gewalt werden können, sondern dass es so gut wie jeden treffen kann, der zur falschen Zeit am falschen Ort ist.[3]

Die Eltern von John Hron haben in sieben Jahren über 350 Schulen besucht und fast 400.000 Schüler erreicht, um darüber zu diskutieren, wie sich Gewalt zwischen Jugendlichen verhindern lässt.[2] Sie sammelten Geld für den John Hrons minnesfond, der bis 2005 achtmal Personen auszeichnete, die sich gegen Gewalt in Schweden einsetzten, und insgesamt 1,2 Mio. Schwedische Kronen Preisgeld vergab.[6] 2010 war der Mord Teil einer Ausstellung namens „Schonischer Nationalsozialismus“ im Schlossmuseum von Malmö, die sich mit dem Nationalsozialismus früher und heute in der Provinz Schonen auseinandersetzt. Gezeigt wurde dort ein Foto des Leichnams von John Hron.[7]

Über John Hrons Schicksal wurde 2013 vom Regisseur Jon Pettersson ein Film gedreht, der durch Spendengelder finanziert wurde.[8]

Auszeichnung Bearbeiten

  • 1996 wurde John Hron postum der Stig-Dagerman-Preis zuerkannt, „för hans mod att, också till priset av sitt eget liv, stå det onda emot“, dt.: „für seinen Mut, auch um den Preis seines eigenen Lebens, sich dem Bösen entgegenzustellen“ (aus der Begründung der Preisverleihung).[9]

Weblinks Bearbeiten

  • The murder of John Hron. In: Nizkor.org. 29. Juni 1996; (englisch).
  • John Hron. In: Nizkor.org. Archiviert vom Original am 1. Juli 2013; (englisch, schwedisch, spanisch).
  • Anders Danielsson: John Hrons Minnespris & Insamlingsstiftelse. In: Website des schwedischen Kanuverbandes. 1. Oktober 2015, archiviert vom Original am 26. April 2016; (schwedisch).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Lena Olsson: John Hron förföljs efter sin död. In: Aftonbladet.se. 12. Oktober 1998, abgerufen am 17. August 2020 (schwedisch).
  2. a b Thomas Lerner: När det värsta har hänt: “Hämnden är att försöka må bra”. In: DN.se. 16. April 2008, archiviert vom Original am 22. Januar 2010; abgerufen am 17. August 2020 (schwedisch).
  3. a b Projekte gegen Neonazis. In: Radio Schweden. 17. August 2015, abgerufen am 9. September 2016.
  4. Britt Peruzzi, Stefan Sjödin: Från skolkare – till kallblodig mördare: Daniel Hansson: I nazismen kunde jag. In: Aftonbladet.se. 11. Mai 2000, abgerufen am 17. August 2020 (schwedisch, Interview).
  5. Johan Darin: John Hrons grav skändad – igen. In: Expressen. 10. August 2007, abgerufen am 17. August 2020 (schwedisch).
  6. Agneta Lagercrantz: Tony Hrons egen sorg fick vänta. In: svd.se. 31. Januar 2005, abgerufen am 17. August 2020 (schwedisch).
  7. Gerhard Fischer: Schweden – Das geographische Erbe der Nazis. In: sueddeutsche.de . 11. Mai 2010, abgerufen am 17. August 2020.
  8. Anki Raun: Här blir mordet på John Hron till film. In: Expressen.de. 1. September 2013, abgerufen am 17. August 2020 (schwedisch).
    Per-Johan Thörn: Kungälv: De gör film om mördade John Hron. In: Göteborgs-Posten. 28. April 2013, archiviert vom Original am 17. Dezember 2014; abgerufen am 17. August 2020 (schwedisch).
  9. 1996 års Stig-Dagerman-Preis: John Hron. In: dagerman.se. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 17. August 2020 (schwedisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.dagerman.se (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.