John Ensign

US-amerikanischer Politiker

John Eric Ensign (* 25. März 1958 in Roseville, Kalifornien) ist ein amerikanischer Politiker der Republikanischen Partei. Für den Bundesstaat Nevada saß er von 1995 bis 1999 im Repräsentantenhaus und von 2001 bis 2011 im Senat der Vereinigten Staaten.

John Ensign, vor 2008

Familie, Ausbildung und Beruf Bearbeiten

Ensign ist der Sohn von Sharon Lee Cipriani (gestorben 2014) und eines kaum bekannten leiblichen Vaters. Während seiner Kindheit zog seine Familie von Kalifornien nach Nevada, wo die Mutter in Reno in einem Kasinon arbeitete und ihre drei Kinder allein großzog. Dort heiratete sie Michael S. Ensign (gestorben 2016), einen Manager der Glücksspielbranche, der später Vorsitzender des Board of Directors des Hotels Mandalay Bay Resort wurde. Michael Ensign adoptierte neben seinen Geschwistern auch den neunjährigen John Ensign.[1] Die Familie zog nach Las Vegas, als John Ensign sechzehn Jahre als war. Dort besuchte er die E. W. Clark Highschool.[2]

Ensign studierte Tiermedizin an der University of Nevada, Las Vegas, der Oregon State University (Bachelor of Science 1981) und der Colorado State University, an der er „wiedergeborener Christ“ wurde. Er war Mitglied der Studentenverbindung Sigma Chi. 1985 schloss er sein Studium als Doktor der Veterinärmedizin ab und eröffnete im Anschluss die erste 24-Stunden-Tierklinik in Las Vegas. Zudem war er Hotelmanager. Nach seinem Rückzug aus der Politik nahm er die Arbeit als Tierarzt wieder auf.[3][4]

Ensign lebt in Las Vegas; mit seiner Frau Darlene hat er drei Kinder. Im Juli 2019 ließen sie sich scheiden.[5] Als Mitglied der International Church of the Foursquare Gospel war Ensign der einzige Angehörige der Pfingstbewegung im US-Senat. Er gehört der evangelikalen Gruppe Promise Keepers an.[6]

Politische Laufbahn Bearbeiten

Im Repräsentantenhaus Bearbeiten

1994 konnte Ensign sich bei der Vorwahl (Primary) der Republikanischen Partei für die Wahlen zum Repräsentantenhaus für den ersten Kongresswahlbezirk Nevadas durchsetzen. Im anschließenden Wahlkampf lag er über weite Strecken gegen den Amtsinhaber, den Demokraten James Bilbray, zurück. Als jedoch bekannt wurde, dass ein Wahlkampfhelfer Bilbrays große finanzielle Vorteile durch Gesetze erlangt hatte, für die Bilbray sich eingesetzt hatte,[7] konnte Ensign aufholen. Er gewann die Wahl zum Repräsentantenhaus mit einem Vorsprung von 1400 Stimmen.[8] Bei seiner Wiederwahl 1996 erreichte er einen Vorsprung von sieben Prozentpunkten.[9] Im Repräsentantenhaus setzte sich Ensign für den Bau eines Krankenhauses für Veteranen des amerikanischen Militärs im Süden Nevadas ein, das im Jahr 2011 eingeweiht wurde.[3]

Da er sich 1998 nicht zur Wiederwahl stellte, endete sein Mandat im Repräsentantenhaus am 3. Januar 1999.

Im Senat Bearbeiten

1998 trat Ensign bei der Wahl zum US-Senat an, verlor jedoch gegen den demokratischen Mandatsinhaber Harry Reid, der bei insgesamt 416.000 abgegebenen Stimmen – mit Nachzählung – 428 mehr erhalten hatte.[10][11] Beide Seiten hatten im Wahlkampf 8 Millionen Dollar ausgegeben.[6] Ensign trat bei der Senatswahl 2000 erneut an und konnte sich diesmal gegen den Demokraten Ed Bernstein durchsetzen; auf Ensign entfielen 55 Prozent der Stimmen, auf Bernstein 40.[12] Ensign nahm damit den Sitz des ausscheidenden Senators Richard Bryan (Demokraten) ein. Bei der Senatswahl 2006 trat Ensign gegen den Demokraten Jack Carter, Sohn des früheren US-Präsidenten Jimmy Carter, an. Ensign konnte die Wahl mit 55 Prozent der Stimmen für sich entscheiden, auf Carter entfielen 41 Prozent.[13] Ensign und der zweite Senator für Nevada, Reid, entwickelten trotz unterschiedlicher Parteizugehörigkeit eine freundschaftliche Beziehung und setzten sich regelmäßig gemeinschaftlich für die Belange Nevadas ein. So setzten sich beide gemeinsam gegen ein Atommüllendlager in Yucca Mountain und Restriktionen der Glücksspielbranche ein.[2]

John Ensign war von 2007 bis 2009 Vorsitzender des National Republican Senatorial Committee (NRSC) und als solcher für die Kandidatensuche, Koordinierung, Spendensammlung und -verteilung bei der Wahl zum Senat 2008 zuständig. Das Ziel, die Mehrheit im Senat zurückzugewinnen, verfehlte er jedoch. Als er im Mai 2009 Iowa – den Bundesstaat, in dem die Präsidentschaftsvorwahlen traditionell beginnen – besuchte, wurde darüber berichtet, dass Ensign möglicherweise bei der Wahl 2012 kandidieren könnte.[14]

Affäre und Rücktritt Bearbeiten

Im Juni 2009 wurde bekannt, dass Ensign 2007/08 eine mehrmonatige Affäre mit einer langjährigen Mitarbeiterin unterhalten hatte.[15] Ensign trat von seinem Amt als NRSC-Vorsitzender zurück.[16] Daraufhin ließ der Senat Ensigns Verhalten durch eine Ethikkommission untersuchen, unter anderem, weil der Verdacht bestand, dass Ensign seine Position ausgenutzt hatte, um den Skandal nicht öffentlich werden zu lassen: Er hatte dem Ehemann seiner Geliebten eine gutbezahlte Lobbyistenstelle verschafft und sich für Projekte eingesetzt, von denen dessen Klienten profitierten. Im Mai 2011 kam die Ethikuntersuchung zum Ergebnis, es lägen „substanzielle und glaubwürdige Beweise“ vor, dass Ensign dabei Bundesgesetze gebrochen habe, und verwies die Angelegenheit an das US-Justizministerium. Dort wurden die Ermittlungen vom FBI weitergeführt und 2012 eingestellt.[17][18] Die Federal Election Commission erlegte Ensign und seinen Eltern Strafzahlungen in Höhe von 54.000 Dollar für Zahlungen an Ensigns frühere Geliebte und deren Mann auf.[19]

Im März 2011 gab Ensign bekannt, bei der Wahl zum Senat 2012 nicht erneut anzutreten[20] und erklärte am 22. April, bereits am 3. Mai 2011 sein Mandat im Senat niederzulegen. Damit erhielt Nevadas republikanischer Gouverneur Brian Sandoval die Möglichkeit, einen Nachfolger zu ernennen, der das Mandat bis zur – zeitgleich mit dem regulären Wahltag im November stattfindenden – außerordentlichen Nachwahl kommissarisch ausübte. Die Wahl fiel auf den Kongressabgeordneten Dean Heller. Melanie Sloan, Geschäftsführerin der Citizens for Responsibility and Ethics in Washington, kommentierte die Vorgänge mit den Worten, es sei Druck auf Ensign ausgeübt worden, früher zurückzutreten, um einem ernannten Nachfolger für die folgende Wahl einen Vorsprung zu verschaffen.[21] Seine Dokumente als Politiker überließ er dem Archiv der University of Nevada, Reno.[2]

Positionen Bearbeiten

Ensign galt als gesellschaftspolitisch konservativ und setzte sich unter anderem gegen Schwangerschaftsabbruch ein (Pro-Life). Er hob immer wieder den Wert von Familie hervor und forderte 1998 Bill Clinton im Zuge der Lewinsky-Affäre und 2007 Larry Craig im Zuge eines Sexskandals zum Rücktritt auf. Gleichgeschlechtliche Ehen lehnte er ab.[6] Im Jahr 2010 stimmte Ensign beeinflusst von Aktivisten für die Aufhebung der Militärrichtlinie Don’t ask, don’t tell, die offen Homosexuellen den Wehrdienst verwehrt hatte.[22]

Zusammen mit den demokratischen Senatoren Maria Cantwell (Washington), Arlen Specter (Pennsylvania) und Dianne Feinstein (Kalifornien) setzte er sich maßgeblich für den Animal Fighting Prohibition Enforcement Act ein. Dieses Gesetz verbietet es, Tiere zur Kampfzwecken von einem Bundesstaat in einen anderen zu transportieren.[23] Er setzte sich für weniger Staat und niedrigere Steuern sowie eine Stärkung der Sicherheitspolitik mit verschärftem Kampf gegen Terrorismus ein und unterstützte den Irakkrieg. Eltern sollten seiner Ansicht nach stärkere Wahlmöglichkeiten für die Schulbildung ihrer Kinder erhalten.[3]

Weblinks Bearbeiten

Commons: John Ensign – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Colton Lochhead: Gaming pioneer Mike Ensign, father of a former Nevada senator, dies at 79. In: Las Vegas Review-Journal, 8. Dezember 2016 (mit falscher Altersangabe für die Adoption), siehe Carol Elder Bruce: Report of the Preliminary Inquiry into the Matter of Senator John E. Ensign. 10. Mai 2011, S. 7 (PDF).
  2. a b c A Guide to the John Ensign U. S. Senatorial Papers. (Memento des Originals vom 2. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/dewey.library.unr.edu In: University of Nevada, Reno.
  3. a b c Arena Profile: John Ensign. In: Politico, 2010
  4. Dr. John Ensign. In: Boca Park Animal Hospital.
  5. Blake Apgar: Former Nevada Sen. John Ensign divorces wife. In: Las Vegas Review-Journal, 22. Juli 2019.
  6. a b c Randy James: Senator John Ensign: ‘I Had an Affair’. In: Time, 18. Juni 2009.
  7. David Wasserman, Larry J. Sabato: October Surprise! (And a Leadership Demise?). Bombshell Leaves Republicans with Unwanted Fall „Foley-Age“. In: Sabato’s Crystal Ball, University of Virginia Center for Politics, 5. Oktober 2006.
  8. Statistics of the congressional election of November 8, 1994. Office of the Clerk, US House of Representatives.
  9. Statistics of the congressional election of November 5, 1996. Office of the Clerk, US House of Representatives.
  10. Statistics of the congressional election of November 3, 1998. Office of the Clerk, US House of Representatives
  11. Dennis Myers: Harry Reid. (Memento des Originals vom 4. April 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.onlinenevada.org In: Online Nevada Encyclopedia, 14. Oktober 2010.
  12. Statistics of the congressional election of November 7, 2000. Office of the Clerk, US House of Representatives.
  13. Statistics of the congressional election of November 7, 2006. Office of the Clerk, US House of Representatives.
  14. Carol Elder Bruce: Report of the Preliminary Inquiry into the Matter of Senator John E. Ensign. 10. Mai 2011, S. 8 (PDF).
  15. Thomas Spang: Sex-Skandal im US-Senat. In: DerWesten, 19. Juni 2009.
  16. Jim Rutenberg, Steve Friess: After Affair, Senator Resigns Leadership Job. In: The New York Times, 17. Juni 2009.
  17. Paul Kane, Carol D. Leonnig: Senate ethics committee: Ensign violated federal laws. In: The Washington Post, 12. Mai 2011
  18. Eric Lichtblau: Documents Reveal Details of F.B.I. Inquiry Into Nevada Senator. In: The New York Times, 29. Dezember 2014.
  19. John Bresnahan: FEC fines Ensign family $54,000. In: Politico, 17. Mai 2013.
  20. Ensign Will Not Seek Re-election in 2012. In: RealClearPolitics.
  21. Gail Russell Chaddock: John Ensign resignation puts focus on Nevada elections. Will GOP have an edge? In: The Christian Science Monitor, 22. April 2011.
  22. April Corbin: With Don’t Ask, Don’t Tell’s repeal, gay soldiers come out of the shadows. In: Las Vegas Weekly, 22. September 2011.
  23. H.R.137 - Animal Fighting Prohibition Enforcement Act of 2007: 110th Congress (2007-2008). In: Congress.gov.