Johannes Reuter (Architekt, 1897)

deutscher Architekt und Politiker (Ost-CDU), MdL Sachsen-Anhalt

Johannes Reuter (* 2. Januar 1897 in Frankfurt am Main; † 2. Januar 1975 in Kassel) war ein deutscher Architekt. Reuter entwarf viele Kirchen und andere Gebäude in der DDR und der Bundesrepublik. Zudem war er als Abgeordneter der Ost-CDU Mitglied des Landtags von Sachsen-Anhalt.

Leben Bearbeiten

Reuter studierte nach seinem Abitur und einer Maurerlehre Architektur an den Technische Lehranstalten in Offenbach am Main, der heutigen Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main. Das Studium, bei dem er stark von Dominikus Böhm geprägt wurde, schloss er 1916 ab. 1917 musste er in den Ersten Weltkriegs ziehen. Zur Zeit der Weimarer Republik arbeitete Reuter zunächst in Frankfurt am Main in verschiedenen Büros, 1921 zog er jedoch nach Bitterfeld, wo er eine Anstellung im Bauamt fand. Ab 1924 war er freischaffender Architekt.[1] Er konzipierte unter anderem ein Gebäude für die katholische Schule in Bitterfeld; heute nutzt das Europagymnasium Walther Rathenau das Gebäude.[2] Auch entwarf er verschiedene Verwaltungsgebäude – wie die AOK in Delitzsch oder das Rathaus von Holzweißig – und Kirchen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Reuter, der zuvor dem Zentrum angehört hatte, die CDU in Bitterfeld. Bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 1946 wurde er für die CDU in den Landtag gewählt. Am 10. Oktober 1949 zog er mit acht weiteren CDU-Abgeordneten aus Protest gegen die Gründung der DDR aus dem Sitzungssaal aus. Sein Mandat legte er im April 1950 nieder.

Nach seinem Rückzug aus der Politik blieb er Architekt aktiv. Er entwarf beispielsweise die katholische Kirchen Sanctissima Eucharistia in Teltow, St. Norbert in Jeßnitz oder die Christ-König-Kirche in Löbnitz.[3] Auch war er am Wiederaufbau kriegszerstörter Kirchen – etwa von St. Franz Xaver in Eilenburg oder St. Norbert in Merseburg – beteiligt. Insgesamt schuf er in Ostdeutschland 21 Kirchen bis zum Jahr 1958.[4] Er nahm auch erfolgreich an Architektenwettbewerben in Westdeutschland teil. 1958 verließ er die DDR und zog nach Kassel, wo er zusammen mit seinem Sohn Johannes Reuter junior in einer Architektengemeinschaft tätig war. Auch in der Bundesrepublik entwarf er viele Kirchen, hauptsächlich in den Bistümern Paderborn, Hildesheim und Fulda.[1]

Bauten (Auswahl) Bearbeiten

Galerie Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Christina Trittel: Die Abgeordneten des ersten Landtages von Sachsen-Anhalt 1946–1950. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2007, ISBN 978-3-89812-444-7, S. 172 f. (Snippetansicht).
  • Holger Barth, Thomas Topfstedt u. a: Vom Baukünstler zum Komplexprojektanten. Architekten in der DDR. Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung, Erkner 2000, ISBN 3-934669-00-X, S. 182 f.
  • Holger Brülls: Kirchenbau und kirchliche Kunst der Moderne in der katholischen Diaspora. In: Die St. Elisabeth-Kirche in Mieste (Altmark) und ihre Fenster von Lorenz Humburg. (=Treffpunkt Denkmal; 4), hrsg. vom Landesheimatbund Sachsen-Anhalt, Halle 2018, S. 40.
  • Dehio-Handbuch, Sachsen-Anhalt II. Regierungsbezirke Dessau und Halle. Deutscher Kunstverlag, München 1999, ISBN 3-422-03065-4.
  • Günther Schönfelder, Frauke Gränitz & Haik Thomas Porada: Bitterfeld und das untere Muldetal. Böhlau Verlag, Köln/Weimar 2004.

Weblink Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Verena Schädler: Weimar-Schöndorf – St. Bonifatius. In: strasse-der-moderne.de. Juli 2015, abgerufen am 3. Februar 2022.
  2. Entwicklungsgeschichte der Schule auf der Website des Europagymnasiums Walter Rathenau; abgerufen am 28. Januar 2022.
  3. Weit leuchtet das goldene Kreuz. In: Neue Zeit. 13. August 1957, S. 6.
  4. Kunst als lebendiges Bekenntnis. In: Neue Zeit. 16. August 1958, S. 4.
  5. a b Archivale des Monats. Grundrisspläne Rathaus Holzweißig. (PDF) In: bitterfeld-wolfen.de. März 2015, abgerufen am 3. Februar 2022.
  6. a b c d e f g Brülls, S. 40.
  7. Prospekt Industriearchitektur in Sachsen. erhalten – erleben – erinnern, 2020, S. 18, (PDF-Download. In: delitzsch.de. Abgerufen am 3. Februar 2022.)
  8. Juliane Stückrad: Kirchenstraße Elbe-Elster. (PDF) In: kirchenstrasse-elbe-elster.de. Juli 2011, abgerufen am 3. Februar 2022.
  9. a b c d Denkmale in Brandenburg. Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, 9. Dezember 2021, abgerufen am 3. Februar 2022 (Suchtreffer).
  10. Dehio Sachsen-Anhalt II, S. 901. – Schönfelder/Gränitz/Porada, S. 74, 165, 333.
  11. Dehio Sachsen-Anhalt II, S. 137.
  12. Kirchen. Katholische Pfarrgemeinde Senftenberg, abgerufen am 3. Februar 2022.
  13. Schönfelder/Gränitz/Porada, S. 74, 146.
  14. Schönfelder/Gränitz/Porada, S. 266.
  15. Katholische Pfarrkirche “Christ König” in Löbnitz. In: loebnitz-am-see.de. Abgerufen am 3. Februar 2022.
  16. Dehio Sachsen-Anhalt II, S. 907.
  17. Information für Besucher unserer Pfarrkirche St. Peter und Paul. (PDF) In: katholische-kirche-naumburg-saale.de. Abgerufen am 3. Februar 2022.