Johannes Harneit

deutscher Komponist, Dirigent und Pianist

Johannes Harneit (* 16. März 1963[1] in Hamburg) ist ein deutscher Komponist, Dirigent und Pianist.

Johannes Harneit (2011)

Leben und Tätigkeit Bearbeiten

Johannes Harneit studierte an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg Komposition bei Günther Friedrichs und György Ligeti und Dirigieren bei Klauspeter Seibel. Während des Studiums konzipierte er zusammen mit dem dänischen Komponisten Matthias Ronnefeld Programmreihen zur Klassik und Moderne und leitete zahlreiche Konzerte auf dem Veranstaltungsort Kampnagel in Hamburg.[2] Harneit dirigierte Uraufführungen an der Bayerischen Staatsoper, am Theater Bremen sowie auf zahlreichen Musikfestivals und spezialisierte sich auf zeitgenössische Musik und Neues Musiktheater.[3]

Seit den 1990er Jahren nimmt Harneit Engagements als Dirigent an nationalen und internationalen Opernhäusern wahr. Dabei war er ab 1992 Studienleiter und Kapellmeister am Oldenburgischen Staatstheater und ab 1996 an den Wuppertaler Bühnen und am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen engagiert. Zur Spielzeit 2001/02 wechselte er an die Staatsoper Hannover, wo er bis 2006 als Musikdirektor wirkte.[4][5] Hier dirigierte unter anderem Luigi Nonos Oper Unter der großen Sonne von Liebe beladen (Regie: Peter Konwitschny). Harneit gastierte am Theater Basel,[6] am Teatro La Fenice in Venedig,[7][8] am Deutschen Nationaltheater Weimar[9] und am Opernhaus Leipzig.[10] Als Chefdirigent am Nationaltheater Belgrad dirigierte er alle großen Opern von Mozart, Verdi, Puccini und Richard Strauss.[11]

Für den Faust am Schauspielhaus Graz in der Inszenierung von Peter Konwitschny steuerte Harneit die Bühnenmusik bei. Die Premiere fand am 15. Dezember 2012 statt.

Als Konzertdirigent arbeitete Harneit mit einer Reihe renommierter Orchester, so mit dem WDR Rundfunkorchester Köln, dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart, der NDR Radiophilharmonie Hannover, der Staatskapelle Weimar und dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg. Im Ausland gastierte Harneit in Kopenhagen (Dänisches Rundfunkorchester), Budapest (Radiosinfonieorchester) und Kairo (Kairo Symphony Orchester), sowie mit dem Hannoveraner Ensemble, beim Edinburgh Festival.[12][13] Seit Herbst 2003 ist Johannes Harneit Chefdirigent der Sinfonietta Leipzig.[5] In den Jahren 2011 und 2012 übernahm er die Leitung des LandesJugendEnsembles für Neue Musik in Schleswig-Holstein, wo er mit talentierten Nachwuchsmusikern arbeitete.

Harneit erhielt Kompositionsaufträge unter anderem von der Hamburgischen Staatsoper, der Alten Oper Frankfurt, dem Scharoun-Ensemble und dem Beethovenfest Bonn[5] sowie vom Schauspielhaus Zürich[14][15] und der Staatsoper Hannover.[16][17][18] Von Anfang September 2008 bis Ende Dezember 2011 komponierte er für die Oper Leipzig zwei Opern nach Texten des ostdeutschen Künstlers Gero Troike („Abends am Fluss“ und „Hochwasser“, Kompositionsauftrag der Oper Leipzig).[19] 2013–14 folgte die Oper für Kinder und Erwachsene "Alice im Wunderland", die als Auftragswerk für den Kinderchor von Theater & Philharmonie Thüringen im April 2015 in Gera uraufgeführt wurde.[20] Seit 2001 werden die Werke Harneits von der Verlagsgruppe Sikorski verlegt.

In der Spielzeit 2014/2015 war Harneit „Komponist für Heidelberg“ am Theater und Orchester Heidelberg.[21]

Werke Bearbeiten

Orchesterwerke Bearbeiten

  • Konzert für Violine und Orchester (UA 2000, Solist: Christian Tetzlaff)
  • Konzertstücke II für acht Instrumente (2000)
  • 3 Intermezzi per Le quattro stagioni di Antonio Vivaldi (2002)
  • Exposition für Orchester (2002)
  • In vain oder Reproduktion verboten (2002, Gemeinschaftsproduktion mit Anna Viebrock unter Mitwirkung von Jochen Neurath, Kay Iwo Nowáck, Sylvain Cambreling und des Klangforums Wien)
  • Schwingen für Orchester (2003)
  • X für drei unsichtbare Orchester (2003)
  • Rendezvous für Orchester (2003)
  • Konzert für Cello und Orchester (2006)
  • Beethoven-Skizzen für Kammerorchester (2006)
  • Die Sieben Letzten Worte Bearbeitung des gleichnamigen Werks von Joseph Haydn für Kammerorchester (2014)
  • Symphonie (2015)
  • Gate to the World für Orchester (2016)
  • Hamburg Bridges für Orchester (2016)
  • Spiritual Spaces für Orchester (2016)
  • Piano Concerto geschrieben für das Ensemble Resonanz (2017)
  • Sinfonische Spiegel (2017)

Vokalmusik Bearbeiten

  • idiot Kammeroper nach Texten von Konrad Bayer für Sprechstimmen, Tenor, Mezzosopran, Chor (1987, UA 2001)
  • Sechs Stücke nach Hölderlin für Singstimme und Tasteninstrumente (1991)
  • Robert-Walser-Lieder für Frauen- und Männerstimme und Klavier (1991)
  • Blütenstaub Kantate für hohen Sopran, tiefen Bass, gem. Chöre, Kinderchöre und großes Orchester nach Novalis (1994)
  • Schnee Kantate für Knabenstimme, Mezzosopran, Bass und kleines Orchester (1999)
  • Mattina (Intermezzo per Claudio Monteverdi) für sechs Stimmen und Kammerorchester (2001)
  • III. KANTATE nach Texten von Johannes Baader und Adolf Wölfli für Sopran, verstimmte Instrumente und zwei Sprechstimmen (2001)
  • Der jüngste Tag ist jetzt Szenisches Requiem für 16 Sänger (Sopran, Alt, Tenor, Bass und 12 Choristen) und 16 Instrumentalisten (2003)
  • Kanons nach Robert Walser für Singstimmen und Klavier (2003)
  • Räuber Musiktheater von Torsten Beyer nach Robert Walser für Sopran, Klavier, Tänzerin und Zuspielband (2005)
  • Sternsänge für Bariton und Klavier auf Texte von Jürg Laederach (2014)
  • Alice im Wunderland Oper für Kinder und Erwachsene, nach Lewis Carroll, Libretto: Lis Arends (Uraufführung 2015)
  • Hochwasser – zwei Koffer im Keller Kammeroper von Gero Troike (Uraufführung 2015)
  • Ein grünes Blatt für Sopran und Klavier nach dem gleichnamigen Gedicht von Theodor Storm
  • Lied des Harfenmädchens für Sopran und Klavier nach dem gleichnamigen Gedicht von Theodor Storm 2017

Ensemblewerke und Kammermusik Bearbeiten

  • Trio für Violine, Violoncello und Pianoforte (1983/rev. 1984)
  • Duett für Violine und Klavier [Prima Parte] (1988)
  • Konzertstücke für Bratsche, Klavier und acht subdominante Instrumente (1990)
  • Sonate für 19 Solostreicher (1993/rev. 1995)
  • Zwölf Sätze für Streicher nach den „Petits Chorals“ von Eric Satie für Streicher (1995)
  • Bläserquintett (1998/rev.2001)
  • Ottetto für acht Instrumente (2000)
  • Roman für Klavier und zwei Schlagzeuger (2000)
  • Duett für Violine und Klavier [Seconda Parte] (2002)
  • Koloratur Joseph Haydns Sechs Esterhazy Sonaten Hob XVI Nr. 21–26 für Klavier und Ensemble (2002)
  • Triptychon (13 × 3) (2003)
  • Ohne Leben Tod 26 Choräle für Kammerensemble nach „Sexcenta Monodistichia Sapientum“ von Daniel Czepko von Reigersfeld (2004)
  • Doubles für Kammerensemble (2005)

Beschreibungen nach dem Werkverzeichnis Johannes Harneit (PDF) von Sikorski.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Biografie (PDF) Sikorski-Webseiten
  2. Niklaus Halblützel: Ein Schreibtisch, zwei Klaviere. In: taz Hamburg, 16. Dezember 1989, S. 29.
  3. Karl-Robert Danler: Bilder des Schreckens. In: tz, 18. Mai 1990.
  4. H. Rehberg, R. Wagner: Ein Sieg allein zählt nicht. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung, 6. April 2002 (Doppel-Interview mit Ralf Rangnick und Johannes Harneit).
  5. a b c Komponisten-Porträt Johannes Harneit auf den Webseiten des Musikverlags Sikorski, abgerufen 6. Januar 2012.
  6. Elisabeth Schwind: Wrestling in der Wellness-Wohnlandschaft. In: NZZ, 28. April 2001.
  7. Wolfgang Sandner: Martern aller Arten. In: FAZ, 8. Mai 2001, S. 47.
  8. Paolo Petazzi: Dramma musicale dell’incertezza. In: Il Gazzettino, 6. Mai 2001, S. 21
  9. Christiane Weber: Eine Reise ins Innere. In: Thüringische Landeszeitung, 4. September 2008.
  10. Tobias Wolff: Große Bilder für freie Gedanken. In: Leipziger Volkszeitung, 10. Oktober 2009.
  11. Vaša Kozacič: Owde ce osečam kao kod kuče. In: Politika, November 2007, Nr. 19, Pozoričte Novine S. 3.
  12. Kenneth Walton: Revolutionary blast from the past. In: The Scotsman, 27. August 2004.
  13. Richard Morrison: Edinburgh Opera: Al gran sole carico d’Amore. In: The Times, 28. August 2004.
  14. Tobias Gerosa: Musiktheater oder was? In: Aargauer Zeitung, 29. April 2002, S. 11.
  15. Benjamin Herzog: Was hat ein Dirigent im Dunkeln zu suchen? In: Basler Zeitung, 30. April 2002, S. 44.
  16. Burkhard Wetekam: Mit Schlagzeilenchor. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung, 7. Juli 2003.
  17. Henning Queren: „Der jüngste Tag ist jetzt“ Premiere in der Kirche. In: Neue Presse, 7. Juli 2003.
  18. Kompositionsaufträge auch verzeichnet im Werkeverzeichnis Johannes Harneit (Memento vom 16. Oktober 2014 im Internet Archive; PDF) des Musikverlags Sikorski; abgerufen am 1. Juni 2012.
  19. Gewandhaus zu Leipzig (Hrsg.): Blätter des Gewandhauses Leipzig, Spielzeit 2010/2011, Programm z„u Armonia Bläserensemble: Ensemble (Serie II/2)“, 21. November 2010, S. 5.
  20. #x5D;=15&tx_theatre_plays[action]=show&tx_theatre_plays[controller]=Play&cHash=0c688ddb37aa63fed42a696a2ad5889f Alice im Wunderland (Memento vom 21. Juli 2015 im Internet Archive) auf den Seiten von Theater und Philharmonie Tübingen; abgerufen am 10. Oktober 2014
  21. Webseite „Komponist für Heidelberg“ (Memento vom 16. Oktober 2014 im Internet Archive) auf dem Webportal von Theater und Orchester Heidelberg; abgerufen am 10. Oktober 2014