Johann Thölde

deutscher Alchemist

Johann Thölde (* um 1565 in Grebendorf; † um 1614) war ein deutscher Alchemist, Salinist, Autor und Herausgeber. Er ist bedeutend als „Groß-Vater der Saltzsiede-Wissenschafft[1] und als Herausgeber der Schriften des Basilius Valentinus.

Biographie Bearbeiten

Geboren wurde Johann Thölde um das Jahr 1565 (eher früher) in Grebendorf bei Eschwege. Seine Familie war bereits mehrere Generationen direkt oder indirekt mit der Saline in Allendorf an der Werra verbunden, wo der Großvater Valentin Thölde († 1559) als Salzgrebe im Salzwerk bei Allendorf gewirkt hatte und sein Vater Bastian Thölde († 1603) im Pfännerausschuss tätig gewesen war und Anteile an der Saline besessen hatte. Johanns Mutter Anna entstammte der Familie Schrendeisen und war eine Enkelin des Hiob Schrendeisen und der Elisabeth von Wildungen.

Johann Thölde immatrikulierte sich 1580 an der Universität Erfurt und 1583 an der Universität Jena. Zusammen mit seinem Bruder Otto erprobte er technische Verbesserungen zur Salzgewinnung in Allendorf, scheiterte damit aber wenigstens teilweise. 1599 heiratete er in die Salinenstadt Frankenhausen am Kyffhäuser und bekleidete dort das Amt eines Ratskämmerers. 1608 ist er als Berghauptmann im Gebiet des Fürstbistums Bamberg nachweisbar. Sein weiteres Schicksal ist noch unbekannt. Er starb jedenfalls vor Ende 1614.

Bekannt wurde Thölde durch die Herausgabe der alchemistischen Schriften des bislang nicht identifizierten Benediktinermönchs Basilius Valentinus, für deren eigentlichen Verfasser er mehrheitlich angesehen wird, aber auch durch die Herausgabe einer Antimon-Schrift Alexanders von Suchten, die auch Anteile der Consideratio des Johannes de Rupescissa[2] enthält. Thölde soll laut eigenem Bekunden[3] von Johannes Hartmann und Joachim Tancke nach Erscheinen der Zwölf Schlüssel (1599) zur Fortsetzung der Edition von Basilius-Valentinus-Schriften aufgefordert worden sein.[4] 1603 veröffentlichte er unter eigenem Namen die Haligraphia (2. Auflage 1612 unter dem Titel Haliographia), in der er das gesamte damals bekannte Wissen zur Siedesalzgewinnung zusammentrug und über 50 Salzwerke in Mitteleuropa beschrieb.

Schriften Bearbeiten

  • Proces Buch für Moritz den Gelehrten. Kassel 1594 (Manuskript, ediert von Hans Gerhard Lenz, siehe Literatur).
  • Bericht Der abschewlichen Kranckheit der roten Ruhr. Erfurt 1599.
  • Haligraphia, Das ist, Gründliche und eigendliche Beschreibung aller Saltz Mineralien. Leipzig 1603.
  • als Hrsg.: Basilius Valentinus, TriumphWagen Antimonii. J. Popporeich für J. Apel, Leipzig 1604.
  • Examen Und Iudicium deß weitbeschrienen Brunnens […] welcher vor alters der Dannenbron genandt. Bamberg 1608.

Literatur Bearbeiten

  • Hans-Henning Walter: Thölde, Johann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-4, S. 158 (Digitalisat).
  • Hans Gerhard Lenz: Johann Thölde. Ein Paracelsist und „Chymicus“ und seine Beziehung zu Landgraf Moritz von Hessen-Kassel. Dissertation, Universität Marburg 1981.
  • Claus Priesner: Johann Thölde und die Schriften des Basilius Valentinus. In: Christoph Meinel (Hrsg.): Die Alchemie in der europäischen Kultur- und Wissenschaftsgeschichte (Wolfenbütteler Forschungen; Bd. 32). Harrassowitz, Wiesbaden 1986, S. 107–118, ISBN 3-447-02655-3.
  • Oliver Humberg: Neues Licht auf die Lebensgeschichte des Johann Thölde. In: Hans Gerhard Lenz (Hrsg.): Triumphwagen des Antimons. Basilius Valentinus, Keckring, Kirchweger; Text, Kommentare, Studien. Humberg Verlag, Elberfeld 2004, S. 353–374, ISBN 3-9802788-7-5.
  • Hans-Henning Walter: Johann Thölde und das Salinenwesen. In: Johann Thölde (Autor), Hans-Henning Walter und Claus Priesner (Hrsg.): Haligraphia. Beschreibung aller Saltz-Mineralien und Saltzwercke. Drei-Birken-Verlag, Freiberg 2008, S. 103–121, ISBN 978-3-936980-03-5 (Nachdruck der Ausgabe Apel, Leipzig 1603).
  • Oliver Humberg: Johann Thöldes Gutachten über den Zwönitzer Heilbrunnen im August 1608. In: Hans-Henning Walter (Hrsg.): Ernst August Geitner 1783–1852. Chemiker, Metallurge, Erfinder und Unternehmer. Drei-Birken-Verlag, Freiberg 2009, S. 164–170, ISBN 978-3-936980-25-7 (Tagung vom 12. bis 14. Juni 2008).
  • Hans-Henning Walter (Hrsg.): Johann Thölde. Alchemist, Salinist, Schriftsteller und Bergbeamter. Drei-Birken-Verlag, Freiberg 2011, ISBN 978-3-936980-28-8 (Tagung vom 26. bis 28. Mai 2010).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Janderson (Autor), Hans-Henning Walter (Hrsg.): Verzeichnis und Erklärung Der vornehmsten Wörter, Werckzeuge, Gebäude und anderer Sachen So bey dem Saltz-Sieden Gebrauchet werden und jetzo üblich sind. Drei-Birken-Verlag, Freiberg 2003, ISBN 3-936980-01-2, Vorrede (Nachdr. d. Ausg. Muller, Magdeburg 1720).
  2. Udo Benzenhöfer: Johannes’ de Rupescissa „Liber de consideratione quintae essentiae omnium rerum“ deutsch. Studien zur Alchemia medica des 15. bis 17. Jahrhunderts mit kritischer Edition des Textes (= Heidelberger Studien zur Naturkunde der frühen Neuzeit. Band 1). Steiner, Wiesbaden/Stuttgart 1989, ISBN 3-515-05388-3 (Zugleich Medizinische Dissertation, Universität Heidelberg, 1988), S. 49–50.
  3. Johann Thölde: Vorrede an J. Tanck und J. Hartmann (Leipzig 1602). In: Johann Thölde (Hrsg.): Basilius Valentinus, Von den Natürlichen unnd ubernatürlichen Dingen. Auch von der ersten Tinctur, Wurtzel und Geiste der Metallen und Mineralien. J. Gaubisch, Eisleben, für J. Apel, Leipzig, 1603, S. Aij–Av.
  4. Joachim Telle: Zur spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Alchemia medica unter besondere Berücksichtigung von Joachim Tanck. In: Rudolf Schmitz, Gundolf Keil (Hrsg.): Humanismus und Medizin. Acta humaniora, Weinheim 1984 (= Deutsche Forschungsgemeinschaft: Mitteilungen der Kommission für Humanismusforschung. Band 11), ISBN 3-527-17011-1, S. 139–157, hier: S. 151.

Weblinks Bearbeiten