James Woolsey

US-amerikanischer Regierungsbeamter, Direktor der CIA
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Robert James „Jim“ Woolsey (* 21. September 1941 in Tulsa, Oklahoma) ist ein ehemaliger US-amerikanischer Rechtsanwalt und Regierungsbeamter. Er war von 1993 bis Januar 1995 Chef der CIA. Woolsey gilt als Hardliner in der US-amerikanischen Außen- und Sicherheitspolitik.

James Woolsey (2015)

Leben Bearbeiten

Woolsey besuchte bis 1959 die Tulsa Central High School. Er studierte an der Stanford University (Bachelor 1963), an der University of Oxford (M.A. 1965) und an der Law School der Yale University (LL.B. 1968). Von 1968 bis 1970 diente Woolsey in der US Army und erreichte den Rang eines Captain. Im gleichen Zeitraum war er als Analytiker beim US-Verteidigungsministerium beschäftigt. Außerdem nahm er zwischen 1969 und 1970 als beratendes Mitglied der US-Delegation an den SALT-I-Verhandlungen in Helsinki und Wien teil. Woolsey fungierte von 1970 bis 1973 als Rechtsberater des Streitkräfteausschusses im US-Senat. Anschließend war er bis 1977 als Anwalt bei der Kanzlei Shea Gardner tätig; in den Jahren 1979 bis 1989 sowie von 1991 bis 1993 fungierte er dort dann als Partner. Unter Präsident Jimmy Carter gehörte er dann zwischen 1977 und 1979 als stellvertretender Marinestaatssekretär (Under Secretary of the Navy) der Bundesregierung an.

An den START-Verhandlungen mit der Sowjetunion nahm Woolsey zwischen 1983 und 1986 als amerikanischer Delegierter teil. Außerdem berief ihn Präsident Ronald Reagan zwischen 1983 und 1989 in mehrere Kommissionen zur Verteidigungspolitik. Schließlich half er von 1989 bis 1991, den Vertrag über Konventionelle Streitkräfte in Europa abzuschließen. Nach einem erneuten Abstecher in den Anwaltsberuf wurde Woolsey dann vom neu gewählten Präsidenten Bill Clinton zum neuen CIA-Chef ernannt; am 5. Februar 1993 löste er Robert Gates in dieser Funktion ab, die er bis zum 10. Januar 1995 innehatte.

2000 bestätigte Woolsey im Wall Street Journal, dass das weltumspannende, von der NSA dominierte Abhörsystem Echelon zur Wirtschaftsspionage gegen die kontinentaleuropäische Verbündeten benutzt worden war. Nachdem der Echelon-Skandal einen Sonderausschuss des Europäischen Parlamentes beschäftigte bemühte sich Woolsey allerdings darzulegen, die USA hätten lediglich nach Bestechungsversuchen europäischer Unternehmen im Ausland gesucht, denn „die meiste europäische Technologie lohnt den Diebstahl einfach nicht“.[1][2]

Woolsey forderte eine Anklage wegen Hochverrates und Hinrichtung des Whistleblowers Edward Snowden, der mit seinen Enthüllungen 2013 die Globale Überwachungs- und Spionageaffäre auslöste.[3]

Woolsey befindet sich im Aufsichtsrat von Genie Energy – 2013 erhielt das US-israelische Unternehmen eine Lizenz, in den syrischen Golanhöhen nach Öl zu suchen. Am 7. Oktober 2015 verkündete das Unternehmen, es hätte durch Probebohrungen ein großes Ölvorkommen gefunden. Zu den Investoren gehören Jacob Rothschild, 4. Baron Rothschild, Hedgefonds­manager Michael Steinhardt, der ehemalige US-Energieminister Bill Richardson, Medienunternehmer Rupert Murdoch, der ehemalige Verteidigungsminister und Vizepräsident der Vereinigten Staaten Dick Cheney und der ehemalige US-Finanzminister und Chefökonom der Weltbank Lawrence Summers. Dem Unternehmen Genie steht der frühere rechtsgerichtete israelische Minister Effi Eitam vor.[4][5][6][7]

Privates Bearbeiten

Seine Frau Suzanne Haley Woolsey ist COO der National Academy of Sciences und war Chief Communications Officer des Verlags Joseph Henry Press. Mit ihr hat er drei Söhne: Robert, Daniel und Benjamin.

Mitgliedschaften bei Organisationen und Institutionen Bearbeiten

Woolsey war Mitglied im Aufsichtsrat des Rüstungskonzerns Martin Marietta (nach der Fusion Teil von Lockheed Martin) und ist Vorsitzender des Executive Committee der Smithsonian Institution. Beim Atlantic Council fungiert er als einer der Direktoren.

Zudem gehört oder gehörte Woolsey folgenden Organisationen und Institutionen an:

Zitate Bearbeiten

„Die Menschen sollten verstehen, dass wir uns im Vierten Weltkrieg befinden, nach zwei heißen und einem kalten Krieg in den letzten hundert Jahren. Es ist ein Krieg, der anständige Regierungen im Nahen Osten bringen soll. Von ganz Nordafrika bis in den Iran. Dort und in 22 arabischen Staaten gibt es keine einzige demokratische Regierung.“

16. November 2002[9]

„die meiste europäische Technologie lohnt den Diebstahl einfach nicht“[1]

„Erinnern Sie sich an den Burschen, der 1994 sein Flugzeug auf den Rasen des Weißen Hauses stürzen ließ? Das war ich bei meinem Versuch, einen Termin bei Präsident Clinton zu erhalten.“

Literatur Bearbeiten

  • R. James Woolsey (Hrsg.): National Interest Intl Law/Order. Transaction Publishers, 2003. ISBN 0-76580-187-6
  • Rachel Ehrenfeld, R. James Woolsey (Vorwort): Funding Evil: How Terrorism Is Financed – And How to Stop It. Bonus Books, 2003. ISBN 1-56625-196-6.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Wayback Machine. 29. April 2016, archiviert vom Original am 29. April 2016; abgerufen am 7. Juni 2019.
  2. Die Ursprünge des ECHELON-Systems. In: orf.at. 28. Juni 2010, archiviert vom Original; abgerufen am 14. Juni 2023.
  3. Lucas Tomlinson: Ex-CIA director: Snowden should be ‘hanged’ if convicted for treason. 17. Dezember 2013, abgerufen am 18. Juni 2018 (englisch).
  4. Black gold under the Golan In: The Economist, 7. November 2015. Abgerufen am 10. Dezember 2016 (englisch). 
  5. Business and Financial Leaders Lord Rothschild and Rupert Murdoch Invest in Genie Oil & Gas, Business Wire, 15. November 2010. Abgerufen am 19. Dezember 2016 (englisch). 
  6. Strategic Advisory Board. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Juni 2018; abgerufen am 18. Juni 2018 (englisch).
  7. AFP: Nahost: Israel genehmigt Ölbohrungen auf dem Golan. In: Zeit Online. 21. Februar 2013, abgerufen am 4. Juli 2017.
  8. Our Mission. Comitee on Presen Danger, archiviert vom Original; abgerufen am 14. Juni 2023 (englisch).
  9. World War IV. A speech by the Honorable James R. Woolsey former Director of the Central Intelligence Agency. 16. November 2016, abgerufen am 18. Juni 2018 (englisch, Rede vom 16. November 2002], unter Bezug auf Eliot Cohen).

Weblinks Bearbeiten

Commons: R. James Woolsey, Jr. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien