Jean-Luc Sandoz

französisch-schweizerischer Ingenieur

Jean-Luc Sandoz (* 1960 in Montandon) ist ein frankoschweizer Ingenieur, der zunächst als Forscher, dann als Dozent und später als Unternehmer wirkte. Als Unternehmer gründete er mehrere Betriebe im Bereich des Ingenieurwesens, der Industrialisierung, des Holzbaus und für sachverständige Ermittlungen. In allen Fällen geht es um die Verwertung von Holz.[1][2][3][4]

Jean-Luc Sandoz (2019)

Leben Bearbeiten

Als Sohn einer Bauernfamilie aus dem Département Haut-Doubs wurde er bei einer Tischlerlehre mit dem Material Holz vertraut. Nach der Lehre folgte eine Ausbildung als Möbelbauer, und danach eine Ausbildung im Holzgymnasium von Mouchard, wo er 1976 einen Abschluss als Techniker (BTS) im Holzbau absolvierte.[5][6]

Nach einer Ingenieurausbildung an der École nationale supérieure des technologies et industries du bois (ENSTIB) in Épinal ab 1983, die er mit dem Diplom abschloss,[7] begann er als Assistent am Lehrstuhl für Holzbau an der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) im Jahr 1985 mit der Forschung zu seiner Doktorarbeit bei Julius Natterer am Ibois, dem Institut für Holzkonstruktionen der EPFL. 1990 promovierte er über das Thema Bewertung der Ultraschallmethode für die Auslese und Verlässlichkeit von Bauholz.[8]

Jean-Luc Sandoz ist verheiratet.[6]

Karriere Bearbeiten

Forschung und Lehre Bearbeiten

1993 wurde Jean-Luc Sandoz von Jean-Claude Badoux zum Assistenzprofessor für Holzkonstruktionen bei Julius Natterer ernannt.[9] Die Position wurde neu für das von Natterer geleitete Institut Ibois geschaffen. Dort konzentrierte sich Sandoz auf zwei Kernthemen: schonende Technologien zur Messung von mechanischen Qualitäten des Holzes[10] sowie die statische Optimierung von Holzstrukturen zur Erreichung größerer Tragweiten. In diesem Zusammenhang gab er mit Julius Natterer und weiteren Co-Autoren 1996 den 13. Band Holzbau in der Reihe Traité de Génie Civil de l'École polytechnique fédérale de Lausanne heraus, der seitdem mehrere Neuauflagen erfahren hat.[11]

1996 war er Co-Leiter des 10. Internationalen Symposiums zu schonenden Technologien zur Erforschung von Holz an der EPFL, an dem zum ersten Mal in größerem Maße Forscher aus dem früheren Ostblock teilnahmen.[12] 1998 leitete er die Organisation der fünften Weltkonferenz zu Timber Engineering (WCTE) im Kongresshaus von Montreux, mit mehr als 1000 Teilnehmern.[13] Zusammen mit Julius Natterer und Roland Schweitzer gestaltete Sandoz den seit 1988 im regelmäßigen Turnus veranstalteten Nachdiplomstudiengang Bauen mit Holz für Studierende des Ingenieurwesens und der Architektur aus.[14] Seine Arbeiten insbesondere zur Untersuchungsmethodologie mittels Ultraschall werden international wahrgenommen.[15][16]

Parallel zu seiner Forschung und Lehre bei der EPFL legte Jean-Luc Sandoz mehrere Patente ab, darunter das Patent zum Sylvatest, ein Apparat, der die Beschaffenheiten des Holzes durch Ultraschall analysiert,[17] oder K-Store & Polux, eine Anwendung für die Messung der Masten für Strom oder Telefonkabel.[18] Auf dem Gebiet des Strukturen möchte er große Tragweiten erreichen und legte mehrere Patente für Holz oder Verbunddecken nieder sowie auch für Balkengerippe mit hoher Tragweite wie bei den Ariane Elementen.[19]

1999 verließ Jean-Luc Sandoz die universitäre Forschung, um verstärkt privatwirtschaftlich in seinen beiden Ingenieurbüros Concept Bois Structure in Paris und Concept Bois Technologie SA in Saint-Sulpice VD tätig zu werden. Als Dozent lehrte er an der EPFL noch bis 2004. Lehraufträge hat er auch an der Université de Lorraine, an der ENSTIB, am Centre de Hautes Études de la Construction[20], an der École d’Architecture de Paris Val de Seine, an der École d’Architecture de Paris La Villette und an der École d’Architecture de Paris Belleville. Zudem ist er als Redner auf Konferenzen präsent.[3] Beim Forum Holzbau (IHF) in Deutschland und dem Holzbauforum (FBC) in Frankreich war er Gastredner, sowie auf dem Forum Lignomad in Spanien, beim Salon bois in Namur (Belgien), beim Salon bois de Bulle in der Schweiz und während des Symposium bois du Québec in Kanada.[21][22][23][24]

Seine Fachgebiete reichen vom Holzmaterial bis zur Anwendung in innovativen Strukturen, vom Grundlagenwissen über Qualität und Zuverlässigkeit bis zu neuen Technologien für die zerstörungsfreie Holzmessung.[11] Als internationaler Experte für Holzbau hat er sich mit der Firmengruppe CBS-CBT, deren CEO er ist, in Lausanne und Paris niedergelassen.[1]

Eine Philosophie der Verantwortung gegenüber der Biosphäre Bearbeiten

 
Mehr Technik, weniger Material, mehr Arbeitsplätze, weniger Energieverschwendung

Sein Engagement dreht sich darum, den Verbrauch von Materie so lokal wie möglich in ökologischer und wirtschaftlicher Hinsicht einzusetzen, und dabei ein klares Bewusstsein von den begrenzt verfügbaren Rohstoffen des Erdsystems zu haben.

Er wird von den wissenschaftlichen Experten der Union internationale pour la conservation de la nature als Vorreiter gesehen. Die Union ist eine in der Schweiz angesiedelte, nicht staatlich geleitete Organisation. Sie würdigt seinen Einsatz für Holzsysteme, die möglichst aus einheimischem lokalen Holz und ohne Klebstoffe, gut durchdacht für die Zwecke des Gebäudes optimiert werden, damit der Rohstoff nicht vergeudet wird, selbst dann, wenn es sich um einen Nachwachsenden organischen Baustoff handelt.[25]

In seinen Vorträgen betont er, das „Holz sei zwar ein nachwachsendes Material, aber das soll nicht dazu verleiten, es zu verschwenden, oder es mit gesundheitsschädlichen Produkten zu tränken“. Zudem betont er, dass der Mehrwert, der durch die Verarbeitung des Holzes in der Holzbranche erfolgt, Arbeitsplätze und soziale Leistungen sichert, die nicht in Billiglohnländer verlegt werden können.[26]

Bauwerksprüfung (Auswahl) Bearbeiten

  • 2002: Prüfung aller Holzstrukturen des Justizpalastes in Bukarest, Rumänien.[27]
  • 2006–2007: Im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 2008 in China Prüfung der Holzstrukturen des Kaiserpavillons der Verbotenen Stadt in Peking.[28]
  • 2020: Diagnose der Eichenbalkenpfosten sowie Entwurf und Umsetzung von Verstärkungstechniken im Zusammenhang mit der Restaurierung der Entrepôts des magasins généraux de Paris, zusammen mit dem Architekturbüro Calq für die Immobiliengesellschaft Icade.[27]

Realisierte Bauwerke (Auswahl) Bearbeiten

Holzbau Bearbeiten

Jean-Luc Sandoz setzt Holz in allen möglichen Bautypen ein. Seine Ingenieurkunst, gepaart mit seinen Kenntnissen über das Material Holz, erlauben es ihm, die geeigneten Stärken optimal einzusetzen.[1][3][26][6] Die Berechnungen seines Ingenieurbüros und seine Suche nach Neuerungen verhelfen ihm zu neuen Rekorden bei Reichweiten oder Höhen, aber auch bei thermischen und akustischen Dämmverhalten. Ebenso ist er in der Lage, die mit dem Bau verbundenen CO2-Emissionen zu drosseln und erlangt damit zahlreiche Anerkennungen.[32][33][34][35][36][37][38][39][40][41]

Veröffentlichungen (Auswahl) Bearbeiten

Anthologien Bearbeiten

  • mit Julius Natterer, Martial Rey, Maurice Fiaux: Construction en Bois, Matériau, technologie et dimensionnement. Reihe: Traité de Génie Civil de l'École polytechnique fédérale de Lausanne. Band 13. Lausanne 1996, Neuauflage 2005, ISBN 978-2-8807-4609-4.

Beiträge Bearbeiten

  • mit M. H. Kessel: Zur Effizienz der Festigkeitssortierung von Fichtenkantholz. Vergleich europäischer Normen (Teil 1). In: European Journal of Wood and Wood Producst. Holz als Roh- und Werkstoff. Band 47. Juli 1989, doi:10.1007/BF02610461, S. 279–284.
  • mit M. H. Kessel: Einfluß der Klassengrenzen der Sortierparameter (Teil 2). In: European Journal of Wood and Wood Producst. Holz als Roh- und Werkstoff. Band 47. August 1989. doi:10.1007/BF02610546, S. 323–327.
  • Grading of construction timber by ultrasound. In: Wood Science and Technology. Band 23. Februar 1989. doi:10.1007/BF00350611, S. 95–108.
  • Form and treatment effects on conical roundwood tested in bending. In: Wood Science andTechnology. Band 25. März 1991. doi:10.1007/BF00223471, S. 203–214.

Auszeichnungen Bearbeiten

  • 2016: Medaille der Académie d’architecture im Bereich Technische Führungskräfte in Unternehmen[43]
  • 2020: Gewinner im Wettbewerb La Canopée in der Kategorie Unternehmen in Nancy[44]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Sophie Marenne: CBS-CBT, l’expert mondial du bois enraciné en Suisse romande. 9. Oktober 2019;.
  2. Damien Parmentier: Vosges, Art de vivre et création. Hrsg.: Éditions du Chêne - Hachette. 2014, ISBN 978-2-8123-1112-3, S. 184.
  3. a b c d Jonas Tophoven: Jean-Luc Sandoz, le pape de la construction bois moderne a soixante ans. August 2020;.
  4. Jonas Tophoven: „Ein Vorreiter des französischen Holzbaus wird 60“. Holz Zentralblatt Nr. 33, abgerufen am 14. August 2020.
  5. Bernard Mougin: Lycée du bois, Anciens élèves. Archiviert vom Original am 20. Mai 2021; abgerufen am 6. April 2021.
  6. a b c Jean-Luc Sandoz, théorie et pratique. In: fordaq.com. Fordaq S.A., The Timber Network, 1. August 2020, abgerufen am 24. März 2024 (französisch).
  7. Professeur assistant de construction en bois. In: Flash EPFL via calameo.com. 5. Oktober 1993, S. 19, abgerufen am 24. März 2024 (französisch).
  8. Jean-Luc Sandoz: Triage et fiabilité des bois de construction validité de la méthode ultrason. 1990; (französisch).
  9. Nomination des professeurs par Jean-Claude Badoux, Président EPFL. FLASH EPFL, 5. Oktober 1993;.
  10. Jean-Luc Sandoz: Moisture content and temperature effect on ultrasound timber grading. 1993; (englisch).
  11. a b Jean-Luc Sandoz: A propos de l'auteur. In: epflpress.org. Abgerufen am 24. März 2024 (französisch).
  12. Jean-Luc Sandoz: Proceedings - 10th International Symposium on Nondestructive Testing of Wood. 1996; (englisch).
  13. Jean-Luc Sandoz: Proceedings of the World Conference on Timber Engineering. 1998; (englisch).
  14. ph: Ingenieurporträt: Julius Natterer. In: db-bauzeitung.de. Konradin Medien, 31. März 2005, abgerufen am 24. März 2024.
  15. IDREF: IdRef - Identifiants et Référentiels pour l'ESR.
  16. Daniel F. Llana: Use of non-destructive test methods on Irish hardwood standing trees and small-diameter round timber for prediction of mechanical properties. 2020; (englisch).
  17. Patent DE69016009T2: Gerät zur automatischen und zerstörungsfreien Bestimmung der Klasse standardisierter mechanischer Eigenschaften einer Probe eines hygroskopischen Materials. Angemeldet am 21. November 1990, veröffentlicht am 20. Juli 1995, Anmelder: Sandes SA, Erfinder: Jean-Luc Sandoz, Alain Roulet.
  18. Patent EP0634655B1: Vorrichtung zur Prüfung des Schädigungsgrades von Holzstrukturen, insbesondere von Holzmasten. Angemeldet am 12. Juli 1994, veröffentlicht am 1. September 1999, Erfinder: Jean-Luc Sandoz.
  19. Patent EP1771629B1: Flaches Montage- und Anordnungselement aus einem oder mehreren Elementen. Angemeldet am 13. Juli 2005, veröffentlicht am 13. April 2011, Anmelder: Tecsan SARL, Erfinder: Jean-Luc Sandoz.
  20. Enseignant CHEC.
  21. Nicole Valkyser: 7e Forum International Bois Construction FBC 2017. 2017;.
  22. María Pilar Giraldo: Charlas principales. 2019; (spanisch).
  23. PRÉSENTATION DES ORATEURS.
  24. Elie Gould: Expert Presenters and Moderators. 2021; (englisch).
  25. Francois LAMARRE: Le projet puritain de l'Union pour la nature. 25. November 2005;.
  26. a b Pôle Excellence Bois: Webinaire sur la construction en bois local. März 2021;.
  27. a b Fabienne Tisserand: CBS : expertise des bois anciens et préconisations pour leur réemploi. In: leboisinternational.com. Société Le Bois National l’Officiel du bois, 22. Juli 2022, abgerufen am 23. März 2024 (französisch).
  28. Le Moniteur: Des experts français au chevet de la Cité interdite. In: lemoniteur.fr. 9. März 2006 (lemoniteur.fr [abgerufen am 23. März 2024]).
  29. Christine Salvadé: Devant son île de bois, Neuchâtel découvre le gigantisme d'Expo.02 - Le Temps. 26. März 2000, ISSN 1423-3967 (letemps.ch [abgerufen am 23. März 2024]).
  30. Latitude 5, le magazine d'information du centre technique, le port spatial de l'Europe, n°115: Le futur visage du centre technique, page 16 à 19. 2017;.
  31. Fabienne Leroy: L’Auditorium éphémère en bois du 10e Forum Bois Construction. In: batirama.com. 26. Juli 2021, abgerufen am 23. März 2024 (französisch).
  32. Milena Chessa et Adrien Pouthier: Première œuvre 2014 : visite de logements en bois à Montreuil. 9. April 2015;.
  33. Adrian Welch: Winner of the WAN Wood in Architecture 2015 AWARD. Abgerufen am 3. November 2020 (englisch).
  34. Nexity : le Palazzo Méridia remporte le Trophée Fibois. 13. November 2020, archiviert vom Original am 17. Mai 2021; abgerufen am 17. Mai 2021.
  35. Sarah Ador: Trophée Séquence bois / Lauréat qualité spatiale. 11. September 2020;.
  36. Dossier de presse Trophées Bois Île-de-France 2015. 2015;.
  37. Le Prix national de la construction bois révèle ses lauréats 2014. 18. September 2014;.
  38. L’école des éco-citoyens Groupe scolaire Aimé Césaire 91. 2015;.
  39. Premiers Lauréats Trophées Bois Ile-de-France. 2014;.
  40. Yann Delanoë: L’immeuble en bois le plus haut de France, le Palazzo Méridia, joyau de l’Ecovallée à Nice, vient de recevoir un nouveau trophée. 21. November 2020;.
  41. 2ème Prix Trophées Bois IDF | 30 logements sociaux à Chanteloup-en-Brie. 14. Juni 2019;.
  42. Le gymnase Hacine-Chérifi prix WAN 2015. In: lemoniteur.fr. 4. Dezember 2015, abgerufen am 29. Mai 2021.
  43. Académie d'Architecture - Palmarès Complet Jury Du Bâtiment jusque 2019. S. 12, abgerufen am 23. März 2024.
  44. CBS-Lifteam – Le Palazzo Nice Méridia, l’immeuble de bureaux en structure bois le plus haut de France. In: canopeechallenge.com. 17. März 2020, abgerufen am 23. März 2024 (französisch).