JazzBaltica ist ein Jazz-Festival in Schleswig-Holstein, das seit 1991 stattfindet. Es wurde mit dem Ziel gegründet, die kulturelle Zusammenarbeit der Ostsee-Anrainerstaaten zu fördern, indem Musiker und insbesondere junge Talente in wechselnden Besetzungen zusammenkommen. Bis 2011 war das der zentrale Veranstaltungsort Gut Salzau im Kreis Plön. Seit 2012 gastierte das Festival auf dem Gelände der Evers-Werft in Timmendorfer Strand-Niendorf. Ab 2018 findet JazzBaltica im Neuen Kurpark von Timmendorfer Strand statt.
Geschichte
Bearbeiten1991 veranstaltete der Landesmusikrat Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur des Landes Schleswig-Holstein das erste JazzBaltica unter der Überschrift „Ars Baltica Prolog 1991“. Die Initiative zu JazzBaltica ging vom damaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Björn Engholm aus, ein begeisterter Jazzliebhaber, mit dem Ziel, die kulturelle Zusammenarbeit der Ostsee-Anrainerstaaten zu fördern.[1]
Veranstaltungsort in den ersten beiden Jahren war Kiel, wo das Festival seinen Anfang nahm – einem Konzert für Lyrik, Prosa und Schlagzeug mit Günter Grass und Günter „Baby“ Sommer.
Die künstlerische und organisatorische Leitung von JazzBaltica lag bis 1999 in Händen von Rainer Haarmann (Kulturministerium SH), Nis-Edwin List-Petersen, Arvid Maltzahn (Landesmusikrat SH) und Christian Stöhrmann (TSBW Husum). Seit 2002 ist das Festival Teil des Schleswig-Holstein Musik Festivals; künstlerischer Leiter des Festivals war bis 2011 Rainer Haarmann.
2011 wurden die zentralen Veranstaltungen in das Landeskulturzentrum Salzau verlegt, wo das Festival bis 2011 jedes Jahr im Sommer stattfand. Zum Konzept von JazzBaltica gehört es, einmalige Projekte anzustoßen, Musiker – auch in wechselnden Besetzungen – zusammenzubringen und junge Talente zu fördern.
Eine Besonderheit des Festivals ist, dass JazzBaltica unter wechselnder musikalischer Leitung mit wechselnden Musikern aus dem deutschen, skandinavischen und baltischen Raum jedes Jahr stattfindet. Zu den Leitern gehörten Jazzmusiker und Komponisten wie David Murray, Vince Mendoza, Django Bates, Maria Schneider, Bengt-Arne Wallin, Niels-Henning Ørsted Pedersen & Ole Kock Hansen, Tim Hagans, Conrad Herwig, Lars Danielsson, Wolfgang Haffner, Steven Bernstein und Johannes Enders.[2][3][4]
Neben regelmäßig beim Festival gastierenden Musikern finden hier auch weniger bekannte Künstler eine Plattform. Das reicht von Künstlern der schleswig-holsteinischen Szene bis zu talentierten jungen Musikern aus Skandinavien und den baltischen Staaten.
Von 2005 bis 2012 wurde JazzBaltica jeweils unter ein besonderes Motto gestellt:
- 2004: „Voices in Jazz“[5]
- 2005: „on drums“
- 2006: „on piano“
- 2007: „on trumpet“
- 2008: „on sax“
- 2009: „bigband battle“
- 2010: „twenty years with friends“
- 2011: „piano, piano“ remembering esbjörn
- 2012: „new places, familiar faces“
Mit der Ankündigung der schleswig-holsteinischen Landesregierung, die Zuschüsse zum Festival ab 2011 zu streichen, sowie der Absichtserklärung, das Herrenhaus Salzau verkaufen zu wollen, wurde JazzBaltica 2011 mit einem gekürzten Programm letztmals am Standort Salzau durchgeführt.[6]
JazzBaltica fand ab 2012 auf dem Gelände der Evers-Werft in Timmendorfer Strand/Niendorf einen neuen Austragungsort unter der künstlerischen Leitung von Nils Landgren.[7]
2018 fand JazzBaltica erstmals im Neuen Kurpark von Timmendorfer Strand statt.[8] 2020 und 2021 beschränkten sich die Festivalaktivitäten aufgrund der COVID-19-Pandemie auf ein reduziertes Programm, vorrangig mit Fernsehkonzerten; 2022 besuchten wieder 17.500 Menschen die Veranstaltungen.[9][10]
Die ursprünglich vom ZDF/3sat erfolgten Fernsehaufzeichnungen der Konzerte der JazzBaltica werden nun vom NDR, dem DLF und arte gesendet. Auf arte Live Web sind auch ausgewählte Konzerte zu sehen.
IB.SH-JazzAward
BearbeitenSeit 2008 wird jährlich an herausragende Nachwuchs-Jazz-Musiker – vornehmlich aus dem norddeutschen Raum – der IB.SH-JazzAward (vormals „Förderpreis JazzBaltica“) vergeben. Die mit 5000 Euro dotierten Preisgelder wurden von der Investitionsbank Schleswig-Holstein gestiftet.[11]
- Preisträger
- 2024 Laila Nysten, Geigerin und Sängerin[12]
- 2023 Ella Burkhardt, Sängerin[13]
- 2022 Ilja Ruf, Pianist, auch Klarinettist und Sänger[9]
- 2021 Christian Höhn, Trompeter[14]
- 2020 Keno Harriehausen, Pianist[15]
- 2019 Vincent Niessen, Bassist[16]
- 2018 David Grabowski, Hamburger Jazzgitarrist[17]
- 2017 Anna-Lena Schnabel, Hamburger Saxophonistin und Flötistin[18]
- 2016 Lisa-Rebecca Wulff, Hamburger Bassistin
- 2015 Katharina „Tini“ Thomsen, Hamburger Saxophonistin und Komponistin
- 2014 Me and My BoomBox, siebenköpfige Band aus Hamburg
- 2013 Frashback, Jazz-Piano-Trio aus Lübeck um dem Pianisten Eric Staiger[19]
- 2012 Flickstick, die Band der Berliner Saxophonistin Birgitta Flick und der Hamburger Posaunistin Lisa Stick[20]
- 2011 Clara Haberkamp,[21][22] Jazz-Pianistin mit eigener Trio Formation
- 2010 hälftig aufgeteilt, an Moritz Baumgärtner Trio[23] sowie Charlotte Greve[24], Altsaxophon und das von ihr geführte Lisbeth Quartett
- 2009 LandesJugendJazzOrchester Schleswig-Holstein
- 2008 Firomanum (Arne Jansen, Niels Klein, Eva Kruse, Nils Tegen)[25]
Literatur
Bearbeiten- Rainer Haarmann: JazzBaltica. Murmann, Hamburg 2006, ISBN 3-938017-55-4.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise und Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ JazzBaltica 2015: Talk mit Rainer Haarmann und Björn Engholm, in YouTube, 7. September 2015, abgerufen am 9. Mai 2019.
- ↑ Das JazzBaltica Festival unterstreicht jedes Jahr eindrucksvoll, warum es in der europäischen Festivallandschaft einmalig ist: 100 % Jazz, baltischer Background, viele Premieren und Eigenproduktionen – und vor allem ein großes Fest. In: Jazzpodium
- ↑ „das Kleinod unter den Jazzfestivals“ Jazz thing 1997
- ↑ Werner Burkhardt: eine unverwechselbare Identität und ein großes Publikum. In: Süddeutsche Zeitung
- ↑ JazzBaltica 2004. In: z – neue musikzeitung. 23. April 2004 (nmz.de [abgerufen am 16. April 2020]).
- ↑ Webpräsenz ( vom 11. Januar 2012 im Internet Archive) (abgerufen am 1. Dezember 2011)
- ↑ Nils Landgren wird Leiter von Jazz Baltica. In: Die Welt. 1. Dezember 2011.
- ↑ 1991 findet JazzBaltica erstmals statt, abgerufen am 8. Mai 2019.
- ↑ a b Zehntausende Besucher bei JazzBaltica. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 26. Juni 2022, abgerufen am 28. Juni 2022.
- ↑ Volle Ränge bei der JazzBaltica, HL-Live.de, 28. Juni 2022.
- ↑ Gesellschaftliches Engagement – Investitionsbank Schleswig-Holstein
- ↑ »Musik ist mein Ventil«. In: JazzBaltica. Abgerufen am 4. Juli 2024.
- ↑ Ella Burkhardt erhält JazzAward der JazzBaltica. In: NDR. 25. Mai 2023, abgerufen am 28. Mai 2023.
- ↑ ibsh-jazzaward-2021
- ↑ IB.SH-Jazz-Award für Keno Harriehausen. In: Kieler Nachrichten. 19. Juni 2020, abgerufen am 21. Juni 2020.
- ↑ Der IB.SH-JazzAward 2019 geht an Vincent Niessen
- ↑ IB.SH-JazzAward 2018 geht an David Grabowski, 24. Mai 2018, abgerufen am 8. Mai 2019.
- ↑ IB.SH-JazzAward 2017 an Anna-Lena Schnabel, 12. Mai 2017, abgerufen am 8. Mai 2019.
- ↑ Jazz Baltica Förderpreis 2013
- ↑ Herzlichen Glückwunsch »Flickstick«! ( vom 6. September 2012 im Internet Archive)
- ↑ Dagmar Leischow: Clara Haberkamp Trio: Förderpreis finanziert Studioaufnahmen. In: Schleswig-Holsteinische Zeitung. 29. Juni 2011.
- ↑ JazzBaltica Förderpreis geht an das Clara Haberkamp Trio. In: neue musikzeitung.
- ↑ Auftaktsession Moritz Baumgärtner Trio ( vom 6. Juni 2011 im Internet Archive)
- ↑ JazzBaltica Förderpreis geht an Charlotte Greve ( vom 21. Juni 2015 im Internet Archive)
- ↑ Jazzzeitung 3/2008: kurz, aber wichtig: JazzBaltica Förderpreis geht an Firomanum