Jakob Kettler

Enkel des letzten Deutschordensmeisters Gotthard Kettler und Herzog von Kurland

Jakob Kettler, Herzog von Kurland (* 28. Oktober 1610 in Goldingen in Kurland; † 1. Januar 1682 in Mitau) war Herzog von Kurland.

Herzog Jakob Kettler

Herzog Jakob war ein Enkel des letzten Deutschordensmeisters Gotthard Kettler. Er zeichnete sich durch eine überaus kluge und effektive Wirtschaftspolitik aus. Er führte sein kleines Land zu einer frühen wirtschaftlichen Blüte, so dass er bis heute in dieser Region verehrt wird.

Dem Herzog Jakob „gehörten“ die Antillen-Insel Tobago und Kolonien am Fluss Gambia in Afrika. Er beteiligte sich von 1650 bis 1660 am transatlantischen Dreieckshandel ohne privilegierte Handelskompanie wie die „Afrikanische Compagnie“ zu gründen.[1]

Leben Bearbeiten

Herzog Jakob entstammte dem westfälischen Adelsgeschlecht Kett(e)ler und wurde in Goldingen als einziger Sohn des Herzogs Wilhelm Kettler und dessen Frau Sophie, Tochter des Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen, geboren. Seine Mutter starb bereits 1610, im Jahr seiner Geburt. 1615 wurde sein Vater nach einem missglückten Staatsstreich gegen den regierenden Adel aus Kurland vertrieben und des Herzogtitels für verlustig erklärt. Er nahm Jakob mit sich ins Exil und ließ den Knaben bis 1621 am kurfürstlichen Hof in Berlin erziehen.[2] Der junge Prinz, der bereits mit 13 Jahren an der Universität Leipzig immatrikuliert und dort ehrenhalber zum Rektor ernannt wurde (eine für Fürstensöhne nicht unübliche Form der Auszeichnung), erwarb sich sehr früh den Ruf, ein hochgebildeter Mann zu sein, der seinen Alters- und Standesgenossen deutlich überlegen war.

Nach längeren Auslandsaufenthalten zwischen 1634 und 1637, die ihn unter anderem nach Amsterdam, Paris, Warschau und wahrscheinlich auch England führten, kehrte er in seine Heimat zurück und übernahm ab 1638 von seinem Onkel Herzog Friedrich Kettler einen Teil der Regierungsgeschäfte und mit dem Tod des Herzogs Friedrich im Jahre 1642 die Herrschaft über das kleine Land.

Zu den wirtschaftlichen Neuerungen, die Herzog Jakob in Kurland einführte, zählten die Errichtung von Schmiedewerkstätten, der Bau von Glashütten, Salpeter- und Seifensiedereien, Papiermühlen und Tuchfabriken. Er holte außerdem holländische Fachkräfte nach Kurland, um eine erste Schiffswerft zu errichten. Zu den sozialen Einrichtungen, die auf ihn zurückgehen, gehören das erste Hospital sowie ein Irrenhaus.

Aufgrund der Lehnsabhängigkeit vom Königreich Polen-Litauen wurde das Herzogtum in den 1655 ausbrechenden Zweiten Nordischen Krieg verwickelt. In der Nacht vom 29. zum 30. September 1658 gelang es dem schottischen Grafen Robert Douglas, der in schwedischem Militärdienst bis zum Feldmarschall aufgestiegen war, die Residenz des Herzogs in Mitau zu besetzen und Jakob mit seiner Familie zu verhaften. Bis zu ihrer Freilassung 1660 wurden sie zuerst in Riga und später Iwangorod festgehalten.

Auf der Insel Tobago in der Karibik und in Westafrika, auf der nach ihm benannten Jakobsinsel unweit der Mündung des Gambia, ließ Herzog Jakob kurländische Kolonien anlegen um sich am transatlantische Dreieckshandel beteiligen zu können. Nach dem Herzog Jakob 1658 in schwedische Gefangenschaft geraten war, fielen die Kolonien an die Niederlande und England, die Handelsflotte wurde weitgehend vernichtet. Nach dem Friedensschluss konnte Tobago zwar zurückgewonnen werden, aber die Wirtschaftskraft Kurlands war zerstört.

Nachkommen Bearbeiten

 
Charlotta

Am 9. Oktober 1645 heiratete Herzog Jakob in Königsberg Luise Charlotte von Brandenburg (1617–1676), die älteste Tochter des Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg.[3] Aus der Ehe gingen folgende Kinder hervor:

⚭ Sophie Amalie von Nassau-Siegen (1650–1688)
Elisabeth Sophie von Brandenburg (1674–1748)

Literatur Bearbeiten

  • Walter Eckert: Kurland unter dem Einfluss des Merkantilismus (1561–1682). Ein Beitrag zur Verfassungs-, Verwaltungs-, Finanz- und Wirtschaftsgeschichte Kurlands im 16. und 17. Jahrhundert. Löffler, Riga 1926.
  • Robert Hassencamp: Ein brandenburgisch-bergisches Eheproject im Jahre 1641. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins, Jg. 10 (1895), S. 225–243.
  • Enn Küng: Die Gefangenschaft Herzog Jakobs von Kurland in Ivangorod 1659–1660. In: Forschungen zur baltischen Geschichte, Bd. 10 (2015), S. 69–91.
  • Wilhelm Maier: Die geplante Heirat Philipp Wilhelms von Pfalz-Neuburg mit der Schwester des Grossen Kurfürsten. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein insbesondere die alte Erzdiözese Köln, Jg. 87 (1909), S. 162–173.
  • Heinz Mattiesen: Jakob Kettler. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 313–315 (Digitalisat).
  • Theodor SchiemannJakob Kettler. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 540–546.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Sven Klosa: Die Brandenburgische-Africanische Compagnie in Emden eine Handelscompagnie des ausgehenden 17. Jahrhunderts zwischen Protektionismus und unternehmerischer Freiheit. Lang, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-631-60932-3. S. 26.
  2. Heinz Mattiesen: Jakob Kettler. In: Neue Deutsche Biographie, Bd. 10 (1974), S. 313–315 (Onlinefassung)
  3. Barbara Beuys: Der große Kurfürst. Der Mann, der Preußen schuf. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1979, ISBN 3-498-00456-5, S. 108–109.
  4. Moritz Conrad Posselt: Der General und Admiral Franz Lefort: Sein Leben und seine Zeit. Frankfurt am Main, 1866, S. 68.

Weblinks Bearbeiten

VorgängerAmtNachfolger
Friedrich KettlerHerzog von Kurland
1639–1682
Friedrich Kasimir Kettler