Ivan Glasenberg

südafrikanisch-australisch-schweizerischer Unternehmer und Manager

Ivan Glasenberg (* 7. Januar 1957 in Johannesburg)[1] ist ein südafrikanisch-australisch-schweizerischer Unternehmer und Manager. Von 2002 bis 2021 war er Chief Executive Officer (CEO) des Rohstoffhändlers Glencore. 2014 war er mit einem Vermögen von umgerechnet fünf Milliarden Euro der reichste Südafrikaner. Er ist Mitglied des Verwaltungsrats des Bergbauunternehmens Minara Resources Ltd.[2]

Ivan Glasenberg (2013)

Leben Bearbeiten

Glasenberg erwarb einen Bachelor of Commerce und einen Bachelor of Accountancy an der University of the Witwatersrand in Südafrika. Glasenberg arbeitete fünf Jahre lang bei Nexia Levitt Kirson, einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, und ist Chartered Accountant, Südafrika [CA (SA)].[3] Glasenberg studierte Finanzwissenschaften an der Witwatersrand-Universität und an der University of Southern California. Von 1984 bis Juni 2021 arbeitete er für Glencore, ab Januar 2002 als Chief Executive Officer (CEO).[4][5][6] Er arbeitete für das Unternehmen unter anderem in Australien und Hongkong. Im Jahr 2005 bezeichnete BusinessWeek Glasenberg als Schlüsselfigur im geheimen Rohstoffhandel von Marc Richs Firma Mark Rich & Co. AG.[7] Rich war ein milliardenschwerer Rohstoffhändler, der wegen Steuerhinterziehung und illegaler Geschäfte mit dem Iran angeklagt war, später aber von US-Präsident Bill Clinton begnadigt wurde.[8] Glencore ist das Nachfolgeunternehmen der Marc Rich & Co AG.[9]

Im September 2011 begann Glasenberg, mit Hilfe seiner eigenen Dividenden einen größeren Anteil an Glencore zu erwerben, indem er für bis zu 54 Millionen US-Dollar zusätzliche Glencore-Aktien kaufte.[10] Im April 2012 wurde berichtet, dass Glasenberg mehr als 15 Prozent der Glencore-Aktien besaß.[11]

Seit den frühen 2000er Jahren unterstützte Glencore den Oligarchen Michail Gutseriyev beim Aufbau von Russneft zu einem der größten Ölunternehmen Russlands, indem es die Expansion des Unternehmens gegen Ölexportrechte finanzierte.[12] 2012/2013 gelang dem größten Anteilseigner von Glencore die Fusion mit Xstrata zu Glencore Xstrata.[13] Durch die Fusion wurde ein Unternehmen mit einem Wert von 88 Mrd. US-Dollar geschaffen.[14] Ursprünglich sollte Xstrata-CEO Mick Davis CEO werden, während Glasenberg im Rahmen einer Fusion unter Gleichen den Vorsitz übernehmen sollte, doch aufgrund der ablehnenden Haltung des Xstrata-Großaktionärs Katar wurde das Unternehmen zu einem Übernahmeziel,[15] und durch den Tausch von 3,05 Glencore- gegen 1 Xstrata-Aktie entstand das neue Unternehmen Glencore Xstrata mit Glasenberg als CEO. Davis verließ das Unternehmen im Juli 2013.[16] Der Konzern wurde damit zum viertgrößten Rohstoffhändler der Welt.[17] Für seinen persönlichen Einsatz beim Einstieg von Glencore bei Rosneft[18] erhielt Glasenberg im Jahr 2017 vom russischen Präsidenten Vladimir Putin persönlich einen Orden überreicht.[19] Im Dezember 2020 gab Glasenberg bekannt, dass er im Jahr 2021 in den Ruhestand treten werde.[20][21][22] Sein Nachfolger als CEO wurde Gary Nagle.[23]

Kritik Bearbeiten

Nach dem Börsengang von Glencore an der London Stock Exchange zahlte Glasenberg 360 Millionen Schweizer Franken (240 Mio. GBP) an Steuern an Rüschlikon. Das Geld ermöglichte es den Einwohnern, ihren Steuersatz um 7 % zu senken, was nach einer öffentlichen Abstimmung mit großer Mehrheit angenommen wurde, und zog die Kritik einiger Dorfbewohner an den angeblich umstrittenen Geschäftspraktiken von Glencore auf sich.[24]

Privat Bearbeiten

Glasenberg ist verheiratet und hat eine Tochter (* 1989) und einen Sohn (* 1994).[1] Er ist gebürtiger Südafrikaner. Sein Vater, Samuel, war ein litauisch-jüdischer Gepäckhersteller und Importeur, der später auswanderte.[4]

In den späten 1980er Jahren, als er für zwei Jahre in Australien lebte, nahm er die australische,[25] 2011 die schweizerische Staatsbürgerschaft an.[26]

Seit 1994 wohnt er in Rüschlikon im Kanton Zürich, wo er auch heimatberechtigt ist.[27]

Glasenberg war Laufmeister in Südafrika und Israel[28] und läuft und schwimmt täglich, um seine Fitness aufrechtzuerhalten.[29]

Vermögen Bearbeiten

Sein Vermögen wurde 2021 vom Schweizer Wirtschaftsmagazin Bilanz auf 5,5 Milliarden Schweizer Franken geschätzt, 2020 auf 2,75 Milliarden.[30] Auf der Forbes-Liste 2022 wurde sein Vermögen mit ca. 9,1 Milliarden US-Dollar angegeben. Damit belegte er Platz 3 in der Schweiz und Platz 223 auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt.[31]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Ivan Glasenberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Stefan Lüscher: Der reichste Händler der Welt. In: Bilanz 8/2011 vom 1. Mai 2011
  2. Glencore PLC ADR. In: wsj.com. Abgerufen am 31. März 2023.
  3. Ivan Glasenberg. In: bloomberg.com. Abgerufen am 3. April 2023.
  4. a b Helen Pidd, Dan Glaister, David Smith, Ian Cobain: The rise of Glencore, the biggest company you've never heard of. The Guardian, 19. Mai 2011, abgerufen am 23. Januar 2018.
  5. bilanz.ch: Der grosse Bluff
  6. CEO Succession and Board Changes. In: Glencore. 30. Juni 2021, abgerufen am 2. Dezember 2021 (englisch).
  7. The rise of Glencore, the biggest company you've never heard of. In: theguardian.com. 19. Mai 2011, abgerufen am 3. April 2023.
  8. Ammann, Daniel: The King of Oil: The Secret Lives of Marc Rich St. Martin's Press, New York, ISBN 978-0-312-57074-3.
  9. Tod eines Dealers. In: spiegel.de. 26. Juni 2013, abgerufen am 3. April 2023.
  10. Glencore boss Glasenberg buys shares, eyes more. In: reuters.com. Abgerufen am 5. April 2023.
  11. Glencore's billionaire executives share $80m windfall payout. In: theguardian.com. 25. August 2011, abgerufen am 5. April 2023.
  12. Olga Yagova, Dmitry Zhdannikov: Glencore sells stake in Russia's Russneft to cap 20-year partnership. In: Reuters. 15. Februar 2022 (reuters.com [abgerufen am 19. März 2022]).
  13. Danny Fortsoo: Business person of the year: King of deals takes the crown. thesundaytimes.co.uk vom 23. Dezember 2012, abgerufen am 27. Dezember 2012 (Archiv)
  14. Glencore-Xstrata Merger Complete. In: wsj.com. 2. Mai 2013, abgerufen am 5. April 2023.
  15. Qatar backing puts Glencore's Xstrata deal on track. In: reuters.com. 15. November 2012, abgerufen am 5. April 2023.
  16. Glencore und Xstrata können fusionieren. In: nzz.ch. 16. April 2013, abgerufen am 5. April 2023.
  17. Stefan Kaiser: Ivan Glasenberg wird zum mächtigsten Händler. spiegel.de vom 1. Oktober 2012, abgerufen am 27. Dezember 2012
  18. Glencore und Katar steigen bei Rosneft ein | Handelszeitung. In: Handelszeitung. (handelszeitung.ch [abgerufen am 19. März 2022]).
  19. Putin ehrt Glasenberg mit Freundschaftsorden. Abgerufen am 19. März 2022 (Schweizer Hochdeutsch).
  20. Ivan Glasenberg tritt als Chef des weltgrößten Rohstoffkonzerns ab. In: handelsblatt.com. 4. Dezember 2020, abgerufen am 11. April 2023.
  21. Glencore CEO Ivan Glasenberg to Retire After 18 Years at the Helm. In: wsj.com. 4. Dezember 2020, abgerufen am 11. April 2023.
  22. Billionaire Glasenberg’s Reign Spanned IPO Glory to Graft Probes. In: bloomberg.com. 4. Dezember 2020, abgerufen am 11. April 2023.
  23. Ivan Glasenberg. In: Bilanz, "Die 300 Reichsten 2021" vom 26. November 2021, S. 122
  24. Ivan Glasenberg's neighbours rest uneasily with Glencore tax windfall. In: theguardian.com. 2. Dezember 2012, abgerufen am 11. April 2023.
  25. Andrew Heathcote: Passport power. (Memento vom 2. Juli 2013 im Internet Archive) In: BRW vom 24./25. Mai 2011, abgerufen am 7. Mai 2013 (englisch)
  26. Martin Spieler: «Letztlich macht es keine Differenz, ob Ihr Vermögen eine Milliarde beträgt oder sechs» Interview in: SonntagsZeitung vom 5. Mai 2013 (Archiv)
  27. Tagesanzeiger: Glasenberg ist Zweitreichster im Kanton
  28. Special report: The biggest company you never heard of. In: reuters.com. 25. Februar 2011, abgerufen am 11. April 2023.
  29. Fiery CEOs may clash in Glencore-Xstrata talks. In: reuters.com. 2. Februar 2012, abgerufen am 11. April 2023.
  30. Die 300 Reichsten – vollständige Liste. Abgerufen am 22. Dezember 2021.
  31. Profile: Ivan Glasenberg. Forbes, abgerufen am 12. Mai 2022.