Isaac Lipschits

niederländischer Historiker und Politologe

Isaac Lipschits (* 19. November 1930 in Rotterdam; † 24. Mai 2008 in Groningen) war ein niederländischer Historiker, Politologe und Holocaustüberlebender.

Leben und Wirken Bearbeiten

 
Stolpersteine zum Gedenken an die Familie Lipschits in Rotterdam

Isaac Lipschits wurde 1930 in Rotterdam geboren und wuchs dort auf. Seine jüdische Familie war seit dem 18. Jahrhundert in den Niederlanden ansässig. Die Eltern arbeiteten auf dem zentralen Markt der Stadt.[1] 1942 veranlassten sie ihn, sich selbst und seinen jüngeren Bruder zu verstecken. So gelang es beiden Kindern, die Judenverfolgungen und den Zweiten Weltkrieg zu überleben, während der Rest der Familie nach Osteuropa deportiert und umgebracht wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam er mit seinem Bruder in ein jüdisches Waisenhaus in Rotterdam.[1] Vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Lipschits in der Agniesestraat 59 in Rotterdam erinnern Stolpersteine an die vier ermordeten Mitglieder.[2]

1951 schrieb sich Isaac Lipschits an der Universiteit van Amsterdam ein. Er studierte Politikwissenschaften und lehrte nach seiner Promotion an verschiedenen Universitäten in den Niederlanden und Israel. 1973 wurde er Professor für Zeitgeschichte an der Universität Groningen. 1990 ging er in den Ruhestand.

Eines seiner Hauptanliegen bestand zeitlebens darin, an die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden zu erinnern. So enthält sein 1992 erschienenes Buch Onbestelbaar („Unzustellbar“) einen Brief an seine Mutter, in dem er von dem Schicksal erzählt, das ihm und seiner Familie widerfuhr. In diesem Werk ging Lipschits mit der Judenverfolgung scharf ins Gericht.

Nach seiner Pensionierung widmete er einen Großteil seiner Zeit dafür, den holländischen Opfern des Holocaust ein Denkmal zu setzen. Dies gelang ihm auf eindrucksvolle Weise als Gründer des Projektes Digitales Denkmal der jüdischen Gemeinde in den Niederlanden, an dem er auch selbst maßgeblich beteiligt war. Eine Vielzahl der dort enthaltenen Biographien geht auf seine eigenen historischen Recherchen zurück.

Lipschits wurde bekannt als erster Übersetzer des oft nachgedruckten vollständigen ersten Teiles von MarxDas Kapital in niederländischer Sprache (Jubiläumsjahr 1967).

Literatur von Isaac Lipschits (Auswahl) Bearbeiten

  • 1962: La politique de la France au Levant 1939–1941
  • 1966: Honderd jaar NIW: het Nieuw Israëlietisch Weekblad, 1865–1965
  • 1971: Simulaties in de internationale politiek
  • 1977: Politieke stromingen in Nederland: inleiding tot de geschiedenis van de Nederlandse politieke partijen
  • 1977: Ontstaansgeschiedenis van de Nederlandse politieke partijen
  • 1977 e.v.: Verkiezingsprogramma's 1977, 1981, 1986, 1989, 1994, 1998: verkiezingen voor de Tweede Kamer der Staten-Generaal
  • 1992: Onbestelbaar: herinneringen in briefvorm
  • 1997: Tsedaka: een halve eeuw Joods Maatschappelijk Werk in Nederland
  • 2001: De kleine sjoa: Joden in naoorlogs Nederland (engl.: The Little Shoa)[3]
  • 2004: Rafael Gerstenfeld. 1900–1976: een man van goede daden

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Mark Kurlansky: A Chosen Few. The Resurrection of European Jewry, Addison-Wesley, Boston 1995, ISBN 978-0-201-60898-4, S. 97
  2. Voordat de vermaarde Ies Lipschits werd geboren, woonde het gezin in Dordrecht, stolpersteine-dordrecht.nl (abgerufen am 8. Juni 2022)
  3. Review von Joel Fishmann in: Jewish Political Studies. Jerusalem Center for Public Affairs 2002